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2022 | OriginalPaper | Buchkapitel

4. Justitiabler Klimaschutz in Deutschland

verfasst von : Michael Kalis

Erschienen in: Justitiabler Klimaschutz in Deutschland

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Im nachfolgenden Abschnitt wird unter Anwendung der obigen Definition und Zweiteilung in Einklagbarkeit und Eignung die Justitiabilität des Klimaschutzes in Deutschland überprüft.

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Fußnoten
1
Verfahren von Privaten gegen den Staat vor den Zivilgerichten sind solche der Amtshaftung und damit außerhalb dieser Untersuchung, vgl. Art. 34 S. 3 GG i. V. m. § 40 Abs. 2 VwGO sowie § 71 Abs. 2 Nr. 2 GVG. Ausführlich zur Amtshaftung im Sinne einer Staatsklimahaftung Böhm, Staatsklimahaftung; siehe zu den verfassungsrechtlich vorgegebenen Gerichtsbarkeiten nach Art. 95 Abs. 1 GG Detterbeck, in: Sachs, GG, Art. 95 GG, Rn. 3 ff.
 
2
Siehe zu bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten in Form der Amtshaftung bereits Fn. 183; ausführlich bei Böhm, Staatsklimahaftung.
 
3
Siehe zu den Theorien m. w. N. Ehlers/Schneider, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 217 ff.; vgl. Unruh, in: Fehling/Kastner/Strömer, Verwaltungsrecht, § 40 VwGO, Rn. 84 ff.; Krüger, in: JuS 2013, S. 598–602; Fritzsche, in: NJW 2015, S. 586–588.
 
4
Zur Subordinationstheorie Ehlers/Schneider, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 220 f.
 
5
Zur Interessentheorie Ehlers/Schneider, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 219. Im Falle von Klimaschutzklagen werden Schwächen der Interessentheorie deutlich. Es steht zumeist gerade im Streit, ob die einschlägigen Rechtssätze den Schutz individueller Interessen dienen und subjektive Rechte verleihen. Siehe dazu Abschn. 4.1.3.2. Schwächen zeigt die ohnehin nicht geläufige Subtraktionsmethode an dieser Stelle. In der vorliegenden Untersuchung wird die Zirkularität der Subtraktionstheorie deutlich. Gegenstand dieses Abschnitts ist gerade die Frage, ob überhaupt eine befugte Gerichtsbarkeit besteht. Diese Frage kann schwerlich mit dem Hinweis der Unzuständigkeit der übrigen Gerichtsbarkeit beantwortet werden, da so die zumindest irgendwie bestehende Gerichtsbarkeit (Subtrahend) als Prämisse vorausgesetzt würde.
 
6
Zur Subjektstheorie Ehlers/Schneider, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 222 ff.
 
7
Siehe zur Theorie der doppelten Verfassungsunmittelbarkeit Kraayanger, verfassungsrechtliche Streitigkeit, S. 22 ff.; ablehnend Rennert, in: Eyermann, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 21 f.; siehe zu weiteren Bedeutungsinhalten der nichtverfassungsrechtlichen Streitigkeit Ehlers/Schneider, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 132 ff.; zur doppelten Verfassungsunmittelbarkeit m. w. N. aber im Ergebnis ablehnend dies. in: ebenda, § 40 VwGO, Rn. 136 ff.; vgl. Sodan, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 189 ff.; ausführlich zum Begriff der Streitigkeit nichtverfassungsrechtlicher Art Schenke, in: AöR 131, 2006, S. 115–141.
 
8
Vgl. Rennert, in: Eyermann, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 21 f.
 
9
Der Ausschluss der verwaltungsgerichtlichen Zuständigkeit bei Streitigkeiten verfassungsrechtlicher Art erfolgt zwar grundsätzlich unbeachtet davon, ob eine lückenlose verfassungsgerichtliche Zuständigkeit besteht, vgl. nur Rennert, in: Eyermann, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 17. Richtigerweise besteht aber eine verwaltungsgerichtliche Zuständigkeit jedenfalls dann nicht, wenn eine verfassungsgerichtliche ausdrücklich festgeschrieben ist.
 
10
Ausführlich zum Streit und im Ergebnis für die Zuständigkeit des Bundesverfassungsgerichts Dietlein, Schutzpflichten, S. 177 ff.; so auch Rennert, in: Eyermann, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 27 ff.; ebenso Ehlers/Schneider, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 136 ff.; siehe auch Sodan, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 192 ff.; ausführlich und m. w. N. Sodan, in: NVwZ 2000, S. 601 (601 ff.); unter Betrachtung der Klimaklage vor dem VG Berlin Ruffert, in: JuS 2020, S. 478 (479); siehe zur Abgrenzung von Verfassungsgerichtsbarkeit und Fachgerichtsbarkeit anhand der materiellen Verfassungsstreitigkeit Bethge, in: FS Schenke, S. 61 ff. und ausdrücklich zur Normkontrollklage und Normerlassklage S. 77 ff.; vgl. Kraayanger, verfassungsrechtliche Streitigkeit, S. 45 ff.; siehe aus der Rechtsprechung BVerwGE 80, 355, 358; im Jahr 1951 noch grundsätzlich gegen einen Anspruch auf Handeln des Gesetzgebers BVerfGE 1, 97 (100 f.).
 
11
Sodan, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 198 ff.; ausführlich Sodan, in: NVwZ 2000, S. 601 (601 ff.); vgl. BVerwGE 80, 355 (358).
 
12
Sodan, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 200; Sodan, in: NVwZ 2000, S. 601 (601 ff.); BVerwGE 109, 258 (259 m. w. N.); vgl. BVerwGE 96, 45 (48).
 
13
Ehlers/Schneider, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 140.
 
14
Siehe BVerwGE 80, 355 (358).
 
15
Ehlers/Schneider, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 140; vgl. Sodan, in: NVwZ 2000, S. 607 f.
 
16
Ehlers/Schneider, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 149 f.
 
17
Rennert, in: Eyermann, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 27–30.
 
18
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 –, u. a.; VG Berlin, 31.10.2019 – 10 K 412.18; vgl. auch Gerechtshof Den Haag Entscheidung vom 09.10.2018, 200.178.245/01, ECLI:NL:GHDHA:2018:2610, Rn. 68. Der Gerichtshof widmet sich hier ausdrücklich dem Vorwurf der Regierung, das Gerichte verpflichte in unzulässiger Weise zum Erlass eines Parlamentsgesetzes. Hier hält der Gerichtshof sodann fest, dass das Begehren ausdrücklich auf das Ergreifen von adäquaten Maßnahmen gerichtet sei, die Form dieser jedoch aus der Verfassung selbst folge.
 
19
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 –, u. a., Rn. 38. In den Verfassungsbeschwerden wurde zumindest auch eine Verletzung des Grundsatzes des Gesetzesvorbehalts gerügt.
 
20
Siehe zur Justizfreiheit von Hoheitsakten Dreier, in: ders., GG, Art. 1 GG, Rn. 63 f.; Eyermann, in: ders., VwGO, § 40 VwGO, Rn. 11 f.; Sodan, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 63 ff. Zur verfassungsgerichtlichen Kontrolle auswärtiger Gewalt Starski, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 59 GG, Rn. 117 ff.
 
21
Vgl. Dreier, in: ders., GG, Art. 1 GG, Rn. 63 f.; Eyermann, in: ders., VwGO, § 40 VwGO, Rn. 11 f.; Sodan, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 40 VwGO, Rn. 63 ff.; siehe zur Justizfreiheit von Hoheitsakten der auswärtigen Gewalt Biehler, Auswärtige Gewalt, S. 87 ff. Jedenfalls vom generalisierenden Begriff der Justizfreiheit auswärtiger Gewalt will sich Biehler entfernen, S. 95 ff. Diese Einschätzung ist m. E. auf andere Bereiche vermeintlich justizfreier Hoheitsakte entsprechend übertragbar. Abseits einer ausdrücklichen (verfassungsrechtlichen) Regelung sind generalisierende Annahmen einer Justizfreiheit mit äußerster Zurückhaltung zu betrachten und im Wesentlichen abzulehnen.
 
22
VG Berlin, 31.10.2019 – 10 K 412.18, S. 12 f.; dafür kassierte sie vom Gericht eine rechtliche „Ohrfeige“, wie es Schomerus treffend beschreibt, Schomerus, in: ZUR 2020, S. 160 (168).
 
23
In diese Richtung tendieren Dreier, in: ders., GG, Art. 1 GG, Rn. 63 f.; Eyermann, in: ders., VwGO, § 40 VwGO, Rn. 11 f.; zur Justizfreiheit von Gnadenentscheidungen BVerfG, Beschluss mit 4 zu 4 Stimmen vom 23. April 1969 –2 BvR 552/63 –; vgl. BVerfGE 25, 352 (366).
 
24
So im Ergebnis auch VG Berlin, 31.10.2019 – 10 K 412.18, S. 12 f.; vgl. Dreier, in: ders., GG, Art. 1 GG, Rn. 63 f.; Eyermann, in: ders., VwGO, § 40 VwGO, Rn. 11 f.
 
25
Eine Zuständigkeit des Bundesverfassungsgerichts kann ferner durch Bundesrecht geregelt werden, vgl. Art. 93 Abs. 3 GG. Jedenfalls für den hiesigen Untersuchungsgegenstand ist dies ersichtlich nicht der Fall.
 
26
Verfahren vor den Landesverfassungsgerichten sind in der hiesigen Untersuchung nicht näher betrachtet worden. Dennoch sei an dieser Stelle kurz angemerkt, dass im Besonderen mit Blick auf die landesverfassungsrechtlichen Grundrechte Klimaschutzklagen vor den Landesverfassungsgerichten nicht per se ausgeschlossen sind. Siehe zu den derzeit anhängigen Verfahren sowie den Beschwerdeschriften und aktuellen Informationen den Online-Auftritt der DUH, https://​www.​duh.​de/​laenderklimaklag​en/​.
 
27
Vgl. Voland, in: NVwZ 2019, S. 114 (116).
 
28
Siehe zum Erfordernis der Rechtswegserschöpfung Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BverfGG, § 13 Nr. 8a BVerfGG, Rn. 34 ff.; Voßkuhle, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 93 GG, Rn. 186 ff,; Detterbeck, in: Sachs, GG, Art. 94 GG, Rn. 15 ff.; Wieland, in: Dreier, GG, Art. 94 GG, Rn. 29 ff.; Kment, in: Jarass/Pieroth, GG, Art. 93 GG, Rn. 130; BVerfGE 107, 395 (414); BVerfGE 112, 50 (61); BVerfGE 150, 309 (326). BVerfGE 68, 376 (380); BVerfGE 107, 299 (308 f.); BVerfGE 120, 274 (300). So im Ergebnis auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 –, u. a., Rn. 138. Hier sogleich aber mit Verweis darauf, dass bei einer Überprüfung eigenständiger Handlungen der Bundesregierung (gemeint sind nicht-gesetzesförmige Klimaschutzmaßnahmen) der Rechtsweg nicht erschöpft wäre.
 
29
Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 13 Nr. 8a BVerfGG, Rn. 36 f.; Voßkuhle, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 93 GG, Rn. 191; Detterbeck, in: Sachs, GG, Art. 94 GG, Rn. 20 ff.; Wieland, in: Dreier, GG, Art. 94 GG, Rn. 32 f.; siehe auch Linke, in: NJW 2005, S. 2190–2192; ausführlich zur Anwendung und den Ausnahmen des Subsidiaritätsprinzips, Warmke, Subsidiarität, S. 61 ff. und zum Sonderfall der Verfassungsbeschwerde gegen gesetzgeberisches Unterlassen, S. 197 ff.; vgl. zu den Schranken der Subsidiarität Posser, Subsidiarität, S. 237 ff.; siehe BVerfGE 70, 35 (55); BVerfGE 74, 69 (74); BVerfGE 109, 279 (306); siehe andererseits BVerfGE 133, 277 (311 f.); BVerfGE 142, 268 (280); BVerfGE 150, 309 (326); zur Frage der Feststellungsklage vor den Verwaltungsgerichten bei Unterlassen des Gesetzgebers BVerwGE 136, 54, (58 ff.); zur Nichtanwendbarkeit des Grundsatzes der Subsidiarität im Falle von Normerlassklage deutlich Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BverfGG, § 90 BVerfGG, Rn. 410 f.; den Grundsatz der Subsidiarität will das Bundesverfassungsgericht im Klima-Beschluss demgegenüber nicht per se unangewendet lassen. Es kommt aber zum Schluss, dass zumindest keine zumutbaren fachgerichtlichen Rechtsschutzmöglichkeiten bestehen und ein fachgerichtlicher Rechtsschutz angesichts dessen, dass die Streitklärung allein von der Auslegung und Anwendung verfassungsrechtlicher Maßstäbe abhängt, auch nicht geboten ist, vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 –, u. a., Rn. 139.
 
30
Vgl. zur Bedeutung der Tatsachenfeststellungskompetenz des Bundesverfassungsgerichts Chryssogonos, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 179 f.; zur Sachverhaltsaufklärung bzw. Sachverhaltsdeutung BVerfGE 93, 266 (305 ff., 313).
 
31
Vgl. Stürmlinger, in: EurUP 2020, S. 169 (175 f.).
 
32
Vgl. Prokisch, Finanzverfassung, S. 18; vgl. auch VG Berlin, VG 10 K 412, 18.
 
33
Siehe für eine rechtsvergleichende Analyse der gerichtlichen Kontrolle im Klimaschutzrecht Saurer, in: ZUR 2018, S. 679 (682).
 
34
Siehe hierzu Will, in: Jura 2015, S. 1164 (1165).
 
35
Siehe zu den Grundanschauungen des Dualismus und Monismus Schorkopf, internationalen Beziehungen, S. 17 ff.; Amrhein-Hofmann, Monismus und Dualismus, S. 296 ff.; Nettesheim, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 59 GG, Rn. 167 ff.; Starski, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 59 GG, Rn. 99 ff. sowie Aust, in: ebenda, Art. 25 GG, Rn. 8 ff.; Becker, in: NVwZ 2005, S. 289–291.
 
36
Siehe zum Verhältnis internationalen und nationalen Rechts in Deutschland unter besonderer Beachtung des internationalen Umweltrechts Zengerlin, Greening International Jurisprudence, S. 51 ff.; zur fehlenden ausdrücklichen Festlegung auf Monismus oder Dualismus im Grundgesetz, Nettesheim, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 59 GG, Rn. 169; vgl. Starski, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 59 GG, Rn. 102 f.; zur Austauschbarkeit der Theorien am Beispiel des Art. 25 GG, Aust, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 25 GG, Rn. 9; Will, in: Jura 2015, S. 1164 (1166 ff.).
 
37
BVerfGE 111, 307 (318); BVerfGE 141, 1 (1 ff.).
 
38
Siehe hierzu Zengerlin, Greening International Jurisprudence, S. 52; vgl. hierzu unter Betrachtung von internationalem Klimarecht Cremer, in: ZUR 2019, S. 278 (280 f.). Zum Transformationsakt Starski, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 59 GG, Rn. 98 ff.; Nettesheim, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 59 GG, Rn. 173 ff.; Becker, in: NVwZ 2005, S. 289–291; siehe auch Will, in: Jura 2015, S. 1164 (1168 ff.).
 
39
Die Rangordnung des so umgesetzten Völkervertragsrechts in der nationalen Rechtsordnung und damit der Umgang im Kollisionsfall könne durch den Gesetzgeber im Rahmen des Transformationsaktes vorgeben werden, meint noch Nettesheim, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 59 GG, Rn. 181 ff.; das Bundesverfassungsgericht hat die Frage zur Rangordnung des umgesetzten Völkervertragsrechts in der nationalen Rechtsordnung bereits im Jahr 2015 dahingehend geklärt, dass der Transformationsakt auf der Rangstufe eines einfachen Bundesgesetzes steht, BVerfGE 141, 1; siehe hierzu Nettesheim, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 59 GG, Rn. 186b ff.; Starski, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 59 GG, Rn. 104 ff.; Will, in: Jura 2015, S. 1164 (1172 f.); Payandeh, in: NJW 2016, S. 1279–1282; Sachs, in: JuS 2016, S. 571–574; Stöber, in: DStR 2016, S. 1889–1895.
 
40
Siehe zur Rolle nationaler Gerichte für die Durchsetzung internationalen Rechts, hier mit Fokus auf das internationale Umweltrecht, Zengerlin, Greening International Jurisprudence, S. 48 ff.
 
41
Zur Struktur und Verbindlichkeit des Pariser Übereinkommens Bodle/Oberthür, in: Klein et al., Paris Agreement, S. 91 ff.; übersichtlich zum Pariser Überinkommen Stäsche, in: EnWZ 2019, S. 248 (250); eine im Gegensatz zur allgemeinen Euphorie eher zurückhaltende Einschätzung des Pariser Übereinkommens liefert Ekardt, in: NVwZ 2016, S. 355–363.
 
42
Die Temperaturgrenze nach Art. 2 Abs. 1 lit. a) PÜ ist gerade die Konkretisierung des „ultimate objective“ Art. 2 KRK. Gemäß Art. 2 Abs. 1 PÜ dient das Übereinkommen der verbesserten Umsetzung der Konvention, einschließlich dessen Zweck.
 
43
IPCC, SR 1.5, Summary for Policymakers, S. 9, A.3.
 
44
So auch Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 10. Diese gehen davon aus, dass der Wortlaut „deutlich unter 2 °C“, aber gleichzeitig über 1,5 °C eine Temperaturgrenze von etwa 1,7 oder 1,8 °C nahelege.
 
45
Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 27; ebenso Ekardt, in: NVwZ 2016, S. 355 (359); Ekardt/Wieding, in: ZfU 2016, S. 36 (36 ff.); vgl. Franzius/Kling, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 200 ff.; vgl. für eine differenzierende Einschätzung mit Blick auf das globale Temperaturziel und die nationalen Beiträge zum Erreichen des Ziels Bickenbach, in: JZ 2020, S. 168 (169 f.); von einer hybriden Verbindlichkeitsstruktur spricht Saurer, in: NVwZ 2017, S. 1574 (1575); zur Unterteilung in hard law und soft law Nückel, in: ZUR 2017, S. 525–538; zur Rechtsnatur und Verbindlichkeit des Pariser Übereinkommens auch Voland/Engel, in: NVwZ 2019, S. 1785 (1788); vgl. Rajamani/Werksmann, The legal character and operational relevance of the Paris Agreement’s temperature goal, S. 3 ff.; vgl. Stäsche, in: EnWZ 2019, S. 248 (252 f.); Bodle/Oberthür, in: Klein et al., Paris Agreement, S. 92 ff.; allgemein von der Verbindlichkeit des Übereinkommens von Paris spricht Schlacke, in: EnWZ 2020, S. 355 (356); in einen verbindlichen Rahmen eingebettete Zielfestlegungen erkennt im Übereinkommen von Paris Böhringer, in: ZaöRV 2016, S. 753 (761).
 
46
Vgl. Bodle/Oberthür, in: Klein et al., Paris Agreement, S. 97 ff.; zur Rechtsnatur des Übereinkommens von Paris und darüberhinausgehenden Notwendigkeit der Prüfung jeder einzelen Regelung Voland/Engel, in: NVwZ 2019, S. 1785 (1787 ff.).
 
47
Vgl. zur Analyse des Art. 4 Abs. 2 PÜ Nückel, in: ZUR 2017, S. 525 (528 f.); siehe zur Verbindlichkeit auch Voland/Engel, in: NVwZ 2019, S. 1785 (1786).
 
48
Vgl. Nückel, in: ZUR 2017, S. 525 (528 f.), der hervorhebt, dass hierin womöglich keinerlei normative Kraft stecke.
 
49
Vgl. Cremer, in: ZUR 2019, S. 278 (280 f.).
 
50
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 –, u. a., Rn. 210. Der Beitritt sei Ausdruck der internationalen Dimension des Art. 20a GG und der genuin globalen Dimension des KlimawandelS. Das Bundesverfassungsgericht stellt zwar darüber hinaus auch auf den § 1 S. 3 KSG als Konkretisierung des Art. 20a GG ab, Rn. 209 f. Dieser aber bezeichnet die Verpflichtung nach dem Übereinkommen von Paris als Grundlage, Rn. 210. Schlussendlich macht das Verfassungsgericht deutlich, dass die Konkretisierung durch das Bundes-Klimaschutzgesetz nur eine nochmalige Bezugnahme auf das ohnehin geltende Übereinkommen von Paris ist, Rn. 211: „Mit der im Pariser Übereinkommen und eigens noch einmal im Klimaschutzgesetz gewählten Temperaturmaßgabe ist der durch Art. 20a GG belassene Konkretisierungsspielraum derzeit aber gewahrt“ (eigene Hervorhebung).
 
51
Den Begriff führt, soweit ersichtlich, das Bundesverfassungsgericht erstmalig ein, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 196 ff.; die Richterin am Bundesverfassungsgericht Härtel sprach zuvor vom Art. 20a GG als Klima-Staatszielbestimmung, vgl. Härtel, in: NuR 2020, S. 577–588. Sie attestiert der Klima-Staatszielbestimmung sodann ein Optimierungsgebot im Hinblick auf die Bewältigung des Klimawandels, S. 579. Letztendlich bereitet sie damit bereits den Weg für das sog. Klimaschutzgebot vor.
 
52
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 192 f.
 
53
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 205 ff. sowie LS 2 lit. d).
 
54
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 211.
 
55
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198 ff.
 
56
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 213. Genauer gesagt, will das Bundesverfassungsgericht in den angegriffenen Vorschriften § 3 Abs. 1 S. 2 und § 4 Abs. 1 S. 3 KSG in Verbindung mit Anlage 2 keine Abweichung von der in § 1 S. 3 KSG festgehaltenen Temperaturgrenze erkennen. Damit aber will das Verfassungsgericht in ein und demselben Gesetz zwischen Normen mit verfassungsrechtlicher Orientierungsfunktion und einfachgesetzlichen Regelungen unterscheiden. Das kann nur überzeugen, wenn man im Kern nicht auf den § 1 S. 3 KSG sondern gerade auf die Grundlage, also Art. 2 Abs. 1 lit. a) PÜ, abstellt; nur auf die Temperaturgrenze des Übereinkommens von Paris blicken auch Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424); ebenso Seibert, in: DVBl 2021, S. 1141 (1144); Schlacke, in: NVwZ 2021, S. 912 (913).
 
57
Siehe zur Anwendung der allgemeinen Kollisionsregeln bei völkervertraglichen Klimaschutzrecht nach erfolgten Transformationsakt Cremer, in: ZUR 2019, S. 278 (280); tatsächlich stellt das Bundesverfassungsgericht aber ausdrücklich nicht auf das Zustimmungsgesetz zum Übereinkommen von Paris ab, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 210. Vielmehr meint es, in seiner verfassungsrechtlichen Bedeutung gehe der § 1 S. 3 KSG über dieses Zustimmungsgesetz hinaus. Will man sodann den Worten des Bundesverfassungsgerichts ohne weitere Interpretation der Entscheidungsgründe folgen, muss man – was beim Verfassungsgericht in der Tat offenbleibt – auch die unterschiedliche Einordnung der Normen des KSG begründen.
 
58
Vgl. Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Vorwirkung, S. 19 f.
 
59
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 210, 213; vgl. hierzu auch Cremer, in: ZUR 2019, S. 278–283, der aufzeigt, dass ein solcher Aufstieg des völkervertraglichen Klimaschutzrechtes zum Verfassungsrecht nur unter vorheriger Verfassungsänderung, hier des Art. 20a GG, zulässig ist; von einem quasi verfassungsrechtlichen Rang des Klimaschutzgesetzes spricht Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (356); die Teilhabe des Bundes-Klimaschutzgesetz am Verfassungsrang, vermittelt über Art. 20a GG, findet auch Beckmann zumindest hinterfragungsbedürftig, Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (244); es droht ein verfassungsrechtlicher Maßstab nach Maßgabe des Gesetzgebers, meint Seibert, in: DVBl 2021, S. 1141 (1144 f.); einen durchaus treffenden Vergleich zum normgeprägten Grundrecht tätigt Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Vorwirkung, S. 15; die Quasi-Konstitutionalisierung kritisieren Möllers/Weinberg, in: JZ 2021, S. 1069 (1074); vgl. Schlacke, in: NVwZ 2021, S. 912 (915), die eine verfassungsrechtliche Aufwertung der völkerrechtlichen Verpflichtungen für dogmatisch kritikwürdig, in der Sache aber hinnehmbar erachtet. Soweit diese sodann auf die ständige Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zur Inkorporation der Europäischen Menschenrechtskonvention verweist, verkennt sie die dortigen Ausführungen, vgl. BVerfGE 128, 326 (367 f.). Das Bundesverfassungsgericht hält hier für die Rechte nach der Konvention fest, dass diese verfassungsrechtliche Bedeutung habe, „[…] indem sie die Auslegung der Grundrechte und rechtsstaatlicher Grundsätze des Grundgesetzes beeinflussen.“ (eigene Hervorhebung). Dass aber spricht für den hier aufgezeigten Weg der völkerrechtsfreundlichen Auslegung der Grundrechte im Lichte des Übereinkommens von Paris anstatt einer Einordnung der Temperaturgrenze mit mindestens Quasi-Verfassungsrang.
 
60
Vgl. Zengerlin, Greening International Jurisprudence, S. 52; Cremer, in: ZUR 2019, S. 278 (280 f.); Starski, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 59 GG, Rn. 98 ff.; Nettesheim, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 59 GG, Rn. 173 ff.; Becker, in: NVwZ 2005, S. 289–291.
 
61
Das erkennt mit Blick auf das Zustimmungsgesetz auch das Bundesverfassungsgericht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 210; vgl. BVerfGE 141, 1; siehe hierzu Nettesheim, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 59 GG, Rn. 186b ff.; Starski, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 59 GG, Rn. 104 ff.; so auch Möllers, T., Methodenlehre, S. 63; siehe zum dahinterstehenden Streit des legislativen Völkervertragsbruchs und damit dem Ausgleich zwischen Demokratie (Abänderlichkeit des Völkervertragsrechts durch den parlamentarischen Gesetzgeber) und Rechtsstaatlichkeit (Bindund an das Völkervertragsrecht und – ggf. begrenzte – Unabänderlichkeit) Krumm, in: AöR 138, 2013, S. 363-410; hierzu ebenfalls Will, in: Jura 2015, S. 1164 (1172 ff.); siehe hierzu auch Payandeh, in: NJW 2016, S. 1279–1282; Sachs, in: JuS 2016, S. 571–574; Stöber, in: DStR 2016, S. 1889–1895; vgl. zur Rolle des internationalen Umweltrechts für die Verfassung und hier im Besonderen für die Staatszielbestimmung nach Art. 20a GG Calliess, Umweltstaat, S. 141 ff.
 
62
Das Bundesverfassungsgericht spricht von verfassungsrechtlicher Orientierungsfunktion und einem verfassungsrechtlichen Maßstab, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 120, 197, 198, 213.
 
63
Vgl. zum „schleichenden Verfassungswandel“ – hier aber durch allgemeine Regeln des Völkerrechts – Möllers, T., Methodenlehre, S. 62 f.
 
64
So aber das Bundesverfassungsgericht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 211; vgl. Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (356), der – sicherlich verkürzt – auf das gesamte Klimaschutzgesetz mit quasi verfassungsrechtlichem Rang abstellt; siehe auch Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (244), der von einer „Aufmunitionierung“ der Staatszielbestimmung durch einfachgesetzliche Klimaschutzziele spricht.
 
65
Vgl. zum Art. 20a GG und der Einordnung des parlamentarischen Gesetzgebers – nicht aber des verfassungsändernden Gesetzgebers – als primären Adressaten der Staatszielbestimmung Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 46 ff.; Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, Art. 20a GG, Rn. 67 ff.; Epiney, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 20a GG, Rn. 57 ff.
 
66
Dass der Gesetzgeber bei der Konkretisierung des Art. 20a GG nicht völlig frei ist, erkennt auch das Bundesverfassungsgericht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 211.
 
67
Vgl. zum Begriff, dessen Bedeutung nicht über Art. 20 Abs. 3 GG, hinausgeht, Epiney, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 20a GG, Rn. 54 f.; Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, Art. 20a GG, Rn. 41 f.; Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 50 ff.; grundlegend BVerfGE 6, 32 (41 f.).
 
68
Vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 52, die sowohl vom Vorrang der Verfassung vor dem Gesetz als auch von der verfassungsimmanenten Balance des Umweltschutzes spricht. Das Bundesverfassungsgericht hält ebenfalls ausdrücklich fest, dass neue hinreichend gesicherte Erkenntnisse über den Klimawandel bei der Zielfestlegung berücksichtigt werden müssen und dies sodann auch der verfassungsgerichtlichen Kontrolle unterliege, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 212.
 
69
Siehe zu den Bedeutungsvarianten des Begriffs der „verfassungsmäßigen Ordnung“ Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 50; vgl. zur Notwendigkeit der formellen wie materiellen Verfassungsmäßigkeit BVerfGE 6, 32.
 
70
Die Prüfung der Temperaturgrenze und damit im Besonderen die Frage, ob – im Übrigen auch nach dem Vortrag der Beschwerenden – nicht gerade eine strenge 1,5-Grad-Grenze verfassungsrechtlich geboten sei, bleibt beim Bundesverfassungsgericht äußerst knapp und endet im Wesentlichen mit dem Verweis auf vom IPCC dokumentierter, erhebliche Unsicherheiten und Spannweiten bei den Klimamodellierungen, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 211. Eine wie hier vorgeschlagene Verschärfung der Temperaturgrenze aufgrund des Vorsorgeprinzips prüft das Bundesverfassungsgericht gar nicht erst.
 
