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19.04.2024 | Personalentwicklung | Gastbeitrag | Online-Artikel

50 plus ist die Antwort auf den Fachkräftemangel

verfasst von: Ulrich Naumann

4 Min. Lesedauer

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Die Generation 50plus wird bei Weiterbildungen oder Beförderungen oft vergessen. Dabei schlummert bei erfahrenen Mitarbeitenden ungenutztes Potenzial, mit dem der Fachkräftemangel abgefedert werden kann.
 

Der demografische Wandel in Deutschland führt zu einer zunehmend alternden Gesellschaft, und dieser Trend spiegelt sich auch auf dem Arbeitsmarkt wider. Der aktuelle Fachkräftemangel stellt schon heute für viele mittelständische Unternehmen eine große Herausforderung dar. Wie wird es, wenn die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer in den nächsten Jahren in Rente gehen? Eine Lösung liegt in den in erfahrenen Mitarbeitenden zwischen 50 und 63. Denn sie sind eine wertvolle und oftmals unterschätzte Ressource. 

50-Plus-Potenzial nicht voll ausgeschöpft

Das Potenzial der Genration 50 plus im Arbeitsmarkt wird häufig nicht voll ausgeschöpft. Laut der Studie "Gen 50 plus: voll Bock auf Arbeit" der Königsteiner Agentur ist ein großer Teil dieser Generation offen für neue Jobangebote – sucht aber selbst nicht aktiv. 77 Prozent der wechselwilligen Befragten gaben an, offen für proaktive Jobangebote zu sein. Das ist eine bedeutende Chance für den Mittelstand, diese erfahrene Generation in die Rekrutierungsstrategie einzubeziehen. Doch: Trotz dieser Offenheit nutzen HR-Verantwortliche die Möglichkeit bisher zu selten. Im Jahr 2022 wurden nur 23 Prozent der Kandidaten zwischen 50 und 65 Jahren direkt von Unternehmensvertretern angesprochen. Woran liegt das?

Vorurteile gegenüber erfahrenen Beschäftigten

Ein Grund liegt sicherlich in der falschen Auffassung, die viele Unternehmen von der Generation 50 plus haben: Sie sei nicht anpassungsfähig, technologiefremd und mache eh nicht mehr lange. Das sind Vorurteile, die an Altersdiskriminierung grenzen. Die Generation 50 plus hat äußerst wertvolle Mitarbeitende, die durch ihre Loyalität, kritische, aber faire Einstellung und ihre langjährige Erfahrung hervorstechen. Sie verfügen über Soft Skills, die in der heutigen schnelllebigen Arbeitswelt besonders gefragt sind. Ihre Fähigkeit, langfristig zu denken und nicht bei jedem unbefriedigenden Quartalsergebnis in Panik zu verfallen, ist für Unternehmen von unschätzbarem Wert! Sie haben ein ausgeprägtes Gespür für das Gemeinwohl im Unternehmen, was besonders in schwierigen Zeiten wichtig ist und Halt bietet.

Unternehmer sind Best Ager zu teuer

Ein weiteres häufig angeführtes Argument, insbesondere von mittelständischen Unternehmen, ist die Kostenfrage: Erfahrene Mitarbeitende verursachen hohe Kosten. Das lässt sich aber durch neue Herangehensweisen und kreative Beschäftigungsansätze lösen. Ein Beispiel dafür sind befristete Projekteinsätze auf Interimsbasis. Diese ermöglichen es Unternehmen, das umfangreiche Wissen und die Erfahrung älterer Mitarbeitender zu nutzen, ohne langfristige finanzielle Verpflichtungen einzugehen. 

Solche Ansätze bieten sowohl für das Unternehmen als auch für die Beschäftigten eine hohe Flexibilität – und ermöglichen es, Knowhow gezielt dort einzusetzen, wo es am meisten gebraucht wird. Ältere Arbeitnehmer könnten an Teilzeitarbeitsmodellen interessiert sein, die es ihnen ermöglichen, berufliche Verpflichtungen mit anderen Lebensaspekten in Einklang zu bringen. Für Unternehmen bedeutet der Ansatz, dass sie Zugang zu hochqualifizierten Fachkräften erhalten, ohne die vollen Kosten einer Vollzeitstelle tragen zu müssen. 

Best Practice Senior-Einsatz 

Ein prominentes Beispiel liefert das Senior Expert Programm der Lufthansa, das ehemalige ältere Mitabreitende zu flexiblen Arbeitszeiten zurück ins Unternehmen holt. Auch die Bosch Management Support GmbH ist ein erfolgreiches Beispiel, bei der ebenfalls ehemalige Mitarbeitende in Rente auf befristete Projektbasis zurück zu Bosch kommen. Genauso gut könnten Unternehmen aber auch antizipieren, indem sie Best Ager bereits vorab alternative Beschäftigungsmodelle anbieten, bevor diese aus dem Berufsleben ausscheiden. Mögliche Einsatzszenarien könnten sein:

  • Beratungstätigkeiten: Viele erfahrene Fachkräfte können als Berater eingesetzt werden, um spezifisches Fachwissen oder strategische Führung anzubieten. Das ermöglicht es mittelständischen Unternehmen, von einer Senior-Expertise auf einer bedarfsorientierten Basis zu profitieren.
  • Mentoring-Programme: Es können auch Mentoring-Programme eingerichtet werden, bei denen ältere Mitarbeitende in Coachings, Trainings und Workshops ihr Wissen und ihre Erfahrungen an jüngere Kollegen weitergeben. Der Wissenstransfer trägt zur Entwicklung des „Nachwuchses“ bei und stärkt die Unternehmenskultur. 
  • Projektbasierte Einsätze: Unternehmen können Senior-Experten immer wieder für zeitbasierte Projekte oder spezifische Aufgaben als Freelancer einsetzen, ohne die Verpflichtung einer dauerhaften Anstellung zu delegieren. Das Wissen der Seniors kann besonders wertvoll bei der Bewältigung komplexer Herausforderungen sein, wo ihre Kenntnisse und Erfahrungen entscheidend sind. 

Fazit: Mit kreativen Ansätzen verborgene Potenziale heben

Die Generation 50 plus ist eine wertvolle Ressource auf dem Arbeitsmarkt, die noch nicht vollständig erschlossen ist. Unternehmen, die alternative Ansätze verfolgen, können sich einen Vorteil verschaffen, indem sie diese erfahrenen und oft unterbewerteten Talente immer wieder befristet an sich binden.

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