4.1 Was ist Natur?
Zitat 4.1: Philipp Blom (*1970) | |
„Die Schwierigkeit des Nachdenkens liegt schon in diesem einen Wort ‚Natur‘ beschlossen, von dem man meinen sollte, dass sofort klar ist, was gemeint ist; aber schon beim ersten Nachfragen stellen sich Zweifel ein und niemand weiß, wie sein Gegenüber den Begriff versteht.“1 „Es ist wichtig, die schwierige Biografie dieses Begriffs mitzulesen und mitzudenken, wenn […] das Wort ‚Natur‘ in verschiedenen Kontexten und Bedeutungen auftaucht und sich jeder klaren Definition immer wieder entzieht.“2
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4.2 Die Natur Henri Rousseaus
4.3 Historische Naturdeutungen
4.3.1 Alles ist Eins: Das Naturverständnis der Stoiker
4.3.1.1 Natur, Physis und Logos
Zitat 4.2: Diogenes Laertius (3. Jh.) zitiert Chrysipp (281/276–208/204 v. Chr.) | |
„Ferner ist das Leben gemäß der Tugend dasselbe wie das Leben in Übereinstimmung mit unserer Erfahrung dessen, was von Natur aus geschieht, wie Chrysipp […] schreibt: Unsere Naturen sind nämlich Teile des Ganzen. Aus diesem Grund besteht das Ziel darin, in Übereinstimmung mit der Natur zu leben, d. h. in Übereinstimmung mit der eigenen Natur und der des Universums, indem man nichts tut, was durch das allgemeine Gesetz […] verboten ist. Dies ist die richtige Vernunft (orthos logos), die alle Dinge durchzieht und identisch ist mit Zeus, dem Anführer und Verwalter aller Dinge.“30
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4.3.1.2 Von der Einheit zum Dualismus
Zitat 4.3: Platon (428/427–348/347 v. Chr.) | |
„Schreiten wir nun auf diesen Grundlagen zur Betrachtung dieser unserer Welt, so ist sie eben hiernach ganz notwendigerweise ein Abbild von etwas.“37
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Zitat 4.4: Augustinus von Hippo (354–430) | |
„Auch den Menschen hat […Gott] erschaffen, und zwar nach seinem Ebenbild, damit wie er selber durch seine Allmacht die ganze Schöpfung beherrscht, so der Mensch durch seine Vernunft, womit er zugleich seinen Schöpfer erkennt und verehrt, alle irdischen Wesen beherrsche.“44
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4.3.2 Natur und Geist – Der Dualismus des René Descartes
4.3.2.1 „Ausgedehnte“ und „denkende“ Sachen
Zitat 4.5: René Descartes (1596–1650) | |
„Ich weiß nicht, ob ich euch von den ersten Betrachtungen (meditations, cogitationes), die ich hier gemacht habe, unterhalten soll, denn sie sind so metaphysisch und so wenig in der gewöhnlichen Art, dass sie wohl schwerlich nach jedermanns Geschmack sein werden. Doch, um prüfen zu lassen, ob die Grundlagen, die ich genommen habe, fest genug sind, bin ich gewissermaßen genötigt, davon zu reden. […] So wollte ich, weil unsere Sinne uns bisweilen täuschen, annehmen, dass kein Ding so wäre, wie die Sinne es uns vorstellen lassen […]. Alsbald aber machte ich die Beobachtung, dass, während ich so denken wollte, alles sei falsch, doch notwendig ich, der das dachte, irgend etwas sein müsse, und da ich bemerkte, dass diese Wahrheit »ich denke, also bin ich« (je pense, donc je suis; Ego cogito, ergo sum, sive existo) so fest und sicher wäre, dass auch die überspanntesten Annahmen der Skeptiker sie nicht zu erschüttern vermöchten […].“47
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4.3.2.2 Ist die Natur eine Maschine?
