1 Einführung: Bürogestaltung als Vermittler
1.1 Framework der Organisationskultur & Clankultur
1.2 Aktivitätsorientierte Arbeitsumgebungen & ihre Designmerkmale
1.3 Designmerkmale & Organisationskultur
1.3.1 Visueller Zugang
1.3.2 Räumliche Nähe
1.3.3 Arbeitsplatzgleichheit
1.4 Forschungsfrage
2 Methode
2.1 Forschungsdesign, Datenerhebung und Analyse
Designmerkmal | Art des Einflusses | Thema Räumliche Spezifierung (R) | Querschnittsthema Vertiefender assoziativer/funktionaler Mechanismus (Q) | Thema Beeinflusste Organisationskulturparameter (K) | Zusammenführendes Thema Haupteinfluss Organisationskultur (Z) |
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Visueller Zugang | Funktional | 1. Räumliche Barrierefreiheit Sichtachsen | Zugang zu Teammitgliedern | 1.1 Häufigkeit des Austausches: Mehr formeller und informeller Austausch | Kommunikation (häufig, schnell, informell und spontan) |
1.2 Art des Austausches i. Kürzer, schneller, spontaner (im Team) ii. Verschlankung/Fokussierung Inhalt (im Team) iii. Informellerer, unbürokratischer (zwischen Teams) | |||||
Assoziativ | 1. Sichtachsen | Territorialprinzipien | 1.1 Dynamische Atmosphäre | Dynamische Atmosphäre Zugehörigkeit | |
2. Überblick | 1.2 Zugehörigkeit | ||||
Räumliche Nähe | Funktional | 1. Räumliche Zusammenführung eines Teams | Zugänglichkeit Teammitglieder | 1.1 Im Team Zusammenarbeit: Einfachere Koordination Planung | Beziehungen zwischen Teams Zusammenarbeit in und zwischen Teams |
1.2 Im Team Zusammenarbeit: Mehr Produktivität | |||||
1.3 Im Team Zusammenarbeit: Schneller Informationswechsel | |||||
2. Räumliche Nähe anderer Teams | Serendipität | 2.1 Teamübergreifend mehr Zusammenarbeit | |||
2.2 Teamübergreifend informierter über Arbeit anderer | |||||
2.3 Teamübergreifend neue und verbesserte Beziehungen | |||||
Assoziativ | 1. Räumliche Zusammenführung eines Teams | Territorialprinzipien | 1.4 Teamzugehörigkeit | Zugehörigkeit in zwischen Teams | |
1.5 Soziale Normen im Team | |||||
2. Räumliche Zusammenführung mehrerer Teams | Territorialprinzipien | 1.1 Teamübergreifende Offenheit | |||
1.2 Teamübergreifende Zugehörigkeit | |||||
1.3 Teamübergreifend Identifikation | |||||
Arbeitsplatzgleichheit | Assoziativ | 1. Angleichung der Arbeitsbedingungen | Territorialprinzipien verringerte psychologische Distanz | 1. Symbolische Angleichung des Status/flache Hierarchie | Kollegial-beratende Führungsbeziehung |
2. Teilung einer Zone | 1. Präsenz der Führungskraft im Team | ||||
2. Gefühlte Nähe zu Führungsperson | |||||
3. Transparenz im zwischenmenschlichen Umgang |
2.2 Interviewteilnehmende
3 Ergebnisse
3.1 Visueller Zugang
3.1.1 Funktional: Kommunikation schnell spontan durch Barrierefreiheit Sichtachsen
Viel mehr Austausch, weil man sich auf der Fläche auch sieht. Sonst musste man auch vielleicht ein Meeting organisieren und dann spricht man dann wirklich eher die Traktandenliste durch und jetzt hat man auch für privates Nachfragen (…) mal Zeit zwei/drei Minuten (Nr. 4).Mehr Besprechungen aber kürzere, spontane und just in time-Meetings. Die Qualität ist wahrscheinlich besser geworden (Nr. 7).Jetzt gehst du schon eher an den Tisch heran und fragst, hey hast du kurz Zeit, können wirs kurzanschauen? Von daher ist der Umgang schon einfacher geworden. (Nr. 9).Aus den anderen Gruppen, die waren einfach verfügbar. Man konnte einfach hingehen und kurz eine Frage stellen, die war gleich geklärt. Man musste nicht lange Mails schreiben (Nr. 4).Fokussierter (…) gerade wenn man sich häufiger auch sieht (…) Dann kommt man auch schneller (…) auf den Punkt (Nr. 5).
