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02-11-2023 | Unternehmenskultur | Fragen + Antworten | Article

Das sollten Manager über Fehlermanagement wissen

Author: Christoph Seckler

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Eine gute Fehlerkultur ist eine Fehler-Management-Kultur, betont Wissenschaftler Christoph Seckler. Doch in Deutschland achten Führungskräfte noch viel zu wenig auf die praktische Umsetzung. Wo es hakt und wie es besser geht.

Warum behindert eine schlechte Fehlerkultur die Innovationskraft von Unternehmen?

Innovation bedeutet, dass wir etwas Neues machen. Und wenn wir Neues machen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass etwas schief geht. Hat man jetzt Angst, Fehler zu machen, macht man auch nicht Neues. Um innovativ zu sein, müssen wir auch Fehler machen können. Der alte Spruch "Durch Fehler lernt man" stimmt. Denn jeder Fehler ist immer auch ein Informationsgewinn, wie es nicht geht. Jene Fehler, die passieren, wenn wir neue Wege gehen, sind wichtig, um Projekte anzustoßen oder MVPs, also Minimum Viable Products, zu initiieren. Mit Innovationen in Firmen ist es dabei wie bei Venture Capital Investments: Wenn nur eins von zehn Investments fliegt, dann reicht das oft, um die anderen neun Investments zu kompensieren.

Was macht eine gute Fehlerkultur aus?

Eine gute Fehlerkultur bezeichnen wir in der Wissenschaft als eine Fehler-Management-Kultur. In einer Fehler-Management-Kultur werden Fehler proaktiv und konstruktiv gemanagt. Es geht also nicht um das Fehlermachen, sondern um einen guten Umgang mit Fehlern. Ein guter Umgang mit Fehlern bedeutet, dass Fehler schnell korrigiert, antizipiert und kommuniziert werden. Zudem sollte aus Fehlern gelernt und auch Fehlerrisiken eingegangen werden, zu Beispiel beim Experimentieren.

Studien zeigen: Eine Fehler-Management-Kultur entwickelt sich dann, wenn sowohl hohe Leistungsstandards an die Arbeit angelegt werden als auch ein Klima der psychologischen Sicherheit herrscht. Fehlt die psychologische Sicherheit, entwickelt sich schnell eine Fehler-Angst-Kultur. Fehlen die hohen Leistungsstandards, sprechen wir von einer Fehler-Akzeptanz-Kultur. Und wenn weder noch vorhanden ist, dann entwickelt sich schnell eine sogenannte Fehler-Resignations-Kultur.

Was sollten Führungskräfte tun, um die Fehlerkultur in ihrer Organisation zu verbessern?

Gerade Führungskräfte haben durch ihr alltägliches Verhalten einen starken Einfluss auf die Fehlerkultur in Unternehmen. Drei Dinge können sie insbesondere tun: Erstens, als Vorbild agieren. Das heißt, eigene Fehler zu korrigieren, Fehler auch zu antizipieren, aus Fehlern zu lernen, auch Fehlerrisiken einzugehen und über eigene Fehler zu sprechen. Zweitens, sollten Führungskräfte Teammitglieder im Umgang mit Fehlern coachen. Das heißt, Mitarbeitern dabei zu helfen, Fehler und deren Konsequenzen richtig einzuschätzen: Fehler sind menschlich. Deren Konsequenzen hängen meist davon ab, wie wir mit ihnen umgehen. Drittens, Führungskräfte sollten Mitarbeitern herausfordernde Aufgaben geben. Dabei lernt man, dass Fehler menschlich sind und man entwickelt Strategie, um mit ihnen umzugehen.

Gibt es Menschen, die besonders gut mit Fehlern umgehen können?

Wissenschaftliche Studien zeigen: Insbesondere Menschen mit Demut gehen gut mit Fehlern um. Entgegen der landläufigen Meinung hat Demut dabei nichts mit Unterwürfigkeit oder schlechtem Selbstvertrauen zu tun. Ganz im Gegenteil. Demütige Menschen sind bereit, sich selbst akkurat einzuschätzen und wissen auch Feedback zu schätzen. Menschen mit Demut wissen, dass Fehler ihnen Feedback zu eigenen Handlungen geben. Daher erkennen demütige Menschen den Wert von Fehlern und die Informationen, die sie für ihr eigenes Lernen bieten. Dies verschafft ihnen einen Vorteil gegenüber anderen im Umgang mit Fehlern.

Gibt es Charaktereigenschaften von Mitarbeitenden und Vorgesetzten, die eine gute Fehlerkultur in Unternehmen erschweren?

Narzissmus. Narzissmus geht einher mit einer übertrieben positiven Selbstwahrnehmung und dem Drang, diese positive Selbstwahrnehmung aufrechtzuerhalten und zu verstärken. Fehler wirken da als Gefahr für das eigene Ego und können starke Emotionen hervorrufen. Strategien um damit umzugehen sind: Fehler zu vertuschen, Fehler abzustreiten oder anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Das sind alles Strategien, die im Gegensatz zu einem konstruktiven Umgang mit Fehlern stehen.

Wie weit sind wir in Deutschland bei der Fehlerkultur bereits?

In Deutschland liegt noch ein weiter Weg vor uns. Der Fehlerkultur Report 2023 zeigt: Auf der einen Seite wird eine gute Fehlerkultur über alle untersuchten Branchen hinweg als wichtig angesehen. Bei mangelnder Fehlerkultur sehen 51 Prozent der Führungskräfte Gefahren für die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens. 

Auf der anderen Seite tun aber gerade Führungskräfte noch viel zu wenig dafür, dass sich eine gute Fehlerkultur entwickelt. Ein Beispiel: 64 Prozent der Führungskräfte geben an, dass sie Fehler in der Vergangenheit nicht oder nur teilweise angesprochen haben. In der Finanzindustrie geben sogar 82 Prozent der Führungskräfte an, dass sie Fehler nicht oder nur teilweise angesprochen haben. 

Das heißt, es gibt noch viel zu tun! Eine gute Fehlerkultur im Unternehmen zu etablieren ist nicht leicht, aber es lohnt sich! Studien zeigen: Eine bessere Fehlerkultur erhöht die Profitabilität, die Innovationskraft und die Qualität.

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2023 | OriginalPaper | Chapter

Fehlerkultur

Source:
Warum Achtsamkeit?

2023 | OriginalPaper | Chapter

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Source:
Das Natural-Leadership-Prinzip

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