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02.01.2024 | Investitionsfinanzierung | Im Fokus | Online-Artikel

Green Climate Fund braucht mehr als privates Kapital

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

3 Min. Lesedauer

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Das Zusammenspiel von öffentlichen und privaten Investitionen ist die finanzielle Basis des Green Climate Funds. Doch diese Rechnung geht in der Praxis nicht auf, zeigt eine Analyse. Mängel in der Fondsstrategie bergen sogar Risiken für den globalen Süden.

Als weltgrößter Klimafonds soll der Green Climate Fund (GCF) Transformationsprojekte und den Klimaschutz in Entwicklungsländern fördern. Die Grundlage bilden Partnertschaften in den jeweiligen Ländern. Über diese erhalten die Staaten Zugang zu flexiblen Finanzierungslösungen und Klimainvestitionsexpertise. 

"Ein erheblicher Anteil der Finanzmittel soll nach dem Willen der Geberländer aus dem Privatsektor kommen. Bislang hat sich diese Erwartung jedoch nicht erfüllt", stellt Thomas Kalinowski in einer aktuellen Studie fest. Der Forscher, der unter anderem für die Ewha Womans University, Seoul, und das Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit - Helmholtz-Zentrum Potsdam tätig ist, stellt darin zahlreiche Mängel in der Strategie des Fonds fest. 

Fondsvolumen von mehr als 50 Milliarden US-Dollar

Nach eigenen Angaben unterstützt der 2010 von der UN-Klimarahmenkonvention (UNFCCC) initiierte GCF derzeit 243 Projekte in 129 Staaten. Das Finanzierungsvolumen beträgt insgesamt fast 52 Milliarden US-Dollar. Allerdings ist der Anteil privaten Investitionskapitals an dieser Summe gering. Dafür gebe es eine Reihe von Gründen, erläutert Kalinowski: 

Der offensichtlichste ist, dass die meisten Unternehmen ein solches Engagement derzeit nicht als profitabel einschätzen. Vor allem für Klimaanpassung fehlen noch attraktive Geschäftsmodelle. Und Investitionen in besonders vulnerablen Ländern des globalen Südens gelten als riskant."

Auch wenn der Sektor der erneuerbaren Energien eine Ausnahme bildet, gebe dies dem Forscher zufolge keinen Anlass zu hoffen, dass massive private Investitionen aus dem Globalen Norden die nachhaltige Entwicklung im globalen Süden entscheidend vorantreiben würden. 

Private Projekte scheitern häufiger

Im September 2022 waren 47 der 207 genehmigten GCF-Projekte vom Privatsektor mitfinanziert, so der Experte. Deren Finanzierungsvolumen betrug insgesamt 16,9 Milliarden US-Dollar. Fünf davon waren zu diesem Zeitpunkt allerdings schon nicht mehr aktiv. "Die Misserfolgsquote ist damit deutlich höher als im öffentlichen Sektor, wo nur zwei von 160 Projekten gescheitert waren", so der Politikwissenschaftler. Das damalige Gesamtfondsvolumen betrug 40,2 Milliarden US-Dollar. "Das bedeutet, dass 21 Prozent aller Projekte aus dem privaten Sektor stammen und 42 Prozent aller Projektmittel dort hinfließen."

Allerdings offenbart die detaillierte Analyse, dass 22 Prozent der 16,9 Milliarden US-Dollar, die in Projekte des Privatsektors investiert werden, vom GCF selbst bereitgestellt werden. Der Rest stamme von anderen öffentlichen Einrichtungen, wie der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung und anderen regionalen oder nationalen Entwicklungsbanken. "Mit anderen Worten: Ein Großteil der Projektfinanzierung des Green Climate Fund für den Privatsektor stammt nicht aus dem Privatsektor, sondern aus öffentlichen Quellen", so Kalinowski.

Ökonomische Abhängigkeit nicht verstärken

Aber auch die Qualität der Projekte des privaten Sektors muss dem Experten zufolge besser mit den Grundsätzen des GCF und den Prinzipien guter Entwicklungszusammenarbeit in Einklang gebracht werden. Hierfür sei es nötig, dass Klimaprojekte im globalen Süden in nationale Entwicklungs- und Klimapläne eingebettet sind. "Die stärkere Beteiligung des Privatsektors im globalen Süden und der Zivilgesellschaft sowie gute Rahmenbedingungen in Empfängerländern sind wichtiger als die Maximierung privater Kapitalströme."

Der Politikwissenschaftler warnt, nicht mit dem GCF die bestehende Schuldenlast, ökonomische Abhängigkeit und finanzielle Instabilität in den Entwicklungsländern zu erhöhen. Die Extraktion erneuerbarer Energien, so Kalinowskis Fazit, sei zwar besser als die Ausbeutung von natürlichen Rohstoffen, "sie allein ist aber kein Weg für eine erfolgreiche nachhaltige Entwicklung im globalen Süden".

GCF will Prozess und Betriebsmodell verbessern

Anfang Dezember erläuterte GCF-Geschäftsführerin Mafalda Duarte auf der UN-Klimakonferenz in Dubai (COP28), wie der Fonds die Verfügbarkeit, Erschwinglichkeit und den Zugang zu Klimafinanzierung für seine Partner in Entwicklungsländern in den kommenden Jahren verbessern will. Zum sogenannen "50by30"-Plan gehören neben einer Maximierung der privten Investitionen, auch vereinfachte GCF-Projektgenehmigungsprozesse sowie die Neugestaltung des GCF-Partnerschafts- und Betriebsmodells.

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