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Open Access 2024 | Open Access | Buch

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Die politische Ökonomie der „Überflüssigen“

Sozialökologische Konflikte und die Kämpfe der Mapuche gegen die Forstindustrie in Chile

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Über dieses Buch

Jakob Graf wirft in diesem Open-Access-Buch die Frage auf, wie sozialökologische Konflikte am Rande der Weltwirtschaft soziologisch verstanden werden können. Dabei zeigt er, dass gerade in durch Rohstoffausbeutung gekennzeichneten Ländern des Globalen Südens große Teile der Erwerbstätigen nicht mittels Lohnarbeit in den globalen Kapitalismus integriert werden. Aus Sicht der kapitalistischen Weltwirtschaft sind große Teile der weltweiten Armen vielmehr „überflüssig“. Der Autor zeigt, dass diese Menschen allerdings nicht einfach „arbeitslos“, sondern vielfach wirtschaftlich aktiv sind; sie tragen in entscheidendem Maße zum Überleben der Menschen in ärmeren Ländern bei. Wie aus dem Widerspruch zwischen diesen lokalen „bedarfsökonomischen“ Aktivitäten und der kapitalistischen Wirtschaft sozialökologische Konflikte entstehen, verdeutlicht Graf am Beispiel der indigenen Mapuche im Süden Chiles. Diese setzen sich gegen die Expansion der industriellen Forstwirtschaft zur Wehr, die für die Weltmärkte in riesigen Forstplantagen Zellstoff produziert. Als historisch "Enteignete" kämpfen die Mapuche für die Wiederaneignung ihres Landes und ihrer Ressourcen. Graf analysiert die Funktionsweise derartiger Konflikte, er fragt, wie sich die soziale Gruppe der „Überflüssigen“ soziologisch verstehen lässt.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Open Access

Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
In diesem Kapitel wird die These der »Überflüssigkeit« in Bezug auf Chile eingeführt und ihre Bedeutung mit Blick auf den Konflikt zwischen indigenen Mapuche und der chilenishcen Forstindustrie erläutert. Zudem wird die der Arbeit zugrunde liegende Fragestellung sowie ihr Aufbau dargelegt.
Jakob Graf

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Kapitel 2. Theoretische Debatten um strukturelle Heterogenität und Verflechtung
Zusammenfassung
Dieses Theoriekapitel gibt einen Überblick über Debatten, die sich aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Traditionen heraus mit der Frage des »Innen-Außen-Verhältnisses« kapitalistischer Gesellschaften des globalen Südens beschäftigen. Zunächst beginnt es mit einem Problemaufriss, der verdeutlicht, dass von einer globalen Vereinheitlichung sozioökonomischer Verhältnisse nicht ausgegangen werden kann. Es lässt sich in der Mehrheit der Länder des globalen Südens vielmehr von einer bleibenden und zentralen Rolle des bedarfsökonomischen Sektors ausgehen. Allerdings ist dieser nicht-kapitalistische Bereich nur in geringem Maße Gegenstand soziologischer Theoriebildung geworden. Unter denjenigen Ansätzen, die sich eingehender mit diesem beschäftigen, besteht zudem kaum Einigkeit, wie er analytisch zu fassen ist. Dieses Kapitel trägt in dieser Hinsicht zu einer theoretischen Klärung bei.
Jakob Graf

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Kapitel 3. Forschungsdesign und Methode
Zusammenfassung
Im folgenden Kapitel lege ich das methodische Vorgehen dar, mit dem ich in dieser Arbeit sozialökologische Konflikte in Chile untersuche. Es handelt sich dabei um eine qualitativ ausgerichtete Studie mit explorativem Charakter. Für diese orientiere ich mich hinsichtlich der Konkretisierung des Forschungsinteresses, der Fallauswahl sowie der Erhebungs- und Auswertungsmethoden an der »klassischen Grounded Theory« nach Strauss/Corbin.  Zunächst lege ich mein Forschungsdesign in seinen Grundzügen dar und erläutere, wie es in einem empirisch-theoretischen Wechselverhältnis zur Konkretisierung meiner Fragestellung und Heuristik kam. Anschließend erkläre ich meine Fallauswahl sowie meine Erhebungs- und Auswertungsmethode und reflektiere meine Rolle als Forschender im Feld.
Jakob Graf