Zitat 4.6: René Descartes (1596–1650) | |
„Denn diese Begriffe haben mir die Möglichkeit gezeigt, Ansichten zu gewinnen, die für das Leben sehr fruchtbringend sein würden, und statt jener theoretischen Schulphilosophie eine praktische zu erreichen, wodurch wir die Kraft und die Tätigkeiten des Feuers, des Wassers, der Luft, der Gestirne, der Himmel und aller übrigen uns umgebenden Körper ebenso deutlich wie die Geschäfte unserer Handwerker kennenlernen und also imstande sein würden, sie ebenso praktisch zu allem möglichen Gebrauch zu verwerten und uns auf diese Weise zu Herrn und Eigentümern der Natur zu machen. Und das ist nicht bloß wünschenswert zur Erfindung unendlich vieler mechanischer Künste, kraft deren man mühelos die Früchte der Erde und alle deren Annehmlichkeiten genießen könnte, sondern vorzugsweise zur Erhaltung der Gesundheit […].“55
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4.4 An welche Natur glauben die Naturwissenschaften?
4.4.1 Die Natur entspricht dem physikalischen Teil der Welt
Zitat 4.7: Galileo Galilei (1564–1641/1642) | |
„Die Philosophie ist in diesem großen Buch niedergeschrieben, das vor unseren Augen immer offen liegt (ich meine das Universum), welches wir aber nicht verstehen können, wenn wir nicht zuvor lernen, die Sprache zu verstehen und die Zeichen zu deuten, in denen es geschrieben ist. Es ist in der mathematischen Sprache geschrieben, und seine Buchstaben sind Dreiecke, Kreise und andere geometrische Figuren; ohne diese Mittel ist es dem Menschen unmöglich, ein einziges Wort zu verstehen.“60
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4.4.2 Naturgesetze und Kausalität
Zitat 4.8: Erwin Schrödinger (1887–1961) | |
„Über die Erfahrung hinaus wird als allgemeines Postulat aufgestellt, daß auch in solchen Fällen, in denen es noch nicht gelungen ist, die bedingenden Ursachen eines bestimmten Erscheinungsablaufes zu isolieren, solche doch angebbar sein müssen, oder mit anderen Worten, daß ein jeder Naturvorgang absolut und quantitativ determiniert ist […]. In diesem Postulat, das wohl auch als Kausalitätsprinzip bezeichnet wird, werden wir durch fortschreitende Erkenntnis spezieller bedingender Ursachen stets aufs neue bestärkt. Als Naturgesetz nun bezeichnen wir doch wohl nichts anderes als eine mit genügender Sicherheit festgestellte Regelmäßigkeit im Erscheinungsablauf, sofern sie als notwendig im Sinne des oben genannten Postulats gedacht wird.“67
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Zitat 4.9: Pierre-Simon Laplace (1749–1827) | |
„Wir müssen […] den gegenwärtigen Zustand des Weltalls als die Wirkung seines früheren Zustandes und andererseits als die Ursache dessen, der folgen wird, betrachten. Eine Intelligenz, welche für einen gegebenen Augenblick alle Kräfte […] sowie die gegenseitige Lage der Wesen, die sie zusammensetzen, kennen würde, und überdies umfassend genug wäre, um diese gegebenen Grössen einer Analyse zu unterwerfen, würde in derselben Formel die Bewegungen der grössten Weltkörper wie die des leichtesten Atoms ausdrücken: nichts würde für sie ungewiss sein und Zukunft wie Vergangenheit ihr offen vor Augen liegen.“68
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Zitat 4.10: Erwin Schrödinger (1887–1961) | |
„Die physikalische Forschung hat in den letzten 4–5 Jahrzehnten klipp und klar bewiesen, daß zum mindesten für die erdrückende Mehrzahl der Erscheinungsabläufe, deren Regelmäßigkeit und Beständigkeit zur Aufstellung des Postulates der allgemeinen Kausalität geführt hat, die gemeinsame Wurzel der beobachteten strengen Gesetzmäßigkeit der Zufall ist. […] Es ist nun, mindestens in einer sehr großen Zahl von Fällen ganz verschiedener Art gelungen, die beobachtete Gesetzmäßigkeit voll und restlos aus der ungeheuer großen Zahl der zusammenwirkenden molekularen Einzelprozesse zu erklären. Der molekulare Einzelprozeß mag seine eigene strenge Gesetzmäßigkeit besitzen oder nicht besitzen – in die beobachtete Gesetzmäßigkeit der Massenerscheinung braucht jene nicht eingehend gedacht zu werden, sie wird im Gegenteil in den uns allein zugänglichen Mittelwerten über Millionen von Einzelprozessen vollständig verwischt. Diese Mittelwerte zeigen ihre eigene, rein statistische Gesetzmäßigkeit, die auch dann vorhanden wäre, wenn der Verlauf jedes einzelnen molekularen Prozesses durch Würfeln, Roulettespiel, Ziehen aus einer Urne entschieden würde71
[…] es ist sehr wohl möglich, daß die Naturgesetze samt und sonders statistischen Charakter haben.“72
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4.4.3 Statische oder dynamische Natur?