71
Vgl. Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (244), der im Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts eine gefährliche Zwischenkategorie in den Normen erkennt.
 
72
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 213; vgl. zur Normenhierarchie des völkervertraglichen Klimaschutzrechts in der nationalen Rechtsordnung Cremer, in: ZUR 2019, S. 278 (280 f.).
 
73
Vgl. aber BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 213. Die Grundregeln zum Normenverhältnis helfen dem Bundesverfassungsgericht freilich nicht weiter, da es – zumindest formal – auf § 1 S. 3 KSG abstellt. Hingegen wirken die Anforderungen des Bundesverfassungsgerichts an einen letztlich ausdrücklichen Änderungswillen des Gesetzgebers angesichts dessen, dass § 1 S. 3 KSG und die angegriffenen Normen des KSG in einunddemselben Gesetzgebungsverfahren verabschiedet wurden, stark gekünstelt. Siehe zur Normenhiearchie und Beachtung des Übereinkommens von Paris auch Cremer, in: ZUR 2019, S. 278 (280 f.); zur Anwendung der lex posterior-Kollisionsregel Nettesheim, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 59 GG, Rn. 186 ff.; Heinrich, in: NVwZ 2016, S. 668–671; Starski, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 59 GG, Rn. 104 ff.; BVerfGE 141, 1.
 
74
Ausführlich und m. w. N. zur Rechtsnatur der Kollisionsregeln Vranes, in: ZaörV 2005, S. 391–405; im Ergebnis so auch, unter Verweis auf die Notwendigkeit eines im Gesetzgebungsverfahren transparent geäußerten Abweichungswillen, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 213.
 
75
Stellenweise wird das Übereinkommen von Paris aufgrund seiner maßstabsbildenden Wirkung als Treiber für nationale Klimaschutzklagen gesehen, siehe Franzius/Kling, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 208 f.; deutlich Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 121 f.; vgl. Saurer, in: NVwZ 2017, S. 1574 (1577 f.); so auch Peel/Ososfky/Foerster, in: Onati Social-Legal Series 2019, Vol. 9, No. 3, S. 275 (282 f.); siehe ebenfalls Franzius, in: ZUR 2017, S. 515 (522 f.), der die Quasi-Verbindlichkeit der NDCs unter Verweis auf nationale Rechtsschutzmöglichkeiten anspricht; demgegenüber meint Bouwer, dass im Falle eines Funktionierens des neuen internationalen Klimaschutzregimes Klimaschutzklagen grundsätzlich unnötig würden, Bouwer, in: Journal of Environmental Law 2018, Vol. 30, No. 3, S. 483 (491). Im Ergebnis ist beidem zuzustimmen; vgl. zum Anstieg von Klimaschutzklagen nach dem Übereinkommen von Paris auch IBA, Model Statute, S. 3; zum Verhältnis der globalen Treibhausgasminderungsziele in Form der Temperaturgrenze und der nationalen Treibhausgasminderungsziele Saurer, in: ZUR 2018, S. 679 (684); vgl. zur Bedeutung von Maßstäben in Klimaschutzklagen und – noch vor Abschluss des Übereinkommens von Paris – mit dem Hinweis darauf, dass gerade deren Fehlen eine wesentliche Hürde darstelle, Engel, in: University of Pennsylvania Law Review 2007, Vol. 155, No. 6, S. 1563 (1594 f.).
 
76
Das Übereinkommen weist eine hybride Struktur aus bottom-up Autonomie der Vertragsparteien bei den NDCs und top-down bei den Vorschriften zur Transparenz und Rechenschaftspflicht, Bouwer, in: Journal of Environmental Law 2018, Vol. 30, No. 3, S. 483 (494); siehe zum bottom-up- Ansatz auch Stäsche, in: EnWZ 2019, S. 248 (252 ff.) sowie Böhringer, in: ZaöRV 2016, S. 753 (762 f.).
 
77
Siehe Bodle/Oberthür, in: Klein et al., Paris Agreement, S. 93; das Pariser Übereinkommen regelt lediglich die prozeduralen Verpflichtungen der NDCs, erkennt auch Franzius, in: ZUR 2017, S. 515 (518); siehe hierzu Nückel, in: ZUR 2017, S. 525 (528); ebenso Böhringer, in: ZaöRV 2016, S. 753 (780 f.).
 
78
Zum rulebook Stäsche, in: EnWZ 2019, 248 (251); zu den Inhalten des rulebook Voland/Engel, in: NVwZ 2019, S. 1785 (1789).
 
79
Siehe Franzius, in: ZUR 2017, S. 515 (519); vgl. Nückel, in: 2017, S. 525 (528 f.).
 
80
Für die inhaltliche Ausgestaltung liegen Leitlinien vor, die der Schaffung von Klarheit und Transparenz der NDCs dienen sollen, FCCC/PA/CMA/2018/3/Add.1, Annex I.
 
81
So im Ergebnis auch Voland/Engel, in: NVwZ 2019, S. 1785 (1786). Diese weisen darauf hin, dass die innerstaatliche Verbindlichkeit der NDCs von der jeweiligen Umsetzung im nationalen Recht abhänge.
 
82
Vgl. zur Kontrolle der NDCs vor nationalen Gerichten Wegener, L., in: Transnational Environmental Law 2020, Vol. 9, No. 1, S. 17 (30 f.).
 
83
Zum Verhältnis des europäischen und nationalen Rechts, Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 36 ff.; Ruffert, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 1 AEUV, Rn. 19 ff.; zu den Grenzen des Vorrangs und dem einleuchtenden Bild einer wechselseitigen Permeabilität Franzius, in: Pechstein/Nowak/Häde, Frankfurter Kommentar, Art. 4 EUV, Rn. 42 ff.; vgl. BVerfGE 89, 155 (174 f.), BVerfGE 123, 400; BVerfG, NJW 2020, 1650 ff.; EuGH, Rechtssache Achmea, C-284/16, ECLI.EU.C.2018:158; EuGH Rs. C-399/11, ECLI:EU:2013:107, Rn. 59 ff. (Melloni).
 
84
Zum Anwendungsvorrang Ruffert, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 1 EUV Rn. 16 ff.; Skouris, in: EuR 2021, S. 3–27; zur grundlegenden Rechtsprechung des EuGH, Rs. 6/64, Slg. 1964, 1251 (Costa/ENEL); EuGH, Rs. 106/77, Slg. 1978, 629, (Simmenthal II). EuGH – Internationale Handelsgesellschaft, Rs. 11/70 – Slg 1970, 1125 ff; jetzt ausdrücklich: Erklärung 17 zum Vertrag von Lissabon: „Erklärung zum Vorrang“ ABl. 2008 C 115/344. Zur Herleitung des Anwendungsvorrangs aus dem deutschen Verfassungsrecht siehe nur BVerfGE 89, 155; zum Vorrang gegenüber dem gesamten nationalen Recht, inklusive dem Verfassungsrecht, EuGH, Rs. 11/70, Slg. 1970, 1125, Rn. 3 sowie Rs. C-399/11, ECLI:EU:2013:107, Rn. 59 ff.; siehe zum Verhältnis der unionalen und nationalen Grundrechte Jarass, Charta der Grundrechte der EU, Art. 53 GRCh, Rn. 15 f.
 
85
Der EuGH entscheidet über die Auslegung des Unionsrechts oder Gültigkeit der Handlungen der europäischen Organe, vgl. Art. 19 EUV. Jediglich die nicht der Union in den Verträgen übertragenen Zuständigkeiten verbleiben bei den Mitgliedsstaaten, vgl. Art. 4 Abs. 1 i. V. m. Art. 5 EUV. Hierzu EuGH, Rs. 314/85, Slg. 1987, 4199, Rn. 14 ff. (Foto Frost); siehe auch Calliess/Kahl/Puttler, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 4 EUV, Rn. 82.
 
86
Calliess/Kahl/Puttler, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 4 EUV Rn. 87.
 
87
EuGH, Rs. 314/85, Slg. 1987, 4199, Rn. 11 ff. (Foto Frost); EuGH, Rs. C-6/99, Slg. I-2000, 1651, Rn. 54 ff. (Greenpeace); siehe zur Vorlagepflicht nicht-letztinstanzlicher Gerichte Pechstein/Görlitz, in: Pechtstein/Nowak/Häde, Frankfurter Kommentar, Art. 267 AEUV, Rn. 58 ff.; Wegener, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 267 AEUV, Rn. 29 f.
 
88
Die Subsidiaritätskontrolle, also die Prüfung, ob sich Rechtsakte der europäischen Union an das Subsidiaritätsprinzip halten, hat für die hiesige Untersuchung keine Relevanz. Vgl. hierzu nur Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 40 ff.
 
89
Zur Ultra-Vires-Kontrolle Streinz, in: ders., EUV/AEUV, Art. 5 EUV, Rn. 19; Voßkuhle, in: v. Mangoldt/Klein/Strack, GG, Art. 93 GG, Rn. 83e ff.; Vedder, in: Vedder/Heintschel von Heinegg, Europäisches Unionsrechts, Art. 288 AEUV, Rn. 87 ff.; Streinz, in: Sachs, GG, Art. 23 GG, Rn. 96 ff.; Schwerdtfeger, A., in: EuR 2015, S. 290–308. In der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, BVerfGE 89, 155, (188, 209 f.); BVerfGE 123, 267 (353); BVerfG, Beschluss des Zweiten Senats vom 06. Juli 2010 – 2 BvR 2661/06 -, Rn. 1–116; Beschluss des Zweiten Senats vom 14. Januar 2014 – 2 BvR 2728, 2729, 2730, 2731/13, 2 BvE 13/13 –; BVerfG (Zweiter Senat), Urt. v. 5.5.2020 – 2 BvR 859/15; zur Identitätskontrolle Voßkuhle, in: v. Mangoldt/Klein/Strack, Art. 93 GG, Rn. 84 f.; Vedder, in: Vedder/Heintschel von Heinegg, Europäisches Unionsrechts, Art. 288 AEUV, Rn. 87 ff.; in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts ausdrücklich in BVerfGE 123, 267 (353).
 
90
Siehe Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 80 ff.; vgl. BVerfGE 37, 271 ff.; BVerfGE 73, 339 ff.; siehe zur aktuellen Entwicklung des Grundrechtsschutzes im europäischen Mehrebenensystem die zwei Beschlüsse des Bundesverfassungsgerichts zum Recht auf Vergessen, 1 BvR 16/13, 1 BvR 276/1; hierzu Kämmerer/Kotzur, in: NVwZ 2020, S. 177–184.
 
91
Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 40a ff.; Wollenschläger, in: Dreier, GG, Art. 23 GG, Rn. 169 ff.; Streinz, in: Sachs, GG, Art. 23 GG, Rn. 96 ff.; Classen, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 23 GG, Rn. 54 ff.; Uerpmann-Wittzack, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 23 GG, Rn. 71 ff.; vgl. BVerfGE 123, 343; BVerfGE 134, 366, Rn. 29; BVerfG (Zweiter Senat), Urt. v. 5.5.2020 – 2 BvR 859/15 ua, NVwZ 2020, 857 – PSPP; übersichtlich zu den Kontrollvorbehalten des Bundesverfassungsgerichts Schwerdtfeger, A., in: EuR 2015, S. 290–310.
 
92
Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 40a ff.; Wollenschläger, in: Dreier, GG, Art. 23 GG, Rn. 169 ff.; Streinz, in: Sachs, GG, Art. 23 GG, Rn. 96 ff.; Classen, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 23 GG, Rn. 54 ff.; Uerpmann-Wittzack, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 23 GG, Rn. 71 ff.; vgl. BVerfGE 123, 343.
 
93
Zum Bild der „Brücke“ Streinz, in: Sachs, GG, Art. 23 GG, Rn. 96 ff.
 
94
Uerpmann-Wittzack, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 23 GG, Rn. 71 ff.; vgl. BVerfGE 126, 286. Im sog. PSPP-Urteil hat das BVerfG erstmalig ein Urteil des EuGH für teilweise ultra-vires, also kompetenzüberschreitend, erklärt, BVerfG (Zweiter Senat), Urt. v. 5.5.2020 – 2 BvR 859/15 ua, NVwZ 2020, 857 – PSPP; ausführlich zum Urteil Haltern, in: NVwZ 2020, S. 817–823; Erbguth, in: DVBl 2021, S. 209–216; vgl. auch Kainer, in: EuZW 2020, S. 533–536; Calliess, in: NVwZ 2020, S. 897–904; Nettesheim, in: NJW 2020, S. 1631–1634; siehe zur ultra-vires Kontrolle Tilmann, in: IWRZ 2021, S. 160–167; Nowrot/Tietje, in: EuR 2017, S. 137–155; Meier-Beck, in: EuZW 2020, S. 519–524; ausführlich Mayer, Ultra vires-Akte, S. 67 ff.
 
95
Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 40a ff.; Wollenschläger, in: Dreier, GG, Art. 23 GG, Rn. 169 ff.; Streinz, in: Sachs, GG, Art. 23 GG, Rn. 96 ff.; Classen, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 23 GG, Rn. 54 ff.; Uerpmann-Wittzack, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 23 GG, Rn. 71 ff.; vgl. BVerfGE 123, 343; BVerfGE 134, 366.
 
96
Voßkuhle, in: v. Mangoldt/Klein/Strack, GG, Art. 93 GG, Rn. 84 f.; Vedder, in: Vedder/Heintschel von Heinegg, Europäisches Unionsrechts, Art. 288 AEUV, Rn. 87 ff.; BVerfGE 134, 366, 382; BVerfGE 140, 317 ff.
 
97
Vgl. Herdegen, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 79 GG, Rn. 87 sowie 109 ff.; Sachs, in: Sachs, GG, Art. 79 GG, Rn. 48 ff.; Hain, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 79 GG, Rn. 59 ff.; Bryde, in: v. Münch/Kunig, GG Art. 79 GG, Rn. 45 ff.; vgl. BVerfGE 144, 20 f.
 
98
Vedder, in: Vedder/Heintschel von Heinegg, Europäisches Unionsrechts, Art. 288 AEUV, Rn. 94.
 
99
Vedder, in: Vedder/Heintschel von Heinegg, Europäisches Unionsrechts, Art. 288 AEUV, Rn. 94.
 
100
Von einem Schutz der Freiheit über die Zeit spricht das Bundesverfassungsgericht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183. Es ist jedenfalls nicht abwegig hierin, zumindest in Teilen, auch einen Schutz über die Ewigkeit zu erkennen, jedenfalls insoweit die Freiheit und Freiheitsentfaltung als Ausdruck der in der Menschenwürde verankerten Autonomie und Selbstverwirklichung betroffen sind.
 
101
Siehe hierzu Abschn. 4.1.3.3.1.2.3. Das Bundesverfassungsgericht stellt in seinem Klima-Beschluss auf den Schutz der Freiheit und der Freiheitsentfaltung insgesamt ab. Es ist aber auch diese Freiheit, die in den Grundsätzen des Art. 1 und Art. 20 GG, dort als Bestandteil der freiheitlich-demokratischen Ordnung, niedergelegt sind. Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 184.
 
102
Vgl. zu den inhaltlichen Schranken der Verfassungsänderung Dreier, in: ders., GG, Art. 79, Rn. 27 ff; Schnapauff, in: Hömig/Wolff, GG, Art. 79 GG, Rn. 4; Hain, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, Art. 79 GG, Rn. 59 ff.; Bryde, in: v. Münch/Kunig, Art. 79 GG, Rn. 49.
 
103
Vgl. Bryde, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 79 GG, Rn. 48; Herdegen, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 79 GG, Rn. 114 ff.; siehe zur Unabänderlichkeit eines zu ermittelten Menschenwürdegehalts der Grundrechte Brenner, in: Der Staat 32, 1993, S. 493 (502).
 
104
Im Ergebnis so auch Hain, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, Art. 79 GG, Rn. 62; zum Streit, ob dies gerade die subjektiv-rechtliche Gewährleistung der Menschenwürde umfasst, Herdegen, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 79 GG, Rn. 118.
 
105
Hierzu m. w. N. Ekardt, Theorie, S. 348; vgl. Klein, in: Klein/Menke, Gewaltenteilung, S. 8. Obgleich sicherlich aus anderem Anlass, hält dieser zutreffend fest, dass der Staat nicht nur der potenziell größte Gefährder der Freiheit, sondern auch ihr bester Garant ist. Demnach dürfe der Staat nicht schwach und müsse freiheitsgerecht organisiert sein. Daraus folgt m. E. eine gewisse Parallelität von Bewahren der freiheitlich-demokratischen Grundordnung und Schutz der Freiheitsvoraussetzungen. Einen ad infinitum fortschreitenden Klimawandel hält auch das Bundesverfassungsgericht für mit der Verfassung unvereinbar, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 185. Zugegebenermaßen stellt das Bundesverfassungsgericht hier sodann auf das Klimaschutzgebot nach Art. 20a GG und die Konkretisierung in Form der Temperaturgrenze ab, Rn. 185. Zugleich aber hält es schwere Freiheitsbeschränkungen aufgrund der Verteilung des verfassungsgemäß verbliebenen CO2-Restbudgets für rechtlich unumkehrbar gesetzt, Rn. 186. Das aber meint nichts anderes, als dass mit der heutigen Gesetzgebung rechtlich und faktisch dem späteren Gesetzgeber die Grundlage für einen ausgewogenen Freiheitsschutz und damit – jedenfalls in der schlimmsten Form des Klimawandels – die Substanz schlechthin entzogen wird.
 
106
Vgl. Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1396), der festhält, dass das Klima nicht die Politik diktieren dürfe; vgl. Burgers, in: Transnational Environmental Law 2020, Vol. 9, No. 1, S. 55 (75). Burgers stellt die These auf, dass die zunehmende Erkenntnis, die Umwelt sei Bedingung für eine funktionierende Demokratie, Hintergrund der Klimaklagen sei.
 
107
Nichts anderes kann mit der substantiellen Staatlichkeit der Bundesrepublik Deutschland gemeint sein, vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 40a; vgl. Acker-Widmaier, Intertemporale Gerechtigkeit, S. 223, der m. E. zutreffend festhält, dass es Moral und Gerechtigkeit dauerhaft nur geben kann, wenn der Mensch jenseits des Kampfes ums Überleben lebt. Das aber bedeutet nichts anderes als ein hinreichendes (Schutz-) Maß an Freiheitsvoraussetzungen und freiheitlich-demokratischer Grundordnung.
 
108
EuG, Beschluss vom 8. Mai 2019, T-330/18 – Carvalho u. a./Parlament und Rat; EuGH, Urteil vom 25. März 2021, C‑565/19 P – Carvalho u. a./Parlament und Rat.
 
109
EuG, Beschluss vom 8. Mai 2019, T-330/18 – Carvalho u. a./Parlament und Rat; EuGH, Urteil vom 25. März 2021, C‑565/19 P – Carvalho u. a./Parlament und Rat. Siehe zu einer ausführlicheren Darstellung des Falls Winter, in: ZUR 2019, S. 259–271.
 
110
Vgl. EuG, Beschluss vom 8. Mai 2019, T-330/18 – Carvalho u. a./Parlament und Rat, Rn. 18; siehe auch die online einsehbare Klageschrift, https://​peoplesclimateca​se.​caneurope.​org/​wp-content/​uploads/​2019/​02/​klageschrift_​02072018_​web.​pdf.
 
111
EuG, Beschluss vom 8. Mai 2019, T-330/18 – Carvalho u. a./Parlament und Rat; Rn. 45, 54.
 
112
EuG, Beschluss vom 8. Mai 2019, T-330/18 – Carvalho u. a./Parlament und Rat, Rn. 44 ff.
 
113
Durchaus hoffnungsvoll erschien vor der Entscheidung noch Winter, in: ZUR 2019, S. 259–271.
 
114
Vgl. EuGH, Urteil vom 25. März 2021, C‑565/19 P – Carvalho u. a./Parlament und Rat, Rn. 40 f. Auch unter Würdigung einer möglichen faktischen individuellen Betroffenheit durch den Klimawandel, will der EuGH an der etablierten Rechtsprechung festhalten. Der EuGH hält ausdrücklich an der Plaumann-Formel fest, Rn. 76.
 
115
EuGH, Urteil vom 25. März 2021, C‑565/19 P – Carvalho u. a./Parlament und Rat.
 
116
Die Formulierung folgt unmittelbar den Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts in der sog. Solange-Rechtsprechung, BVerfGE 37, 271 ff.; BVerfGE 73, 339 ff. Der verfassungsändernde Gesetzgeber hat damit die vom Bundesverfassungsgericht entwickelten Maßstäbe verfassungsrechtlich positiviert, BT-Drs. 12/6000, S. 21. Vgl. hierzu Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 80 ff.; Wollenschläger, in: Dreier, GG, Art. 23 GG, Rn. 81; Classen, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 23 GG, Rn. 42.; vgl. zur Solange I und II Rechtsprechung und bereits mit der Notwendigkeit einer Fortentwicklung der Anforderungen Scholz, in: NJW 1990, S. 941 (943).
 
117
Vgl. BVerfGE 37, 271 ff.; 73, 339 ff.; siehe hierzu Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 80 ff.
 
118
Gemäß Art. 6 Abs. 1 UAbs. 1 EUV erkennt die Union die Rechte, Freiheiten und Grundsätze an, die in der Charta der Grundrechte der Europäischen Union vom 7. Dezember 2000 in der am 12. Dezember 2007 in Straßburg angepassten Fassung niedergelegt sind; die Charta der Grundrechte und die Verträge sind rechtlich gleichrangig.
 
119
Vgl. BVerfGE 37, 271 ff.; 73, 339 ff.; BVerfGE 102, 147 (164); BVerfGE 85, 191 (204); BVerfGE 118, 79 (95); siehe hierzu Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 80 ff.; Nettesheim, in: NJW 1995, S. 2083 (2084 f.).
 
120
Ein solcher Sekundärrechtsakt würde sich als ausbrechender Rechtsakt darstellen, der von der Öffnungsklausel des Art. 23 Abs. 1 GG nicht umfasst wäre. Siehe hierzu Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 86.
 
121
Vgl. BVerfGE 73, 387; siehe hierzu Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 93.
 
122
BVerfGE 73, 339 (376); siehe hierzu Wollenschläger, in: Dreier, GG, Art. 23 GG, Rn. 81; von materiell-rechtlicher und prozessualer Komponente des Grundrechtsschutzes spricht Uerpmann-Wittzack, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 23 GG, Rn. 48.
 
123
Vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 93.
 
124
Siehe zum Kriterium der „Generalität“ Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 93.
 
125
BVerfGE 140, 317, Rn. 52 ff.; BVerfGE 142, 123, Rn. 138; siehe hierzu Classen, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 23 GG, Rn. 42; siehe zum Schutz der elementarsten Substanz der Menschenwürde im Rahmen der Identitätskontrolle am Zustimmungsgesetz Zieger, Grundrechtsproblem, S. 48 ff.
 
126
Das Bundesverfassungsgericht spricht zwar nicht ausdrücklich von einem Recht auf Klimaschutz, sieht aber sowohl im Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG einen Schutz vor den Auswirkungen des globalen Klimawandels verankert, als auch einen Schutz der Freiheitssicherung insgesamt verfassungsrechtlich vorgegeben, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 185 sowie LS 1. Ist aber die Freiheitssicherung selbst vom Grundgesetz geschützt – und das subjektiv-rechtlich –, dann kann zumindest unter Mitberücksichtigung des sog. Klimaschutzgebotes auch von einem Recht auf Klimaschutz zumindest als Teilbereich des Rechts auf intertemporale Freiheitssicherung gesprochen werden. Siehe hierzu Abschn. 4.1.3.3.1.2.3. sowie Abschn. 4.1.3.3.1.2.5.
 
127
Einen „Wink mit dem Zaunpfahl“ setzt auch das Bundesverfassungsgericht, indem es, in der Sache eigentlich ohne Belang, auf die Rechtsprechung zum Art. 263 Abs. 4 AEUV und im Übrigen ausdrücklich auf den Beschluss des EuG vom 8. Mai 2019 in der Rechtssache Carvalho et al. verweist, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 110. Das Bundesverfassungsgericht hebt hier hervor, dass in Abweichung zur europäischen Rechtsprechung, für die Verfassungsbeschwerde keine über die bloße eigene Betroffenheit hinausgehende besondere Betroffenheit verlangt wird.
 
128
Siehe hierzu Franzius, der darauf hinweist, dass die aufgeworfenen Rechtsfragen zur Vereinbarkeit des Sekundärrechts mit dem Primärrecht den EuGH auch auf dem Wege des Vorabentscheidungsverfahrens nicht erreichen, Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 128 f. Dann aber ist eine Prüfung des einschlägigen Sekundärrechts an den europäischen Grundrechten ausgeschlossen, sodass m. E. der Grundrechtsschutz faktisch unterminiert ist.
 
129
Vgl. hierzu Sinner, in: UPR 2021/8, S. 281 (283), vor dem Hintergrund der vom Bundesverfassungsgericht im Klima-Beschluss eingeführten Generationengerechtigkeit und dem Recht auf Freiheitssicherung hält Sinner das geltende europäische Umweltrecht für verfassungswidrig. Dieses kann gar keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten, da bereits die – verfassungsrechtlich gebotenen – zukünftigen Freiheitschancen unbeachtet bleiben.
 
130
Siehe hierzu sogleich Abschn. 4.1.3.2.3; siehe auch Klinger, in: ZUR 2020, S. 259–265; vgl. Buser, in: NVwZ 2020, S. 1253 (1254), der mit Verweis auf die Schutznormlehre ein subjektives Recht aus Klimaschutzzielen ablehnt.
 
131
Siehe hierzu sogleich Abschn. 4.1.3.3.
 
132
Vgl. zum (deklaratorischen) Ausschluss subjektiver Rechte durch das KSG Kment, in: NVwZ 2020, S. 1537 (1544).
 
133
BT- Drucksache 19/14337, S. 28.
 
134
Zweifel daran, dass die Jahresemissionsmengen in keinem Fall Ansatzpunkt für einen Gerichtsstreit sein können, hat auch Kment, in: NVwZ 2020, S. 1537 (1544).
 
135
Siehe hierzu sogleich Abschn. 4.1.3.2.3.
 
136
Wie eine solche Klimaschutzklage ausgestaltet werden kann, zeigt gerade der Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a.; eine Verpflichtung zur strikten Beachtung der Emissionsbudgets lehnt Kment ab, mit Blick auf die dahinterstehenden Prognose- und Einschätzungsspielräume des Gesetzgebers, Kment, in: NVwZ 2020, S. 1537 (1544).
 
137
Siehe zu den Sofort- oder Klimaschutzprogrammen Schlacke, in: EnWZ 2020, S. 355 (361); zu möglichen Klagebefugnissen hieraus Schlacke/Römling, in: DVBl 2021, S. 144–150; vgl. Kment, in: NVwZ 2020, S. 1537 (1541 f.).
 
138
Siehe zu den Rechtsformen planerischer Entscheidungen Köck, in: Hoffmann-Riem/Schmidt-Aßmann/Voßkuhle, Grundlagen des Verwaltungsrechts II, S. 1410 ff.; vgl. Saurer, in: NVwZ 2017, S. 1574 (1579).
 
139
VG Berlin, VG 10 K 412, 18.
 
140
VG Berlin, VG 10 K 412, 18, S. 15 ff.; siehe hierzu Ruffert, in: JuS 2020, S. 478 (479 f.); siehe auch Schomerus, in: ZUR 2020, S. 160 (168). Schomerus hält interessanterweise fest, dass die Klageabweisung wenig wichtig sei. Von Bedeutung sei vielmehr die Begründung, in welcher das Gericht eine Reihe wesentlicher Rechtsfragen erörtern konnte.
 
141
VG Berlin, VG 10 K 412, 18, S. 13 ff.; diese grundsätzliche Überprüfbarkeit von Regierungsakten ordnen die Kläger ausdrücklich als Erfolg ein, vgl. Verheyen, Zusammenfassung des Urteils des Verwaltungsgericht Berlin vom 31.10.2019 zur „Klimaklage“ mit wichtigen Passagen und Bewertung, S. 1.
 
142
So dem Grunde nach auch VG Berlin, VG 10 K 412, 18, S. 15 ff.
 
143
Vgl. m. w. N. BVerfGE 78, 214 (227); siehe zur Innenrechtsbindung und Außenwirkung Trute, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 84 GG, Rn. 64 f.; siehe zum Regierungsinnenrecht Brinktine, in: Sachs, GG, Art. 65 GG, Rn. 38; Hermes, in: Dreier, GG, Art. 65 GG, Rn. 47 ff.; Busse, GO-BReg, Einleitung, Rn. 36 f.; vgl. BVerwG NVwZ 2019, 807 (809); siehe zur Außenwirkung von Kabinettsbeschlüssen mit Blick auf Klimaschutzklagen Bickenbach, in: JZ 2020, S. 168 (172).
 
144
Vgl. Köck, in: Hoffmann-Riem/Schmidt-Aßmann/Voßkuhle, Grundlagen des Verwaltungsrechts II, S. 1411 ff.
 
145
VG Berlin, VG 10 K 412, S. 16 f.; siehe hierzu Buser, in: NVwZ 2020, S. 1253–1255; zustimmend auch Ruffert, in: JuS 2020, S. 478–480; Wegener, in ZUR 2019, S. 3 (9); Oexle/Lammers, in: NVwZ 2020, S. 1723 (1724 f.).
 
