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2024 | Buch

Konsum und Lebensstile

Eine kurze Einführung

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Über dieses Buch

In diesem Buch wird ein interdisziplinärer Ansatz für die Welt des Konsums gewählt, der verschiedene Themen abdeckt und soziologische, wirtschaftliche und marketingbezogene Aspekte einbezieht. Der Begriff "Konsum" ist vage, und selbst in den akademischen Disziplinen wird der Begriff auf unterschiedliche Weise verwendet. Die Konsumforschung fragt, wie Einkommen und Ausgaben miteinander zusammenhängen. Ganz allgemein untersucht die Konsumforschung, wie Menschen, soziale Schichten oder Gesellschaften ihre Konsumgewohnheiten realisieren. Häufig wird die Frage gestellt, wie konsistent Präferenzstrukturen aufgrund wechselnder empirischer Hintergründe von Zeit, Raum und damit verbundener Kultur sind. Welche Kontextvariablen (historischer Zeitpunkt, geographischer Rahmen, kultureller Hintergrund) spezifizieren die Praxis des Konsums und in welcher Weise haben Merkmale wie Alter, Geschlecht, Klasse, Beruf und Lebensstil eigene Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Konsum realisiert wird?

Das Buch ist für Forscher aus den Bereichen Ökonomie, Soziologie, Marketing, Ästhetik und Design, Anthropologie und Kommunikationswissenschaft von Interesse.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
In zeitgenössischen Gesellschaften kann fast alles als eine Art von Konsum betrachtet werden. Konsumieren als Kaufen, Essen, Trinken, Kleidung tragen oder Reisen wird als eine Art der Nutzung von Gütern oder Dienstleistungen verarbeitet. Konsumprozesse sind Teil vieler verschiedener akademischer Disziplinen. Konsum beinhaltet nicht nur eine Reihe verschiedener Prozesse wie die Auswahl eines Produkts, den Kauf, die Nutzung und Reparatur von etwas oder die Abfallwirtschaft, es geht auch um die Legitimität von Produkten und ihren Märkten. Wie wir konsumieren, hängt nicht nur von der konkreten Gesellschaft und Zeit ab, in der wir leben, sondern auch von unseren Vorlieben, die von unseren Lebensstilen und damit verbundenen Geschmäckern abhängen, die fast immer mit unserer Position im System der sozialen Klassen zusammenhängen. Was wollen wir besitzen, welche Güter sind Teil unserer Träume, für welche Zwecke sparen wir Geld? All diese Fragen liefern Antworten darauf, wie Menschen ihr Leben gestalten, auch in Bezug auf materielle Güter.
Dieter Bögenhold, Farah Naz
Kapitel 2. Konsum: Verschiedene Perspektiven und akademische Verantwortlichkeiten
Zusammenfassung
Der Begriff Konsum wird in verschiedenen akademischen Disziplinen auf unterschiedliche Weise verwendet. Je nach ihrem spezifischen akademischen Hintergrund fragen Wissenschaftler, wie Angebot und Nachfrage, oder anders ausgedrückt: Produktion und Konsum in Wirtschaft und Gesellschaft zueinander in Beziehung stehen. Oder sie möchten untersuchen, wie einzelne Menschen oder Gesellschaften ihre Konsumpraktiken realisieren. Diese Konsumpraktiken werden durch unterschiedliche empirische Antworten beleuchtet, die sich darauf beziehen, wie viel Geld Akteure für spezifische Güter und Dienstleistungen ausgeben. Die Konsumforschung untersucht auch die Präferenzstrukturen einzelner Akteure und ihrer Haushalte, die ihr Konsumverhalten bestimmen. Wie konsistent sind Präferenzstrukturen angesichts sich verändernder empirischer Hintergründe von Zeit, Raum und zugehöriger Kultur? Schließlich befasst sich die Konsumforschung auch mit dem Verhältnis zwischen Einkommen und Ausgaben. In den letzten siebzig Jahren hat sich die Konsumforschung in viele verschiedene Richtungen entwickelt, und die aktuelle Konsumforschung wird zunehmend interdisziplinär.
Dieter Bögenhold, Farah Naz
Kapitel 3. Konsum in der Geschichte des ökonomischen und sozialen Denkens
Zusammenfassung