3.1.2 Assoziativ: Dynamik Zugehörigkeit durch Sichtachsen Überblick
Die Offenheit des Raumkonzepts hier lässt zu, dass man in mittleren Gruppen schnell zusammenkommt oder die Leute zusammenführt (Nr. 5).Für die Sitzung und für mich ist das [ABW] super, weil ich kann mich schnell mit den Leuten … treffen, ohne grosse Arbeitszeiten. Für mich ist das super (Nr. 1).Ich glaube der Austausch ist intensiver […], dass man sich häufiger sieht, dass man schneller … zu einem Meeting abmachen kann, wo die Leute Zeit haben (Nr. 5).Du gehst eher einmal unangekündigt zu deinem Teamkollegen und sagst, hey können wir das kurz anschauen? (Nr. 9).Übersichtlich, sieht man eigentlich jeden Morgen alle Leute und begrüsst sie auch (Nr. 3).
3.2 Räumliche Nähe
3.2.1 Funktional: Zusammenarbeit Beziehungen durch räumliche Zusammenführung Serendipität
Das machts für uns einfach viel einfacher [zu planen], weil wir relativ viel zusammenarbeiten, zusammen etwas besprechen müssen. Da macht es Sinn, dass wir in Sichtnähe hocken (Nr. 9).Jetzt eben alle in einer Fläche (…) dann schreibt man keine Mail, da geht man einfach kurz hin und fragt. (…) besonders für die Leute, die viel von anderen wissen müssen, ist das ein sehr grosser Vorteil und für mich selbst auch, denn es geht schneller (Nr. 4).Das macht ja vielleicht auch Sinn, wenn alle Leute beieinander sind und so einfacher kommuniziert werden kann (Nr. 9)Austausch ist intensiver, vor allem der Face-to-Face Austausch. Eben dadurch bedingt, dass die Leute auch näher zusammengerückt sind. (…) habe als Ganzes das Gefühl, dass es durchaus produktiver geworden ist, eben durch einen intensiveren Austausch (Nr. 5).Die Qualität ist wahrscheinlich besser geworden. […] Das ist natürlich schon besser geworden, weil wir natürlich auf einem Geschoss mehrere Teams sind vom gleichen Bereich. Das hat sich natürlich schon sehr sehr sehr verbessert (Nr. 7).
Also ich zumindest habe vorhin nicht über die Gruppen, also über das X‑Team [anonymisiert] hinaus Kooperationen mit anderen gehabt. Das hat sich dann, würde ich meinen auch wegen der veränderten Büroumgebung verändert (Nr. 4).Plötzliches Treffen (…) vermischen sich die Teams cross-funktional und arbeiten an verschiedenen Themen (Nr. 1).Früher (…) die Leute teils gar nicht gekannt hat. Also den Namen gehört und ein Foto dazu und hat die Menschen nicht gekannt (…) jetzt (…) sich begegnet und einfach auch mal darüber spricht: Hey, was machst du gerade und dann merkt man, man hat mega viel Gemeinsamkeiten in Projekten oder auch Privat (Nr. 8)Viele Personen, mit denen man vorher noch nicht so zu tun hatte, trifft man plötzlich. Sei es im Kaffeeraum oder eben auf dem Gang oder so. Es gibt schon eine grössere Durchmischung und das gibt positive Gespräche (Nr. 6).