146
VG Berlin, VG 10 K 412, S. 17 f.
 
147
VG Berlin, VG 10 K 412, S. 16.
 
148
Vgl. hierzu Schlacke/Römling, in: DVBl 2021, S. 144–150.
 
149
Siehe für diesen Versuch aber die online verfügbare Klageschrift der Entscheidung VG Berlin, VG 10 K 412, Verheyen/Pabsch, Klimaklage Klageschrift, S. 42 ff.; siehe zur Begründung von verbindlicher Außenwirkung anhand der über Art. 3 Abs. 1 GG vermittelten Bindung an die Verwaltungspraxis Jarass, in: JuS 1999, S. 105–112.
 
150
Siehe zur Selbstbindung der Verwaltung Kluckert, in: JuS 2019, S. 536–541; vgl. Sachs, in: Stelkens/Bonk/Sachs, VwVfG, § 40 VwVfG, Rn. 104 ff.; Geis, in: Schoch/Schneider, VwVfG, § 40 VwVfG, Rn. 74 ff.; Wollenschläger, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 3 GG, Rn. 192 ff.
 
151
Vgl. hierzu Verheyen/Pabsch, Klimaklage Klageschrift, S. 52 f. sowie VG Berlin, VG 10 K 412, S. 18 f; siehe auch Winkler, Klimaschutzrecht, S. 224 ff.
 
152
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 259 ff.
 
153
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 262.
 
154
Siehe zu den Sofort- oder Klimaschutzprogrammen Schlacke, in: EnWZ 2020, S. 355 (361); Schlacke/Römling, in: DVBl 2021, S. 144–150.
 
155
Im Ergebnis so auch VG Berlin, VG 10 K 412, S. 18 f.
 
156
Siehe hierzu Abschn. 4.1.2.3.1.
 
157
Vgl. Bickenbach, in: JZ 2020, S. 168 (172). Dieser hält fest, dass eine Übertragung der für Luftreinhaltepläne angenommenen faktischen Außenwirkung auf Kabinettsbeschlüsse wie das Aktionsprogramm Klimaschutz 2020 ausscheidet, da nur ersters auf einer gesetzlichen Grundlage beruhe. Das aber hat sich mit § 9 Abs. 1 KSG geändert. Nunmehr haben sowohl der Klimaschutzplan als auch die Klimaschutzprogramme eine solche gesetzliche Grundlage.
 
158
Zur Rolle der Klagebefugnis bzw. des standing im Rahmen von Klimaschutzklagen auch IBA, Model Statute, S. 8 ff.
 
159
Siehe zu dieser Einschätzung schon Abschn. 3.​5.​1; siehe auch UNEP, Klimawandel vor Gericht, S. 28 ff.
 
160
Siehe Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, Art. 19 GG, Rn. 60 ff.; zur historischen Auslegung statt vieler ders., in: ebenda, Art. 19 GG, Rn. 1 ff.; siehe zur Verletzten- und Interessentenklage auch Calliess, Umweltstaat, S. 479 ff.
 
161
Siehe Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, Art. 19 GG, Rn. 60 ff.; Schmidt-Aßmann, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 19 GG, Rn. 116 ff.
 
162
So auch Groß, in: Die Verwaltung 2010, S. 349 (350 f.); ebenso mit Blick auf die Einführung einer Verbandsklage Embacher, Verbandsklage, S. 40 ff.; siehe Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, Art. 19 GG, Rn. 67; vgl. Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 82 f. Darüber hinaus hat das Bundesverfassungsgericht bereits festgestellt, dass ein objektiv-rechtlicher Rechtsschutz verfassungsrechtlich nicht verboten ist, BVerfGE 22, 106 (110 ff.); vgl. auch Franzius, in: NuR 2009, S. 384 (385), der für das Verwaltungsrecht zeigt, dass mit § 42 Abs. 2 VwGO angesichts ausdrücklicher Ausnahmen die Annahme einer „Systementscheidung“ für den Individualrechtsschutz nicht zu halten sei; vgl. aber zudem Beckmann, in: Rechtstheorie 2014, S. 141–158, der den Individualrechtsschutz im Verwaltungsprozess als allgemeines Strukturprinzip betrachtet.
 
163
Siehe Schulze-Fielitz, in: Dreier, Art. 19 GG, Rn. 62; vgl. zu den drei Elementen des subjektiven Rechts, namentlich das Bestehen einer zwingenden Norm, die Verleihung der Rechtsmacht an einen Einzelnen sowie dem Schutz der Individualinteressen, Groß, in: Die Verwaltung 2010, S. 349 (350 f.). Dieser betrachtet die Elemente als unzureichend und lehnt insbesondere eine „Veredelung“ der Schutznormtheorie unter Verweis auf Art. 19 Abs. 4 GG ab. Ausführlich und m. w. N. zu den rechtstheoretischen Hintergründen des subjektiven Rechts als „Anspruchsrecht“, Schulev-Steindl, Subjektive Rechte, S. 32 ff.; zur Entwicklung und Bedeutung der subjektiven Rechte sowie der Schutznormtheorie, Ramsauer, in: JuS 2012, S. 769–777; kritisch zu subjektiven Rechten, da sie nicht „die Schutzpforten der Institution der Gerechtigkeit“ öffnen, sondern gerade auch den Zugang zur Gerechtigkeit limitieren, Fischer-Lescano, in: KJ 2017, S. 475 (476 ff.).
 
164
Siehe Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, Art. 19 GG, Rn. 64.
 
165
Kritisch zur Dogmatik der subjektiven Rechte und mit dem Versuch subjektlose Rechte zu begründen Fischer-Lescano, in: KJ 2017, S. 475 (476 ff.); der Fokus auf die Individualklage wiegt vor allem im Umweltrecht schwer, wenn direkte Adressaten gegenüber Drittbetroffenen bevorteilt werden. So verfügt die Umweltnutzerseite gegenüber der Umweltschützersseite regelmäßig über Klagebefugnis, vgl. Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 75.
 
166
Ablehnend zu subjektiven Rechten, hier jedenfalls mit Blick auf Landesklimaschutzgesetze, aber auch darüber hinaus für Fragen des Klimaschutzes insgesamt Rodi/Stäsche et al., Rechtlich-institutionelle Verankerung der Klimaschutzziele der Bundesregierung, S. 192. Nach diesen sei Klimaschutz vielmehr ein Allgemeinwohlbelang, der regelmäßig nur mittels altruistischer Verbandsklage eingeklagt werden könne.
 
167
Siehe hierzu und zur ungeachtet dessen bestehenden Relevanz des Übereinkommens von Paris für nationale Klimaschutzklagen Peel/Ososfky/Foerster, in: Onati Social-Legal Series 2019, Vol. 9, No. 3, S. 275 (283 f.); für das Übereinkommen von Paris so auch Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 27 f.
 
168
Vgl. Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 27; Ekardt, in: NVwZ 2016, S. 355 (359); Saurer, in: NVwZ 2017, S. 1574 (1575); Nückel, in: ZUR 2017, S. 525–538; Voland/Engel, in: NVwZ 2019, S. 1785 (1788); Stäsche, in: EnWZ 2019, S. 248 (252 f.); Bodle/Oberthür, in: Klein et al., Paris Agreement, S. 92 ff.; Schlacke, in: EnWZ 2020, S. 355 (356); Böhringer, in: ZaöRV 2016, S. 753 (761).
 
169
Der Zusammenhang von globalen Klimawandel und (individual schützenden) Menschenrechten wird auch von den Vertragsparteien des Übereinkommens von Paris in der Präambel anerkannt. Auch in der Präambel der Klimarahmenkonvention beziehen sich die Vertragsparteien ausdrücklich auf die Declaration of the United Nations Conference on the Human Environment, adopted at Stockholm on 16 June 1972 und damit auf ein dort verankertes right to a healthy environment.
 
170
Sowohl das Übereinkommen von Paris als auch die Klimarahmenkonvention sprechen vom Klimawandel als common concern of humankind.
 
171
So auch im Ergebnis Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 27 f.; vgl. Knox, in: Akande/Kuosmanen/McDermott/Roser, Human Rights and 21st Century Challenges, S. 323 ff., der dennoch Auswirkungen des Übereinkommens von Paris auf den nationalen und internationalen Menschenrechtsschutz erkennt, nicht zuletzt mit Blick auf die Temperaturgrenze, S. 340 f.; siehe hierzu auch Rajamani, in: Knox/Pejan, The Human Right to a Healthy Environment, S. 236 ff.
 
172
Vgl. hierzu Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 27 f.; siehe hierzu sogleich auch Abschn. 4.1.3.3.1.5.
 
173
Siehe zur Vorlagepflicht letztinstanzlicher und nicht-letztinstanzlicher mitgliedsstaatlicher Gerichte Wegener, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 267 AEUV, Rn. 27 ff.; vgl. EuGH, Rs. 314/85, Foto-Frost, Slg. 1987, 4199 Rdnr. 17 = NJW 1988, 1451; EuGH, Rs. C-344/04, International Air Transport Association u. a., Slg. 2006, I-403 Rdnr. 27.
 
174
Siehe hierzu BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a. Anders als in der Rechtssache Urgenda kommt das Bundesverfassungsgericht – mit Ausnahme der Einbeziehung des Übereinkommens von Paris – ohne weitergehenden Verweis auf internationales Recht und insbesondere internationale Menschenrechte aus, vgl. Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689/HA ZA 13–1396 sowie Gerechtshof Den Haag Entscheidung vom 09.10.2018, 200.178.245/01, ECLI:NL:GHDHA:2018:2610.
 
175
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.2.3.1.
 
176
BT- Drucksache 19/14337, S. 28.
 
177
Kritisch Klinger, in: ZUR 2020, S. 259 (260 f.) sowie Ziehm, in: ZUR 2020, S. 129 (130); ohne Einschätzung Kment, in: NVwZ 2020, S. 1537–1554.
 
178
Klinger, in: ZUR 2020, S. 259 (262).
 
179
Siehe hierzu Ziehm, in: ZUR 2020, S. 129 (130) sowie Klinger, in: ZUR 2020, S. 259 (260 ff.).
 
180
Vgl. Schmidt-Aßmann, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 19 GG, Rn. 118 ff.; Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, Art. 19 GG, Rn. 60 ff.
 
181
Sennekamp, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 42 VwGO, Rn. 50.
 
182
Schmidt-Aßmann, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 19 GG, Rn. 127 ff.; Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, Art. 19 GG, Rn. 62.
 
183
BT- Drucksache 19/14337, S. 28.
 
184
Vgl. Saurer, in: ZUR 2018, S. 679–689; vgl. zur Rolle von verfassungsrechtlich geschützten Rechten in climate change litigation Peel/Ososfky, Climate Change Litigation, S. 38 ff.; siehe zum Trend der grund- und menschenrechtsbasierten climate change litigation Setzer/Vanhala, in: WIREs Clim Change 2019, Vol. 10, No. 3, S. 1 (10 f.); Savaresi/Auz, in: Climate Law 2019, Vol. 9, issue 3, S. 244–262; siehe auch Franzius/Kling, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 210; kritisch hierzu Posner, in: University of Pennsylvania Law Review 2007, Vol. 155, No. 6, S. 1925–1945.
 
185
Siehe für eine Übersicht im Zusammenhang mit climate change litigation IBA, Justice and Human Rights, S. 119 ff.
 
186
Siehe hierfür die verfügbaren Beschwerdeschriften zur Entscheidung des Bundesverfassungsgericht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 –, u. a., die Verfassungsbeschwerde Prue et al. vom 10.01.2020, Beschwerdeschrift online verfügbar unter: https://​www.​duh.​de/​fileadmin/​user_​upload/​download/​Pressemitteilung​en/​Umweltpolitik/​Klimaschutz/​Verfassungsbesch​werde_​Klimaklage_​Yi_​Yi_​Prue_​et_​al_​final_​geschwärzt-Anhang_​01.​pdf (zuletzt geprüft am 03.12.2021); Verfassungsbeschwerde Linus et al. vom 13.01.2020, Beschwerdeschrift online verfügbar unter: https://​www.​duh.​de/​fileadmin/​user_​upload/​download/​Pressemitteilung​en/​Umweltpolitik/​Klimaschutz/​Verfassungsbesch​werde_​Klimaklage_​Linus_​Steinmetz_​et_​al_​final_​geschwärzt-Anhang_​01.​pdf (zuletzt geprüft am 03.12.2021); Verfassungsbeschwerde Neubauer et al. vom 12.02.2020, online verfügbar unter: https://​www.​germanwatch.​org/​sites/​germanwatch.​org/​files/​Klimaklage%20​2020%20​-%20​Verfassungsbesch​werde_​online.​pdf (zuletzt geprüft am 03.12.2021); vgl. auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 323–332; Frenz, in: DÖV 2021, S. 715–725; Klinger, in: ZUR 2021, S. 257 (257 f.); Seibert, in: DVBl 2021, S. 1141 (1142).
 
187
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., LS 2.
 
188
Die nachfolgenden Ausführungen beruhen zu einem wesentlichen Teil auf vorherigen Forschungsarbeiten des Autors, siehe Kalis, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 99 ff. Die vorherigen Arbeiten wurden grundlegend geprüft und aktualisiert – nicht zuletzt mit Blick auf den Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, der zuvor nur kursorisch berücksichtigt werden konnte. Zudem wurden die vorherigen Arbeiten an relevanten Stellen vertieft und Gedanken fortentwickelt, was auch Abweichungen einschließt.
 
189
Der anthropogene Klimawandel war im Jahr 1948/1949 wissenschaftlich keineswegs omnipräsent. Die ausdrückliche Nennung des Klimawandels bzw. Klimaschutzes wäre damit eher verwunderlich. Nach Groß besteht in keinem einzigen Mitgliedsstaat der Europäischen Union eine Vorschrift in einem Verfassungstext, die sich dem Klimaschutz widmet, Groß, in: EurUP 2019, S. 353 (355 f.).
 
190
Vgl. Gesetzesentwurf der Grünen vom 09.02.1984, BT-Drs. 10/990, ebenso Gesetzesentwurf der SPD vom 25.02.1984, BT-Drs. 10/1502; kursorisch zu den Hintergründen eines Grundrechts auf Klimaschutz Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1390); ausführlich bei Calliess, Umweltstaat, S. 412 ff.
 
191
Vgl. Gesetzesentwurf der Grünen vom 25.09.2018, BT-Drs. 19/4522; Zuletzt auch CSU, Die Klimastrategie der CSU, online verfügbar unter: https://​www.​csu.​de/​common/​csu/​content/​csu/​hauptnavigation/​dokumente/​2019/​Infoblatt_​CSU-Klimastrategie.​pdf (zuletzt geprüft am 03.12.2021).
 
192
Vgl. Gesetzesentwurf der Grünen vom 25.09.2018, BT-Drs. 19/4522, vgl. m. w. N. Epiney, in: v. Mangold/Klein/Starck, GG, Art. 20a GG, Rn. 40; siehe zur rechtlichen Einordnung aktueller Vorschläge Cremer, in: ZUR 2019, S. 278–283.
 
193
Ausführlich hierzu und dem Vorschlag ein Grundrecht auf Umweltschutz mit vorrangig prozeduralen Inhalten einzuführen Calliess, in: ZUR 2021, S. 323–332.
 
194
Vgl. die erfolglose Klage vor dem VG Berlin, Urteil vom 31.10.2019, VG 10 K 412.18; siehe die in Teilen erfolgreichen Verfassungsbeschwerden, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a.
 
195
Siehe BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 1; siehe hierfür auch die verfügbaren Beschwerdeschriften zur Entscheidung des Bundesverfassungsgericht, die Verfassungsbeschwerde Prue et al. vom 10.01.2020, Beschwerdeschrift online verfügbar unter: https://​www.​duh.​de/​fileadmin/​user_​upload/​download/​Pressemitteilung​en/​Umweltpolitik/​Klimaschutz/​Verfassungsbesch​werde_​Klimaklage_​Yi_​Yi_​Prue_​et_​al_​final_​geschwärzt-Anhang_​01.​pdf (zuletzt geprüft am 03.12.2021); Verfassungsbeschwerde Linus et al. vom 13.01.2020, Beschwerdeschrift online verfügbar unter: https://​www.​duh.​de/​fileadmin/​user_​upload/​download/​Pressemitteilung​en/​Umweltpolitik/​Klimaschutz/​Verfassungsbesch​werde_​Klimaklage_​Linus_​Steinmetz_​et_​al_​final_​geschwärzt-Anhang_​01.​pdf (zuletzt geprüft am 03.12.2021); Verfassungsbeschwerde Neubauer et al. vom 12.02.2020, online verfügbar unter: https://​www.​germanwatch.​org/​sites/​germanwatch.​org/​files/​Klimaklage%20​2020%20​-%20​Verfassungsbesch​werde_​online.​pdf (zuletzt geprüft am 03.12.2021).
 
196
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a.
 
197
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a. LS 1, 2 und 4.
 
198
Siehe zum Art. 20a GG Calliess, Umweltstaat, S. 105 ff; Söhnlein, Landnutzung, S. 46 ff.; ausführlich bei Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 37 ff.
 
199
Gesetzesentwurf der Grünen vom 09.02.1984, BT-Drs. 10/990, ebenso Gesetzesentwurf der SPD vom 25.02.1984, BT-Drs. 10/1502; zu weiteren Entwürfen und der Historie des Art. 20a GG m. w. N. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 2 sowie ausführlich Rn. 19 ff.; siehe für eine historische Betrachtung des Art. 20a GG im Lichte des Klima-Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701–715; vgl. Härtel, in: NuR 2020, S. 577–588.
 
200
Siehe Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 19 ff.; Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 1 ff.
 
201
BGBl. I S. 3146. Die Einführung der Staatszielbestimmung war Teil der Verfassungsreform im Sinne des Art. 5 des Einigungsvertrages vom 31.08.1990; siehe hierzu Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn.1; zu den Verhandlungen der Verfassungskommission ders., in: ebenda, GG, Art. 20a GG, Rn. 19 ff.; zum Entstehungsprozess übersichtlich Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 1 ff.
 
202
Siehe den kurzen historischen Überblick bei Steinberg, in: NJW1996, S. 1985 (1985); ausführlich bei Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 37 ff. vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 19.
 
203
Siehe zum Schutzgegenstand des Art. 20a GG Calliess, Umweltstaat, S. 106 ff.
 
204
Zum Tierschutz und der Novelle von 1994 Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 37.
 
205
Vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 46, der von einer primären Verantwortung des Gesetzgebers und einer bloßen Nachordnung der zweiten und dritten Gewalt spricht. Damit beschreibt er m. E. die Ausgestaltung der Staatszielbestimmung, ohne eine Aussage über den Gewährleistungsinhalt zu treffen. Keineswegs kann hieraus geschlossen werden, dass die zweite und dritte Gewalt mindere Maßstäbe an den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen stellen können, vgl. auch ders, in: ebenda, GG, Art. 20a GG, Rn. 53 ff; siehe zum Inhalt und Umfang der Schutzpflicht ebenfalls Calliess, Umweltstaat, S. 114 ff.
 
206
Siehe hierzu Calliess, Umweltstaat, S. 118 f.; vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG Rn. 46; Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 37 ff.
 
207
Vgl. Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 25 ff.; Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 38 ff.
 
208
Ausführlich m. w. N. und unter Bejahung eines intertemporellen Schutzes Ekardt, Theorie, S. 252 ff.; siehe zum Begriff der Generationen, Kleiber, Generationen, S. 11 ff; Tremmel, Intergenerational Justice, S. 19 ff.; Unnerstall, Generationen, S. 29 ff.
 
209
Vgl. zur Reichweite des grundrechtlichen Schutzes Starck, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 1, Rn. 205 ff; v. Münch/Kunig, in: dieselben, GG, Vorb. Art. 1–19, Rn 14; Groß, in: ZUR 2009, S. 364 (366).
 
210
Starck, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 1 Rn. 205 ff; v. Münch/Kunig, in: dieselben, GG, Vorb. Art. 1–19, Rn 14.
 
211
Ausführlich zum Begriff der natürlichen Lebensgrundlagen Calliess, Umweltstaat, S. 106 ff.; Söhnlein, Landnutzung, S. 90 ff.; siehe auch Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 36 f.; Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 28 ff.; vgl. Steinberg, Der ökologische Verfassungsstaat, S. 82 ff.
 
212
Vgl. Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 28 ff.; vgl. auch den Anwendungsbereich von Art. 20a GG in Abgrenzung zu umweltbezogenen grundrechtlichen Schutzpflichten bei Steinberg, in: NJW 1996, S. 1985 (1991); Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 36 f.; siehe Bickenbach, in: JZ 2020, S. 168 (171); Groß, in: ZUR 2009, S. 364 (366); vom Art. 20a GG als Klima-Staatszielbestimmung spricht Härtel, in: NuR 2020, S. 577–588; Appel, Zukunfts- und Entwicklungsvorsorge, S. 120; siehe auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112, 198.
 
213
Siehe hierzu sogleich Abschn. 4.1.3.3.1.1.3.
 
214
Vgl. Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 28 ff.; Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 36 f.; siehe Bickenbach, in: JZ 2020, S. 168 (171); Groß, in: ZUR 2009, S. 364 (366); Calliess, Umweltstaat, S. 107 ff.; vom Art. 20a GG als Klima-Staatszielbestimmung spricht Härtel, in: NuR 2020, S. 577–588; Appel, Zukunfts- und Entwicklungsvorsorge, S. 120; siehe auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112, 198.
 
215
Siehe Kleiber, Generationen, S. 35 f., der von Zukunftsverantwortung statt bloßem Schutz künftiger Generationen spricht.
 
216
Siehe Calliess, Umweltstaat, S. 118 f.
 
217
Vgl. Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, Art. 20a GG, Rn. 32; Epiney, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 20a GG, Rn. 23; Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 455 ff.
 
218
Vgl. Calliess, Umweltstaat, S. 125 ff.; Söhnlein, Landnutzung, S. 54 ff.; siehe auch Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn 17 f. sowie Rn. 32; Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 18; siehe für eine Übersicht zur Judikatur zum Art. 20a GG Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (704 ff.).
 
219
Vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, Art. 20a GG, Rn. 18 sowie Rn. 35.
 
220
Vgl. Jaeckel, Schutzpflichten, S. 34.; Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 18; Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 32 ff.; vgl. auch Söhnlein, Landnutzung, S. 102 ff., der zwar eine Übertragung der Anforderungen an die grundrechtlichen Schutzpflichten auf Art. 20a GG vorschlägt, damit aber keine „echte“ Subjektivierung hin zu einem subjektiven Recht meint. Siehe hierzu ebenfalls Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 233 ff.; Groß, in: NVwZ 2020, S. 337 (338).
 
221
Vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 32 ff.
 
222
Vgl. zur Entstehungsgeschichte Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 19 ff.
 
223
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112.
 
224
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112.
 
225
Vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 32 ff; Epiney, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 20a GG, Rn. 37.
 
226
Das schließt auch das Bundesverfassungsgericht nicht aus, wenngleich es unter Anwendung der Schutzpflichtenlehre einen äußerst strengen Maßstab ansetzt und jedenfalls für eine Verletzung des Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG Umweltschäden mit katastrophalen oder gar apokalyptischen Ausmaßen verlangt, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 114.
 
227
Vgl. zur wechselseitigen Schutzbereichsverstärkung gleichgelagerter Schutzgebote aus Art. 20a GG und den Grundrechten BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117.
 
228
Vgl. Epiney, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 20a, Rn. 89 ff.; Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 46 ff.; Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 41 ff.
 
229
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198 ff.
 
230
Von einer Verstärkung grundrechtlicher Schutzpflichten durch Art. 20a GG spricht Szczekalla, Schutzpflichten, S. 220; siehe zur Bedeutung der Staatszielbestimmung für die Auslegung von Verfassungsnormen Calliess, Umweltstaat, S. 125 ff.; Epiney, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 20a GG, Rn. 89 ff.; a. A. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 34, der eine Rechtsschutzerweiterung durch den Art. 20a GG als ausgeschlossen betrachtet; vgl. auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117; vgl. zur grundrechtsverstärkenden Wirkung der Klima-Staatszielbestimmung Härtel, in: NuR 2020, S. 577 (579).
 
231
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 163 f. Das Bundesverfassungsgericht geht von einer großen Schnittmenge von Klimaschutz und grundrechtlichen Schutzpflichten, nicht aber von einer Deckungsgleichheit dieser aus.
 
232
Vgl. Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (329); Calliess, Umweltstaat, S. 300; Buser, in: DVBI 2020, S. 1389 (1391); siehe zum ökologischen Existenzminimum hier Abschn. 4.1.3.3.1.1.3.2.
 
233
Vgl. Ekardt/Wieding/Zorn, S. 16; Ekardt, Theorie, S. 239 ff.; Kalis, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 106.
 
234
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117. 198 ff. sowie LS 2 lit. a).; vgl. zum Klimaschutzgebot, wenngleich hier noch als Klima-Staatszielbestimmung mit Optimierungsgebot Härtel, in: NuR 2020, S. 577–588.
 
235
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198.
 
236
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 197 f.
 
237
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 199 sowie LS 2 lit. c).
 
238
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 193 f.
 
239
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 146, 191.
 
240
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 246.
 
241
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112, 197, 205 sowie LS 2 lit. e).
 
242
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112, 197, 205 sowie LS 2 lit. e).
 
243
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 192, 198 Sowie LS 2.
 
244
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198.
 
245
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., LS 2.
 
246
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198, 246 Sowie LS 2 lit. a).
 
247
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198.
 
248
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198 sowie LS 2 lit. a).
 
249
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 197 ff.
 
250
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 120, 185, 197.
 
251
Siehe zur „Übersetzungsleistung“ des IPCC BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 215 ff.
 
252
Von einer Neuinterpretation des Art. 20a GG spricht hingegen Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (701); von einer Aufwertung des Art. 20a GG spricht Faßbender, in: NJW 2021, S. 2085 (2087).
 
253
Vgl. etwa die Ausführungen zu Klima und Klimaerwärmung als globale Phänomene BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 199 f.; Rechtsnormen können nur interpretiert werden, wenn die Verhältnisse der Wirklichkeit herangezogen werden, welche diese Normen gerade ordnen sollen, meint Söhnlein, Landnutzung, S. 13; ausführlich hierzu Grimm, in: Hassemer/Hoffmann-Riem/Limbach, Grundrechte und soziale Wirklichkeit, S. 42 ff. Grimm hält m. E. zutreffend fest, dass der grundrechtliche Schutzbereich nichts anderes sei, als ein zu schützender Ausschnitt der Wirklichkeit, sodass die soziale Wirklichkeit zur Schutzbereichsbestimmung herangezogen werden muss, S. 45.
 
254
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198. Das Bundesverfassungsgericht verweist hier selbst auf seine vorangegangene Rechtsprechung.
 
255
Zur internationalen Dimension der Staatszielbestimmung Art. 20a GG und auch hier mit Verweisen auf Rechtsprechung und Literatur vor dem „Entdecken“ des Klimaschutzgebots, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 201.
 
256
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 199 ff.
 
257
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112, 198.
 
258
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198 sowie LS 2.
 
259
Vgl. Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 28 ff.; vgl. Steinberg, in: NJW 1996, S. 1985 (1991); Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 36 f.; siehe auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112, 198.
 
260
Siehe Calliess, Umweltstaat, S. 114 f.; vgl. Groß, in: ZUR 2009, S. 364 (367); siehe zum Schutzinhalt des Art. 20a GG, der über ein bloßes Erhalten des ökologischen Existenzminimums hinausgehe, Appel, Zukunfts- und Entwicklungsvorsorge, S. 121 ff.
 
261
Relevante Bemessungsgrößen des Klimas können neben der Oberflächentemperatur u. a. Niederschlag und Wind sein, vgl. hierfür nur die Definition von „Klima“ nach IPCC, SR 1.5, Glossary.
 
262
Siehe hierzu IPCC, SR 1.5, Summary for Policymakers, A.2.2.
 
263
Vgl. zur Bedeutung der Verhältnisse der Wirklichkeit für die Rechtsinterpretation Söhnlein, Landnutzung, S. 13; Grimm, in: Hassemer/Hoffmann-Riem/Limbach, Grundrechte und soziale Wirklichkeit, S. 42 ff.; vgl. auch Kloepfer/Wiedmann, in: DVBl 2021, S. 1333 (1333). Kloepfer hält zutreffend fest, dass die Rolle des Verfassungsrechts bei der Bewältigung der Klimakrise nur verstehen kann, wer die Krise selbst versteht. Damit aber impliziert er sogleich eine Verfassungsinterpretation unter Beachtung der Verhältnisse der Wirklichkeit; vgl. hierzu auch Sinder, in: JZ 2021, S. 1078–1087, die insoweit treffend von einem „anthropozänem Verfassungsrecht“ spricht.
 
264
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198 sowie LS 2.
 
265
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198.
 
266
Das Bundesverfassungsgericht spricht vom rechtzeitigen Einleiten des Übergangs zur Klimaneutralität, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 194, 247 f. sowie LS 4. Siehe zur Bedeutung der Rechtzeitigkeit hier Abschn. 4.1.5.2.
 