Eine Untersuchung der aktuellen akademischen Forschung zum Konsum offenbart verschiedene Publikationen mit entweder stärker wissenschaftlichen oder stärker kommerziellen Interessen. Darüber hinaus finden wir Forschungen, die sich mit verschiedenen Themen im Zusammenhang mit dem Konsum aus historischer Perspektive befassen. Innerhalb des Orchesters der verschiedenen Forschungsschwerpunkte in den Sozialwissenschaften wurden Fragestellungen aus der Konsumforschung zwar immer durchgeführt, aber – im Vergleich zu anderen Themen – waren diese doch eher randläufig vertreten. Prinzipien der gesellschaftlichen Produktion und der Vermögensbildung dominierten, während Fragen zu Formen und Graden von Konsumin der Gesellschaft offensichtlich eher von marginalem Interesse waren. Es wurde angenommen, dass die Antworten auf diese Fragen evident sind: Ein König lebt wie ein König und ein Arbeiter lebt und konsumiert wie ein Arbeiter. Stattdessen waren Fragen nach dem materiellen Ausmass und der Varianz von sozialer Ungleichheit von erheblich größerer Bedeutung, da hierin der Hauptkonflikt der modernen Gesellschaften ausgemacht worden war. 
Dieter Bögenhold, Farah Naz
Kapitel 4. Konsum, Lebensstile und Geschmack
Zusammenfassung
Was Menschen „sind“ und was Menschen „tun“, kann nicht länger durch eine einfache Eins-zu-Eins-Übereinstimmung konzeptualisiert werden. Das Konzept des Lebensstils kann eine Verbindung zwischen sozialem Rang und sozialer Praxis herstellen. Die Logik, wie Menschen ihre Freizeit organisieren und wie sie ihr Einkommen ausgeben, ist nicht einfach ein Spiegel des Einkommensniveaus, sondern muss als in sozialem Verhalten eingebettet betrachtet werden. Je ausgeprägter die Autonomie in Bezug auf die Verwendung von Zeit und Geld wird, desto offener wird die Frage, in welcher konkreten Praxis diese Verwendung sich materialisiert. Das äußert sich beispielsweise in unterschiedlichen Formen der Organisation von Haushaltsarbeit und Beschäftigung, alternativen Konsummustern, unterschiedlichen Muster der Zeitverwendung und konkurrierenden Plänen für die Gestaltung der eigenen Biographie. Kriterien der sozialen Schichtung und dem korrespondierenden Konsumverhalten, der Lebensstile und entsprechende Mechanismen von sozialer Einbeziehung und Ausgrenzung von Gruppen kommen bei der Diskussion von Konsum, Lebensstilen und Geschmack zur Anwendung.
Dieter Bögenhold, Farah Naz
Kapitel 5. Demonstrativer Konsum
Zusammenfassung
Konsumverhaltensmuster demonstrieren die soziale Position ihrer Nutzer. Der Kauf von wohlhabenden Objekten kann Menschen glücklich machen, dem Käufer Zufriedenheit, „Freude“ und „Vergnügen“ bereiten. Einkäufe sollten auch die wirtschaftliche Position und soziale Macht der Besitzer teurer und seltener Güter hervorheben. Die überlappenden Funktionen umfassen drei separate Stufen: Objektbelohnung (ein Produkt funktioniert besonders gut), soziale Belohnung (der Kauf und die Nutzung von Gütern führt zu sozialer Anerkennung und der Bewunderung oder dem Neid anderer) und Selbstbelohnung (der Kauf und die Nutzung von Gütern macht uns glücklich, weil es den erwarteten Standards und Erwartungen entspricht). Geschmack kann als eine Art soziale Grammatik beschrieben werden, die wir ähnlich wie die Grammatik von Sprachen auf natürliche Weise ohne explizite Regeln verwenden, und Präferenzen korrelieren mit Geschmacksmustern als Grundlage für Entscheidungen. Zu kommerziellen Zwecken kann das Verbraucherverhalten manipuliert werden, um den Umsatz zu steigern, was in die Zuständigkeitsbereiche von Marketing und Werbung fällt.
Dieter Bögenhold, Farah Naz
Kapitel 6. Kultur, Werbung und Konsum
Zusammenfassung
Als ein allgegenwärtiger und universeller Kommunikationskanal kann die Bedeutung der Werbung nicht überbewertet werden. Werbung kann bestehende Werte verstärken und in bestimmten Fällen auch neue Werte und Bedürfnisse schaffen, indem sie neue Erwartungen beim Verbraucher weckt und bestimmte, in der Rolle des Produkts inhärente Werte und Bedürfnisse verstärkt. Die Vorstellung von der Macht der Werbung über den Verbraucher ist jedoch gelegentlich auch überbewertet. Verbraucher sind nicht einfach leicht zu manipulieren und irrational; es gibt auch rationale, rechnende und effiziente Verbraucher, die sich ihrer Ziele und Wünsche bewusst sind. Dieses Kapitel kommt zu dem Schluss, dass Traditionen und soziale Praktiken den Verbrauchern einerseits Vorschläge machen, diese aber andererseits auf einer informativen Ebene oder aufgrund einer emotionalen Verbindung ausgewählt werden, basierend auf ihrer Fähigkeit, Informationen zu gewinnen oder Emotionen anzusprechen.
