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18.05.2021 | Plattformökonomie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Auf Plattformen genießen Banken hohes Vertrauen

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3:30 Min. Lesedauer

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Wie stellen sich Banken besser auf Konkurrenten wie Fintechs und Bigtechs ein? Mit durchdachten Plattformmodellen und Ökosystemen, zeigt eine Umfrage unter Digitalisierungsexperten. Dort können Banken vom großen Vertrauen der Kunden profitieren. 

Über Jahre haben vor allem bankfremde Unternehmen sowie die sogenannten Neobanken den alteingesessenen Geldhäusern Marktanteile im Zahlungsverkehr abgenommen. Vor allem junge Kunden nutzen gerne die Services von Anbietern wie Paypal, Klarna, Google oder Apple. Wie die aktuelle "Bankenstudie 2021 – Spannungsfeld Digitalisierung" des Beratungshauses Ti&m zeigt, gehen 41 Prozent der befragten Digitalisierungs- und Innovationsexperten davon aus, dass dieser Trend weiter anhält. Dass damit eine zentrale Schnittstelle zum Kunden verloren geht, glauben sogar 70 Prozent der mehr als 200 Befragten aus der Finanzbranche. 

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Plattformökonomie für Finanzdienstleistungen

Die zweite Payment Service Directive (PSD2) der EU zwingt Banken, über Schnittstellen ihre Systeme für Kontoinformations- und Zahlungsauslösedienste zu öffnen, womit diese per Regulierung quasi zu offenen Banking-Plattformen werden. Aus der Plattformökonomie bankenfremder Branchen lassen sich dabei wichtige Erkenntnisse für die Modellierung von Plattformen im Banking ableiten.

Von den befragten Fachleuten halten es daher 39 Prozent für "sehr wichtig" und 30 Prozent für "wichtig", dass die Institute sich in Zukunft stärker auf eine Aufgabe als Vertriebs-, Produkt- oder auch Transaktionsbank fokussieren. Dafür nötig ist laut Studie 

  • eine moderne IT (81 Prozent),
  • eine auf Veränderungen ausgelegte Unternehmenskultur (74 Prozent), 
  • zukunftsfähige Prozesse (73 Prozent), 
  • Offenheit für die Zusammenarbeit mit Partnern – auch bankfremden (71 Prozent), 
  • Mitarbeiter mit digitalem Mindset aus anderen Branchen (57 Prozent), 
  • Ausreichende finanzielle Mittel (37 Prozent).

Zukunft der Banken liegt im Ausbau von Plattformen

Um für die Zukunft gerüstet zu sein, hat der Ausbau von bankeigenen Plattformen und Ökosystemen für 60 Prozent der Institute eine sehr hohe oder zumindest hohe Priorität. Dafür, dort auch die Leistungen von branchenfremden Wettbewerbern anzubieten, zeigt sich jedoch nur ein gutes Drittel (34 Prozent) der Institute offen. 

Lieber wollen sie dort für ihre Kunden unter anderem Konten bündeln (76 Prozent), eine Übersicht zu laufenden Verträgen und Kosten geben (73 Prozent), die Plattform als digitalen Safe für Nachlässe oder Vollmachten nutzen (63 Prozent), die Analyse persönlicher Ausgaben sowie die Identifizierung durch die Bereitstellung einer eigenen digitalen Identität ermöglichen (je 61 Prozent). 

Dabei setzen aber die Banken in Deutschland gerade beim Thema Identifizierung zumeist noch auf altbewährte Konzepte: "Bislang nutzen Finanzdienstleister in der Bundesrepublik vor allem selbst entwickelte Know-Your-Customer(KYC)-Prozesse", schreibt Barbara Bocks in ihrem Bankmagazin-Beitrag "Wie sich Kunden legitimieren lassen" (Ausgabe 1 | 2021). Dabei müssen laut Bocks klassische Kreditinstitute nicht nur im Retail-Geschäft ihre Wettbewerbsnachteile bei KYC-Prozessen auflösen. Auch bei der stark umworbenen Zielgruppe der Firmenkunden seien beim digitalen Onboarding den Financial-Services-Experten von Pwc zufolge effiziente digitale Prozesse für den Markterfolg entscheidend.

Digitale Identifizierung auf der Banken-Plattform

Dabei könnten die deutschen Banken bei der Bereitstellung digitaler Identitäten eine führende Rolle einnehmen, so die Studienautoren. Das gebe ihnen auch die Chance, die Angriffe bankfremder Wettbewerber abzuwehren. "Finanzinstitute haben einen riesigen Erfahrungsschatz hinsichtlich der Erfüllung geltender Identifikations- und Ausweispflichten aufgebaut. Keine andere Branche wird vom Regulierer so stark beaufsichtigt. Nicht zuletzt deshalb hat sich der Bankenverband (BdB) in einem Positionspapier dafür ausgesprochen, dass die Banken bei der Verifizierung und Nutzung digitaler Identitäten eine zentrale Rolle einnehmen sollten", erläutert Christof Roßbroich, Senior Sales Executive bei Ti&m, die Lage.

Dabei müsse allerdings auf "ein pragmatisches und reibungslos funktionierendes Miteinander von öffentlicher und privater Seite" geachtet werden. Viele Geldhäuser verfügten auch aufgrund der authentifizierten Girokonten-Inhaber bereits über einen umfassenden Pool an verifizierten Identitäten von Bürgern mit einer Bankverbindung. "In skandinavischen Ländern wie Dänemark oder Schweden zeigt sich, dass diese Daten für neue Identitätslösungen im E-Commerce, aber auch in behördlichen Prozessen, genutzt werden können", so Roßbroich. 

Zudem genießt die Branche dem Vertriebsexperten zufolge neben einer besonderen Marktstellung auch "ein sehr hohes Ansehen, was die Vertraulichkeit betrifft". Eine repräsentative Umfrage des Beratungshauses unter Bankkunden habe 2020 gezeigt, dass 90 Prozent der Deutschen ihrer Bank in puncto Datensicherheit vertrauen. "Das ist eine ideale Grundlage, um als Dienstleister die Schnittstelle zwischen analoger und digitaler Identität zu bedienen."

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