267
Siehe zum Begriff IPCC SR 1.5, Glossary. Demnach fallen Negativemissionstechnologien unter den Begriff des Carbon Dioxide Removal. Carbon dioxide removal meint die anthropogene Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre und dessen anschließende dauerhafte Speicherung. Nach dem IPCC SR 1.5 sind Negativemissionstechnologien notwendiger Bestandteil zur Erreichung des Netto-Null-Ziels im Sinne der Treibhausgasneutralität. Gemäß dem SR1.5 legen alle Szenarien zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 °C (mit geringer oder gar keiner Überschreitung) den Einsatz von solchen Technologien nahe. Die rechtliche Einordnung erweist sich mitunter als schwierig, was neben dem zu klärenden Verhältnis der Negativemissionstechnologien zu anderen Klimaschutzmaßnahmen im Besonderen die Frage eines aus dem Vorsorgeprinzip abgeleiteten Einsatzvorbehalts betrifft. Zumindest für Technologien des sog. solar radiation mechanism, also Verfahren, die auf die solare Strahlung Einfluss nehmen, wird nahezu einhellig von einem solchen Vorbehalt ausgegangen. Vgl. zu alledem Ginzky/Markus, in: ZUR 2011, S. 472–490; Gawel, in: ZUR 2011, S. 451–462; Winter, in: ZUR 2011, S. 458–475; Markus/Schaller/Gawel/Korte, in: NuR 2021, S. 90–99 sowie S. 153–158; Reynolds, in: Gerrard/Hester, Climate Engineering and the Law, S. 57–153; Wieding/Stubenrauch/Ekardt, in: Sustainability, S. 8858–8881.
 
268
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 194, 247 sowie LS. 4. Richtigerweise muss Klimaneutralität spätestens nach Aufbrauchen des CO2-Restbudgets erreicht sein.
 
269
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 227.
 
270
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112.
 
271
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112.
 
272
Vgl. Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (243 f.); Calliess, in: ZUR 2021, S. 355–357; Faßbender, in: NJW 2021, S. 2085 (2088); Art. 20a GG stehe beim Klima-Beschluss auf der Schwelle einer Quasi-Subjektivierung meint Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (713); vermittelt über die Figur der intertemporalen Freiheitssicherung gelange man auch ohne eigenständiges subjektives Recht nach Art. 20a GG zur Subjektivierung eigentlich nur objektiv-rechtlich schützender Inhalte, meinen Möllers/Weinberg, in: JZ 2021, S. 1069 (1076); eine Subjektivierung wird im Klima-Beschluss ausdrücklich abgelehnt, meint Kloepfer/Wiedmann, in: DVBl 2021, S. 1333 (1335); ebenso Schlacke, in: NVwZ 2021, S. 912 (914) sowie Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Vorwirkung, S. 9 ff. und deutlicher S. 18; vgl. allgemein zur Subjektivierung durch Kombinationsgrundrechte Augsberg/Augsberg, in: AöR 132, 2007, S. 540 (555 ff.); zu Kombinationsgrundrechten und der Schutzbereichsverstärkung auch Hofmann, in: AöR 133, 2008, S. 523–555.
 
273
Vgl. hierzu Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 402 f., der dieVerfassungsbeschwerde als objektive Rechtskontrolle einordnet und so auch den Art. 20a GG als Prüfungsmaßstab heranziehen will; siehe auch Kleiber, Generationen, S. 31 f., der die Prüfung des Art. 20a GG trotz objektiv-rechtlicher Wirkung bei der Verfassungsbeschwerde bejaht, wenn der Beschwerdeführer aufgrund einer gegenwärtigen Grundrechtsverletzung die Hürde der Zulässigkeit genommen hat; vgl. zudem Hofmann, in: NVwZ 2021, S. 1587–1590, der mehrfach kritisch vom „Öko-Elfes“ spricht; vgl. BVerfG 33, 247 (258 f.); vgl. hierzu schon Voßkuhle, in: NVwZ 2013, S. 1 (5).
 
274
BVerfGE 6, 32 (41); von einer verkappten objektiv-rechtlichen Verfassungsrüge spricht Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (707).
 
275
Im Ergebnis so auch Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 402 f.
 
276
Vgl. hierzu Kleiber, Generationen, S. 31 f.
 
277
Vgl. Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (243 f.); Faßbender, in: NJW 2021, S. 2085 (2088); siehe auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 355–357, der die Frage der Subjektivierung aufwirft, im Ergebnis aber ablehnend beantwortet.
 
278
Vgl. hierzu Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Grundrechtsvorwirkung, S. 18.
 
279
Von einer verschachtelten Struktur der Begründetheitsprüfung mit manchen Redundanzen, spricht Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (356).
 
280
So auch Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Grundrechtsvorwirkung, S. 11.
 
282
Vgl. Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Grundrechtsvorwirkung, S. 8 f.
 
283
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 122, 183; siehe zur intertemporalen Freiheitssicherung hier Abschn. 4.1.3.3.1.2.3.
 
284
Siehe zur verfassungsrechtlichen Maßgeblichkeit des Art. 20a GG, der Konkretisierung in Form der Temperaturgrenze und der Übersetzung dieser in das CO2-Restbudget, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 120, 185, 197.
 
285
Vgl. Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (243 f.); Calliess, in: ZUR 2021, S. 355–357; statt einer Subjektivierung des Art. 20a GG will Franzius hier eine Intertemporalisierung der Freiheitsrechte durch Art. 20a GG erkennen, Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Grundrechtsvorwirkung, S. 18. Das überzeugt m. E. jedenfalls insoweit nicht, als die Grundrechte oder besser die Freiheitsrechte von sich aus Schutz über die Zeit gewähren. Das wird nicht zuletzt an der Teilnahme der Menschenwürde an der Bestandsgarantie nach Art. 79 Abs. 3 GG deutlich; siehe hierzu auch Kleiber, Generationen, S. 39.
 
286
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 188, 195 ff.
 
287
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117.
 
288
Einen im Wesentlichen gleichen Aussagegehalt zur Temperaturgrenze nach Art. 2 Abs. 1 PÜ haben die Menschenrechte – und damit auch Grundrechte – meinen auch Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte, Klimaklagen, S. 5; vgl. aber BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 163. Nach dem Bundesverfassungsgericht sind Klimaschutz und Schutz des menschlichen Lebens und der körperlichen Unversehrtheit nicht deckungsgleich.
 
289
Siehe hierzu Abschn. 4.1.3.3.1.5.
 
290
Vgl. BVerfGE 125, 175- Hartz IV; siehe für eine kritische Auseinandersetzung mit der Entscheidung und der Uneinheitlichkeit der Prüfungsmaßstäbe in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts Nolte, in: Der Staat 2013, S. 245–265.
 
291
BVerfGE 125, 175 – Hartz IV; siehe hierzu auch Bierweiler, Soziale Sicherheit, S. 238 ff.; kritisch zu dieser Herleitung Ekardt, Theorie, S. 241 f. Dieser verweist darauf, dass weder die Menschenwürde noch das Sozialstaatsprinzip individuelle Rechte vermitteln. Weniger kritisch und mit dem Hinweis, dass diese Rechtsprechung zum Existenzminimum zugleich die physischen Voraussetzungen umfassen müsste Ekardt, in: Hollo/Kulovesi/Mehling, Climate Change and the Law, S. 70; im Ergebnis ablehnend und mit der –nur rhetorischen Frage –, ob ein formalisiertes Berechnungsverfahren, wie es das Bundesverfassungsgericht letztlich fordert, aus der Menschenwürde hergeleitet werden könne, Ladeur, in: Der Staat 2011, S. 493 (521); kritisch Sartorius, Existenzminimum, S. 55.
 
292
Hierfür ist auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (329); Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (357); Calliess, Umweltstaat, S. 300; ausdrücklich befürwortet von Buser, in: DVBI 2020, S. 1389 (1391); vgl. darüber hinaus für die allgemeine Übertragbarkeit der Rechtsprechung zum Existenzminimum auf andere Jurisdiktionen, im Besonderen zur Anwendung im Rahmen der EMRK, Leitjen, in: German Law Review 2015, Vol. 16, No. 1, S. 23–48.
 
293
Siehe zum ökologischen Existenzminimum BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 1, 113 ff.; vgl. Härtel, in: NuR 2020, S. 577 (579).
 
294
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 1, 38, 113 ff.; siehe für eine Auseinandersetzung mit dem Grundrecht auf ökologisches Existenzminimum m.w.N. sowie einer Herleitung dieses Grundrechts aus Art. 1 Abs. 1 i.V.m. Art. 20a GG Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1391 f.); siehe auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 355–357.
 
295
BVerfGE 125, 175 – Hartz IV, C. I. 1.
 
296
BVerfGE 125, 175 – Hartz IV, C. I. 1.
 
297
Vgl. zum Recht auf ein ökologisches Existenzminimum Calliess, Rechtsstaat und Umweltsstaat, S. 414; Buser, in: DVBl 2020, S. 1389–1395; Frenz, in: DÖV 2021, S. 715–725; eine Schutzbereichsverstärkung durch Art. 20a GG hält für den dogmatisch korrekten Weg zur Begründung eines grundrechtlichen Klimaschutzes Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (710).
 
298
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 113; siehe kritisch hierzu Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (355 f.); bei genauerer Lektüre sei aber eine grundsätzliche Anerkennung des ökologischen Existenzminimums im Klima-Beschluss zu erkennen, meinen Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1422).
 
299
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 114; siehe für eine Konturierung des Grundrechts auf ökologisches Existenzminimum Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1391 f.). Dieser betont vor allem den Unterschied zwischen lebensfähiger und lebenswürdiger Umwelt.
 
300
Siehe zur Kritik an der Herleitung Ekardt, Theorie, S. 241 f.; siehe auch Wallerath, in: JZ 2008, S. 157 (162 f.).
 
301
Siehe Calliess, Rechtsstaat und Umweltsstaat, S. 414; kürzer Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (324); Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1391 f.).
 
302
Vgl. zu dieser Einschätzung BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 114.
 
303
Vgl. Calliess, Rechtsstaat und Umweltsstaat, S. 414; Buser, in: DVBl 2020, S. 1389–1395; Frenz, in: DÖV 2021, S. 715–725.
 
304
Von den notwendigen Voraussetzungen für das menschliche Leben und die menschliche Gesundheit spricht Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (329); Calliess, Umweltstaat, S. 300; vgl. Söhnlein, Landnutzung, S. 84, der ein Recht auf ein ökologisches Existenzminimum aus Art. 20a GG mangels Definierbarkeit im Ergebnis ablehnt.
 
305
Vgl. Söhnlein, Landnutzung, S. 41, der die Lebensgrundlagen – und damit die Voraussetzungen für Leben und Gesundheit – als überindividuelle Basis der individuellen Freiheitsausübung betrachtet.
 
306
Subjektive Rechte lassen sich aus dem Klimaschutzgebot und damit der Staatszielbestimmung nach Art. 20a GG auch weiterhin nicht herleiten, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112.
 
307
Declaration of the United Nations Conference on the Human Environment, Stockholm 1972.
 
308
Zum Mangel eines internationalen Menschenrechts auf Schutz vor dem Klimawandel und der dennoch bestehende Versuch Menschenrechte zur Durchsetzung des Klimaschutzes heranzuziehen Posner, in: University of Pennsylvania Law Review 2007, Vol. 155, No. 6, S. 1925 (1931 ff.); siehe zur rechtspolitischen Diskussion eines internationalen Umweltgrundrechts Ruffert, Subjektive Rechte, S. 19 ff.
 
309
Das Bestehen eines ausdrücklichen Rechts auf Umwelt sei „the simplest good practice in environmental constitutionalism“ betonen May/Daly, in: Revista Novos Estudos Juridicos 2017, Vol. 22, No. 3, S. 964 (967).
 
310
Vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 12; Epiney, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 20a GG, Rn. 38 ff.; Ruffert, Subjektive Rechte, S. 19 ff; Ekardt, Theorie, S. 232 ff.; Calliess, Umweltstaat, S. 412 ff.; kürzer Calliess, in: ZUR 2021, S. 323–332; Hermes, Leben und Gesundheit, S. 16 ff.; Murswiek, Verantwortung, S. 228 ff.; übersichtlich hierzu auch Buser, in: DVBI 2020, S. 1389–1396.
 
311
Im Ergebnis so auch Steinberg, in: NJW 1996, S. 1985 (1986); siehe Calliess, Umweltstaat, S. 412 ff., der über den Schutz der Existenzgrundlage des Menschen in Form eines ökologischen Existenzminimums hinaus bislang kein Grundrecht auf Umweltrecht aus den Grundrechten für ableitbar betrachtet. Ausdrücklich auch BVerwGE 54, 211 (219); vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 12, der von Systemwidrigkeit eines Umweltgrundrechts spricht. Diese begründet er im Wesentlichen mit einer nicht hinlänglichen Bestimmbarkeit des Umweltgrundrechts und einer daraus folgenden mangelnden Justitiabilität, die aber für Grundrechte zwingend sei. Dem Ergebnis kann man zustimmen, insoweit man einen grundrechtlichen Umweltschutz auch ohne eigenständiges Umweltgrundrecht anerkennt. M.E. zu kurz greifen jedoch die Begründungsansätze Scholz, wie im Hinblick auf die Bestimmbarkeit des Umwelt- und Klimaschutzes weiter unten dargestellt wird. Eine kurze Zusammenfassung der Argumente gegen ein Umweltmenschenrecht im Grundgesetz findet sich bei Schmidt-Radefeldt, Ökologische Menschenrechte, S. 40 f.; vgl. auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112 ff.
 
312
Vgl. Ruffert, Subjektive Rechte, S. 50 ff.; vgl. zur Schutzpflicht des Art. 2 GG und dessen Umweltrelevanz Hermes, Leben und Gesundheit, S. 16 ff.; vgl. zum Ansatz eines Grundrechts auf Umweltschutz als umweltschützende Teilgewährleistung bestehender Grundrechte Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (324 f.); siehe zu grundrechtlichen Pflichten zum Schutz der Umwelt als Individualrechtsgut Steinberg, Der ökologische Verfassungsstaat, S. 79 ff.
 
313
Im Ergebnis so auch Epiney, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 20a GG, Rn. 38 ff.; Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 12.
 
314
Vgl. zum Existenzminimum Ruffert, Subjektive Rechte, S. 50 ff.; vgl. auch Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 36 f.; zum Grundrecht auf ein (sozial-ökonomisches) menschenwürdiges Existenzminimum, inklusive physische Existenz BVerfGE 125, 175 – Hartz IV; vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 8. Dieser will das ökologische Existenzminimum analog dem sozialen Existenzminimum in den Grundrechten aus Art. 2 Abs. 2 S. 1 und Art. 1 Abs. 1 GG verankert sehen; vgl. zum nur sozialen Existenzminimum Kunig, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 1 GG, Rn. 30.
 
315
Vgl. Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1390).
 
316
Vor dieser Frage stehen freilich auch diejenigen, die den Schutzbereich und Inhalt eines einzuführenden Umweltgrundrechts von bestehenden Grundrechten abgrenzen müssen.
 
317
So aber Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (329); Calliess, Umweltstaat, S. 300 ff.; Buser, in: DVBI 2020, S. 1389 (1391 ff.).
 
318
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.3.3.1.1.3.2.
 
319
Vgl. Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (326), der ein Grundrecht auf Umweltschutz, dass nicht über die aus Art. 2 Abs. 2 GG fließenden Teilgewährleistungen hinausgeht, für überflüssig betrachtet. Er verweist sodann auf eine vornehmlich prozedurale Ausgestaltung eines eigenständigen Grundrechts auf Umweltschutz, Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (327 f.); siehe hierzu auch Klinger, in: ZUR 2021, S. 257 (257 f.), der die Wirkung eines Grundrechts auf Umweltschutz ebenso weniger in der Rechtsdurchsetzung als im Gesetzgebungsprozess sieht.
 
320
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 598 ff.
 
321
Siehe zur Sicherung materieller Freiheit und zur Veränderung des Freiheitsverständnisses über die Zeit m. w. N. Sartorius, Existenzminimum, S. 59 ff.; vgl. zum Schutz faktischer Freiheit Kleiber, Generationen, S. 315; siehe zu Voraussetzungen für die Potentialsverwirklichung von Grundrechten und Freiheiten Hochhuth, in: Anderheiden et al., Paternalismus und Recht, S. 221 f.; siehe hierzu auch Söhnlein, Landnutzung, S. 38, vgl. zu tatsächlichen Voraussetzungen von Grundrechten BVerfGE 33, 303 (331).
 
322
Siehe Ekardt, in: Hollo/Kulovesi/Mehling, Climate Change and the Law, S. 70 ff.; vgl. zu weiteren Begründungsansätzen für Freiheitsvoraussetzungen Ekardt, Theorie; Kleiber, Generationen, S. 287 ff., der auch rechtsinterpretative Begründungsansätze unter Verweis auf Art. 20 GG und einer Kombination dieser Staatszielbestimmung mit Grundrechten zur Diskussion beisteuert.
 
323
So auch Ekardt, Theorie, S. 240; vgl. Kleiber, Generationen, S. 312, der festhält, dass Grundrechte in die soziale Wirklichkeit eingebettet werden müssen. Von Grundrechtsvoraussetzungen spricht Koenig, Verteilungslenkung, S. 198 f.; staatstheoretisch spricht Montesquieu davon, dass die Freiheit in der Sicherheit ruhe Montesquieu, Esprit des lois, Buch VIII, Kap. 3; ders. ausdrücklich in Bezug auf die „politische Freiheit“: „La liberté politique, dans un citoyen, est cette tranquillité d'esprit qui provient de l'opinion que chacun a de sa sûreté; et, pour qu'on ait cette liberté, il faut que le gouvernement soit tel qu'un citoyen ne puisse pas craindre un autre citoyen“, ders., ebenda, Buch XI, Kap. 6; mit weiteren Ausführungen hierzu Würtenberger, in: Klein/Menke, Gewaltenteilung, S. 19 ff.; was rechtlich dem einzelnen zusteht oder geschützt ist, muß also auch mit Sicherheit gewahrt bleiben, sagt Klein, in: Klein/Menke, Gewaltenteilung, S. 21; soziale Lebensgüter sind als notwendige Voraussetzung der Freiheitsrealisierung gerade Teil der Freiheit selbst, meint Böckenförde, Staat, S. 149. Subjektive Rechte hieraus lehnt Böckenförde jedoch ab, ebenda, S. 150 ff.
 
324
So auch Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 191 f.; vgl. Sartorius, Existenzminimum, S. 60.
 
325
Isensee, in: Isensee/Kirchhof, Handbuch des Staatsrecht IX, § 190, S. 265 ff.; Kleiber, Generationen, S. 287 ff.; Kloepfer, Umweltrecht, S. 135 f.; ders., Verfassungsrecht II, S. 170 f.; zu Grundrechten als Entstehungssicherung und Bestandsschutz Murswiek, Verantwortung, S. 227 ff.; Böckenförde, Staat, S. 149; Söhnlein, Landnutzung, S. 38; Ekardt, Theorie, S. 240.
 
326
Isensee, in: Isensee/Kirchhof, Handbuch des Staatsrecht IX, § 190, S. 336.
 
327
Koenig, Verteilungslenkung, S. 198 f., Kleiber, Generationen, S. 316; Frenz, in: DÖV 2021, S. 715 (720 f.).
 
328
Ekardt, Theorie, S. 239 ff.; Kleiber, Generationen, S. 276; vgl. zum Schutz der realen Freiheit, auch unter Verwendung des Begriffs der Freiheitsvoraussetzungen, Krebs, in: Merten/Papier, Handbuch der Grundrechte II, § 31, S. 292 ff.
 
329
Vgl. aber Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (246). Dieser meint, Grundrechtswahrnehmung findet immer in Kollisionslagen statt und bedarf wechselseitiger Einschränkung. Im Ergebnis lehnt er daher jedenfalls ein (subjektives) Recht auf Freiheitssicherung ab; vgl. auch Tiedemann, in: ARSP 2016, S. 165 (166). Tiedemann ist der Ansicht, für die Freiheit bedarf es jedenfalls aus logischer Sicht keines Rechts auf Leben, vielmehr genüge faktisches Leben. Angewendet auf das hier vertretene Recht auf Freiheitsvoraussetzungen wären diese Voraussetzungen der Freiheit keineswegs zu verrechtlichen, sondern allenfalls von faktischer Natur und rechtlich nicht garantiert. Pointiert gesagt: Ein Recht auf Leben setzt faktisch geeignete klimatische Bedingungen voraus. Das Recht bestehe aber auch, wenn diese faktischen Bedinungen nicht vorliegen, weshalb letztere nicht für sich selbst rechtlich schützenswert seien. Das überzeugt mE nicht und überspitzt die Trennung von Sein und Sollen deutlich.
 
330
Vgl. Isensee, in: Isensee/Kirchhof, Handbuch des Staatsrecht IX, § 191, S. 336 ff.
 
331
Vgl. Söhnlein, Landnutzung, S. 38.
 
332
Vgl. Kleiber, Generationen, S. 310 und dort Fn. 90.
 
333
Das Beispiel ist an den Vortrag von Beschwerdeführenden im Klima-Beschluss des BVerfG angelehnt, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 66.
 
334
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 184; Unverständnis verursacht dieses Loslösen von spezifischen Grundrechten bei Berkemann, vgl. Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (712). Doch wäre es wirklich dienlich, hier stattdessen alle spezifischen Grundrechte aufzulisten, um den dogmatischen Ansprüchen zu entsprechen? Wohl kaum. Zum einen wäre eine solche Enumeration redundant, zum anderen geht Freiheitsschutz über Grundrechtsschutz hinaus, wie hier gezeigt wird.
 
335
Vgl. Herdegen, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 79 GG, Rn. 87 sowie 109 ff.; Sachs, in: Sachs, GG, 9 Art. 79 GG, Rn. 48 ff.; Hain, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 79 GG, Rn. 59 ff.; Bryde, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 79 GG, Rn. 45 ff.; Ruland, Freiheitliche demokratische Grundordnung, S. 66 ff. und zur Freiheit und Menschenwürde als Teil dieser Ordnung, S. 95 ff.; siehe zur Teilhabe der Menschenwürde an der Bestandsgarantie Hain, Grundsätze, S. 244 ff. und ausdrücklich zu Achtung und Schutz eines aus der Menschenwürde abgeleiteten Existenzminimums, S. 247 ff.
 
336
Vgl. hierzu Kleiber, Generationen, S. 314; Böckenförde, Staat, S. 150 ff.; Frenz, in: DÖV 2021, S. 715 (720).
 
337
Siehe zur Schutzpflichtenlehre sogleich Abschn. 4.1.3.3.1.3.2.1.
 
338
Vgl. zu elementaren Freiheitsvoraussetzungen, Ekardt, Theorie, S. 239 ff.
 
339
Ein solches Freiheitsvoraussetzungsrecht will, jedenfalls in Form der elementaren Freiheitsvoraussetzung, als ein Recht auf Existenzminimum auch Ekardt verstehen, Ekardt, Theorie, S. 260 f. M.E. kann das Recht auf Freiheitsvoraussetzungen aber über diesen elementaren Schutz hinausgehen. Die Begrenzung auf einen Schutz nur des Existenzminimums ergibt sich lediglich mit Blick auf den gerichtlichen Kontrollumfang.
 
340
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 239, deutlicher S. 391 und ausdrücklich als Grundrecht auf Klimaschutz eingeordnet im neuen Nachwort, S. 610.
 
341
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 sowie LS 4.
 
342
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 182 ff.
 
343
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183.
 
344
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 184.
 
345
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 37, 117.
 
346
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117.
 
347
Vgl. Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1422).
 
348
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 184. Die allgemeine Handlungsfreiheit nach Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG wirkt insoweit nur als formale Verankerung. Diese Formalität „vergisst“ das Bundesverfassungsgericht bei der Tenorierung, die nach § 95 Abs. 1 BVerfGG eine Benennung der verletzten Vorschrift des Grundgesetzes verlangt; das Abstellen auf die Freiheitsrechte insgesamt erachten als wichtigste Einsicht des Bundesverfassungsgerichts Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423); kritisch sehen das Fehlen einer spezifischen Grundrechtsbenennung Möllers/Weinberg, in: JZ 2021, S. 1069 (1073). Sie gehen sogar so weit, dass eine Verhältnismäßigkeitsprüfung ohne ein solches Grundrecht, dann mangels gegenüberstehender Abwägungsgüter, gar nicht möglich sei. Das überzeugt nicht. Die Freiheit insgesamt ist nicht unspezifisch, sie ist lediglich übergreifend auf alle Grundrechte anzuwenden. Wollen Möllers und Weinberg hier wirklich eine Auflistung und sodann separate Abwägung aller Grundrechte? Wahrscheinlicher ist, dass sie – womöglich allzu dogmatisch verhaftet – zu streng am deutschen Grundrechtskatalog bleiben und verkennen, dass der Klimawandel bzw. nach dem Bundesverfassungsgericht die sodann gebotenen Klimaschutzmaßnahmen das gesamte freiheitliche Leben, wie wir es kennen, betreffen. Das ist freilich allumfassend, aber nicht unspezifisch.
 
349
Siehe zur Unterscheidung von Grundrechts- und Freiheitsvoraussetzung im Hinblick auf die Anwendbarkeit der Bestandsgarantie nach Art. 79 Abs. 3 GG bereits Abschn. 4.1.3.3.1.2.3.
 
350
Auf die fehlende Begründung der vom Bundesverfassungsgericht entwickelten Figur der intertemporalen Freiheitssicherung weisen hin, Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1422); vgl. auch Ekardt/Heß/Wulff, in: EurUP 2021, S. 212 (213).
 
351
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 182 ff.
 
352
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183.
 
353
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 ff. Dabei spricht das Bundesverfassungsgericht von Verteilung der Freiheitschancen über die Generationen zum einen und dem Schutz der Beschwerenden vor einseitiger Verlagerung der Treibhausgasminderungslast in die Zukunft zum anderen, Rn. 183. Das bipolare Verhältnis verlässt das Bundesverfassungsgericht damit jedoch nicht, vielmehr „vermengt“ es zumindest sprachlich den objektiv-rechtlichen und subjektiv-rechtlichen Schutz.
 
354
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 186, 248. Der schon insich liegende Widerspruch der die Freiheit schonenden Freiheitseingriffe kann im bipolaren Verständnis der Grundrechte nicht zufriedenstellend gelöst werden; siehe zur auch vom Bundesverfassungsgericht hier angesetzten doppelen Freiheitsgefährdung, also der Gefährdung der Freiheit durch den Klimawandel zum einen und durch die Klimaschutzmaßnahmen zum anderen, Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423); dass die vom Bundesverfassungsgericht indirekt geforderten Klimaschutzanstrengungen keinesfalls freiheitsschonend sind, sondern vielmehr im Gegenteil erhebliche nachteilige Folgen auf soziale und wirtschaftliche Belange im Hier und Jetzt haben, betont Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (245); vgl. Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689/HA ZA 13–1396, Rn. 4.71. Das Bezirksgericht geht hier deutlich über eine wie vom Bundesverfassungsgericht angesetzte Verhältnismäßigkeitsprüfung hinaus und will eine vergleichende Kosten-Nutzen-Betrachtung von heutigen und späteren Klimaschutzmaßnahmen als Teil des Maßstabs ansetzen. Unbeschadet der Frage, ob eine solche gerichtliche Kosten-Nutzen-Betrachtung mit dem Gewaltenteilungsprinzip vereinbar ist, bleibt hier auch die genaue Rechnungsgrundlage des Gerichts offen.
 
355
Vgl. Steinberg, in: NJW 1996, S. 1985 (1986); Calliess, Umweltstaat, S. 412 ff.; Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a, Rn. 12; Schmidt-Radefeldt, Ökologische Menschenrechte, S. 40 f.; BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112 ff.
 
356
Vgl. Buser, in: DVBl 2020, S. 1389–1395; Frenz, in: DÖV 2021, S. 715–725; Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (329); Calliess, Umweltstaat, S. 300; Söhnlein, Landnutzung, S. 84.
 
357
Vgl. Isensee, in: Isensee/Kirchhof, Handbuch des Staatsrecht IX, § 190, S. 265 ff.; Kleiber, Generationen, S. 287 ff.; Kloepfer, Umweltrecht, S. 135 f.; ders., Verfassungsrecht II, S. 170 f.; Murswiek, Verantwortung, S. 227 ff.; Böckenförde, Staat, S. 149; Söhnlein, Landnutzung, S. 38; Ekardt, Theorie, S. 240.
 
358
Siehe Ekardt, Theorie, S. 240; vgl. Kleiber, Generationen, S. 312; Koenig, Verteilungslenkung, S. 198 f.
 
359
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 239 ff.; Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 191 f.; Sartorius, Existenzminimum, S. 60.
 
360
Vgl. Kleiber, Generationen, S. 310 und dort Fn. 90.
 
361
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 184.
 
362
A.A. sind Ruttloff/Freihoff, in: NVwZ 2021, S. 917 (917), die betonen, dass das Bundesverfassungsgericht gerade kein Grundrecht auf Klimaschutz bestätigt habe. Damit liegen sie jedoch deutlich falsch. Richtig ist, dass das Bundesverfassungsgericht ein Recht auf ökologisches Existenzminimum offenlässt. Zutreffend ist auch, dass das Bundesverfassungsgericht das Recht auf intertemporale Freiheitssicherung nicht an einem spezifischen Grundrecht festmacht. Aber dennoch hält das Verfassungsgericht gerade mit diesem Recht auf Freiheitssicherung ein subjektives Recht auf Schutz der Voraussetzungen der Freiheit und damit zugleich ein Recht auf Klimaschutz fest; ebenfalls missverstanden wird der Beschluss demnach auch von Schlacke, die gleichermaßen darauf abstellt, dass das Bundesverfassungsgericht nicht durch die Hintertür ein Grundrecht auf gesunde Umwelt eingeführt habe, Schlacke, in: NVwZ 2021, S. 912 (912). Genau das ist offenbar geschehen, wenn Schlacke die Einführung eines Rechts auf Klimaschutz in Form des Rechts auf Freiheitssicherung gerade nicht erkennt. Hier sei nochmal wiederholt: Das Recht auf Freiheitssicherung oder deutlicher der Schutz der Freiheitsvoraussetzungen ist zugleich ein subjektives Recht auf die notwendigen klimatischen Bedingungen zur Freiheitsentfaltung. Dass das Bundesverfassungsgericht hier nicht von einem Grundrecht auf Klimaschutz spricht, liegt nur an der – m. E. zutreffenden – Einordnung als Freiheits- statt Grundrechtsvoraussetzung und damit die Ablösung von einem spezifischen Grundrecht. Interessanterweise spricht Schlacke sodann selbst vom Grundrecht auf Freiheitssicherung, S. 913.
 
