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22.01.2024 | Verwaltungsprozesse | Gastbeitrag | Online-Artikel

So funktionieren Bezahlkarten für Asylsuchende

verfasst von: Patrick Löffler

3 Min. Lesedauer

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Anstelle von Bargeld gibt der Landkreis Greiz seit Mitte Dezember 2023 Bezahlkarten an Asylsuchende aus. Ein Beispiel aus der Praxis.

Der öffentliche Sektor muss Hilfeleistungen effizient und human verwalten. Wie andere Leistungen unterliegen auch sie dem digitalen Transformationsprozess. Dieser Prozess erfordert neben technologischen Neuerungen auch organisatorische und soziale Anpassungen. Ein Element können hier Bezahlkarten sein, die eine Neuerung bei der Auszahlung von Sozialleistungen darstellen. Diese modernen Zahlungsmittel bieten eine sichere und praktische Lösung für die Empfängerinnen und Empfänger, um ihren täglichen Bedarf zu decken. Zugleich vereinfachen sie die Verwaltungsprozesse der Behörden bei der Verteilung finanzieller Mittel.

Der Landkreis Greiz in Thüringen händigt anstelle von Bargeld – mit Ausnahme des so genannten Taschengeldes – seit dem 12. Dezember 2023 Bezahlkarten des Fintechs givve an Asylsuchende aus. Die Karten, die über ein Online-Portal verwaltet werden, haben seither den Verwaltungsaufwand verringert, da unter anderem der aufwendige Prozess der Scheckausgabe an die Leistungsempfänger wegfällt.

Elf Tage vom Erstkontakt bis zur Umsetzung

Innerhalb von elf Werktagen vom Erstkontakt zwischen dem Landkreis und des Fintechs givve konnte die Greizer Behörde die Bezahlkarten zur Ausgabe in Empfang nehmen. Der Prozess begann mit einer Bedarfsanalyse, in der die Anforderungen des Landkreises definiert wurden. Daraufhin entwickelte und realisierte das Fintech ein entsprechendes Konzept und versandte die Karten. Kurz nach deren Ankunft erfolgte eine Schulung, um die Behördenmitarbeitenden mit den Karten und dem dazugehörigen Online-Portal vertraut zu machen.

Auf dem Online-Portal ist eine Übersicht aller Karten und der Rechnungen verfügbar. Behördenmitarbeitende können hier Karten sperren, entladen oder neue Karten bestellen. Das Aufladen erfolgt entweder manuell, indem individuell Beträge auf einzelne Karten geladen werden, oder durch das Hochladen einer tabellarischen Datei, in der die Beträge für jede Karte angegeben sind. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, einen Lade-Dauerauftrag einzurichten. Die Nutzerinnen und Nutzer müssen nach Erhalt die Karte einmalig – über ein Webportal oder eine App – aktivieren. Anschließend können sie ihr Guthaben, Transaktionen und die Einsatzgebiete sowie Akzeptanzstellen einsehen. Außerdem können sie ihre Karte bei Bedarf sperren oder persönliche Einstellungen vornehmen.

Welche Weiterentwicklungen geplant sind

In Zukunft soll es möglich sein, die Bezahlkarten direkt über die hausinterne Schnittstelle mit der Behörden-Software zu verbinden. Dadurch könnte die Aufladung der Karten direkt über die Behörden-Software erfolgen anstatt über das givve-Online-Portal, je nach den Präferenzen der Verwaltung. Außerdem werden Google Pay und Apple Pay integriert: So können die Kartennutzenden ab April Bargeld bei insgesamt 38.000 Einzelhändlern in Deutschland abheben. Diese Erweiterungen und Verbesserungen sowie mögliche weitere Änderungen erfolgen im Hintergrund, ohne dass die Karten in ihrer Nutzung beeinträchtigt werden und ohne dass ein Austausch der Karten erforderlich wäre. 

Frankreich, Belgien, Italien und Rumänien geben bereits länger Bezahlkarten für Geflüchtete oder Sozialhilfeempfänger aus. Beispielsweise erhalten in Frankreich über 100.000 Asylsuchende monatlich Sozialhilfe auf diesem Wege. Jährlich werden dort 450 Millionen Euro zu diesem Zweck auf Prepaid-Mastercards geladen. Das französische Amt für Einwanderung und Integration nutzt seit 2016 Bezahlkarten, um den administrativen Aufwand zu verringern und die Sicherheit bei der Versorgung von Geflüchteten zu erhöhen. Partner ist dabei die Groupe Up, Mutterkonzern von givve.

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