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2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

9. Staat und Gesellschaft ohne Grenzen in den Köpfen

verfasst von : Gundolf R. Wende

Erschienen in: Wie halten Sie Ihre Gabel?

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Wenn ich Sie frage, ob Sie in einem Staat leben, dann werden Sie höchstwahrscheinlich mit Ja antworten. Sie werden zum Beispiel sagen: „Ja, ich lebe in Deutschland.“ Oder: „Ich lebe die meiste Zeit in der Schweiz, teilweise in Spanien.“ Was ist jedoch überhaupt ein Staat? Was macht uns so sicher, überhaupt in einem Staat zu leben? Wir sind mental darauf programmiert, an den Staat zu glauben. Aber er ist nicht real. Der Staat ist vielmehr eine vom menschlichen Verstand erfundene Realität. Auch viele andere Realitäten des täglichen Lebens sind fiktiv: Ihr Kontostand ist bloß eine Zahl in einer Währung, die Menschen sich ausgedacht haben. Moderne Gesellschaften funktionieren nur, weil sie sich über fiktive Realitäten organisieren. Ihre Grundlagen sind jedoch nicht real. Gesellschaften aus Millionen von Menschen benötigen Fiktionen zur Orientierung, da sich nicht sämtliche Individuen persönlich kennen und ständig untereinander abstimmen können. Aber heißt das, dass wir über die Fiktion „Staat“ nie nachzudenken brauchen? Hinsichtlich mentaler Programmierung gibt es neben der Frage, was ein Staat überhaupt ist, noch eine Menge mehr, über das wir uns selten oder nie Gedanken machen. Zum Beispiel, wer die Macht hat und warum. Wer bestimmt eigentlich die Regeln innerhalb dieses fiktiven Gebildes namens Staat? Und wer profitiert von diesen Regeln? Gibt es Bürgerbeteiligung in einem Staat? Kann jeder und jede sich jederzeit einbringen? Ist der Staat grundsätzlich bürgerzentriert und dient seine Existenz dem Wohl aller? Oder dient er hauptsächlich einer kleinen Elite? Beruht der Staat auf Prinzipien des Friedens oder auf Gewaltanwendung? Geht es gerecht zu? Werden alle gleich behandelt oder gibt es Diskriminierung? Wir haben uns an Zerrbilder von Staat und Gesellschaft gewöhnt und legitimieren die Gräueltaten der Vergangenheit oft noch im Nachhinein. Seit der Entstehung der modernen Geschichtswissenschaft im 19. Jahrhundert werden wir darauf programmiert, die Geschichte der Menschheit als eine Geschichte der Mächtigen zu begreifen – und dies auch gutzuheißen. Wir hören in der Schule von Alexander dem „Großen“, Karl dem „Großen“ oder Friedrich dem „Großen“ – ohne dass wir lernen zu hinterfragen, was sie in den Augen von Historikern „groß“ macht. Würden wir das reflektieren, dann sähen wir, dass die „Großen“ der Geschichte fast immer diejenigen waren, welche die schlimmsten Kriege angezettelt, die meisten Menschen unterdrückt und ihre Macht am rücksichtslosesten ausgedehnt haben. In der Schule lernten wir etwas von der Demokratie im antiken Athen, die gerne als die eigentliche Keimzelle unseres heutigen demokratischen Staats hingestellt wird. Gab es bei dieser Demokratie wirkliche Bürgerbeteiligung? War das System gerecht? Die meisten Menschen identifizieren sich blind mit einem Staat und seinen oft fragwürdigen Traditionen, ohne diese jemals zu reflektieren. Zur Identifikation gehören sehr häufig auch Überlegenheitsgefühle. Die Rückkehr des Nationalismus in Europa sorgt dafür, dass viele Menschen „ihren“ Staat für den anderen überlegen halten. Würden sie darüber reflektieren, dass alle Staaten Fiktionen sind, und würden sie erkennen, wie sehr Machtkämpfe der Motor der Geschichte waren, könnten sie ihr Gefühl der Überlegenheit kaum aufrechterhalten. Menschen brauchen Identifikation. Wir identifizieren uns jedoch oft im Übermaß mit den Ergebnissen historischer Machtkämpfe und den daraus erwachsenen Grenzen. In der Politik sollte es nicht in erster Linie um Macht, sondern um gemeinsame Gestaltung gehen! Um dies zu erkennen, ist spirituelle Intelligenz nötig. Wie kann eine bürgerzentrierte Demokratie der Zukunft aussehen?

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115.
Metadaten
Titel
Staat und Gesellschaft ohne Grenzen in den Köpfen
verfasst von
Gundolf R. Wende
Copyright-Jahr
2023
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40045-3_9

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