4.4.4 Die Umgestaltung der Natur
4.5 Gründe für eine Orientierung am Vorbild Natur?
4.6 Was können wir über Natur wissen?
4.6.1 Erkenntnistheoretische Grundsatzpositionen
Zitat 4.11: Heinz Zahrnt (1915–2003) | |
„Das Wesen der Neuzeit und ihres Denkens besteht darin, daß, daß ihr die Welt zum Bilde wird. […] Damit hat sich eine tiefe Wandlung im Verhältnis des Menschen zur Welt angebahnt: der Mensch wird zum Subjekt und die Welt zu seinem Objekt. […] und entsprechend wird die Welt für ihn zum ‚Gegenstand‘. Ob er die Welt als Gegenstand so oder so beschreibt, ob sein ‚Weltbild‘ idealistisch oder materialistisch ausfällt, ist ziemlich gleichgültig – auf jeden Fall hat er es unter Absehen von seiner eigenen Existenz entworfen.“88
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4.6.2 Das Ding an sich
Zitat 4.12: David Hume (1711–1776) | |
„Wenn man sich unter äusseren Gegenständen umsieht und die Wirksamkeit der Ursachen betrachtet, so kann man für den einzelnen Fall niemals eine Macht oder nothwendige Verknüpfung entdecken; keine Eigenschaft zeigt sich da, welche die Wirkung an die Ursache bände und die eine zur untrüglichen Folge der andere machte. Man bemerkt nur, dass das Eine thatsächlich und wirklich dem Andern folgt. Dem Stosse der einen Billardkugel folgt die Bewegung der zweiten. Dies allein nehmen die äussern Sinne wahr. […] Das einzelne Beispiel einer Ursache und Wirkung hat deshalb nichts an sich, was den Begriff von Kraft oder nothwendiger Verknüpfung darbieten könnte.“96
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Zitat 4.13: Immanuel Kant (1724–1804) | |
„Wir müssen aber empirische Gesetze der Natur, die jederzeit besondere Wahrnehmungen voraussetzen, von den reinen oder allgemeinen Naturgesetzen, welche, ohne daß besondere Wahrnehmungen zum Grunde liegen, bloß die Bedingungen ihrer notwendigen Vereinigung in einer Erfahrung enthalten, unterscheiden, und in Ansehung der letzteren ist Natur und mögliche Erfahrung ganz und gar einerlei; und da in dieser die Gesetzmäßigkeit auf der notwendigen Verknüpfung der Erscheinungen in einer Erfahrung ( ohne welche wir ganz und gar keinen Gegenstand der Sinnenwelt erkennen können), mithin auf den ursprünglichen Gesetzen des Verstandes beruht, so klingt es zwar anfangs befremdlich, ist aber nichtsdestoweniger gewiß, wenn ich in Ansehung der letzteren sage: der Verstand schöpft seine Gesetze (a priori) nicht aus der Natur, sondern schreibt sie dieser vor.“101
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4.6.3 Evolutionäre Erkenntnistheorie
Zitat 4.14: Gerhard Vollmer (*1943) | |
„Unser Erkenntnisapparat ist ein Ergebnis der Evolution. Die subjektiven Erkenntnisstrukturen passen auf die Welt, weil sie sich im Laufe der Evolution in Anpassung an diese reale Welt herausgebildet haben. Und sie stimmen mit den realen Strukturen (teilweise) überein, weil nur eine solche Übereinstimmung das Überleben ermöglichte.“107