363
Vgl. Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423), die von einem Anspruch auf mehr Klimaschutz sprechen.
 
364
Dass die Beschwerdeführenden neben einer Vielzahl weiterer Träger von Grund- und Freiheitsrechten (auch) betroffen sind, spricht das Bundesverfassungsgericht nur in der Zulässigkeitsprüfung an, vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 40, 142; vgl. hierzu Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (245).
 
365
Daran sei auch die doppelte Freiheitsgefährdung durch Klimawandel auf der einen und Klimaschutz auf der anderen Seite zu erkennen, meinen Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423).
 
366
Für einen überzeugenden Leitgedanken hält dies Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (355).
 
367
Die darin liegende Einordnung des Bürgers als bloßes Objekt des Schutzes und damit das Außerachtlassen der Störereigenschaft des Bürgers kritisiert auch Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (715).
 
368
Vgl. Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423). Ekardt und Heß betonen, dass die größere Gefahr für die Freiheit nicht von einer radikalen Klimapolitik, sondern von einem fortschreitendem Klimawandel ausgehe. Das aber legt die Annahme einer Schutzpflicht nahe; vgl. auch Ruttloff/Freihoff, in: NVwZ 2021, S. 917 (920). Das Bundesverfassungsgericht entziehe sich der Abwägung und Auflösung der Kollisionen sich überschneidender Freiheitssphären.
 
369
Vgl. zur Scheidung von Abwehr- und Schutzdimension in Klimaschutzklagen Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1392). Dieser ist unter Beibehaltung der „bedeutsamen Unterscheidung zwischen Abwehr- und Schutzpflichtenkonstellation“ um eine strenge Trennung bemüht und gelangt – auch unter Anwendung der bisherigen Maßstäbe – zur Einschätzung, dass eine Eingriffskonstruktion und damit die Abwehrdimension nicht zielführend sei.
 
370
Siehe zu den Grundrechtsdimension unter Betonung der zumeist mehrpoligen Verhältnisse im Bereich des Umweltschutzes Calliess, Umweltstaat, S. 256 ff.
 
371
Hierzu Dietlein, Schutzpflichten, S. 34 f., der von der Abwehrfunktion der Grundrechte als Grund- und Urfunktion dieser spricht; siehe zu den Grundrechtstheorien Böckenförde, Staat, S. 115 ff.
 
372
Kritisch hierzu Isensee, Sicherheit, S. 32 f. Zugespitzt sieht Isensee in der „Staatsabwehrdoktrin“ eine derartig weitgehende Verkürzung der Grundrechte, dass zum einen die Grundrechte als Grundlage der staatlichen Ordnung nicht vollständig wiedergegeben würden, zum anderen sei dies gar ein Einfallstor der Anarchie selbst, S. 32; vgl. zur Funktion der Grundrechte v. Münch/Kunig, in: dieselben, GG, Vorb. Art. 1–19, Rn 21 ff.; vgl. hierzu auch zum Rechtsstaatsverständnis und dessen Wandel Calliess, Umweltstaat, S. 53 ff.
 
373
Zu den Status der Grundrechte Starck, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 1, Rn 182 ff.; vgl. zur Herleitung der Schutzdimension als Reflex aus der Abwehrfunktion und unter Beachtung einer Duldungspflicht Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 371 ff.; derselbe aber zugleich zur staatlichen Pflicht des Schutzes aus staatstheoretischen Erwägungen, Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 367 ff.
 
374
Siehe zur Abgrenzung zwischen Abwehr- und Schutzdimension anhand des Eingriffs und unter besonderer Betrachtung des Umweltschutzes Calliess, Umweltstaat, S. 309 ff.
 
375
Vgl. Bickenbach, in: JZ 2020, S. 168 (170). Für Bickenbach scheidet die Abwehrfunktion der Grundrechte für Klimaschutzklagen von Beginn an aus, da sie letztlich den Staat zu einem Unterlassen verpflichten würde, der Klimaschutz aber gerade staatliche Maßnahmen braucht.
 
376
Hält man an der strengen Trennung von Abwehr- und Schutzdimension fest und will dennoch eine wirksame Schutzpflicht des Staates begründen, muss man den Begriff des Grundrechtseingriffs fortentwickeln. Das führt m. E. aber zu kaum mehr auflösbaren Zurechnungsfragen, wie auch bei Calliess deutlich wird, Calliess, Umweltstaat, S. 423 ff., der nach Prüfung einer Reihe von Ausweitungsoptionen (sog. Ermöglichungsfall, Förderungsfall, Duldungsfall) wie hier zu dem Schluss kommt, dass der Grundrechtseingriff und die Abwehrdimension so „kaum noch handhabbar“ wären, S. 434.
 
377
Siehe zur staatlichen Verantwortung Murswiek, Verantwortung, S. 57 ff.
 
378
A.A. ist das Bundesverfassungsgericht, welches hier von der faktischen und rechtlichen Unumkehrbarkeit spricht und damit einen Eingriff durch ein „Rahmengesetz“ erkennen will, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 133, 186.
 
379
Das Bundesverfassungsgericht ordnet das KSG selbst als Rahmengesetz ein, das nur transparent mache, welche Maßnahmen in den Sektoren zu erbringen sind, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 6.
 
380
Das erkennt im Grunde auch das Bundesverfassungsgericht, wenn es darauf abstellt, dass nahezu jede Freiheitsausübung mit CO2-Emissionen einherginge, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 37, 117.
 
381
Vgl. zum unmittelbaren und mittelbaren Eingriff Di Fabio, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 2, GG, Rn. 48 f.; Starck, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 2 GG, Rn 19 f.; v. Münch/Kunig, in: dieselben, GG, Vorb. zu Art. 1–19, Rn. 32 ff.; zur Abgrenzung von Abwehr- und Schutzdimension anhand des Grundrechtseingriffs Calliess, Umweltstaat, S. 309 ff.; vgl. zum mittelbar faktischen Eingriff und dessen Rolle in Klimaschutzklagen Buser, in: NVwZ 2020, S. 1253 (1254); kritisch zur Figur des mittelbaren Eingriffs und zur Unterscheidung zwischen Abwehrrecht und Schutzrecht hieran Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28–55.
 
382
Vgl. Di Fabio, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 2 GG, Rn. 48 f.; Starck, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 2 GG, Rn 19 f.; v. Münch/Kunig, in: dieselben, GG, Vorb. zu Art. 1–19, Rn. 32 ff.; kritisch zur Scheidung von Abwehrrechten und Schutzfunktion der Grundrechte anhand des mittelbaren Eingriffs auch Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 203; die Abgrenzung von Abwehrrecht und Schutzrechten anhand des mittelbaren Eingriffs hält für kaum erklärbar Ekardt, Theorie, S. 281 f.
 
383
Vgl. hierzu und mit ebenfalls ablehnender Einschätzung Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1392).
 
384
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 f.
 
385
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 ff.
 
386
Der Begriff der Vorwirkung war bislang vornehmlich im Rahmen der Gesetzesvorwirkung geläufig. Hier bezog er sich aber auf die Vorwirkung von künftigen Gesetzen. Siehe hierzu Kloepfer, Vorwirkungen. Im Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts ist jedoch eine Vorwirkung von gegenwärtigen Gesetzen angelegt; vgl. zum Begriff der Vorwirkung auch Falter, enteignungsrechtliche Vorwirkung, S. 46 ff.; Guckelberger, Vorwirkung, S. 14 ff.
 
387
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 187 ff.
 
388
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 133, 187; kritisch zur vom Verfassungsgericht angenommen faktischen und rechtlichen Unumkehrbarkeit Ruttloff/Freihoff, in: NVwZ 2021, S. 917 (918 f.).
 
389
Vgl. hierzu m. w. N. Ekardt, Theorie, S. 348.
 
390
Das Bundesverfassungsgericht spricht hier von einer rechtlichen Gefährdung aufgrund stärkerer, verfassungsrechtlich gebotener Restriktionen, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 186.
 
391
Vgl. Kahl, in: EnWZ 2021, S. 268–275; Kloepfer/Wiedmann, in: DVBl 2021, S. 1333–1340; Schlacke, in: NVwZ 2021, S. 912–917; ausführlich zur Figur der eingriffsähnlichen Grundrechtsvorwirkung, Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Grundrechtsvorwirkung; kritisch zur eingriffsähnlichen Grundrechtsvorwirkung Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (245 f.).
 
392
Die Beschwerdebefugnis bejaht das Bundesverfassungsgericht gerade, weil die spätere Freiheitsbeschränkung nicht mehr ohne Weiteres erfolgreich angegriffen werden kann, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 130.
 
393
Das Bundesverfassungsgericht spricht von stärkeren, verfassungsrechtlich gebotenen Restriktionen, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 186.
 
394
Vgl. Ruttloff/Freihoff, in: NVwZ 2021, S. 917 (918).
 
395
In diese Richtung stößt auch Beckmann, wenn er verlangt, dass die befürchteten Grundrechtsbeeinträchtigungen konkret beschrieben werden müssten, Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (245). Richtigerweise kann das Bundesverfassungsgericht das aber nicht vornehmen. Die Wahl der später gebotenen Klimaschutzmaßnahmen obliegt dem zukünftigen Gesetzgeber.
 
396
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 186.
 
397
Das Bundesverfassungsgericht ist redlich bemüht zwischen faktischer und rechtlicher Unumkehrbarkeit zu unterscheiden, vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 118 bzw. 133.
 
398
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 120, 185.
 
399
So deutlich nur im Rahmen der Zulässigkeitsprüfung, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 120.
 
400
Vgl. Seibert, in: DVBl 2021, S. 1141 (1144), der gerade hierin die entscheidende Rolle des Klimaschutzgebotes im Klima-Beschlusses erkennt. Erst das Klimaschutzgebot und die daraus folgende verfassungsrechtliche Verpflichtung ist die Prämisse für die vom Bundesverfassungsgericht angenommene Vorwirkung; vgl. auch Möllers/Weinberg, in: JZ 2021, S. 1069 (1073), die darüber hinaus den Vorwurf aufwerfen, dass das Bundesverfassungsgericht hier durch Neuinterpretation des Art. 20a GG als sog. Klimaschutzgebot selbst die Grundlage für die zukünftigen Eingriffe schafft.
 
401
Ob nicht eine Ableitung des Rechts auf Freiheitssicherung aus den grundrechtlichen Schutzpflichten der direktere Weg gewesen wäre, fragt auch Frenz, in: DÖV 2021, S. 715 (716); durchaus zutreffend halten Mölles und Weinberg fest, dass das Bundesverfassungsgericht hier vor zukünftigen, aber dann gerechtfertigten Eingriffen schützen. Das wirkt tatsächlich etwas störend. Den m. E. richtigen Schluss, nämlich eine Abkehr von der Abwehrdimension und eine Anwendung der Schutzdimension, schließen die beiden Autoren aber kategorisch aus, Möllers/Weinberg, in: JZ 2021, S. 1069 (1074).
 
402
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183; vgl. Faßbender, in: NJW 2021, S. 2085 (2088), der diese Zukunftswirkung und den vom Bundesverfassungsgericht gewählten Maßstab des CO2-Restbudgets auch auf die Schutzpflichten anwenden möchte.
 
403
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 ff.
 
404
Nicht umsonst ist der Tenor auf die Minderungsziele ab dem Zeitraum 2031 gerichtet, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Tenor 2.
 
405
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 281 f.
 
406
Zur Abgrenzung von Abwehrrecht und Schutzpflicht anhand des Eingriffsbegriffs Szczekalla, Schutzpflichten, S. 94 f.; vgl. Calliess, Umweltstaat, S. 309 ff.
 
407
Die Trennung gelingt dem Bundesverfassungsgericht aber nicht, meint Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (356). Demnach steige das Bundesverfassungsgericht zwar mit einer Eingriffsprüfung ein, komme aber über den Handlungsauftrag der verhältnismäßigen Verteilung der Freiheitschancen letztlich zu einer grundrechtlichen Schutzdimension. Eine grundrechtliche Schutzpflicht werde hier durch das Bundesverfassungsgericht in ein Abwehrrecht umgedeutet, Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (357).
 
408
Siehe hierzu Abschn. 4.2.2.2.3; kritisch hierzu auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (357).
 
409
Siehe hierzu Ekardt, Theorie, S. 273 ff.
 
410
Entgegen den Annahmen des Bundesverfassungsgerichts war auch beim Klima-Beschluss eine Unterlassungsstruktur und damit Schutzdimension der Grundrechte indiziert, meint Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701–715, deutlich S. 711; a. A. Möllers/Weinberg, in: JZ 2021, S. 1069 (1072), die an einer rechtsstaatlichen Asymmetrie von Schutz und Abwehr festhalten wollen. Dabei unterliegen sie m. E. dem Fehler anzunehmen, der Staat schulde bei der Schutzdimension der Grundrechte nur ein absolutes Minimum. Das ist jedoch falsch. Verbindlich ist ein wirksamer Grundrechtsschutz, auch für die Schutzdimension, um damit auf eine – mit Blick auf die multipolaren Freiheitskollisionen – maximale Freiheitsentfaltung hinzuwirken. Richtig mag hingegen sein, dass die gerichtliche Kontrolle dieser Schutzdimension, jedenfalls im Hinblick auf die Verpflichtung des Staates zum Handeln, ein den Minimalschutz beschränkt ist. Doch auch die weiteren Bereiche der Schutzdimension sind nach hiesiger Ansicht geschützt und überdies gerichtlich kontrollierbar und zwar unter Anwendung der hier vorgetragenen Abwägungsfehlerlehre; vgl. zu den Problemen bei der Konzeption eines Umweltgrundrechts als Abwehrrecht Kloepfer, Grundrecht auf Umweltschutz, S. 15 ff.
 
411
BVerfGE 39, 1 – Schwangerschaftsabbruch I; ausführlich zur Schutzpflichten-Lehre Dietlein, Schutzpflichten. Überblicksartig bei Klein, in: JuS 2006, S. 960–964; vgl. zur dogmatischen Herleitung der Schutzpflichten auch Calliess, Umweltstaat, S. 312 ff.
 
412
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.3.3.1.3.1.
 
413
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 184; vgl. hierzu Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Grundrechtsvorwirkung, S. 6 ff.; Faßbender, in: NJW 2021, S. 2085 (2088); von einer Umdeutung einer Schutzpflicht in ein Abwehrrecht spricht Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (357); als einen semantischen Trick betrachtet die Figur der eingriffsähnlichen Vorwirkung angesichts des Bundes-Klimaschutzgesetzes als „adressatenlosen legislatorischen Planungsakt“ Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (709).
 
414
Vgl. hierzu am Beispiel des Klima-Beschlusses Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (356); siehe auch Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (710 f.).
 
415
Ausführlich hierzu Calliess, Umweltstaat, S. 307 ff.
 
416
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 1.
 
417
Auch das Bundesverfassungsgericht stellt darauf ab, dass nahezu jede Freiheitsausübung mit CO2-Emissionen einhergeht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 37, 117; vgl. hierzu und mit Verweis auf den Charakter des Bundes-Klimaschutzgesetzes als Rahmengesetz Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (708).
 
418
Vgl. Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (709).
 
419
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 37.
 
420
Vgl. zum Begehren der Verfassungsbeschwerden BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 1.
 
421
Ein weiterer Indikator für eine Schutzpflichtendimension kann in der Anzahl der Betroffenen festgehalten werden. Die Abwehrdimension und damit der Eingriff liegen regelmäßig bei einem abgeschlossenen Adressatenkreis vor, während die Schutzdimension häufig mit einem nicht abschließend bestimmbaren Betroffenenkreis einhergeht. Vgl. hierzu und dem damit zusammenhängenden Fragen der unmittelbaren Selbstbetroffenheit bei Schutzpflichten in Klimaschutzklagen Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (899).
 
422
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 145 ff.
 
423
BVerfGE 39, 1 – Schwangerschaftsabbruch I; ausführlich zur Schutzpflichten-Lehre Dietlein, Schutzpflichten, S. 17 ff.; überblicksartig bei Klein, in: JuS 2006, S. 960–964; vgl. zur dogmatischen Herleitung der Schutzpflichten auch Calliess, Umweltstaat, S. 312 ff.
 
424
Vgl. Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 188; Ekardt, Theorie, S. 236.
 
425
BVerfGE 39, 1 – Schwangerschaftsabbruch I; vgl. BVerfGE 46, 160 – Schleyer; BVerfGE 49, 89 – Kalkar I; BVerfGE 53, 30 – Mülheim-Kärlich; zu Vorläufern der Schutzpflichtenlehre in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts Szczekalla, Schutzpflichten, S. 113 ff.; vgl. auch Unruh, Schutzpflichten, S. 29 f.; eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Rechtsprechung findet sich bei Hermes, Leben und Gesundheit, S. 43 ff.
 
426
BVerfGE 39, 1 (42).
 
427
BVerfGE 39, 1 (41).
 
428
BVerfGE 88, 203 (30) – Schwangerschaftsabbruch II; vgl. hierzu m. w. N. Szczekalla, Schutzpflichten, S. 102 f.; zu verschiedenen dogmatischen Herleitungen der grundrechtlichen Schutzpflichten Unruh, Schutzpflichten, S. 26 ff.; von einem uneinheitlichen, ambivalenten Bild spricht Dietlein, Schutzpflichten, S. 19.
 
429
BVerfGE 88, 203 (30).
 
430
BVerfGE 39, 1 (42).
 
431
BVerfGE 39, 1 (42).
 
432
BVerfGE 39, 1 (43).
 
433
BVerfGE 39, 1 (44); zur Begründung der beschränkten gerichtlichen Kontrolldichte ausführlich und m. w. N. Szczekalla, Schutzpflichten, S. 223 ff. im Kern werden der Grundsatz der Gewaltenteilung und das Demokratieprinzip zur Begründung herangezogen. Szczekalla kategorisiert die Begründungen weiter in Komplexität, Kompromisscharakter und angemessene Erfahrungs- und Anpassungsspielräume.
 
434
BVerfGE 39, 1 (51); zum Einschätzungs- und Gestaltungsspielraum Szczekalla, Schutzpflichten, S. 92 f.
 
435
BVerfGE 39, 1 (51).
 
436
Siehe zu den abweichenden Meinungen im Schwangerschaftsabbruch I – Urteil BVerfGE 39, 1 (68); zur Kritik an der Schutzpflichten-Lehre m. w. N. Szczekalla, Schutzpflichten, S. 352 ff.
 
437
Zum Kontrollmaßstab zuletzt BVerfG, Urteil des Ersten Senats vom 5. November 2019 – 1 BvL 7/16 – Rn. 121–122; siehe zum Kontrollmaßstab m. w. N. Szczekalla, Schutzpflichten, S. 230 ff.
 
438
BVerfGE 88, 203 (254); zum Untermaßverbot m. w. N. Szczekalla, Schutzpflichten, S. 111 f.; zur Kontroverse des Untermaßverbots Unruh, Schutzpflichten, S. 83 ff.; siehe auch Calliess, Umweltstaat, S. 322 ff.
 
439
BVerfGE 56, 54 (80) – Fluglärm.
 
440
Vgl. BVerfGE 92, 26 (46).
 
441
Siehe zu weiteren Gründen für die Begrenzung der Kontrolldichte Sartorius, Existenzminimum, S. 105 ff. Dieser verweist auch auf die mangelnde sachliche Kompetenz der Gerichte in den Tiefen unbekannter Fachgebiete als Begründung für gerichtliche Zurückhaltung; vgl. Oexle/Lammers, in: NVwZ 2020, S. 1723 (1725 f.), die mit Blick auf Klimaklagen festhalten, dass der Gewaltenteilungsgrundsatz mangels Einordnung als eigener Prüfungspunkt auf der Zulässigkeitsebene vollumfänglich in der Schutzpflichtendogmatik aufgenommen werden müsse.
 
442
Vgl. BVerfGE 39, 1 (69); zur Gewaltenteilung als bedeutendstes Argument für einen eingeschränkten Kontrollmaßstab Unruh, Schutzpflichten, S. 53 ff.; eine übersichtliche Auseinandersetzung mit kritischen Einwänden der Schutzpflichten-Lehre findet sich bei Jaeckel, Schutzpflichten, S. 55 ff.; eine Beschränkung der gerichtlichen Kontrolle bei Schutzpflichten aufgrund der Gewaltenteilung und des Demokratieprinzips befürwortet Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (11).
 
443
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 145 ff.; BVerfGE 49, 89 – Kalkar I; BVerfGE 53, 30 – Mülheim-Kärlich; überblicksartig zum Umweltschutz durch Grundrechte als Schutzpflichten Steinberg, in: NJW 1996, S. 1985 (1987); siehe zu dieser Einschätzung schon Voßkuhle, in: NVwZ 2013, S. 1 (1) sowie übersichtlich zur Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts, S. 6 f.; vgl. Frenz, in: DÖV 2021, S. 715 (716); Groß, in: NVwZ 2020, S. 337 (338); Voland, in: NVwZ 2019, S. 114 (117 ff.).
 
444
Eine noch größere – selbst auferlegte – Zurückhaltung (judicial self-restraint) fordern die abweichenden Stimmen im Schwangerschaftsabbruch I-Urteil, BVerfGE 39, 1 (69).
 
445
Kritisch hierzu Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 188; so auch Mrasek-Robor, Risiko, S. 54. Diese meint, das Konzept grundrechtlicher Schutzpflichten nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts laufe angesichts einer Vielzahl von Regelungen im Umweltschutz leer.
 
446
Zu den Folgen des Klimawandels und dem erhöhten Risiko von Bürgerkriegen, Vertreibung und Migration ausführlich IPCC, AR 5, WG II.
 
447
Siehe bspw. Art. 3 Abs. 1 RL 2018/2001/EU.
 
448
Vgl. BVerfGE 39, 1; BVerfGE 88, 203.
 
449
Vgl. zu den Kipppunkten nur die Übersicht bei Rahmstorf et al., Kipppunkte im Klimasystem.
 
450
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 154 ff.
 
451
Vgl. BVerfGE 39, 1 (42).
 
452
Vgl. BVerfGE 39, 1 (42).
 
453
Vgl. BVerfGE 39, 1 (51).
 
454
Zum Untermaßverbot und der entgegengebrachten Kritik Jaeckel, Schutzpflichten, S. 92 ff.
 
455
Vgl. zum pflichtenaktivierendem Gefahrenniveau Dietlein, Schutzpflichten, S. 111 ff.
 
456
Siehe grundlegend zum Grundrecht auf Sicherheit Isensee, Sicherheit, S. 36 ff. Er spricht zunächst von einem Verbot des Staates die grundrechtliche Sicherheit zu unterminieren, S. 41.
 
457
Siehe zur Wahrung der Gewaltenbalance durch Anwendung einer Abwägungsfehlerlehre Abschn. 4.2.2.2.3.4.4.
 
458
Von einer Verkürzung des Grundrechtschutzes spricht auch Isensee, Sicherheit, S. 32 f.
 
459
Achten und schützen seien zwei Pflichtenaspekte derselben Grundrechte, meint Isensee, Sicherheit, S. 33; ebenso Ekardt: Theorie, S. 280 ff.; vgl. Kleiber, Generationenen, S. 273 f.
 
460
Mitunter weichen auch nach der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts die Prüfungsmaßstäbe von Abwehrrecht und Schutzpflicht nicht voneinander ab, Szczekalla, Schutzpflichten, S. 95 f.; zustimmend Steinberg, in: NJW 1996, S. 1985 (1989).
 
461
Von einem Recht auf Schutz spricht auch Isensee, Sicherheit, S. 51. Er geht von einem subjektiven Recht aus, dass nicht auf bestimme Maßnahmen, sondern ermessensfehlerfreie Entscheidungen gerichtet ist. Ausführlich zum subjektiven Recht auf Schutz und unter Darstellung verschiedener Begründungen Szczekalla, Schutzpflichten, S. 310 ff.; wenn auch nur für den Teilbereich der Umweltgüter bejaht ein Grundrecht auf Schutz der Umwelt Steinberg, in: NJW 1996, S. 1985 (1990).
 
462
Hierzu auch Isensee, Sicherheit, S. 47. Dieser hält fest, dass der Lehrsatz „in dubio pro libertate“ nur auf ein bipolares Spannungsverhältnis anwendbar ist.
 
463
Als polygon bezeichnet diese Verhältnisse Isensee, Sicherheit, S. 47; mehrpolig sind die Verhältnisse im Umweltschutz nach Calliess, Umweltstaat, S. 256 ff.; zur Multipolarität der Grundrechte ausführlich Ekardt, Theorie, S. 273 ff.; kürzer, aber dennoch überzeugend Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28–55 sowie im internationalen Kontext Ekardt, in: Hollo/Kulovesi/Mehling, Climate Change and the Law, S. 71 f.; vgl. zu multipolaren Grundrechtsverhältnissen auch Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 372; vgl. Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 274 f., der bei Schutzpflichten von einem vielpoligen oder auch mehrpoligen Prüfprozess spricht, daraus aber nicht auf die Multipolarität der Grundrechte schließen mag; siehe Murswiek, Verantwortung, S. 96, der zwar nicht von Multipolarität spricht, jedoch zwischen Geltung und Schutz der Grundrechte unterscheidet. Demnach gelten die Grundrechte nur zwischen Staat und Bürger, schützen aber auch im Verhältnis von Bürger zu Bürger; vgl. zum Dreiecksverhältnis Staat, Störer, Opfer Hermes, Leben und Gesundheit, S. 204 ff.; mehrpolige bzw. dreiseitige Verhältnisse sind die typische Konstellation im Umwelt- und damit auch Klimarecht, meint Ruffert, Subjektive Rechte, S. 10 f.; vgl. zur Polygonalität der Grundrechtskonflikte im Besonderen angesichts transnationaler Unternehmen Fischer-Lescano, in: KJ 2017, S. 475 (483 ff.).
 
464
Ausführlich und gleichermaßen kritisch zu diesem verkürzten Verständnis Ekardt, Theorie, S. 283 f.
 
465
Siehe für weitere treffende Beispiele Calliess, Umweltstaat, S. 312 f.
 
466
Von Grundrechtsambivalenz und einer Vergleichbarkeit mit der Doppelwirkung des Verwaltungsaktes spricht Isensee, Sicherheit, S. 34.
 
467
Hierzu und mit Verweis auf Art. 52 Abs. 1 EuGRC Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 193.
 
468
Vgl. Isensee, Sicherheit, S. 47; zur Multipolarität der Grundrechte ausführlich Ekardt, Theorie, S. 272 ff.
 
469
Siehe hierzu Ekardt, Theorie, S. 276 f.
 
470
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 276 f.
 
471
Ekardt, Theorie, S. 276 f.
 
472
Vgl. Isensee, Sicherheit, S. 46 f., der aber von einem Abgrenzen der Freiheitssphären spricht; das Lösen von solchen Konflikten, also das Abwägen, bezeichnet als wesentlichen Charakter der staatlichen Schutzaufgabe, Hermes, Leben und Gesundheit, S. 39 f.; siehe zum Fundamentalstaatszweck Sicherheit und damit letztlich zur Aufgabe der Abwägung in Freiheitskonflikten Calliess, Umweltstaat, S. 88 ff.; vgl. auch Söhnlein, Landnutzung, S. 56. Nach Söhnlein sind die Konflikte der jenseits des Existenzminimums aufeinanderprallenden Freiheitskonflikte im demokratischen Wettbewerb und nicht vor dem Bundesverfassungsgericht zu entscheiden; das Bundesverfassungsgericht leitet ebenfalls aus der Funktion des Staates als Ordnungsmacht und Gewährleistung von Sicherheit die grundsätzliche Rechtfertigung des Staates her, vgl. BVerfGE 49, 24 (56 f.); zur Legitimation der Staatlichkeit durch Sicherheit m.w.N. Dietlein, Schutzpflichten, S. 21 ff.; ebenso Isensee, Sicherheit, S. 2 ff.; in der Gesamordnung der Sicherheit erkennt Hobbes die Legitimation des Staats: „Zum Frieden ist vor allem notwendig, daß jeder gegen die Gewalttätigkeit der übrigen so weit geschützt werde, daß er sicher leben kann, d. h., daß keiner einen gerechten Grund habe, andere zu fürchten, solange er selbst ihnen kein Unrecht zufügt. Allerdings ist es unmöglich, die Menschen gänzlich vor gegenseitigen Schädigungen zu schützen, so daß sie weder durch Unrecht verletzt noch getötet werden können; darauf darf es hier also nicht ankommen. Dagegen kann man Vorsorge treffen, daß kein gerechter Grund zur Furcht bestehe. Denn Sicherheit ist der Zweck, weshalb die Menschen sich anderen unterwerfen; und wenn diese nicht erlangt werden kann, so gilt die Unterwerfung unter andere nicht als geschehen und das Recht der Selbstverteidigung kraft Urteils in eigener Sache nicht als verloren. Denn man kann nicht annehmen, daß jemand eher sich zu etwas verpflichtet oder sein Recht auf alles aufgegeben habe, als bis für seine Sicherheit gesorgt ist“, zitiert nach Isensee, Sicherheit, S. 4.
 
