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19.06.2023 | Finanzen | Schwerpunkt | Online-Artikel

Finanzbildung muss in der Schule beginnen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

4 Min. Lesedauer

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Immer wieder belegen Untersuchungen, dass es Deutschland an einer breiten Finanzbildung fehlt. Wissenlücken in Geldangelegenheiten identifizieren sie häufig bei Jugendlichen, Frauen oder Senioren. Vor allem Finanz-Know-how für den Alltag sollen Schulen vermitteln, wüschen sich Verbraucher und Experten.

"Finanzbildung muss schon in der Schule anfangen! Wann kommt endlich das Fach 'Geld und Finanzen'?", fragt Springer-Autorin Daniela Landgraf im Buch "Beratung in der Finanzbranche" (Seite 37). Die Berechtigung ihrer Forderung belegen Studien, wie unter anderem die der Finanztip Stiftung. Diese ermittelte in einer Online-Befragung von mehr als 3.000 Personen im Alter zwischen 16 und 69 Jahren "deutliche Defizite beim praktischen Finanzwissen rund um alltägliche Finanzentscheidungen und Geldgeschäfte". Lediglich 48,5 Prozent der Befragten hatte der Erhebung zufolge mehr als sechs von zwölf gestellten Fragen richtig beantwortet. 22 Prozent konnten hingegen nur maximal drei korrekte Antworten geben. "In Schulnoten ausgedrückt wäre das mindestens mangelhaft."

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Auch laut einer von der Aufsichtsbehörde Bafin im Herbst 2022 koordinierten Studie gibt es beim "Finanzwissen in Deutschland noch Luft nach oben". Die Erhebung, die auf den Vorgaben des Internationalen Netzwerks zur Finanziellen Bildung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, kurz OECD, basiert, hat Wissenslücken vor allem bei Menschen ohne höheren Schulabschluss, Meisterprüfung oder Studium, Frauen und Ältere identifiziert.

Jugendliche onhne Gefühl für das Thema Geld

Doch auch viele jungen Menschen sind die praktischen Auswirkungen fehlender finanzieller Bildung nicht bewusst, wie Springer-Autorin Landgraf auf Seite 41 skizziert: 

Viele Jugendliche haben überhaupt kein Gefühl für das Tema Geld. Da wird auf Knopfdruck mal schnell ein Abo über das Smartphone abgeschlossen. Hier 7,99 Euro, dort 9,99 Euro und schnell noch einmal 6,99 Euro… alles monatlich. Mit vermeintlich kleinen Beträgen werden Menschen zur Abo-Falle verführt. Und schwups sind schnell mal monatlich 50 Euro, 100 Euro oder noch mehr Geld verschwunden." 

Für das Deutsche Institut für Altersvorsorge (DIA) ist klar, dass der Umgang mit Geld kein Zufallsprodukt ist. "Unser Finanzverhalten ist das Produkt einer komplexen Mischung von Einflüssen. Unsere finanziellen Gewohnheiten lassen sich meist auf kulturelle Hintergründe und die Erziehung zurückführen", erläutert Finanzaktivistin Alice Tapper auf der DIA-Homepage. Auch das soziale Umfeld, religiöse Überzeugungen und Medien beeinflussen ihr zufolge das Finanzverhalten.

Baby Boomer contra Generation Z  

Deshalb haben Manuela Serena und Jessica Hastenteufel die finanzielle Bildung der Baby Boomer und der Generation Y mittels einer umfassenden Online-Befragung empirisch untersucht. Im gleichnamigen Buchkapitel stellen die Springer-Autorinnen deren Ergebnisse vor. Die 218 Probanden haben insgesamt 55 Fragen beantwortet. Diese sind in fünf Bereiche gegliedert: 

  1. Lernen durch Erfahrung in der Kindheit 
  2. Finanzielle Bildung 
  3. Spar- und Investitionsverhalten, 
  4. Finanzielles Wohlbefinden und 
  5. Sozidemografischen Daten 

Die Baby Boomer beziehen sich auf die Jahrgänge 1956 bis 1965. Bei der Gen Y sind es zwischen 1981 und 1995 Geborene. Zunächst stellen die Forscherinnen fest, "dass beide Generationen großen Wert auf die Vermittlung von finanziellem Wissen an ihre Nachkommen legen", auch wenn die jüngeren Befragten häufig noch keine Kinder haben. 

Wunsch nach finanzieller Bildung in Schulen groß

Dabei würden beide Altersgruppen die eigene Finanzbildung gerne ändern, da sie in dieser Hinsicht sehr ähnliche Verbesserungspotentiale für ihre Finanzkenntnisse angeben: 

Sowohl die jungen als auch die älteren Probanden würden sich wünschen, dass bereits in der Schule ein altersentsprechender Umgang mit Themen rund um das Geld- und Finanzsystem unterrichtet wird, um den Kindern alltagspraktische Fähigkeiten zu vermitteln, beispielsweise anhand eines praxisorientierten Mathematikunterrichtes", fassen die Springer-Autorinnen auf Seite 21 zusammen. 

Beide Altersgruppen würden sich rückblickend früher und intensiver mit ihrem Finanzwissen und Themen wie Aktien und Investments auseinandersetzen, um frühzeitiger mit dem Sparen und Investieren beginnen zu können.

Bafin will Finanzwissen vermitteln

Auch die Bafin sieht die bessere finanzielle Kenntnisse von Verbrauchern als ihre Aufgabe: "Wir klären umfassend über alle Kanäle auf, die uns zur Verfügung stehen", erläuterte der oberste Verbraucherschützer der Behörde, Christian Bock, bereits 2020. So stellen die Finanzaufseher auf ihrer Website etwa eine Rubrik speziell für Verbraucher mit Informationen über bestimmte Finanzprodukte zur Verfügung. Außerdem warnt die Behörde regelmäßig vor unseriösen Anbietern. Für Senioren wurde unter anderem der "Digitale Stammtisch" eingerichtet. Dieser informierte zum Beispiel am 15. März 2023 über "Neuerungen und Risiken im Zahlungsverkehr".

Die Eckpunkte für eine gemeinsame Initiative für Finanzbildung stellten Anfang April 2023 auch das Bundesfinanz- und das Bundesbildungsministerium vor. Hierfür wird eine nationale Strategie für mehr Finanz-Know-how in Zusammenarbeit mit der OECD entwickelt. Im Fokus steht neben der Forschung in diesem Bereich vor allem eine zentrale Plattform, auf der Angebote gebündelt und die Akteure vernetzt werden.   

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