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19.12.2023 | Firmenkunden | Im Fokus | Online-Artikel

Unternehmen meiden neue Bankkredite

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

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Viele Betriebe meiden derzeit die Aufnahme von Bankkrediten, zeigen Zahlen von KfW Research für das dritte Quartal. Hohe Zinsen und verschärfte Vergaberichtlinien schrecken ab. Eine optimierte Finanzplanung setzt Kapital für Investitionen frei.

Die deutschen Unternehmen meiden laut aktuellen Kreditmarktausblick der KfW-Volkswirte nach wie vor die Aufnahme neuer Darlehen von Banken und Sparkassen. Für das zweite Quartal 2023 haben die Experten von KfW Research einen Rückgang bei den ausgereichten Bankfinanzierungen an Firmenkunden von 3,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ermittelt. "Damit fiel die Kreditvergabe etwas schwächer aus als prognostiziert. Im dritten Quartal dürfte sich der Abwärtstrend noch deutlich beschleunigt haben", heißt es weiter. 

Kreditinteresse weiter rückläufig

So ging der Anteil der Unternehmen, die laut KfW-Ifo-Kredithürde im Herbst mit Banken über neue Darlehen verhandelt haben, auf unterdurchschnittlichem Niveau zurück. Noch negativer fällt die Wahrnehmung der Finanzinstitute aus: In der Umfrage der Bundesbank zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey, kurz BLS) registrierte mit 23 Prozent (Nettosaldo) zum vierten Mal in Folge eine klare Mehrheit der Institute ein nachlassendes Kreditinteresse. 

Allerdings sei der zum Teil deutliche Rückgang im Jahresvergleich auf die wirtschaftliche Ausnahmesituation im Sommer 2022 mit einer Kombination aus Energiekrise und Lieferkettenstörungen zurückzuführen. Hier hatten besonders viele Firmen auf Kapital von der Bank zurückgegriffen. "Wie die indexierte Entwicklung der Kreditneuzusagen zeigt, haben die Unternehmen seitdem ihre Kreditaufnahme zwar deutlich reduziert, im zweiten Quartal hat die Abwärtskorrektur jedoch zunächst einen Boden gefunden", so KfW Research. 

Finanz- und Liquiditätsplanung optimieren

Hohe Finanzierungskosten mit Kreditzinsen, die im September mit 5,3 Prozent mehr als dreimal so viel betrugen wie zu Beginn des Jahres 2022, wirken für viele Unternehmen abschreckend. Viele Betriebe optimieren lieber ihre Finanz- und Liquiditätsplanung. 

Dabei helfe auch die Entspannung bei der Versorgung mit Rohstoffen und Vorprodukten, die den Finanzierungsbedarf für Lager- und Betriebsmittel reduzieren. Nur noch 24 Prozent der Industrieunternehmen klagten im September über Lieferschwierigkeiten. So haben die Investitionsausgaben trotz der schwierigen gesamtwirtschaftlichen Bedingungen im ersten Halbjahr 2023 um 9,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt - auch wenn die Investitionstätigkeit damit noch immer unterhalb des Vor-Corona-Niveaus liegt. 

Konjunkturschwäche mahnt zur Vorsicht

Mit einer Entspannung bei den Firmenkrediten ist auch kurzfristig nicht zu rechnen. Anders als von den Finanzinstituten selbst im Juli erwartet, verschärfte laut BLS eine Mehrheit der Banken die Vergaberichtlinien für Darlehen seit der letzten Befragung erneut. Treiber dieser Entwicklung ist nach Ansicht der KfW-Experten "die herbe Eintrübung des wirtschaftlichen Klimas im Laufe des dritten Quartals". 

Mit den Stimmungsindikatoren ging es in diesem Zeitraum abwärts, wie unter anderem das KfW-Ifo-Mittelstandsbarometers belegt. "Schwächere Konjunktureinschätzungen veranlassen die Banken bei der Kreditvergabe mehr Vorsicht walten zu lassen. Das passt zur Entwicklung der KfW-ifo-Kredithürde, die sowohl für größere als auch mittelständische Unternehmen einen Sprung nach oben machte", so die Analyse. 

Investitionslust wird an Schwung verlieren

Die Rahmenbedingungen für den Unternehmenskreditmarkt stehen einer raschen Wiederbelebung des Neugeschäfts entgegen. Mit ersten Zinssenkungen der EZB rechnen wir erst in der zweiten Jahreshälfte 2024, ebenso dürfte es noch einige Monate dauern, bis das Wirtschaftswachstum wieder Fahrt aufnimmt. Angesichts der überwiegend schlechten Stimmung spricht vieles dafür, dass die Investitionstätigkeit der Unternehmen nun an Schwung verliert. Impulse für die Kreditvergabe fehlen", erläutern die KfW-Ökonomen. 

Sie prognostizieren eine Rückkehr in den positiven Bereich aller Voraussicht nach erst im Laufe des Jahres 2024.

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