473
Überblicksartig zur historischen, d. h. hier staatstheoritschen und philosophischen Herleitung der Schutzppflichten Jaeckel, Schutzpflichten, S. 20 ff.; vgl. m. w. N. Dietlein, Schutzpflichten, S. 22 ff.; siehe auch Hermes, Leben und Gesundheit, S. 148 ff.
 
474
Der Staat ist nicht nur ein Gefährder der Freiheit, sondern ihr letztlich unabdingbarer Garant, Klein, in: Klein/Menke, Gewaltenteilung, S. 8.
 
475
Siehe zur mehrheitlichen Bejahung eines subjektiven Rechts auf Schutz m.w.N. Szczekalla, Schutzpflichten, S. 310 ff.
 
476
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.3.3.1.2.3.
 
477
Vgl. Sartorius, Existenzminimum, S. 60, der von sozialen Lebensgrundlagen als notwendige Voraussetzung der Realisierung von Freiheit spricht.
 
478
Siehe Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 192; vgl. Isensee, Sicherheit, S. 33. Nach Isensee bilden die grundrechtlichen Schutzaspekte zusammengefasst das Grundrecht auf Sicherheit ab, welches damit sogleich auch ein Grundrecht auf Umweltschutz abdecke, S. 33 und dort Fn. 77.
 
479
Die Folge bei Verneinung der Schutzrechte hält Isensee in Bezug auf das Recht auf Sicherheit fest, Isensee, Sicherheit, S. 56 ff. Es bliebe nur die Selbsthilfe im Rahmen eines Schutzverweigerungs-Notstands. Folgt man dieser Argumentation, sind Extinction Rebellion und andere Bewegungen, die sich des zivilen Ungehorsams bedienen, womöglich in einem anderen Lichte zu sehen.
 
480
Vgl. Szczekalla, Schutzpflichten, S. 143; vgl. zum Schutzanspruch auch Hermes, Leben und Gesundheit, S. 208 ff.; zur textanalytischen Herleitung von Schutzpflichten Unruh, Schutzpflichten, S. 26 ff.; vgl. zudem Calliess, Umweltstaat, S. 437 ff., wenngleich er mit Verweis auf die rechtsinterpretative Herleitung nur von einer Stärkung der Schutzdimension sprich, ohne – eigentlich folgerichtig – die Unterscheidung zwischen Abwehrrecht und Schutzpflicht aufzugeben. Im Ergebnis gelangt aber auch Calliess zum subjektiven Recht auf Schutz, S. 443 f.
 
481
So auch Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 194; ebenso mit Blick auf das (soziale) Existenzminimum Wallerath, in: JZ 2008, S. 157 (162); zum positiven Schutz der Menschenwürde auch BVerfGE 125, 127. Das Bundesverfassungsgericht hält zudem fest, dass die Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums durch einen gesetzlichen Anspruch gesichert sein müsse, BVerfGE 125, 127 C I 1 c. Dies ergäbe sich unmittelbar aus dem Schutzgehalt des Art. 1 Abs. 1 GG. Darüber hinaus ergäbe sich die Notwendigkeit eines gesetzlichen Anspruchs auch aus dem Demokratie- und Rechtsstaatsprinzip.
 
482
Hierzu Jaeckel, Schutzpflichten, S. 33 f.
 
483
Im Ergebnis so auch Szczekalla, Schutzpflichten, S. 143.
 
484
Zum Verhältnis von Menschenwürde und Grundrechten Ekardt, Theorie, S. 276 f.; vgl. Starck, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 1, Rn. 124.
 
485
Trotz Festhalten an der Schutzpflichtenlehre im Ergebnis so auch Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1392).
 
486
Vgl. m. w. N. Szczekalla, Schutzpflichten, S. 288 ff.; siehe zum Schutz ungeborenen Lebens aus umweltrechtlichen Schutzpflichten Steinberg, in: NJW 1996, S. 1985 (1987); ausführlich m. w. N. und unter Bejahung eines intertemporalen Grundrechtsschutzes Ekardt, Theorie, S. 236 ff.; deutlich kürzer und noch unter Verwendung des Begriffs der intergenerationellen Schutzwirkung Ekardt, in: Hollo/Kulovesi/Mehling, Climate Change and the Law, S. 69 f.; siehe auch Kleiber, Generationenen, S. 30 ff. sowie S. 249 ff.; für einen Schutz zukünftiger Generationen begründet im internationalen Recht Sier, Global Crisis, S. 56 ff.
 
487
Vgl. zur intergenerationellen Gerechtigkeit und Zukunftsverantwortung Sommermann, in: v. Münch/Kunig, GG, Art. 20a GG, Rn. 25 ff.; zu den Unterschieden zwischen intergenerationeller Gerechtigkeit und Schutz künftiger Generationen Kleiber, Generationenen, S. 15 f.; siehe auch Johnston, in: Tilburg Law Review, 2016, Vol. 21, S. 31–51, die sich für eine Klageberechtigung zukünftiger Generationen ausspricht, um bestehene Gerechtigkeits- und Rechtsschutzlücken im Klima- und Menschenrechtsschutz zu schließen; vgl. zu einer allgemeinen Gerechtigkeitslehre, die ebenfalls die Generationengerechtigkeit umfasst, Rawls, Theory, S. 285; vgl. auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 ff. sowie LS 4. Das Bundesverfassungsgericht spricht in diesem Zusammenhang von der Verteilung von Freiheitschancen über die Generationen, Rn. 183.
 
488
Siehe zum Defizit mangelnder Repräsentanz künftiger Generationen und junger Menschen sowie dem Vorschlag zur Einrichtung eines Rates für Generationengerechtigkeit SRU, Demokratisch regieren in ökologischen Grenzen, S. 179 ff.; vgl. Rux, in: Bertschi et al., Demokratie und Freiheit, S. 301 ff.; von Defiziten in der Langzeitverantwortung spricht Calliess, Umweltstaat, S. 365 f.; siehe hierzu auch Appel, Zukunfts- und Entwicklungsvorsorge, S. 85 ff.; vgl. auch Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 140 ff. Dieser liefert sogleich mehrere Lösungsvorschläge und verweist dabei auch auf Gerichte, S. 142 f.
 
489
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112, 183.
 
490
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 146 sowie LS 1.
 
491
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 146 sowie LS 1.
 
492
Das Bundesverfassungsgericht lässt hier eine subjektiv-rechtliche Schutzwirkung über die Generationen scheitern, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 146.
 
493
So auch Johnston, in: Tilburg Law Review 2016, Vol. 21, S. 31 (33); vgl. zu einem Versuch den Generationenbegriff juristisch einzuordnen Unnerstall, Generationen, S. 29 ff.
 
494
Insoweit sind die Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts stellenweise widersprüchlich, zumindest aber missverständlich, wenn es den subjektiv-rechtlichen Schutz der Freiheit über die Zeit (sprachlich) mit dem objektiv-rechtlich wirkenden intergenerationellen Schutz vermengt, vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183. Das leuchtet nur insoweit ein, als das Bundesverfassungsgericht hier in der Sache noch auf die Beschwerenden abstellt. Ausgehend von der Prämisse, dass diese (auch) betroffen sind, mithin im Wesentlichen eine ganze Generation betroffen ist, mag das Verfassungsgericht hier etwas vereinfacht auf die Generation der Beschwerenden abstellen, Rn. 117, 142; vgl. aber Ruttloff/Freihoff, in: NVwZ 2021, S. 917 (921), die – m. E. fälschlicherweise – im Klima-Beschluss ein subjektiv-öffentliches Recht künftiger Generationen auf intertemporale Freiheitssicherung erblicken möchten. Dem ist aber entgegenzutreten. Zum einen sind Generationen keine Träger subjektiver Rechte. Zum anderen geht es hier nicht um künftige Generationen, sondern um den Schutz künftiger Freiheitsrechte jetzt lebender Menschen, die freilich Teil einer wie auch immer zu bestimmenden Generation sein können.
 
495
Ekardt, Theorie, S. 262; so auch Acker-Widmaier, Intertemporale Gerechtigkeit, S. 53 f. sowie S. 71 ff.; zutreffend geht daher das Bundesverfassungsgericht ebenfalls von einer intertemporalen Freiheitssicherung aus, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 116, 182. Mit der sodann hierin geforderten verhältnismäßigen Verteilung der Freiheitschancen über die Generationen kann richtigerweise keine objektiv-rechtliche intergenerationelle Schutzwirkung gemeint sein. Das Bundesverfassungsgericht vermengt hier Intertemporalität und Intergenerationalität.
 
496
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 116, 182.
 
497
Siehe zum Schutz der Freiheit über die Zeit BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 122, 183 sowie LS 4; vgl. zum intertemporalen Menschenrechtsschutz, der aber im Kern mit einem intertemporalen Grundrechtsschutz gleichläuft, Johnston, in: Tilburg Law Review 2016, Vol. 21, S. 31 (43 ff.).
 
498
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 122, 183; eine gefährliche „Zeitbombe“ erkennt in dem subjektiv-öffentlichen Recht auf intertemporale Freiheitssicherung Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (243). Er fürchtet eine Übertragung des Schutzes über die Zeit auf andere Bereiche der Langzeitverantwortung, etwa das Sozialrecht, Steuerrecht und Haushaltsrecht; vgl. hierzu Ruttloff/Freihoff, in: NVwZ 2021, S. 917 (918 f.); siehe hierzu auch Möllers/Weinberg, in: JZ 2021, S. 1069 (1077); vgl. Faßbender, in: NJW 2021, S. 2085 (2088), der demgegenüber vermutet, dass das Bundesverfassungsgericht mit der Verknüpfung der Freiheitsrechte und des Art. 20a GG gerade eine solche Übertragung der Verteilungsfragen auf andere Bereiche ausschließen wollte; beruhigen möchte hier Franzius, mit dem Verweis auf den Schutz der Freiheit über die Zeit „unter bestimmten Voraussetzungen“, Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Vorwirkung, S. 20 f.; ausdrücklich von einer Übertragbarkeit, ohne aber hierin ein Problem zu erkennen, sprechen Ekardt/Heß/Wulff, in: EurUP 2021, S. 212 (213).
 
499
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 142, wenngleich das Bundesverfassungsgericht zutreffend feststellt, dass es hier „(auch)“ um den Schutz der Beschwerenden geht, mithin also im Ergebnis auch andere Grundrechtsträger betroffen sind.
 
500
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 122, 183; die verfassungsrechtliche Herleitung der intertemporalen Freiheitssicherung hält Beckmann daher auch nicht für überzeugend, Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241–251; vgl. Kleiber, Generationen, S. 294 ff., der sogleich drei Modelle des intertemporalen Schutzes untersucht: Zukunftsgrundrechte, die grundrechtliche Vorwirkung und zeitneutrale Freiheitsvoraussetzungen.
 
501
Wenngleich dies nur die objektiv-rechtliche Schutzwirkung des Art. 20a GG umfasst, will Söhnlein eine Teilnahme des Art. 20a GG an der Ewigkeitsgarantie nach Art. 79 Abs. 3 GG begründen, Söhnlein, Landnutzung, S. 59 ff.
 
502
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112.
 
503
Vgl. Kleiber, Generationen, S. 39; ausführlich bei Ekardt, Theorie, § 4 D.
 
504
So auch Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 198 f. Ein offenes Weisen in die Zukunft ergebe sich bereits aus der Präambel, der Ewigkeitsklausel und dem Art. 3 GG.
 
505
Vgl. hierzu Szczekalla, Schutzpflichten, S. 288 ff.
 
506
Zum sodann „zeitlosen“ Schutz auch Szczekalla, Schutzpflichten, S. 288 ff.; siehe hierzu Söhnlein, Landnutzung, S. 142; vgl. Göpel/Arhelger, in: Journal für Generationengerechtigkeit 2011, Vol. 11, No. 1, S. 4 (4). Diese wollen Rechte zukünftiger Generationen und Individuen über die Zeit ausschließlich an der Universalität der Menschenrechte festmachen.
 
507
A.A. ist Szczekalla, der von einer Überdehnung der Menschenwürde spricht und stattdessen auf die objektivrechtliche Funktion der einzelnen Grundrechte abstellen will, Szczekalla, Schutzpflichten, S. 289 ff.
 
508
Vgl. zu rechtlichen und ethischen Argumenten für eine intertemporale Gerechtigkeit Ekardt, Theorie, S. 260 ff. sowie zur rechtsinterpretativen Herleitung in Deutschland, S. 258; siehe Hain, Grundsätze, S. 244 ff.
 
509
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.3.3.1.2.3.
 
510
Vgl. hierzu und zur Ewigkeitsgarantie als ethisches Argument einer universalen Gerechtigkeit über Raum und Zeit Ekardt, Theorie, S. 264 f.
 
511
Siehe zum Schutz der Freiheit über die Zeit, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 122, 183.
 
512
Siehe zu dieser Einschätzung Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 198, der wie hier festhält, dass von niemanden die Verpflichtung des Staates angezweifelt werde, dafür Sorge zu tragen, dass ein menschenwürdiges Leben nicht durch Handlungen jetzt Lebender infrage gestellt werde.
 
513
Den Schutz rechtlicher Interessen unabhängig von der (tatsächlichen) Lebenszeit befürwortet Johnston, in: Tilburg Law Review 2016, Vol. 21, S. 31 (39). Ausgehend vom „Nicht-Identitätsproblem“, also der Erkenntnis, dass ein zukünftiger Mensch nicht individualisiert, sondern vielmehr typisiert ist, verweist Johnston auf die Notwendigkeit einer Klagebefugnis von Generationen; vgl. zu subjektlosen Rechten im Klimaschutz Ekardt, Theorie, S. 263 ff.
 
514
Siehe zu subjektlosen Rechten Fischer-Lescano, in: KJ 2017, S. 475 (487 ff.). Dieser will das „subjektivrechtliche Statusdenken zu einem subjektlosen Prozessdenken“ transformieren, S. 488; ausführlich auch bei Kleiber, Generationen, S. 152 ff.; vgl. zu (noch) subjektlosen Rechten, hier mit Blick auf zukünftige Generationen, Unnerstall, Generationen, S. 115 ff.
 
515
Siehe zur postmortalen und pränatalen Erstreckung der grundrechtlichen Schutzpflicht Dietlein, Schutzpflichten, S. 124 ff.; siehe auch Kleiber, Generationen, S. 155 ff., der aber betont, dass hier ja keine Subjektlosigkeit besteht, sondern nur kein lebender Rechtsträger mehr, S. 158; siehe zudem BGHZ 50, 133, 137 sowie BVerfGE 30, 173, 194.
 
516
Vgl. BVerfGE 30, 173, 194; BVerfG, 1 BvR 1168/04 vom 22.8.2006.
 
517
Vgl. zum Potenzialitätsargument Ekardt, Theorie, S. 265 f.; siehe hierzu auch Kleiber, Generationen, S. 168; ausführlich, zugleich zu den ethischen und verfassungsrechtlichen Hintergründen, Hartleb, Grundrechtsträgerschaft, S. 154 ff.; vgl. zur Potenzialität Unnerstall, Generationen, S. 117 ff.
 
518
BVerfGE 39, 1 41; vgl. Kleiber, Generationen, S. 160 ff.
 
519
BVerfGE 39, 1 41; siehe zu den potenziellen Fähigkeiten und der Unterscheidung zwischen passiver und aktiver Potenzialität Kleiber, Generationen, S. 171 f.; siehe auch Hartleb, Grundrechtsträgerschaft, S. 163 ff.
 
520
Vgl. Kleiber, Generationen, S. 171 f.
 
521
So auch Kleiber, Generationen, S. 163 f.; vgl. zum Identitätsproblem bei extrakorporalen menschlichen Entitäten Hartleb, Grundrechtsträgerschaft, S. 182 ff.
 
522
Ausführlich hierzu und m. w. N. Kleiber, Generationen, S. 55 ff.
 
523
Vgl. zum gleichen Ergebnis Kleiber, Generationen, S. 155 ff., der den Rechtsträger für das subjektive Recht als konstitutiv einordnet; ebenso jedenfalls für gegenwärtige Rechte künftiger Menschen Unnerstall, Generationen, S. 423 f.; a. A. aber mit Verweis auf den vorrangig objektiv-rechtlichen Schutz der grundrechtlichen Schutzpflichten und mit Blick auf den Schutz zukünftiger Generationen Dietlein, Schutzpflichten, S. 126 f.
 
524
Vgl. zur Grundrechtsvorwirkung Hartleb, Grundrechtsträgerschaft, S. 248 ff. Dieser fällt eine treffende Unterscheidung zwischen Grundrechtsvorwirkung im weiten Sinne als Schutz der Nachwelt und Schutz künftiger Menschen („possible people“) gegenüber der Grundrechtsvorwirkung im engeren Sinne als Entstehungsschutz und Schutz werdender Menschen („potential people“) sowie abschließend der bloßen Grundrechtsträgerschaft als Substanzschutz und Schutz gegenwärtiger Menschen („actual people“), S. 250.
 
525
Vgl. Kleiber, Generationen, S. 307 ff. zur normstrukturellen Ausgestaltung der zukunftsgerichteten Schutzpflichten und zusammenfassend S. 320 ff. mit der Einsicht, dass grundrechtlicher Schutz künftiger Generationen vorwiegend objektiv-rechtlich ist; siehe zum Schutz künftiger Generationen durch Sachwalter, Treuhänder oder sonstige Vertreter Saladin/Zenger, Generationen, S. 107 ff.
 
526
Siehe aber das von Hartleb vorgeschlagene gradualistische Lebens- und Würdeschutzkonzept, das letztlich zu einem abwägungsoffenen Vorwirkungsbereich des Schutzes führt, und damit vom hiesigen Ergebnis merklich abweicht, vgl. Hartleb, Grundrechtsträgerschaft, S. 283 ff.
 
527
Vgl. hierzu Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 199 f. Dieser hält zum einen fest, dass es den Art. 20a GG für eine intertemporale Schutzwirkung dem Grunde nach nicht braucht. Zum anderen sieht er aber in gerade diesem Artikel einen intertemporalen Schutz verankert, den er trotz der objektiv-rechtlichen Schutzwirkung sodann im Wege einer prokurativen Klagebefugnis zur gerichtlichen Geltendmachung verhelfen möchte, S. 200 und dort Fn 240; siehe auch Kleiber, Generationen, S. 35 f., der im Art. 20a GG sodann aber nur eine Zukunftsvorsorge und keinen vollwertigen Schutz erkennen möchte; siehe zum Schutz der Rechte zukünftiger Generationen wie hier als objektiv-rechtlicher Grundrechtsschutz Saladin/Zenger, Generationen, S. 95 ff.; Unnerstall, Generationen, S. 430 ff.
 
528
Vgl. zu Schutzpflichten zugunsten kollektiver Güter Szczekalla, Schutzpflichten, S. 330 ff.; siehe auch Rademacher, in: Bertschi et al., Demokratie und Freiheit, S. 1 ff.
 
529
Siehe für eine Zweiteilung in Gruppengrundrechte und „echte“ Gruppengrundrechte Rademacher, in: Bertschi et al., Demokratie und Freiheit, S. 2 f.; vgl. Groni, Teilnahme, S. 206.
 
530
Der Schutz eines „Kollektiv-Rechtsguts“, der sogleich auf den Schutz von Individualrechtsgüter zurückgeführt werden könne, sei regelmäßig einschlägig, meint Szczekalla, Schutzpflichten, S. 330.
 
531
Vgl. Rademacher, in: Bertschi et al., Demokratie und Freiheit, S. 2 ff.
 
532
Ausgehend von derselben Erkenntnis plädiert Kommer für die Anerkennung des globalen Klimas als kollektives Umweltgut, Kommer, in: ZUR 2012, S. 459–477; Siehe zum Schutz kollektiver Güter im Umweltrecht auch Alvarado/Rivas-Ramirez, in: Journal of Environmental Law 2018, Vol. 30, S. 519–526.
 
533
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112.
 
534
Den Unterschied zwischen Schutzpflicht und Schutz kollektiver Güter sieht Szczekalla darin, dass bei letzterem nur reflexhaft auch der Schutz von Grundrechten einzelner bewirkt werde, Szczekalla, Schutzpflichten, S. 330; vgl. Rademacher, in: Bertschi et al., Demokratie und Freiheit, S. 15 f., die hier von kollektiven Aspekten der objektiven Grundrechtsgehalte spricht.
 
535
Vgl. hierzu Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (709 f.).
 
536
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 142; dieser faktische Kollektivschutz führt auch nicht zur Verneinung des Individualrechtsschutz etwa aufgrund einer fehlenden unmittelbaren Selbstbetroffenheit, vgl. Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (899); zumindest erstaunlich findet das Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (709); siehe bereits BVerfGK 15, 37 (51) = NVwZ 2009, 515 (517 f.).
 
537
Jedenfalls beim Rechtsschutz vor höchsten Gerichten, hier dem Bundesverfassungsgericht, ist dies aber nichts Neues oder gar Ungewöhnliches. Höchste Gerichte haben gerade eine systemstabilisierende Funktion. Der zumeist individualbezogene Rechtsschutzmechanismus steht einer solchen systemstabilisierenden Leistung der Gerichte nicht entgegen, Möllers, in: Geis/Nullmeier/Daase, Der Aufstieg der Legitimitätspolitik, S. 406 f.
 
538
Zum räumlichen Geltungsbereich der Grundrechte Starck, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 1, Rn. 205 ff.
 
539
Vgl. Dietlein, Schutzpflichten, S. 117 ff., explizit zu Schutzpflichten gegenüber im Ausland befindlichen Ausländern bei grenzüberschreitenden Umweltbelastungen, S. 120 f.; vgl. auch Starck, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 1, Rn. 205 ff.
 
540
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 173 ff.
 
541
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 211 ff.
 
542
Vgl. aber zu den Freiheitsvoraussetzungen als Existenzminimum Ekardt, Theorie, § 4 C.
 
543
So im Ergebnis auch Söhnlein, Landnutzung, S. 106 ff.; von einem wirksamen Schutz spricht das Bundesverfassungsgericht, BVerfGE 46, 160 (164); vgl. zur Bestimmung des wirksamen Schutzes zwischen Optimum und Bemühen, Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 400.
 
544
Ein Gebot des höchstmöglichen Maßes an Rationalität und Freiheitlichkeit erkennt Ekardt, Theorie, § 5 C. I.
 
545
Vgl. hierzu Frenz, in: DÖV 2021, S. 715 (723); vgl. zum Grundrecht auf ein (sozial-ökonomisches) menschenwürdiges Existenzminimum BVerfGE 125, 175 – Hartz IV. Das Recht umfasse auch die physische Existenz (223). Dabei zählt das Verfassungsgericht die natürlichen Lebensbedingungen, insbesondere Luft und Klima, nicht auf; vgl. auch Ruffert, Subjektive Rechte, S. 50 ff., der ein ökologisches Existenzminimum aber vielmehr aus den Grundrechtsgehalten des Art. 2 Abs. 2 S. 1 GG und des Art. 14 Abs. 1 GG herleiten will. M.E. verkennt er dabei, dass Freiheitsvoraussetzungen und damit (ökologische) Existenzbedingungen auch für andere Freiheitsrechte bestehen und Teil dieser sind; im Ergebnis für ein ökologisches Existenzminimum spricht Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 36 f.; ebenso Ekardt, in: Hollo/Kulovesi/Mehling, Climate Change and the Law, S. 70; vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 8; vgl. auch Hermes, Leben und Gesundheit, S. 129 ff.; siehe Buser, in: DVBI 2020, S. 1389 (1389).
 
546
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 114.
 
547
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 113. Die Frage, inwieweit das Grundgesetz ein Recht auf ökologisches Existenzminimum schützt, lässt das Bundesverfassungsgericht in der Sache offen, da der Gesetzgeber ein solches Recht jedenfalls ersichtlich nicht verletzt hätte.
 
548
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 114 f.
 
549
Das Bundesverfassungsgericht macht dies hier an der Prämisse fest, dass nahezu jede Freiheitsausübung mit CO2-Emissionen einhergeht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 37, 117.
 
550
Von der verhältnismäßigen Verteilung der Freiheitschancen spricht das Bundesverfassungsgericht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 sowie LS 4. Die Verhältnismäßigkeit verlangt aber einen Ausgleich der Freiheitschancen und damit der gleichrangigen Freiheitsrechte; vgl. hierzu Ekardt, Theorie, § 5 C. I.
 
551
Vgl. zur Unbestimmtheit des Existenzminimums Sartorius, Existenzminimum, S. 55. M.E. zutreffend hält dieser fest, dass eine „Festsetzung [des Minimums] auch um ihres Zieles willen [der Menschenwürde] für die Zukunft variabel und situativ bleiben [muss]“, S. 55; siehe zu dieser Kritik und im Ergebnis zurückweisend Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (329); siehe hierzu auch Ekardt, Theorie, S. 245 ff.; vgl. Buser, in: DVBI 2020, S. 1389 (1391); vgl. zur verfassungsrechtlichen Normierbarkeit eines Grundrechts auf Umweltschutz Kloepfer, Grundrecht auf Umweltschutz, S. 13 f.; vgl. zur Bestimmung eines gerechten Minimums auch Rawls, Theory, S. 285.
 
552
Vor diesem Hintergrund ist das Konzept der planetaren Grenzen durchaus kritisch zu sehen, soweit hieraus normative Wertungen abgeleitet werden sollen. Die Schwellenwerte und Kipppunkte in den planetaren Grenzen sind zunächst naturwissenschaftlicher und damit tatsächlicher Art. Siehe hierzu und zur Normativierung der Temperaturgrenze als Kipppunkt Abschn. 4.1.5.3.
 
553
Vgl. IPCC, SR 1.5, Summary for Policymakers.
 
554
Vgl. im Hinblick auf Art und Umfang des sozial-ökonomischen Existenzminimums BVerfGE 125, 175. Das Verfassungsgericht hält hier u. a. fest, dass das Grundgesetz keine exakte Bezifferung des Minimums erlaube, BVerfGE 125, 175 (225). Nichtsdestotrotz bejaht es ein grundrechtlich abgesichertes Existenzminimum.
 
555
Ausführlich hierzu Ekardt, Theorie, S. 245 f.
 
556
Vgl. mit Blick auf das soziale Existenzminimum Sartorius, Existenzminimum, S. 56.
 
557
Kritisch hierzu Steinberg, in: NJW 1996, S. 1985 (1991), der einen solchen ökologischen Mindeststandard für eine bloß politische und gerichtlich nicht bestimmbare Entscheidung hält. Die rechtliche Kontrolle beschränke sich auf prozedurale Bedingungen. M.E. überzeugt die Kritik nicht, insbesondere da Steinberg selbst kurz zuvor noch ein Grundrecht auf Schutz der Umwelt bejaht. Hinter der Kritik schwellt letztlich nur der hier beschriebene Streit, dass sich ein Mindeststandard nicht abschließend quanti- und qualifizieren lässt. Daraus folgt aber nicht das Nicht-Bestehen eines Mindeststandards, ebenso wenig wie eine Verlagerung der Bestimmung des Mindeststandards einseitig durch den Gesetzgeber. Die Kontrolle des Gesetzgebers geht auch über prozedurale Bedingungen hinaus. Es lassen sich durchaus Kontrollmaßstäbe finden, die eine inhaltliche Annäherung an die elementaren Freiheitsvoraussetzungen und das ökologische Existenzminimum erlauben; vgl. hierzu weiter unten sowie Ekardt, Theorie, S. 342 ff.
 
558
Für das sozial-ökonomische Existenzminimum – und auch darüber hinaus – erkennt das Bundesverfassungsgericht keine quantifizierbaren Vorgaben im Grundrecht, BVerfGE 125, 175 – Hartz IV. Es beschränkt seine Kontrolle sodann auf prozedurale Bedingungen und eine methodisch zutreffende Leistungsbemessung.
 
559
Zur gerichtlichen Überprüfbarkeit und der Abwägungslehre Ekardt, Theorie, S. 342 ff.
 
560
Sogar von einer klimafreundlichen Auslegung spricht, wenngleich eher mit Blick auf die Auslegung von Vorschriften des Zivilrechts im Lichte des klimaschützenden Verfassungsrechts, Ismer, Klimaschutz, S. 45 f.
 
561
Vgl. Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424).
 
562
So auch Calliess, Umweltstaat, S. 146 ff.
 
563
Siehe zur völkerrechtsfreundlichen Auslegung Möllers, T., Methodenlehre, S. 300 ff.; Schorkopf, internationalen Beziehungen, S. 40 f.
 
564
Schorkopf, internationalen Beziehungen, S. 40 f.
 
565
So auch Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte, Klimaklagen, S. 5.
 
566
Vgl. hierzu Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 27 f.
 
567
Vgl. hierzu, wenn auch am Beispiel europäischer Grundrechte, Winter, in: ZUR 2019, S. 259 (262 f.). Dieser will aber von 2 °C als absolute Obergrenze ausgehen.
 
568
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 185, 208 ff.
 
569
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 197 ff.
 
570
Zum Vorsorgeprinzip Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 6; überblicksartig zum Vorsorgeprinzip im Hinblick auf die gerichtliche Kontrolle im Klimaschutzrecht Saurer, in: ZUR 2018, S. 679 (679); siehe auch Calliess, Umweltstaat, S. 153 ff.
 
571
Zum Vorsorgeprinzip in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 22 f.; siehe auch Saurer, in: ZUR 2018, S. 679 (679 ff.).
 
572
Vgl. Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 6 ff.
 
573
Vgl. Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 6 ff.
 
574
Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 7.
 
575
Von moderaten Wahrscheinlichkeiten sprechen Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 18.
 
576
Siehe hierzu Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 118.
 
577
Das Vorsorgeprinzip ist aber auch in den Menschenrechten – und damit zugleich in den Grundrechten – enthalten, vgl. Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 18.
 