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4.7 Prinzipien der Natur
4.7.1 Lassen sich Naturprinzipien erkennen?
4.7.2 Ist Effizienz ein Naturprinzip?
4.8 Naturbilder
Zitat 4.15: Markus Gabriel (*1980), Philosoph | |
„Die Welt kann […] prinzipiell nicht existieren, weil sie nicht in der Welt vorkommt.“127
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Zitat 4.16: Tahaltan-Kultur (Westkanada) | |
„Die Erde lebt und ist dasselbe wie unsere Mutter. Denn bestünde die Erde nicht, gäbe es keine Menschen. Die Menschen sind ihre Kinder, und ebenso die Tiere. Sie achtet auf sie alle und versorgt sie mit Nahrung. Die Steine sind ihre Knochen und das Wasser ihre Milch […] Die Tiere sind dasselbe wie die Menschen; sie sind von gleichem Blut; sie sind Verwandte.“129
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Zitat 4.17: Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832), Dichter u. Naturforscher | |
„Wie alles sich zum Ganzen webt, Eins in dem andern wirkt und lebt Wie Himmelskräfte auf und nieder steigen und sich die goldnen Eimer reichen! Mit segenduftenden Schwingen Vom Himmel durch die Erde dringen, Harmonisch all das All durchklingen! Welch ein Schauspiel! Aber ach! Ein Schauspiel nur! Wo fass ich dich, unendliche Natur?“130
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Zitat 4.19: Carolo Rubia (*1934), Physiker | |
„Als Beobachter der Natur kann ich den Gedanken nicht zurückweisen, dass hier eine höhere Ordnung der Dinge im Voraus existiert.“133
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Zitat 4.20: Paul-Henri Thiry d’Holbach (1723–1789), Philosoph der Aufklärung | |
„Der Mensch ist das Werk der Natur, er existiert in der Natur, er ist ihren Gesetzen unterworfen, er kann sich nicht von ihr freimachen, er kann nicht einmal durch das Denken von ihr loskommen; vergeblich strebt sein Geist über die Grenzen der sichtbaren Welt hinaus, immer ist er gezwungen, zu ihr zurückzukehren.“134
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Zitat 4.21: Max Planck (1858–1947), Physiker | |
„Denn es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass unsere Gedanken uns ohne weiteres über jedes uns bekannte Naturgesetz hinausführen können und dass wir Zusammenhänge auszumalen vermögen, die mit eigentlicher Physik überhaupt nichts mehr zu tun haben.“135
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Zitat 4.22: Karen Gloy (*1941), Philosophin | |
„Der entscheidende Unterschied zu dem […ganzheitlichen] Naturbild besteht darin, dass die Natur […] nicht mehr als … Ganzheit auftritt und der Mensch als Teil des Ganzen, sondern dass sie auf Basis einer Subjekt-Objekt-Spaltung dem Menschen als Anderes, Fremdes, Differenziertes gegenübertritt.“136
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Zitat 4.23: Barrie Kosky (*1967), Opernintendant | |
„Das ist eine Naturgewalt. Und Mutter Natur ist nicht glücklich mit uns. Sie schickt uns dieses Virus aus einem Grund.“137
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Zitat 4.24: Paul Julius Möbius (1853–1907), Neurologe und Psychiater | |
„Die Natur ist eine strenge Frau und bedroht die Verletzung ihrer Vorschriften mit harten Strafen. Sie hat gewollt, dass das Weib Mutter sei, und hat alle ihre Kräfte auf diesen Zweck gerichtet. Versagt das Weib den Dienst der Gattung, will es sich als Individuum „ausleben“, so wird es mit Siechthum geschlagen.“138
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Zitat 4.25: Rosa Mayreder (1858–1938), Philosophin und Frauenrechtlerin | |