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Kapitel 4. Peripher-extraktivistischer Kapitalismus und sozialökologische Konflikte in Chile
Zusammenfassung
Dieses Kapitel legt dar, dass der chilenische Kapitalismus einerseits durch hohe Wachstumsraten und andererseits durch soziale Ungleichheit und zunehmende ökologische Krisen gekennzeichnet ist. Prekäre Arbeitsverhältnisse, niedrige Löhne und eine hohe Arbeitslosigkeit führen darüber hinaus dazu, dass ein bedeutender Teil der chilenischen Haushalte für deren alltägliche soziale Reproduktion auf den bedarfsökonomischen Sektor angewiesen ist. Mit einem Fokus auf den bedarfsökonomischen Sektor zeigt dieses Kapitel, wie aus diesen Widersprüchen sozialökologische Konflikte entstehen. Diese Konfliktdynamik wird empirisch anhand des Konflikts zwischen Forstindustrie und lokaler Bevölkerung im zentralen Süden Chiles eingehend untersucht.
Jakob Graf

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Kapitel 5. Grenzkämpfe im Süden Chiles
Zusammenfassung
Die vorliegende Arbeit hat die Frage gestellt, wie sich vor dem Hintergrund einer fortdauernden strukturellen Heterogenität das kapitalistische Innen-Außen-Verhältnis in extraktivistischen Peripherien verstehen und wie sich damit zusammenhängend gesellschaftliche Klassenverhältnisse und Konfliktdynamiken erklären lassen. Dieses Kapitel fasst die empirischen Ergebnisse der Arbeit mit Blick auf die zentralen Kategorien der in Kapitel 2.6 entwickelten Heuristik zusammen. Dabei arbeitet das Kapitel heraus, dass in der untersuchten Region ökologische und ökonomische Verflechtungen zwischen dem bedarfsökonomischen und dem kapitalistischen Sektor zum zentralen Konfliktgegenstand sozialökologischer Auseinandersetzungen werden. Gleichzeitig wird dargelegt, welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Kämpfen der „Überflüssigen“ und denjenigen der Mapuche bestehen und warum diese Kämpfe Ergebnis eines gesamtgesellschaftlichen „Reproduktionsparadoxons“ sind.
Jakob Graf

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Kapitel 6. Sozialökologische Konflikte der »Überflüssigen«: Zentrale Befunde und theoretische Diskussion
Zusammenfassung
In meiner Arbeit wurde bisher deutlich, dass die meisten der dargestellten Kategorien des Nicht-Kapitalistischen theoretische Chiffren geblieben sind, die eine Leerstelle bezeichnen und nicht zur Klärung der dahinterliegenden Verhältnisse ausreichen. Zwar weisen Konzepte wie »Exklusion«, »Überbevölkerung«, »Marginalität«, »traditioneller« oder »informeller Sektor« auf Formen der Nicht-Integration in den kapitalistischen Sektor hin, allerdings tragen sie eher zum Verständnis der Effekte des kapitalistischen Sektors bei als zu demjenigen der Eigenlogiken des Nicht-Kapitalistischen.  Daher wurde in der vorliegenden Arbeit die Heuristik der »strukturellen Heterogenität« erarbeitet und das empirisch-analytische Konzept des »bedarfsökonomischen Sektors« eingeführt. Im Folgenden lege ich die zentralen empirischen Befunde dar, die diese Herangehensweise mit Blick auf die chilenische Gesellschaft hervorbrachte und gehe im Anschluss auf kapitalismus- sowie klassen- und konflikttheoretische Schlussfolgerungen und die Stärken und Schwächen der von mir gewählten Konzepte ein.
Jakob Graf

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Kapitel 7. Ausblick: Die politische Ökonomie der »Überflüssigen« als sozialökologische Alternative?
Zusammenfassung
Immer stärker rücken ökologische Krisen ins öffentliche Bewusstsein. Mittlerweise sorgen sich auch Vertreter*innen der Kapitalinteressen um große ökonomische Einbußen, die der Klimawandel für sie bedeuten könnte. Während die einen unsichere Verwertungsbedingungen des Kapitals beklagen, sehen sich diejenigen, deren alltägliche Reproduktion vom bedarfsökonomischen Sektors abhängt, grundlegenden Überlebensfragen ausgesetzt. Abschließend stellt sich dieses Kapitel die Frage, welche Schlussfolgerungen das Konzept der politischen Ökonomie der »Überflüssigen« gesellschaftspolitisch zulässt. Dient das Konzept des bedarfsökonomischen Sektors nur als empirische Analysekategorie oder möglicherweise auch als normativer Fluchtpunkt? Stellt die politische Ökonomie der »Überflüssigen« sogar eine gesellschaftliche Alternative in Zeiten der globalen sozialökologischen Krise dar?
Jakob Graf
Backmatter
Metadaten
Titel
Die politische Ökonomie der „Überflüssigen“
verfasst von
Jakob Graf
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-43536-3
Print ISBN
978-3-658-43535-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-43536-3

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