578
Zur Gefahrenschwelle Isensee, Sicherheit, S. 37 f. Neben der Qualität des gefährdeten Rechtsgutes will er u. a. auch auf die möglichen Mittel der Gefahrenabwehr abstellen. M.E. geht dies zu weit. Hier werden Beeinträchtigung des Schutzgutes und (anschließende) Abwägung der Rechtsgüter vermischt. In einem ersten Schritt muss ein Überschreiten der Gefahrenschwelle und damit ein grundsätzliches Auslösen der Schutzrechtekonstellation festgehalten werden. Erst in einem zweiten Schritt ist sodann anhand von Abwägungskriterien die Abwägungsentscheidung des Gesetzgebers zu prüfen. Die Mittel der Gefahrenabwehr, deren Intensität und Auswirkung auf Störer sowie Unbeteiligte fällt jedoch unter Letzteres; zum Vorsorgeprinzip und Grundrechten auch Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 194 ff.; zumindest eine Verpflichtung zu Vorsorgemaßnahmen über die bloße Gefahrenabwehr hinaus wird abgelehnt bei Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 37; vgl. zum Schutzanspruch bei drohenden Verletzungen Hermes, Leben und Gesundheit, S. 236 ff.
 
579
Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 17 f.; die vom Bundesverfassungsgericht angesprochene Apokalypse liegt ersichtlich (noch) nicht vor, droht aber bei einem fortschreitendem Klimawandel ad infinitum, vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 114, 185; vgl. hierzu und der Beachtlichkeit planetarer Grenzen Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (329 f.).
 
580
Siehe zu den Kipppunkten und dem Konzept der planetaren Belastungsgrenzen Rockström et al., in: Nature 2009, Vol. 461, S. 472–475.
 
581
So auch bei Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1392); vgl. hierzu Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 137; vgl. zur Rolle der planetaren Grenzen für die Bestimmung eines ökologischen Existenzminimums Härtel, in: NuR 2020, S. 577 (579).
 
582
Vgl. zu Kipppunkten Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (897 f.); Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330 f.); Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1392); vgl. auch Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (712), der in den Kipppunkten ein (mengenmäßiges) Gebot der Ressourcenschonung sieht. Demnach dürfen Generationen unwiederbringliche Ressourcen nicht verbrauchen; siehe auch Frenz, in: DÖV 2021, S. 715 (721), der beim Erreichen von Kipppunkten ein staatliches Nichthandeln für offensichtlich unzureichend betrachtet; vgl. Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 137.
 
583
So im Ergebnis auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330 f.); zur Rolle planetarer Grenzen und Kipppunkten im Rahmen des ökologischen Existenzminimums Buser, in: DVBI 2020, S. 1389 (1392). Dieser zieht die Kipppunkte jedoch vielmehr heran, um überhaupt den Tatbestand eines Grundrechts auf ein ökologisches Existenzminimum zu eröffnen; vgl. Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (897 f.).
 
584
Siehe hierzu Abschn. 4.1.5.
 
585
Vgl. zur Ablehnung eines unbedingten Vorrangs des sog. Klimaschutzgebots BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., LS 2 lit. a).; einen solchen befürchten Oexle/Lammers, in: NVwZ 2020, S. 1723 (1726); ebenso Voßkuhle, in: NVwZ 2013, S. 1 (8). Dieser mahnt zur Zurückhaltung bei der Einführung eines Grundrechts auf Umweltschutz – sei es durch Verfassungsänderung oder Rechtsinterpretation –, da man sich beim Schutz der Umwelt im Bereich multipolarer Abwägungen befinde, „die nicht zu schnell abstrakt von vornherein einseitig zu Gunstes des Umweltschutzes aufgelöst werden sollte.“
 
586
Die Idee eines Supergrundrechts ist keineswegs neu und dem Recht auf Klimaschutz originiär zuzuordnen. Hier lohnt auch der Vergleich zur Finanzverfassung und der Diskussion um die fiskalische Machbarkeit der Grundrechtsausübung. Hier wird gar von einer drohenden Super-Verfassung im Sinne eines die verfassungsrechtlichen Wertungen überlagernden monetären Maßstabs gesprochen. Vgl. zu alledem m.w.N. Kratzmann, Verschuldungsverbot, S. 124 ff.
 
587
Vgl. Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (3); zur Gefahr einer Ökodiktatur auch Calliess, Umweltstaat, S. 12 ff.
 
588
Vgl. Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 37; kritisch hierzu auch Ekardt, Theorie, S. 242, der sodann festhält, dass die umweltrelevanten elementaren Freiheitsvoraussetzungen Teil der Freiheitsrechte sind und kein Überrecht; vgl. Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 14 zum Gleichrang der Schutzgüter; vgl. zur Frage der grundrechtlichen Rangordnung Hermes, Leben und Gesundheit, S. 251 ff.
 
589
Vgl. zur Gleichrangigkeit und der notwendigen Verfassungskonkordanz des Umweltschutzes (aber im Hinblick auf Art. 20a GG) Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20a GG, Rn. 41 ff.; Zur Grundrechtskollision und der notwendigen Güterabwägung v. Münch/Kunig, in: dieselben, GG, Vorb. Art. 1–19, Rn. 49 f.
 
590
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., LS 2 lit. a).
 
591
So auch Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 191 f.; vgl. Sartorius, Existenzminimum, S. 60; vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., LS 2 lit. a).
 
592
Hierzu Ekardt, Theorie, S. 342 ff. und übersichtlich Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28–55.
 
593
Kritisch zum Gemeinwohlbegriff Ekardt, Theorie, S. 300 ff. Im Ergebnis will Ekardt – wie hier – Gemeinwohlbelange als Schutz von Freiheit, Freiheitsvoraussetzungen und freiheitsförderlichen Bedingungen verstehen, S. 304 f.; a. A. sind Rodi/Stäsche, die Klimaschutzziele – und damit auch den Klimaschutz – als Allgemeinwohlbelange betrachten, Rodi/Stäsche et al.: Rechtlich-institutionelle Verankerung der Klimaschutzziele der Bundesregierung, S. 192.
 
594
Vgl. IPCC, SR 1.5, Summary for Policymakers, B.2.; IPCC, AR 6, Physical Science Basis, Summary for Policymakers, C.2.5.
 
595
So zutreffend auch das Bundesverfassungsgericht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 37, 117.
 
596
Siehe hierzu Abschn. 4.2.1.3.1.
 
597
Siehe zur Vorgeschichte der Grundrechtecharta und der Aufnahme des Art. 6 EUV Jarass, GRCh, Einleitung, Rn. 3 ff.
 
598
BVerfGE 37, 271 ff.; BVerfGE 73, 339 ff.; siehe hierzu Scholz, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 23 GG, Rn. 80 ff.
 
599
Von einem im Wesentlichen vergleichbaren Grundrechtsschutz geht das Bundesverfassungsgericht nach derzeitigem Stand aus, vgl. BVerfGE 37, 271 ff.; 73, 339 ff.; BVerfGE 102, 147 (164); BVerfGE 85, 191 (204); BVerfGE 118, 79 (95).
 
600
Siehe Orth, Grundrecht auf Umweltschutz, S. 50 f. Orth hält jedoch eine Teilsubjektivierung der Umweltschutzgewährleistung anderer Grundrechte für denkbar, S. 277 f.; vgl. Voßkuhle, in: NVwZ 2013, S. 1 (2), der festhält, dass die Charta der Grundrechte kein „echtes“ Umweltgrundrecht kenne.
 
601
EuG – PAN Europe/Kommission, Rs. T-600/15, ECLI:EU:T:2016:601, Beschl. v. 28.9.2016, Rn. 47, s. a. Rn. 48; siehe hierzu Schwerdtfeger, in: Meyer/Hölscheidet, GRCh, Art. 37 GRCh, Rn. 18 ff.; Jarass, GRCh, Art. 37 GRCh, Rn. 3; Calliess, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 37 GRCh, Rn. 3 f.; Orth, Grundrecht auf Umweltschutz, S. 50 f.
 
602
Siehe hierzu Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 200; vgl. zu den Schwierigkeiten der Übertragung auch Ruffert, Subjektive Rechte, S. 61 f.
 
603
Siehe hierzu Jarass, GrdRCh, Einleitung, Rn. 32 ff.; vgl. EuGH, C-29/69 − Stauder, Slg. 1969, 419 Rn.7.
 
604
Vgl. Jarass, GRCh, Art. 52 GRCh, Rn. 66 f.; Kingreen, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 52 GRCh, Rn. 39.
 
605
Vgl. hierzu Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 188. Diese verweist darauf, dass der EuGH Schutzrechte aus der Grundrechtecharta selbst nicht im Blick habe, solche Schutzgrundrechte in den Mitgliedsstaaten aber anerkenne; siehe hierzu auch Winter, in: ZUR 2019, S. 259–272.
 
606
Vgl. Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 199, die sodann darauf verweist, dass sich die Multipolarität der Grundrechte und die Einordnung als Schutzrechte auch ohne Staatlichkeit der Europäischen Union und damit ohne die staatstheoretischen Hintergründe herleiten lasse.
 
607
Vgl. Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 191.
 
608
Siehe hierzu Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 193 f.
 
609
So im Ergebnis auch Ekardt Theorie, § 4 C; siehe ebenfalls Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 193.
 
610
Vgl. Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 193.
 
611
Vgl. Ruffert, Subjektive Rechte, S. 62, der Schutzpflichten auch für die Grundrechtecharta bejaht, die Anwendung aber auf besonders schwerwiegende Fälle beschränken will.
 
612
Grundlegend zur Verbandsklage, Wolf, Die Klagebefugnis der Verbände, S. 47 ff.; siehe zur Verbandsklage in den Niederlanden und deren Vorreiterrolle in der Europäischen Union, van den Broek/Enneking, in Utrecht Law Review, Vol. 10, iss 3 2014, S. 77 (78). Hier geht es weniger um die Frage, ob eine Verbandsklage überhaupt möglich ist, sondern vor welchem Gericht; zur zunehmend wichtigeren Rolle der Verbandsklage auch, Saurer, in: ZUR 2018, S. 679 (681); eine Auseinandersetzung mit Argumenten gegen die Einführung einer Verbandsklage findet sich bei Bizer/Ormond/Riedel, Verbandsklage, S. 55; einen Überblick bietet Bunge, in: JuS 2020, S. 740–745; siehe für einen Überblick über die umweltpolitische Diskussion zur Verbandsklage in Deutschland Schmidt/Zschiesche/Rosenbaum, Verbandsklage, S. 3 ff.; die Verbandsklage wurde auch in aktuellen Klimaschutzklagen vor deutschen Gerichten geltend gemacht, siehe BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 40, 136; siehe zur Rolle von Verbänden Verheyen/Pabsch, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 509 ff.
 
613
Siehe zum Zweck und zur Legitimation der Verbandsklage m. w. N. Fellenberg/Schiller, in: Landmann/Rohmer, Umweltrecht, Vorb. UmwRG, Rn. 7; als Vorteile der Verbandsklage zählen u. a. die Bewältigung von Massenverfahren, die verstärkte Bürgerbeteiligung und der Abbau möglicher Vollzugsdefizite, Embacher Verbandsklage, S. 5 ff.; zur Rolle der objektiven Rechtskontrolle im Naturschutz Bizer/Ormond/Riedel, Verbandsklage, S. 25; zur Disparität der Klagebefugnis bei Umweltnutzern und Umweltschützern, Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 75; zur Kompensation fehlender Individualklagerechte und hier als rechtsstaatliche Schwäche des Umweltstaatsprinzips eingeordnet, Söhnlein, Landnutzung, S. 120 ff.; zu den Vorteilen der „public-interest litigation“ Preston, in: Climate Law 2011, No. 2, S. 485 (487); siehe hierzu auch schon Sax, Defending the Environment, S. 111 f.
 
614
Vgl. für ein solches Verständnis von Verbänden WBGU, Klimaschutz als Weltbürgerbewegung, S. 55.
 
615
Vgl. Söhnlein, Landnutzung, S. 120 ff.
 
616
Für die Einführung einer ausdrücklichen Verbandsklagemöglichkeit durch Sachwalter des Klimaschutzes spricht der WBGU, Klimaschutz als Weltbürgerbewegung, S. 55 sowie zur genauen Ausgestaltung und zur Rolle dieser Sachwalter, S. 57.
 
617
Auch das Umweltrechtsbehelfsgesetz gibt keine Legaldefinition des Verbandes vor, sondern spricht von Vereinigungen, vgl. § 3 UmwRG.
 
618
Vgl. Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 27 f.; zum Verbandsbegriff auch Embacher, Verbandsklage, S. 11 ff.
 
619
Siehe zum Schutz unorganisierter Gruppen wie Generationen Abschn. 4.1.3.3.1.4.3.
 
620
Im Ergebnis so auch Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 28.
 
621
Siehe Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 29 f.; übersichtlich auch bei Groß, in: die Verwaltung 2010, S. 349–377; Schlacke, Überindividueller Rechtsschutz, S. 13 ff.; vgl. auch Embacher, Verbandsklage, S. 12 ff.; Bizer/Ormond/Riedel, Verbandsklage, S. 21 ff.; Radespiel, Verbandsklage, S. 33 ff.; Rüffel, Klagebefugnis, S. 164 ff.; Pernice-Warnke, Effektiver Zugang, S. 26 ff.; eine Kategorisierung ohne Verwendung der hiesigen Begrifflichkeiten findet sich bereits bei Wolf, Verbände, S. 47 ff.
 
622
Vgl. Wahl/Schütz, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 230; Schlacke, Überindividueller Rechtsschutz, S. 14.
 
623
Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 29 f.; vgl. ohne entsprechende Bezeichnung Wolf, Verbände, S. 47; siehe zur Einordnung auch dieser Verbandsklageart als egoistische Verbandsklage Embacher, Verbandsklage, S. 13 f.
 
624
Vgl. Pernice-Warnke, Effektiver Zugang, S. 32; Rüffel, Klagebefugnis, S. 162; Radespiel, Verbandsklage, S. 34 f.
 
625
Vgl. Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 49 ff.; als egoistische Verbandsklage betrachtet dies Radespiel, Verbandsklage, S. 36.
 
626
Radespiel, Verbandsklage, S. 36; Embacher, Verbandsklage, S. 13 f.; Bizer/Ormond/Riedel, Verbandsklage, S. 22 f.; Rüffel, Klagebefugnis, S. 165 f.; Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 29 f.; Wahl/Schütz, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 234.
 
627
Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 29 f.; den Verband will Wolf nicht als Vertreter, sondern Träger des Gruppeninteresses anerkennen, Wolf, Die Klagebefugnis der Verbände, S. 20 f.
 
628
Vgl. Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 29 f.
 
629
Von der Vertretung weitergespannter Interessen, deren Wahrnehmung regelmäßig öffentliches Interesse ist, spricht, Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 201 f.; von kollektiven Interessen gewisser Gruppen spricht Wolf, Verbände, S. 48.
 
630
Davon zu unterscheiden ist die von Wolf vorgeschlagene Figur der Verbände als Träger eines Gruppeninteresses, Wolf, Verbände, S. 20 ff.
 
631
Vgl. Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 29 f., der darüber hinaus festhält, dass das vom Verband wahrgenommene Interesse hier unabhängig von der Existenz des Verbandes besteht.
 
632
Zu den Hürden der Verbandsklage nach § 42 VwGO auch Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 48.
 
633
Siehe zum Umweltrechtsbehelfsgesetz als Umsetzung europäischen Sekundärrechts und letztlich der Aarhus Konvention Schlacke, Aarhus Handbuch, S. 418 ff.
 
634
Vgl. Verheyen/Pabsch, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 515 f.
 
635
Vgl. BVerwG 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 30 f.; Schlacke, in: ZUR 2011, S. 312 (316); vgl. zur Analogie zu anderen vorhandenen Verbandsklagerechten und deutlich vor Inkrafttreten des UmwRG Embacher, Verbandsklage, S. 24. Diese will in bestehenden Verbandsklagerechten kein allgemeinen, auf den Verwaltungsprozess übertragbaren, Gedanken erkennen; so aber zur selben Zeit Wolf, Verbände, S. 47 ff.
 
636
Siehe hierzu Berkemann, in: DVBl 2021, S. 1 (2); Pernice-Warnke, in: DÖV 2017, S. 846 (850); Zweifel hieran bestehen u. a. bei Franzius, in: NVwZ 2018, S. 219 (219); Klinger, in: NVwZ 2018, S. 225 (231); Beier, in: UPR 2018, S. 161.
 
637
Ausführlich zur umweltpolitischen Diskussion und Einführung einer altruistischen Verbandsklage Schmidt/Zschiesche/Rosenbaum, Verbandsklage, S. 3 ff.
 
638
Vgl. Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 125 ff.; siehe auch Wahl/Schütz, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 230, welche die Verbandsverletztenklage nicht als Verbandsklage im eigentlichen Sinne verstehen wollen.
 
639
Zur originären Verbandsverletztenklage Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 125 ff.
 
640
Siehe zur Funktion der Klagebefugnis als Ausschluss der Popularklage und den – hier sicherlich überspitzten – negativen Auswirkungen der Popularklage Baumgarfner, Klagebefugnis, S. 15; siehe auch Neumeyer, Klagebefugnis, S. 17; rechtsvergleichend zur Verbandsklage im Umweltrecht und hier sogleich zur Popularklage Schmidt, Klagebefugnis, S. 107; vgl. Berkemann, in: DVBl 2021, S. 1–7; durchaus zutreffend weist Groß daraufhin, dass der Verweis auf den Ausschluss von Popularklagen dort nicht weiterhilft, wo „nicht nur ein klar bestimmbarer Anspruchsinhaber oder Adressat klagt, sondern zu klären ist, ob und in welchem Umfang dritte Personen klagebefugt sind.“, Groß, in: Die Verwaltung 2010, S. 349 (357); Bei Maßnahmen der Verwaltung im Rahmen des Klimaschutzes ist jedoch gerade von dieser Situation auszugehen. Ebenso wenig wie der Klimawandel „nur“ eine spezifische Person betrifft, werden Maßnahmen der Verwaltung im Bezug auf den Klimawandel nur einen eindeutig identifizierbaren Adressaten haben.
 
641
Ausführlich zum überindividuellen Rechtsschutz Schlacke, Überindividueller Rechtsschutz.
 
642
Siehe zum Ausschluss der Interessentenklage Wahl/Schütz, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 6 ff.
 
643
Siehe Wahl/Schütz, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 234, die insoweit durchaus folgerichtig hier nicht von einer Verbandsklage im eigentlichen Sinne sprechen.
 
644
Wahl/Schütz, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 234; vgl. Sennekamp, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 42 VwGO, Rn. 181.
 
645
Vgl. Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689/HA ZA 13–1396, Rn. 4.7. ff. Hier erfolgt eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Verbandszweck der Stiftung Urgenda.
 
646
Vgl. hierzu Embacher, Verbandsklage, S. 16 f.; so sieht etwa die Satzung des Greenpeace e. V., der einer der Klägerinnen vor dem Verwaltungsbericht Berlin war (VG Berlin, 31.10.2019 – 10 K 412.), als Zweck des Vereins die Förderung des Umwelt- und Tierschutzes vor, Greenpeace Satzung § 2 Abs. 1, online verfügbar unter: https://​www.​greenpeace.​de/​publikationen/​greenpeace_​e.​v.​_​satzung_​17.​03.​2017.​pdf. Im Rahmen der Verwirklichung der Satzung (§ 2 Abs. 2) wird jedoch nicht auf die gerichtliche Geltendmachung von Umwelt- und Tierschutz verwiesen. Anders hingegen beim Solarenergie-Förderverein (SFV), der einer der Beschwerdeführenden vor dem Bundesverfassungsgericht war (BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a.). In § 4 Satzung des SFV wird ausdrücklich von der Anrufung der Gerichte in Angelegenheiten des Umweltschutzes, insbesondere des Klima-, Natur- und Landschaftsschutzes gesprochen.
 
647
Ablehnend Schenke, in: Kopp/Schenke, VwGO, Vorb. § 40 VwGO, Rn. 26; ebenso Sennekamp, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 42 VwGO, Rn. 181, aus dem bloßen Binnenrecht folge kein subjektiv-öffentliches Recht; kritisch auch Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 38 f., 49 ff.; ablehnend auch Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 83 f.; vgl. zum Streit bereits Embacher, Verbandsklage, S. 16 ff.
 
648
So auch Embacher, Verbandsklage, S. 20; solche Klagerechte eines Verbandes unmittelbar aus Art. 19 Abs. 4 oder Art. 9 Abs. 1 GG lehnt auch Rüffel ab, Rüffel, Klagebefugnis, S. 164 f.; vgl. Pernice-Warnke, Effektiver Zugang, S. 26 ff.; die gerichtliche Durchsetzung der Verbandsinteressen ist keine Ausübung der Verbandstätigkeit, meint Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 49 ff.; vgl. Fellenberg/Schiler, in: Landmann/Rohmer, Umweltrecht, Vorb. UmwRG, Rn. 77; verneinend auch BVerfG, Beschl. v. 10.5.2001 – 1 BvR 481 und 518/01, NVwZ 2001, 1148, 1149; siehe Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 83 f.
 
649
So aber Wolf, Verbände, S. 20 ff.; vgl. hierzu Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 52 ff.; kritisch hierzu auch Embacher, Verbandsklage, S. 21 ff.
 
650
Wolf, Verbände, S. 20 ff.; eine nur faktische Bündelung und letztlich Addition von Einzelinteressen bewirke, soweit ersichtlich, kein darüberhinausgehendes Gruppeninteresse, meint auch Embacher, Verbandsklage, S. 23 f.
 
651
So auch Pernice-Warnke, Effektiver Zugang, S. 29; kritisch und schließlich ablehnend ebenfalls Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 52 ff.
 
652
Ausführlich zu diesem Ansatz Wolf, Verbände, S. 20 ff.
 
653
Den entscheidenden Unterschied zwischen der Verbandsverletzungsklage und den anderen beiden Verbandsklagen sieht Ahrens im Bestehen des Interesses unabhängig von der Existenz und Situation des Verbandes bei letzteren, Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 30; von einer Erschütterung des deutschen Individualrechtsschutzsystems durch sog. überindividuelle Klagebefugnisse spricht Schlacke, Aarhus Handbuch, S. 377 f.
 
654
Siehe hierzu m. w. N. und im Ergebnis eine gewillkürte Prozessstandschaft ablehnend, Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 55 ff.; siehe auch Wahl/Schütz, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 234, die sodann eine egoistische Verbandsklage ablehnen.
 
655
§ 42 Abs. 2 VwGO schließt eine gewillkürte Prozessstandschaft aus, Sennekamp, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 42 VwGO, Rn. 179 sowie Rn. 181; vgl. auch Sodan, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 477a. Nach Sodan sind egoistische und altruistische Verbandsklage grundsätzlich unzulässig, wenn keine gesetzliche Prozessstandschaft im Sinne des § 42 Abs. 2 HS. 1 VwGO gergelt ist; siehe Bizer/Ormond/Riedel, Verbandsklage, S. 22; ablehnend ebenfalls Rüffel, Klagebefugnis, S. 165 f.
 
656
Siehe hierzu Sennekamp, in: Fehling/Kastner/Strömer, Verwaltungsrecht, § 42 VwGO, Rn. 179 ff.
 
657
Sennekamp, in: Fehling/Kastner/Strömer, Verwaltungsrecht, § 42 VwGO, Rn. 179; Schlacke, Überindividueller Rechtsschutz, S. 13 f.
 
658
Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689/HA ZA 13-1396.
 
659
Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689/HA ZA 13-1396, Rn. 4.109: „[…] the individual claimants do not have sufficient (own) interests besides Urgenda’s interest.“
 
660
Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689/HA ZA 13–1396, Rn. 4.109; siehe hierzu auch Cox, in: Journal of Energy & Natural Resources Law 2016, Vol. 34, No. 2, S. 143 (149 f.).
 
661
Vgl. Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.109. Dass die Rechtsposition der Individualkläger “possibly stronger” sei als die Rechtsposition von Urgenda ist für das Gericht nicht von Belang; siehe hierzu auch Cox, in: Journal of Energy & Natural Resources Law 2016, Vol. 34, No. 2, S. 143 (149). Dieser hält zutreffend fest, dass das Gericht zur Klagebefugnis der Individualkläger ohne gleichlaufende Verbandsklage nichts sagt. Das Gericht habe festgehalten, dass Urgenda die Interessen (auch) der gegenwärtigen und zukünftigen Generationen vertrete.
 
662
Siehe hierzu Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 136.
 
663
Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 136.
 
664
Ablehnend Sennekamp, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 42 VwGO, Rn. 181.
 
665
Kritisch hierzu auch Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 136; eine generelle Bevorzugung von Gruppeninteressen ohne gleichzeitigen Schutz von Individualinteressen lehnt letztlich auch Wolf ab, Wolf, Verbände, S. 52 f.
 
666
Zu dieser Kritik auch Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 62. Dieser weist die Kritik jedoch zurück, da die Kontrolle letztlich den Gerichten obliege und die Einleitung des Verfahrens keine besondere demokratische Legitimation bedürfe; die Verfahrenseinleitung habe bereits einen Eigenwert, meint hingegen Embacher, Verbandsklage, S. 57. Nach Embacher ist bereits in der Verfahrenseinleitung der eigentliche Kontrollvorgang zu erkennen; anders wiederum bei Groß, in: Die Verwaltung 2010, S. 349 (371). Groß spricht – wenn auch zurückhaltend – von einer Demokratisierung durch die Verbandsklagemöglichkeit, da durch die Verfahrenseinleitung eine zusätzliche Instanz zur Überwachung der parlamentarischen Tätigkeiten einberufen wird, S. 371; vgl. Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 85; ausführlich zu Legitimationsfragen der Interessenklage Franzius, in: UPR 2016, S. 281–295; siehe zu verfassungsrechtlichen Bedenken, was das hier angesprochene Legitimationsdefizit einschließt Wahl/Schütz, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 240 ff.
 
667
So auch Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 58.
 
668
Vgl. zur Ablehnung der Verbandsklage außerhalb der Verbandsverletztenklage in der Verwaltungsgerichtsordnung insgesamt Schenke, in: Kopp/Schenke, VwGO, Vorb. § 40 VwGO, Rn. 26.
 
669
Siehe hierzu schon Embacher, Verbandsklage, S. 15; vgl. mit demselben Ergebnis Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 59; Stürmlinger, in: EurUP 2020, S. 169 (179).
 
670
Die Wahrnehmung öffentlicher Interessen im Gerichtsprozess sei ein „Fremdkörper“ im Rechtssystem Pernice-Warnke, Effektiver Zugang, S. 29; eine altruistische Verbandsklage sei allenfalls durch gesetzliche Ausnahme und damit im Sinne des § 42 Abs. 2 HS. 1 VwGO möglich, meint Ahrens, Klagebefugnis von Verbänden, S. 59; vgl. Radespiel, Verbandsklage, S. 33 f.
 
671
Vgl. zur Bedeutung der Aarhus Konvention und des Rechts der Europäischen Union für Verbandsklagerechte in Klimaklagen Verheyen/Pabsch, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 517 ff.
 
672
Siehe zu den Vorgaben der Aarhus-Konvention Pernice-Warnke, Effektiver Zugang, S. 134 ff.; vgl. Rüffel, Klagebefugnis, S. 178 ff.; übersichtlich und auf die Klagemöglichkeiten fokussiert bei Schmidt/Zschiesche/Rosenbaum, Verbandsklage, S. 107 ff.; siehe für einen Überblick zur Konvention und Säulenstruktur auch Bunge, Aarhus Handbuch, S. 5 ff.
 
673
Siehe zur völkerrechtsfreundlichen Auslegung Möllers, T., Methodenlehre, S. 300 ff.
 
674
Möllers, T., Methodenlehre, S. 300 ff.; Schorkopf, internationale Beziehungen, S. 40 f.
 
675
Siehe zur europarechtskonformen Auslegung als souveräntitätsschonende Ausformung des Anwendungsvorrangs, Ruffert, in: Calliess/Ruffer, EUV/AEUV, Art. 1 AEUV, Rn. 24; vgl. EuGH, Rs. 157/86, Slg. 1988, 673, Rn. 11 (Murphy/An Bord Telecom Eireann); EuGH Rs. C-165/91, Slg. 1994, I-4661, Rn. 34 (Van Munster); EuGH Rs. C-262/97, Slg. 2000, I-7321, Rn. 39 (Engelbrecht); EuGH Rs. C-327/00, Slg. 2003, I-1877, Rn. 63 (Santex).
 
676
Vgl. EuGH 4.7.2006 – C-212/04, Slg. 2006, I-6057, Rn. 110 – Adeneler u. a.; EuGH 15.4.2008 – C-268/06, Slg. 2008, I-2483, Rn. 100 – Impact; EuGH 5.9.2012 – C-42/11, ECLI:EU:C:2012:517, Rn. 55 – Lopes da Silva Jorge; EuGH 11.11.2015 – C-505/14, ECLI:EU:C:2015:742, Rn. 32; mit Blick auf Art. 9 Abs. 3 AK BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 36 f.
 
677
Vgl. EuGH 4.7.2006 – C-212/04, Slg. 2006, I-6057, Rn. 110 – Adeneler u. a.; EuGH 15.4.2008 – C-268/06, Slg. 2008, I-2483, Rn. 100 – Impact; EuGH 5.9.2012 – C-42/11, ECLI:EU:C:2012:517, Rn. 55 – Lopes da Silva Jorge; EuGH 11.11.2015 – C-505/14, ECLI:EU:C:2015:742, Rn. 32.
 