„Ja, es ist wahr und nicht zu vertuschen: Mann und Weib repräsentieren physiologisch zwei verschiedene Typen der Art. […] Die ganze ältere Literatur der Frauenbewegung ist voll von theoretischen Erörterungen, wie weit dieser physiologische Unterschied hinübergreife in die psychische Oekonomie des einzelnen Individuums, und welche Consequenzen für die sociale Stellung sowie für die fernere intellektuelle Entwicklung des weiblichen Geschlechtes daraus zu ziehen sind. Man […] führte die Leistungen weiblicher Rennpferde, weiblicher Jagdhunde ins Treffen, […] ja man kam sogar auf den Bienenstaat, diese merkwürdigste Organisation, welche die Natur hervorgebracht hat, und die beweist, dass sich das weibliche Princip von Natur aus auch zur absoluten Herrschaft entwickeln kann. Doch als die Frauenbewegung die Kinderschuhe ausgetreten hatte, begann man einzusehen, wie unnütz und dilettantisch alle diese Hinweise auf andere Lebensformen sind. […] Jede Stellung und Bethätigung, die den Frauen jemals zukommen kann, wird sich immer nach den immanenten Gesetzen ihrer Natur reguliren. Deshalb ist es ganz überflüssig, die Frauen auf ihre ‚Natur‘ zu verweisen und sie vor Versündigungen dagegen zu warnen. Was gegen die Natur ist, kann sich nicht lebendig behaupten. Das Leben allein wird uns lehren können, ob die Natur mit uns ist oder nicht.“139
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Zitat 4.26: Scinexx Wissensmagazin (2004), Onlinemagazin | |
„Das Ziel des Naturschutzes ist relativ einfach zu beschreiben: primär geht es um den Erhalt bedrohter Tier- und Pflanzenarten einschließlich ihrer Lebensräume.“140
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Zitat 4.27: Verein Deutscher Ingenieure, VDI (2016) | |
„Im Laufe der Evolution hat die Natur viele technische Probleme gelöst.“141
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Zitat 4.28: Werner Nachtigall (2008) | |
„Schon immer hat sich der Mensch am Vorbild der Natur orientiert. Bionik – zusammengesetzt aus Biologie und Technik – geht darüber hinaus: Sie ist die aufstrebende Wissenschaftsdisziplin, die das Lernen von der Natur systematisiert und die Prinzipien biologischer Systeme in neue Erfindungen umsetzt.“142
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Zitat 4.29: William Turner (1775–1851) | |
William Turner wurde „zum Chronisten der elementaren Naturgewalten. Schiffsuntergänge, schwere Unwetter und verwüstende Feuer sind häufig Themen seiner Bilder, auf denen der Mensch bedrängt und vom Tode bedroht ist, die Natur in ihrer Erhabenheit und Macht das Geschehen bestimmt.“143
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Zitat 4.30: Tim Landgraf, KI-Forscher | |
„Die Natur ist für mich eine höchstentwickelte Technologie.“145
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Zitat 4.31: Biologielehrbuch | |
„Die Bedingungen, unter denen die Ursuppe existierte, kann man sich nicht vielgestaltig genug vorstellen. Es gab den Urozean, die Urkontinente und die Uratmosphäre. Durch Verwitterung wurden Urgesteine zerstört und die Sedimente neu zusammengesetzt. Auf den Kontinenten sammelte sich Wasser in Flüssen und Seen. Sie konnten austrocknen und wieder volllaufen. Meeresbuchten wurden durch Landhebungen abgetrennt. In ihnen bildeten sich durch Verdunstung konzentrierte Lösungen. So finden wir auf der Urerde vielfältige Reaktionsräume für sehr unterschiedliche chemische Prozesse. Sonnenlicht, Gewitter und Vulkanausbrüche lieferten Energie. Durch die Jahreszeiten veränderten sich die Reaktionsbedingungen in regelmässigem Wechsel.“146