Dieter Bögenhold, Farah Naz
Kapitel 7. Geschlecht und soziale Beziehungen des Konsums
Zusammenfassung
Forscher sind zunehmend daran interessiert, die Art und Weise zu erforschen, wie bestimmten Konsumverhaltensweisen geschlechtsspezifische Bedeutungen zugeschrieben werden. Dieses Kapitel zielt darauf ab zu erforschen, wie ein Attribut wie Geschlecht seinen eigenen Einfluss auf die Art und Weise habt, wie Konsum realisiert wird. Es wird argumentiert, dass obwohl historisch gesehen weibliche Aktivitäten zu Hause als Teil ihrer geschlechtsspezifischen Rollenpflichten angesehen wurden, ein genauerer Blick auf die Geschichte des Konsumverhaltens von Frauen zeigt, dass sie eine paradoxe Beziehung zu Produktion und Konsum hatten. Einerseits arbeiten Geschlecht und Kapital zusammen, um die traditionelle dichotomisierte Beziehung zwischen Männern und Frauen widerzuspiegeln. Andererseits hat die Massenkultur des Konsums die Möglichkeit für Frauen geschaffen, den traditionellen Komplex von Qualitäten zu untergraben, zu denen weibliche Abhängigkeit, Passivität, religiöse Frömmigkeit, häusliche Innenorientierung, sexuelle Reinheit und mütterliche Fürsorge gehörten.
Dieter Bögenhold, Farah Naz
Kapitel 8. Geld, Konsum und Glück
Zusammenfassung
Konsum ist eine wichtige Aktivität in jeder Diskussion über Geld und Glück. Es ist wichtig zu erkennen, dass Einkommen nicht direkt in Glück übersetzt wird. Vielmehr wird es durch verschiedene intervenierende Variablen vermittelt. Daher ist ein mehrstufiges konzeptionelles Rahmenwerk erforderlich, um das Verständnis in diesem Bereich zu verbessern. Jenseits dieser Debatte gibt es auch eine wachsende Anerkennung, dass Konsum eine Schlüsselvariable ist, die zwischen Geld und Glück interveniert. Reiche Menschen neigen oft zu Statuskonsum, der negative Externalitäten erzeugt. In der gleichen Weise treten Präferenzverschiebungen meistens bei reichen Menschen auf, und zwar eher als bei Menschen mit niedrigem Einkommen, die den größten Teil ihres Einkommens für ihre Grundbedürfnisse ausgeben. Die Macht der sozialen Vergleiche übertrifft die Macht einer Einkommenserhöhung für reiche Menschen. Daher hat die Beziehung zwischen Einkommen, Konsum und Glück mehrere soziale, wirtschaftliche und psychologische Komponenten.
Dieter Bögenhold, Farah Naz
Kapitel 9. In Zeiten der Globalisierung: Geschenkübergabe und die McDonaldisierung des Konsums
Zusammenfassung
Das Schenken ist ein wichtiger Aspekt des Konsums, bei dem das Einkommen nicht für den Zweck des eigenen Konsums, sondern für jemand anderen ausgegeben wird. Verschiedene Fragen sind interessant, z. B. wer nimmt an Schenkungsregularien teil, wer lehnt es ab, an diesen Austauschpraktiken teilzunehmen, wie ist das Gleichgewicht zwischen dem Geben und Empfangen von Geschenken, wie viel wird bezahlt, was ist der Inhalt des Geschenks und seiner Verpackung, wie entwickelt sich das Schenken im Laufe der Zeit? Obwohl das Thema des Schenkens immer noch in ausschließlich sozialen Bereichen verwurzelt zu sein scheint und vielleicht ein Relikt früherer Gesellschaften ist, hat die Hinzufügung des Begriffs McDonaldization zur Diskussion einen völlig anderen Klang und andere kulturelle Konnotationen. McDonaldization erinnert uns an Turbo-Kapitalismus und die Massenproduktion von gleichförmigen Lebensstilen  und Konsumgütern als neuen Wegen des Konsums.
Dieter Bögenhold, Farah Naz
Backmatter
Metadaten
Titel
Konsum und Lebensstile
verfasst von
Dieter Bögenhold
Farah Naz
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-031-47952-6
Print ISBN
978-3-031-47951-9
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-031-47952-6

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