3.2.2 Assoziativ: Zugehörigkeit durch Territorialität
Du bist stärker verbunden mit den Leuten und du redest viel mehr und das Vertrauen hat sich durch das sicher auch gestärkt (Nr. 9).Es gibt ein gutes Gefühl, weil man sich dann auch sehr nahe ist für den Austausch, wenn irgendetwas besprochen werden muss. Dass man da nicht irgendwie räumlich getrennt ist (Nr. 7).Es ist (…) eine allgemeine Kultur entstanden, wann es sinnvoll ist, mal über den Tisch hinweg etwas zu klären oder wann man sich in ein Think Tank zurückzieht. Ich glaube das hat sich vor allem geändert (Nr. 4).Was sich auch geändert hat, ist, dass man, (…) ein bisschen mehr Rücksicht nimmt. (…) man ist sich bewusst, wenn ich jetzt telefoniere, dann gehe ich in den Fokusraum. Das hat man früher direkt im Büro gemacht, da hat man nur einen gestört oder so, dann war das nicht so schlimm. Hier hört mans dann halt relativ schnell. Entsprechend zieht man sich dann zurück. (…) Ich glaube das hat sich auch geändert, dass man ein bisschen mehr aufpasst und oft ein bisschen mehr Rücksicht nimmt und dass man auch jemandem Rückmeldung gibt, wenns einem stört (Nr. 5)
Vorher (…) ein verschworenes Team (…) weil wir geographisch getrennt waren (…) jetzt (…) offener, weil (…) auf dem gleichen Geschoss mehrere Teams haben. (…) kann (…) sein, dass von einem anderen Team in dieser Zone jemand arbeitet (…) eine bessere Durchmischung von verschiedenen Teammitgliedern (Nr. 7).Als wir dann hierhin kamen [zusammenführender Firmenstandort] mit all den anderen Leuten, hat die Zugehörigkeit sich stark verbessert. Und die Identifikation auch damit (…) Und wie gesagt, der übergreifende Zusammenhalt, da merkt man schon so ein bisschen der Spirit der Firma und das ist schon auch sehr cool. (Nr. 8).
3.3 Arbeitsplatzgleichheit
3.3.1 Assoziativ: Kollegial-beratende Führungsbeziehung durch Symbolik und Territorialität
Es [war] wichtig zu kommunizieren, dass sie genauso einen Arbeitsplatz wie wir haben, wir arbeiten unter den gleichen Bedingungen, für alle gleich und das nimmt so ein bisschen wahrgenommene Distanz (Nr. 5).Jeder ist bei uns gleichberechtigt. Auch mein Chef, auch mein Chef-Chef, hat auch auf sein Einzelbüro verzichtet und ist auch im Open Space integriert. Es werden wirklich alle Leute gleichbehandelt. Auch die Ausstattung ist die Gleiche. (…) es hat sich zum Positiven verändert. Die Hierarchiestufen haben sich (…) nicht verändert, aber man nimmt das Ganze viel flacher wahr (Nr. 9).
Von da her spürt man sie mehr, oder man sieht sie mehr, diese Führungskräfte, weil sie halt auch in diesem Grossraumbüro sitzen (Nr. 6).Vorher war der Chef irgendwo in einem Einzelbüro und da fragtest du dich: Darf ich den jetzt stören oder (…) wie ist er heute gelaunt? (…) viel transparenter, wenn die Leute wirklich auch im selben Raum sind oder neben dir sitzen sogar. Von daher ist es (…) besser als vorher (Nr. 9).Weil ja der Abteilungsleiter auch in der gleichen Zone arbeitet. Das gibt schon ein Teamgeist (Nr. 7).Sie [haben] eher eine Coachingfunktion (…) Du nimmst diese Leute eher als Teamkollegen wahr anstelle des Chefs. Das heisst nicht, dass wir keinen Respekt haben von diesen Leuten *lacht*, das ist schon klar. (…) die Nähe zum Chef wird gefördert. Der Draht wird ein wenig gestärkt. Das ist sicher sehr gut und wurde durch die [räumliche] Umstrukturierung gestärkt (Nr. 9).