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Zitat 4.32: Robert Wood (Ingenieur), Radhika Nagpal (Informatikerin) und Gu-Yeon Wie (Elektrotechniker und Informatiker) (2013) | |
„Während des letzten Jahrzehnts begann eine rätselhafte Krankheit […] ganze Völker von Honigbienen in den USA auszulöschen – so massiv, dass gravierende Folgen für die Landwirtschaft zu befürchten waren. Aus diesem Anlass begannen wir 2009 […] ernsthaft über die Schaffung künstlicher Bienen nachzudenken. Die kleinen Maschinen sollten sich nicht nur jede für sich verhalten wie eine Biene, sondern im Zusammenspiel zu Tausenden die kollektiven Aktionen vollbringen, zu denen ein echter Bienenschwarm fähig ist. Inzwischen ist es uns gelungen, die ersten fliegenden Roboter in Bienengröße zu bauen; jetzt arbeiten wir am kooperativen Schwarmverhalten.“147
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Zitat 4.33: William C. Clark (1989) | |
„It is as a global species that we are transforming the planet. It is only as global species – pooling our knowledge, coordinating our actions and sharing what the planet has to offer – that we may have any prospect for managing the planet’s transformation along the pathways of sustainable development. Self-conscious, intelligent management of earth is one of the great challenges facing humanity as it approaches the 21th century.“149
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Zitat 4.34: Frederic Vester (1991), Systemwissenschaftler | |
„Ich will „über jene ‚Firma, die seit 4 Mrd. Jahren nicht Pleite gemacht hat‘, […] zitieren: » Die Biosphäre, dieses Supersystem aus Mikroben, Algen, Plankton, verletzlichen Tieren und zarten Pflänzchen, macht immerhin einen Jahresumsatz von 200 Mrd. Tonnen Kohlenstoff und organischem Material. Es produziert über seine subtilen Funktionsformen allein 100 Mrd. Tonnen Sauerstoff und verarbeitet selbst an Schwer- und Leichtmetallen wie Eisen, Vanadium und Kobalt, Magnesium, Natrium und Kalium Jahr für Jahr zusammengenommen viele Milliarden Tonnen, ohne je Rohstoff- oder Abfallsorgen zu kennen.“151
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Zitat 4.35: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2023) | |
„Die Bioökonomie nutzt biologische Ressourcen wie Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen. […] Aus Pflanzen oder Tieren werden Nahrungsmittel, Kleider, Roh- und Baustoffe oder Medikamente erzeugt.“152
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Zitat 4.36: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, BMUV (2016) | |
„Die Natur liefert den Menschen eine Vielzahl von Gütern und Leistungen, die das Fundament menschlichen Wohlergehens darstellen. Intakte Böden, Nahrung, Trinkwasser, Brennstoffe und Arzneimittel, Schutz vor Überschwemmungen und Bodenerosion sowie Klimaregulation oder Kohlenstoffspeicherung sind „Ökosystemleistungen“, die uns von der Natur kostenlos bereitgestellt werden. Viele Leistungen der Natur sind bisher bei konventionellen ökonomischen Bewertungen entweder gar nicht berechnet oder als selbstverständlich angenommen worden. Diese Leistungen der Ökosysteme und der Biodiversität besitzen jedoch einen hohen ökonomischen Wert.“153
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Zitat 4.37: Jannis Hülsen, Designer | |
„Meine Perspektive auf die Natur stammt aus der Gestaltung. Natur ist für mich alles, was ist. Es ist ein komplexes System mit Dynamiken, die als Gemeinschaften in Abhängigkeiten zueinander stehen, sich gegenseitig regulieren und nach einem Gleichgewicht streben.“154
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