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Erschienen in: Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO) 1/2022

28.01.2022 | Hauptbeiträge - Thementeil

Gruppendynamische Beobachtungen: Unterschiede in virtuellen Gruppen

verfasst von: Matthias Csar

Erschienen in: Gruppe. Interaktion. Organisation. Zeitschrift für Angewandte Organisationspsychologie (GIO) | Ausgabe 1/2022

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Zusammenfassung

Dieser Praxisbericht in der Zeitschrift Gruppe. Interaktion. Organisation. (GIO) beschäftigt sich mit Beobachtungen zu Gruppendynamiken im virtuellen Raum. Sowohl auf Basis eigener Erfahrungen in der Arbeit mit virtuellen Gruppen im Allgemeinen als auch in der Reflexion einer virtuellen Trainingsgruppe im Speziellen werden gruppendynamische Phänomene unter Bedingungen von bildschirm- und kamerabezogener Kommunikation beleuchtet und mit Hilfe expliziter Theorie interpretiert. Das Konzept des gruppendynamischen Raumes sowie die Auseinandersetzung und Bearbeitung von Unterschiedlichkeit als Messwert für Gruppenreife bilden die Grundlage zur theoretischen Reflexion. Der Artikel diskutiert Charakteristika von Präsenz und virtueller Dynamik, indem er das Auftreten und Wirksamwerden spezifischer Unterschiede in der Entwicklung einer Gruppe da wie dort hervorhebt. Er liefert Hinweise dazu, welche Kräfte im virtuellen Raum stärker wirken als in analogen Settings und wie diese die soziale Dynamik im Miteinander beeinflussen können.

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Fußnoten
1
Beobachtungen und Thesen zu diesem Text entspringen zum einen aus dem eigene Erleben und dem Erfahrungsaustausch im Rahmen einer virtuellen Experimentiergruppe mit meinen Kolleg*innen der ÖGGO (Österreichischen Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsberatung) Sebastian Eger-Mraulak, Barbara Lesjak, Elisabeth Kamenicky, Wolfgang J. Obereder, Martin Schrötter, Gerhard Schwarz, Tim Szczygielski, Gundi Vater und Liselotte Zvacek; zum anderen aus der Durchführung und der Reflexion einer 5‑tägigen virtuellen Trainingsgruppe im Kontext der Universität Wien mit Eva Flicker, Claudia Kucera, Elisabeth Raggam und Georg Zepke. Ich danke meinen Kolleg*innen für die wertvolle Diskussion.
 
2
Wenn in Folge von virtueller Trainingsgruppe bzw. virtueller Gruppe gesprochen wird, ist damit immer eine Gruppe von ca. 6–10 Personen gemeint, die online über eine Video-Conferencing-Software verbunden ist und körperliche Präsenz damit substituiert.
 
3
Hier handelt es sich um eine Auswahl (vgl. Scala 2013). Gleichwohl weitere Unterschiede und Differenzen, die in Gruppen Einfluss haben können, je nach Theorieperspektive gefunden werden können.
 
4
Als Beispiel zur Unterscheidung aktiv/passiv sei etwa erwähnt, dass es zu Beginn einer Gruppe immer Gruppenmitglieder gibt, die entweder aktiver und gesprächiger bzw. passiver und ruhiger agieren. Dieser Unterschied bedient vor allem die Dimension Zugehörigkeit, also wie man auftreten muss, um am Kommunikationsprozess teilzunehmen. Gleichzeitig werden damit Einflussfragen sowie Themen der Sympathie und Antipathie (Nähe/Distanz) zu einzelnen Personen sichtbar.
 
5
Hierzu müsste man eine vertiefende Diskussion zum Abbau bzw. Nichtaufkommen spezifischer Grundängste in (Trainings‑) Gruppen aufgrund der körperlichen Distanz im Virtuellen führen. Eine These wäre, dass dadurch gewisse Entwicklungsstufen einer Gruppe leichter zu durchleben sind (Beispiel Beginn/Geburt der Gruppe), andere jedoch oberflächlicher und damit weniger entwicklungsfördernd (Konfliktphasen/Aushandeln von Unterschieden) erlebt werden.
 
6
Hier lässt sich ein großer Nachteil des Lernformats „virtueller Trainingsgruppen“ ausmachen. In dem Setting ist Beziehungsentwicklung ein zentrales Lernziel, welches durch die Substituierung von Kontaktaufnahme via Video-Conferencing-Software maßgeblich geschwächt wird.
 
7
Man könnte sogar soweit behaupten, dass Technik die neue, formgebende Autorität für virtuelle Gruppen ist. Sie verschiebt das Ordnungsgerüst der Hierarchie und der Orientierung an einer personellen Führung hin zur Verantwortungszuschreibung an die Software (vgl. dazu den Vortag von Dirk Baecker 2020 zur Veränderung der hierarchischen Ordnung in Organisationen durch die digitale Transformation.) Welche Auswirkungen das für virtuelle Gruppen und deren Dynamik hat, müsste man weiter genauer untersuchen.
 
8
So ist zum Beispiel nicht anzunehmen, dass eine Counterdependenz (vgl. Bennis 1972) ähnlich emotional wie in Präsenz gezeigt wird. Bzw. sind auch stille Counter weniger erkennbar, da die Flucht und Abwehr individuell passiert (man dreht den Bildschirm ab oder schaltet auf stumm). Vergemeinschaftung darüber und Entwicklung dadurch fällt virtuellen Gruppen mit Sicherheit schwerer.
 
Literatur
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Metadaten
Titel
Gruppendynamische Beobachtungen: Unterschiede in virtuellen Gruppen
verfasst von
Matthias Csar
Publikationsdatum
28.01.2022
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
DOI
https://doi.org/10.1007/s11612-021-00614-5

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