678
Vgl. VG Wiesbaden – 4 K 757.11.WI, ZUR 2012, 113; VG München – M 1 K 12.1046, ZUR 2012, 699; OVG RP – 1 B 11266.12, ZUR 2013, 293; vgl. aber auch BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 16, Rn. 27. Das Bundesverwaltungsgericht erkennt hier mE zutreffend, dass die knappen Ausführungen der vorangegangenen Rechtsprechung zur Öffnung des § 42 Abs. 2 VwGO dogmatisch auf die Öffnungsklausel des Halbsatz 1 und damit eine abweichende Bestimmung vom bestehenden Individualrechtsschutz abstellen. Sodann hält es aber fest, dass regelmäßig eine solche Öffnungsklausel nicht genannt wird, im Übrigen aber auch nicht vorliegt, Rn. 27; Pernice-Warnke, in: DÖV 2017, S. 846 (852).
 
679
Vgl. VG Wiesbaden – 4 K 757.11.WI, ZUR 2012, 113; VG München – M 1 K 12.1046, ZUR 2012, 699; OVG RP – 1 B 11266.12, ZUR 2013, 293; jedenfalls unmittelbar anwendbare Vorschriften des Unionsrechts können zu den subjektiven Rechten aufgrund anderer gesetzlicher Regelungen im Sinne des § 42 Abs. 2 HS. 1 VwGO zählen, meint Wysk, in: Wysk, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 108; ablehnend Sennekamp, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 42 VwGO, Rn. 184.
 
680
Es ist regelmäßig Aufgabe des nationalen Prozessrechts, das Unionsrecht mithilfe nationaler Rechtsbehelfe duchsetzbar zu machen, vgl. Wysk, in: Wysk, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 108.
 
681
Vgl. hierzu mit Blick auf die Rechtsprechung des EuGH zum Art. 9 Abs. 3 AK und Art. 47 GRCh Franzius, in: NVwZ 2018, S. 219 (221).
 
682
In dieser Rechtsinterpretation will das Bundesverwaltungsgericht daher auch eine unmittelbare Anwendbarkeit vom Recht der Europäischen Union und keine bloße europarechtskonforme Auslegung erkennen, vgl. BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 16, 26.
 
683
BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013; siehe zur Entscheidung Pernice-Warnke, in: DÖV 2017, S. 846 (851 f.); siehe zur objektiven Rechtskontrolle in Umweltsachen Franzius, in: NuR 2009, S. 384–387; vgl. auch Verheyen/Pabsch, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 518 f.; siehe zur Entscheidung und den europäischen Hintergründen Berkemann, in: DVBl 2021, S. 1 (3); siehe auch Franzius, in: UPR 2016, 281–295; einen Umbruch des deutschen Verwaltungsrechtsschutzes sieht Beckmann in prokuratorischen Rechtsstellungen, Beckmann, in: Rechtstheorie 2014, S. 141 (145 f.). Beckmann sieht hier den Aufstieg eines „veritablen Popularklägers“, S. 146; eine notwendige Erweiterung des deutschen Begriffs des subjektiven Rechts hin zu einer „funktionalen Subjektivierung“ auch unter Anwendung prokuratoischer Rechte befürwortet ausdrücklich Hong, in: JZ 2012, S. 380 (383 f.); allgemeiner zur Verfolgung von Interessen der Allgemeinheit und altruistischen Verbandsklage in Klimaschutzklagen vor der Verwaltungsgerichtsbarkeit Bickenbach, in: JZ 2020, S. 168 (174 f.).
 
684
BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 15, Rn. 20 f. Verwiesen wird auf die Entscheidung des Gerichtshofs der Europäischen Union vom 8. März 2011 in der Rechtssache C-240/09, Lesoochranárske.
zoskupenie VLK („slowakischer Braunbär“ – Slg. 2011, I-1255).
 
685
BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 33 ff.
 
686
BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 45 f. Demnach dürfe sich eine juristische Person ein fremdes Interesse zum eigenen Anliegen machen; den Umweltverbänden stehe eine Klagebefugnis zu, wenn sie subjektive Rechte geltend machen, die ansonsten Individuen in diesen Fällen zustehen würden, meint Ekardt, in: NVwZ 2015, S. 772 (772 ff.). Er spricht sodann von einer faktischen Betroffenheit, ohne deren Inhalt im Bezug auf Verbände näher zu erläutern. Damit bliebe aber sowohl offen, ob dieses Verbandsklagerecht sogleich bestehende subjektive Rechte von Individuen voraussetzt, als auch wie eine faktische Betroffenheit und damit Einschränkung der klagebefugten Verbände erfolgen soll. Freilich lässt auch das Bundesverwaltungsgericht all diese Fragen offen; vgl. zur Notwendigkeit der Fortentwicklung und Erweiterung des Begriffs des subjektiven Rechts, nicht zuletzt aufgrund der Europäisierung des Verwaltungsrechts, Hong, in: JZ 2012, S. 380–388.
 
687
BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 43.
 
688
BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 49 f.
 
689
Vgl. BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 23; für den richtigen interpretativen Weg hält dies Ekardt, in: NVwZ 2015, S. 772 (772 ff.). Ekardt sieht diese Verbandsklagebefugnis jedoch nicht auf Normen mit Bezug zum Unionsrecht beschränkt, sondern zieht darüber hinaus die unionsrechtlichen und grundrechtlichen Umweltschutzgarantien heran.
 
690
Vgl. BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 49 f.
 
691
Vgl. BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 49 f. Verbände sollen nach Art. 2 Abs. 5 und 9 Abs. 2 AK jedenfalls die gleichen Klagemöglichkeiten wie Individuen haben, meint auch Ekardt, in: NVwZ 2015, S. 772 (772 ff.).
 
692
Kritisch insoweit Franzius, in: UPR 2016, 281–295; siehe zu den Klagemöglichkeiten nach der Aarhus Konvention und auch zur Abgrenzung des Art. 9 Abs. 2 AK vom Art. 9 Abs. 3 AK Schmidt/Zschiesche/Rosenbaum, Verbandsklage, S. 107 ff.; siehe Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 152 ff.
 
693
A.A. ist Ekardt, welcher der Interpretation des BVerwG zustimmt und von einem rechtlich gebotenen ausgeweiteten Begriff subjektiv-öffentlicher Rechte spricht, Ekardt in NVwZ 2015, 772 ff.
 
694
Vgl. BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 45 f.
 
695
Vgl. BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 49 f.; von faktischer Betroffenheit spricht Ekardt, in: NVwZ 2015, S. 772 (772 ff.).
 
696
Siehe zum Anwendungsvorrang Ruffert, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 1 EUV Rn. 16 ff.; zur grundlegenden Rechtsprechung des EuGH, Rs. 6/64, Slg. 1964, 1251 (Costa/ENEL); EuGH, Rs. 106/77, Slg. 1978, 629, (Simmenthal II); EuGH – Internationale Handelsgesellschaft, Rs. 11/70 – Slg 1970, 1125 ff; jetzt ausdrücklich: Erklärung 17 zum Vertrag von Lissabon: „Erklärung zum Vorrang“ ABl. 2008 C 115/344; siehe zur Herleitung des Anwendungsvorrangs aus dem deutschen Verfassungsrecht nur BVerfGE 89, 155.
 
697
Siehe zur Unterscheidung von Primär-, Sekundär- und dem hier nicht weiter relevantem Tertiärrecht König/Kleinlein, in: Schulze/Janssen/Kadelbach, Europarecht, 1. Teil § 2 A., Rn. 1 f.
 
698
Gemäß Art. 216 AEUV binden die völkerrechtlichen Verträge, geschlossen durch die Europäische Union, die Organe der Union, aber auch die Mitgliedsstaaten. Siehe hierzu Schmalenbach, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 216 AEUV, Rn. 25 ff.; Giegerich, in: Pechstein/Nowak/Häde, Frankfurter Kommentar, Art. 216 AEUV, Rn. 200 ff.; Vöneky/Beylage-Haarmann, in: Grabitz/Hilf, Nettesheim, Das Recht der Europäischen Union, Art. 216 AEUV, Rn. 25 ff.
 
699
Siehe Schmalenbach, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 216 AEUV, Rn. 50 ff.; Giegerich, in: Pechstein/Nowak/Häde, Frankfurter Kommentar, Art. 216 AEUV, Rn. 213 ff.; Vöneky/Beylage-Haarmann, in: Grabitz/Hilf, Nettesheim, Das Recht der Europäischen Union, Art. 216 AEUV, Rn. 38 ff.
 
700
Vgl. zur Inkorporation der Aarhus Konvention in das Unionsrecht und der damit einhergehenden „ungeahnten Stoßkraft“ der Konvention und des Art. 9 Abs. 3 AK im Besonderen Franzius, in: UPR 2016, 281 (288).
 
701
Siehe allgemein zu gemischten Abkommen innerhalb der Europäischen Union Schmalenbach, in: Calliess/Ruffert, EUV/AEUV, Art. 216 AEUV, Rn. 42 ff.; Giegerich, in: Pechstein/Nowak/Häde, Frankfurter Kommentar, Art. 216 AEUV, Rn. 156 ff.; grundlegend zur Einordnung als Bestandteil der Gemeinschaftsrechtsordnung EuGH, Rs. 181/73, Slg. 1974, 449, Rn. 2/6 (Haegeman).
 
702
Beschluss des Rates vom 17. Februar 2005 über den Abschluss des Übereinkommens über den Zugang zu Informationen, die Öffentlichkeitsbeteiligung an Entscheidungsverfahren und den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten im Namen der Europäischen Gemeinschaft (2005/370/EG).
 
703
Siehe Berkemann, in: DVBl 2021, S. 1 (2.); Pernice-Warnke, in: DÖV 2017, S. 846 (850 f.); siehe zu den Vorgaben aus der europarechtlichen Umsetzung der Aarhus-Konvention Rüffel, Klagebefugnis, S. 201 ff.; ausführlich zur Umsetzung der Aarhus-Konvention auf sekundärrechtlicher Ebene, Dikaios, Überindividueller Umweltrechtsschutz, S. 1048 ff.
 
704
Siehe Mitteilung der Kommission vom 28.4.2017 über den Zugang zu Gerichten in Umweltangelegenheiten, C (2017) 2616 final, S. 6; zur Umsetzung der Aarhus Konvention und den Sekundärrechtsakten Pernice-Warnke, in: DÖV 2017, S. 846 (850 f.); Peerers/Nobrega, in: RECIEL 2014, Vol. 23, No. 3, S. 354–366; siehe auch Radespiel, Verbandsklage, S. 378 ff.
 
705
Siehe zur Kompetenzabgrenzung zwischen Europäischer Union und Mitgliedsstaaten im Hinblick auf Art. 9 Abs. 3 AK Schlacke, in: ZUR 2011, S. 312 (313 ff.).
 
706
Siehe zur Säulenstruktur der Aarhus Konvention Schmidt/Zschiesche/Rosenbaum, Verbandsklage, S. 106 ff.; Schlacke, Überindividueller Rechtsschutz, S. 235 ff.; Bunge, Aarhus Handbuch, S. 10 ff.; Berkemann, in: DVBl 2021, S. 1 (2).
 
707
Siehe zum hier einschlägigen „dritten Pfeiler“ Almeling, Aarhus-Konvention, S. 48 ff.; Bunge, Aarhus Handbuch, S. 15 ff.
 
708
Peerers/Nobrega, in: RECIEL 2014, Vol. 23, No. 3, S. 354 (355); vgl. zu den möglichen Klagegegenständen unter der Aarhus-Konvention und anschließend daran auch dem „Prüfungsradius“ im Sinne der Kontrolldichte, Ekardt, in: NuR 2006, S. 221–228; siehe auch ACCC/C/2011/63/Austria, Rn. 54 f., Annahme durch Entscheidung der Vertragsstaatenkonferenz, ECE/MP.PP/2014/2/Add.1, Decision V/9b on compliance by Austria.
 
709
Vgl. Peerers/Nobrega, in: RECIEL 2014, Vol. 23, No. 3, S. 354 (355); Ekardt, in: NuR 2006, S. 221–228.
 
710
Ausführlich zum Zugang zu Gericht nach der Aarhus-Konvention Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 149 ff.; Schlacke, Überindividueller Rechtsschutz, S. 241 ff.
 
711
Siehe Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 152 ff.
 
712
Siehe Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 153.
 
713
Siehe zum Art. 9 Abs. 3 AK Almeling, Aarhus-Konvention, S. 53 ff.
 
714
Zumindest die Bundesregierung ist der Ansicht mit dem UmwRG auch Art. 9 Abs. 3 AK vollständig innerstaatlich umgesetzt zu haben, siehe hierzu Berkemann, in: DVBl 2021, S. 1 (2); Pernice-Warnke, in: DÖV 2017, S. 846 (850); Zweifel hieran bestehen u. a. bei Franzius, in: NVwZ 2018, S. 219 (219); Klinger, in: NVwZ 2018, S. 225 (231); Beier, in: UPR 2018, S. 161.
 
715
Vgl. Wysk, in: Wysk, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 109a; vgl. auch ACCC/C/2005/11, Belgium, Rn. 34 ff.; ACCC/C/2006/18, Denmark, Rn. 29 f.; ACCC/C/2010/48, Austria, Rn. 68 ff. sowie ACCC/C/2008/31, Germany, Rn. 92. Letzteres wurde durch die Vertragsstaatenkonferenz angenommen, ECE/MP.PP/2014/2/Add.1, Decision V/9h on compliance by Germany.
 
716
Vgl. ACCC/C/2005/11, Belgium, Rn. 34 ff.; ACCC/C/2006/18, Denmark, Rn. 29 f.; ACCC/C/2010/48, Austria, Rn. 68 ff. sowie ACCC/C/2008/31, Germany, Rn. 92.
 
717
Eine Umsetzungsbedürftigkeit bejaht auch Ekardt, in: NVwZ 2015, S. 772 (772 ff.); ebenso Franzius, in: NVwZ 2018, S. 219-222; siehe Fellenberg/Schiller, in: Landmann/Rohmer, Umweltrecht, Vorb. UmwRG. Rn. 26 f.; Schlacke, Überindividueller Rechtsschutz, S. 244 f.; dies., in: ZUR 2011, S. 312 (315); siehe auch Pernice-Warnke, Effektiver Zugang, S. 143 sowie 171; umsetzungsbedürftigkeit bejaht auch der EuGH, Urt. v. 8.3.2011, Rs. C-240/09; a. A. SRU, Rechtsschutz für die Umwelt – die altruistische Verbandsklage ist unverzichtbar, Rn. 20.
 
718
EuGH, Urt. v. 8.3.2011, Rs. C-240/09, Rn. 45; siehe auch die Schlussanträge der Generalanwältin Sharpston in der Sache Rechtssache C‑240/09, Rn. 87 ff. Dies stellt insbesondere darauf ab, dass die Anerkennung einer unmittelbaren Wirkung des Art. 9 Abs. 3 AK einer „actio popularis kraft gerichtlicher Ermächtigung anstatt gesetzgeberischen Tätigwerdens“ gleichkomme, Rn. 89. Das mag für die Europäische Union zutreffend sein, nicht hingegen für die Bundesrepublik Deutschland. Hier gab es zumindest mit dem Zustimmungsgesetz zur Aarhus Konvention ein entsprechendes gesetzgeberisches Tätigwerden. Die Ausführungen der Generalanwältin zeigen vielmehr, dass es nicht zwingend um die Frage der unmittelbaren Wirkung des Art. 9 Abs. 3 AK mit Blick auf dessen Wortlaut, sondern vielmehr um die grundsätzliche Frage zur Inkorporation von Völkervertragsrecht in der Europäischen Union geht; siehe hierzu auch Berkemann, in: DVBl 2021, S. 1 (2 ff.).
 
719
EuGH, Urt. v. 20.12.2017, Rs. C‑664/15.
 
720
EuGH, Urt. v. 20.12.2017, Rs. C‑664/15, Rn. 45; die Begründung des EuGH für methodisch angreifbar hält Franzius, in: NVwZ 2018, S. 219-222; zur Rechtsprechung des EuGH Klinger, in: NVwZ 2018, S. 225 (232); vgl. auch Wegener, in: ZUR 2018, S. 217–222.
 
721
Vgl. EuGH, Urt. v. 20.12.2017, Rs. C‑664/15, Rn. 44 f.
 
722
Übersichtlich hierzu Klinger, in: ZUR 2020, S. 259 (260 f.); kritikwürdig erachtet dies – mangels einer unionalen Umsetzung des Art. 9 Abs. 3 AK und verbliebener Kompetenzen der Mitgliedsstaaten – Kahl, in: JZ 2012, S. 667 (672 f.). Dabei verkennt er mE die Trennung zwischen den Bereichen des Art. 9 Abs. 3 AK, die dem Unionsrecht unterliegen (hier greift dann auch der Anwendungsvorrang des Unionsrechts) und den Bereichen, die tatsächlich weiterhin bei den Mitgliedsstaaten verbleiben. Für letztere hilft die Rechtsprechung des EuGH nicht weiter.
 
723
Vgl. SRU, Rechtsschutz für die Umwelt – die altruistische Verbandsklage ist unverzichtbar, Rn. 20.
 
724
Vgl. zum Streit vor Entscheidung des EuGH, im Ergebnis einen Umsetzungsbedarf bejahend, Schlacke, Aarhus Handbuch, S. 422 f.
 
725
Vgl. EuGH, Urt. v. 20.12.2017, Rs. C‑664/15, Rn. 44 ff.; eine fehlerhafte Lesart der Aarhus Konvention durch den EuGH und Teile der Literatur erkennt hier auch Berkemann, in: DVBl 2021, S. 1 (3). Demnach beziehe sich der Vorbehalt des Art. 9 Abs. 3 AK („sofern sie etwaige in ihren innerstaatlichem Recht festgelegte Kriterien erfüllen“) nur auf die Klagefähigkeit der Mitglieder der Öffentlichkeit. Berkemann meint sodann, dass mit Art. 2 Nr. 4 AK –jedenfalls beim Fehlen nationaler Kriterien – eine hinreichende Beantwortung des Vorbehalts möglich ist.
 
726
Vgl. zum Umsetzungsbedarf des Art. 9 Abs. 3 AK unter Abgrenzung von Art. 9 Abs. 2 AK sowie mit Verweis auf die Einschätzung der EU-Kommission sowie des deutschen Gesetzgebers, Wegener, in: ZUR 2018, S. 217 (218).
 
727
Vgl. zur Unterscheidung des „Ob“ und des „Wie“ der Verbandsklage nach Art. 9 Abs. 3 AK BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 35; das Ermessen der nationalen Gesetzgeber nach Art. 9 Abs. 3 AK beziehe sich nur auf die Auswahl derjenigen Kriterien, die von den Umweltverbänden erfüllt werden müssen, meint durchaus zutreffend auch Klinger, in: ZUR 2020, S. 259 (261). Der logische Folgeschluss, dass damit die Existenz einer altruistischen Verbandsklage in den Nationalstaaten aber zwingend ist, bleibt hier aus. Sodann will Klinger dieses Ermessen aber bereits mit den Kriterien nach § 3 UmwRG ausgefüllt sehen. Das kann freilich nicht so ohne Weiteres überzeugen, da das UmwRG nicht der Umsetzung des Art. 9 Abs. 3 AK dient; auf das ursprüngliche Ziel der Aarhus-Konvention eine möglichst voraussetzungslose Klagemöglichkeit für Umweltverbände zu schaffen, verweisen Schmidt/Zschiesche/Rosenbaum, Verbandsklage, S. 111 f.; den letztlich streitentscheidenden Halbsatz betitelt Franzius als „Kriterienvorbehalt“, Franzius, in: NVwZ 2018, S. 219 (220). Dieser Vorbehalt weise auf einen Gestaltungspielraum hin. Dabei unterschlägt Franzius aber, dass die Nationalstaaten auch keine Kriterien („if any“) ansetzen können. Damit aber ist nicht der Ausschluss der Klage durch Umweltverbände gemeint, sondern dass diese an keine spezifischen Anforderungen der Umweltverbände als Mitglieder der Öffentlichkeit geknüpft ist. Der sog. „Kriterienvorbehalt“ deutet mE durchaus auf einen Gestaltungsspielraum, nicht aber auf einen zwingeden Umsetzungsbedarf hin; vgl. auch Schlacke, Aarhus Handbuch, S. 422 f., die meint, es bestünde lediglich eine Pflicht der Vertragsparteien die Verbandsklage zuzulassen, es fehle aber anders als bei Art. 9 Abs. 2 AK an weiteren Vorgaben zu den prozessualen Zugangsanforderungen.
 
728
Auch das Compliance Committee der Aarhus Konvention geht davon aus, dass die Vertragsstaaten eine durch Art. 9 Abs. 3 AK durchaus ermöglichte Popularklage im Rahmen ihrer Ausgestaltungsmöglichkeiten vermeiden können, vgl. ECE/MP.PP/C.1/2006/4/Add.2 28 July 2006, Rn. 35 f.
 
729
Der Art. 9 Abs. 3 AK greift ausdrücklich „zusätzlich und unbeschadet“ der übrigen in Art. 9 Abs. 1 und Abs. 2 AK genannten Überprüfungsverfahren.
 
730
ACCC/C/2008/31, Germany, Rn. 92; vgl. auch ACCC/C/2005/11, Belgium, Rn. 34 ff.; ACCC/C/2006/18, Denmark, Rn. 29 f.; ACCC/C/2010/48, Austria, Rn. 68 ff.
 
731
ACCC/C/2005/11, Belgium, Rn. 34 ff.; ACCC/C/2006/18, Denmark, Rn. 29 f.; ACCC/C/2010/48, Austria, Rn. 68 ff. sowie ACCC/C/2008/31, Germany, Rn. 92; ohne sich hiermit auseinanderzusetzen, behauptet Rüffel, bei Art. 9 Abs. 3 AK gelte „noch nicht einmal die Vermutung, dass NGO’s Träger subjektiver Rechte“ sind, Rüffel, Klagebefugnis, S. 187.
 
732
Siehe ECE/MP.PP/2014/2/Add.1, Decision V/9h on compliance by Germany.
 
733
Im Ergebnis wie hier, stellt Ekardt auf eine vom deutschen Begriff subjektiver Rechte abweichende faktische Betroffenheit ab und will so im Rahmen einer europa- und völkerrechtsfreundlichen Auslegung zur altruistischen Verbandsklage gelangen, Ekardt, in: NVwZ 2015, S. 772 (772 ff.).
 
734
Vgl. Gärditz, in: Gärditz, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 114, der die Abweichung vom Individualrechtsschutz als wesentliche Änderung betrachtet, die eines ordentlichen Gesetzgebungsverfahrens und damit eines förmlichen Gesetzes bedarf. Ein bloßes Zustimmungsgesetz nach Art. 59 Abs. 2 GG ergehen als förmliche Bundesgesetze.
 
735
Siehe Gärditz, in: Gärditz, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 114; BVerwGE 28, 63 (65); vgl. Hong, in: JZ 2012, S. 380 (384). Hong spricht hier von einer prozessualen Lösung, bei welcher es auf ein dahinterstehendes materielles subjektives Recht des prokuratischen Klägers nicht mehr ankommen soll.
 
736
Vgl. BVerwG, 7 C 21.12, Urteil vom 05. September 2013, Rn. 49 f.; vgl. hierzu auch Berkemann, in: DVBl 2021, S. 1 (3).
 
737
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.1.3.
 
738
Vgl. Verheyen/Pabsch, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 524.
 
739
Vgl. zur Verbandsverfassungsbeschwerde und hier auch in der Sache des Klima-Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts Verheyen/Pabsch, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 524.
 
740
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 40, 136.
 
741
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 136.
 
742
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 136 f.; von national und global tätigen Umweltverbänden als Teile der Weltzivilgesellschaft und als „Anwälte des Klimas“ spricht der WBGU, Klimaschutz als Weltbürgerbewegung. S. 57. In der Erkenntnis, dass diese Anwälte des Klimas bislang nicht zur altruistischen Verbandsklage befugt sind, schlägt der WBGU vor diese mit einer entsprechenden Klagebefugnis auszustatten; vgl. zur Rolle global tätiger Umweltverbände auch kurz Fischer-Lescano, in: JZ 2008, S. 373 (374). Dieser spricht von der Aarhus-Konvention als Beispiel einer zunehmenden „transnationalen“ Öffentlichkeitsbeteiligung; Will man mit dem WBGU eine altruistische Verbandsklage für Anwälte des Klimas einführen, so muss mE die damit ggf. einhergehende Öffnung des nationalen Rechtsschutzsystems für global tätige Umweltverbände berücksichtigt werden; vgl. zur Begründung der Rolle als Anwälte der Natur unter Verweis auf ein im Naturschutzrecht bestehendes Vollzugsdefizit, Radespiel, Verbandsklage, S. 26 ff.; ausführlich zur Rolle von Nichtregierungsorganisationen (und damit Verbänden) in Klimaklagen Verheyen/Pabsch, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 509 ff.
 
743
Vgl. Seibert, in: DVBl 2021, S. 1141 (1142).
 
744
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 137.
 
745
Vgl. Möllers/Weinberg, in: JZ 2021, S. 1069 (1070), die die Zurückweisung der Anwälte der Natur nur als funktional richtig einordnen, weil die Beschwerdebefugnis hier im Ergebnis jedenfalls keine Individualbeschwerenden ausschließt; vgl. zum letztlich nicht dauerhaft haltbaren Festhalten am engen Begriff des subjektiv-öffentlichen Rechts in Klimaklagen Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 138. Nach Franzius ist vielmehr eine „dogmatische Abrüstung“ erforderlich. Dem ist zuzustimmen. Diejenigen, die eine Individualklagebefugnis in Klimaklagen mit Verweis auf die Allbetroffenheit und eine mangelnde Herausgehobenheit der Individuen abzuweisen versuchen, müssten konsequenterweise Gegenvorschläge zum Rechtsschutz liefern, schließlich liegt in dieser Betroffenheit aller zugleich eine Betroffenheit von Indivdualinteressen. M.E. wäre eine Rechtsinterpretation im Lichte des Art. 47 GRCh zugunsten einer Verfassungsbeschwerde durch Verbände durchaus ein vertretbarer Weg den gebotenen Rechtsschutz sodann zu gewährleisten.
 
746
Vgl. zu „passive legal status“ der Verbände Verheyen/Pabsch, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 525.
 
747
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 142; eine erstauliche weite Auslegung des Betroffenseins erkennt hierin Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (355).
 
748
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.3.3.1.4.3.
 
749
Siehe hierzu mit Blick auf die Vorauswahl der Landwirte und Familie für die Klimaklage vor dem VG Berlin durch Greenpeace, Oexle/Lammers, in: NVwZ 2020, S. 1723 (1724). Ein solches Vorgehen sei keineswegs illegitim; vgl. auch Wahl/Schütz, in: Schoch/Schneider, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 234, die vor dem Hintergrund der außergerichtlichen Einflussnahme der Verbände zumindest auf ihre Mitglieder kein tatsächliches Bedürfnis für eine egoistische Verbandsklage sehen. Freilich ist dieser Gedanke auch auf die altruistische Verbandsklage übertragbar.
 
750
Von der „kaschierten Verbandsklage“ spricht schon Embacher, wenn der Verband den Prozess finanziere und die prozessuale Marschroute bestimme, Embacher, Verbandsklage, S. 6; vgl. Graser, in: ZUR 2019, S. 271 (276 f.), der unter dem Aspekt der „strategic litigation“ diese und weitere Formen der außergerichtlichen Einflussnahme durch Verbände beschreibt; auf die Beteiligung der Nichtregierungsorganisationen in der „Climate Justice“-Bewegung verweist auch Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (6); einen Einblick in die Vorüberlegungen zu einer Klimaschutzklage und damit auch die Rolle der Verbände gewährt Cox, in: Journal of Energy & Natural Resources Law 2016, Vol. 34, No. 2, S. 143–163.
 
751
Zur Ombudsman-Lösung als mögliche prozessuale Ausgestaltung eines (internationalen) Menschenrechts auf Umwelt Ruffert, Subjektive Rechte, S. 23 f.; vgl. auch SRU, Demokratisch regieren in ökologischen Grenzen, S. 180.
 
752
Das Ombudsverfahren und das damit einhergehende Absenken der prozessualen Hürden verstehen als „good practice“ May/Daly, in: Revista Novos Estudos Juridicos 2017, Vol. 22, No. 3, S. 964 (978); siehe zum Vorschlag einer Umweltombudsstelle in Deutschland Calliess, Umweltstaat, S. 520 ff.
 
753
Siehe zu parens patriae-Verfahren Bradford, in: Boston College Law Review 2011, Vol. 52, No. 3, S. 1064 (1076 f.); vgl. auch Cecot, in: Vanderbilt Law Review 2012, Vol. 65, No. 1, S. 189–248; kurz zur Rolle von parens patriae im Hinblick auf die standing doctrine Guarino, in: Boston College Environmental Affairs Law Review 2011, Vol. 38, No. 1, S. 125 (132 f.); siehe für eine Definition von parens patriae in den Vereinigten Staaten Hare, in: Merkourios 2013, Vol. 29, No. 76, S. 65 (67 ff.); vgl. zur Bedeutung von „state-initiated climate change litigation“ im System der Bundesstaaten, Engel, in: University of Pennsylvania Law Review 2007, Vol. 155, No. 6, S. 1563–1603.
 
754
Ausführlich hierzu Cecot, in: Vanderbilt Law Review 2012, Vol. 65, No. 1, S. 189–248; zu denken ist nur an die Entscheidung Massachusetts v. EPA, 549 U.S. 497, 533 (2007); von parens partiae-Verfahren in climate change litigation als das „American model“ spricht Hare, in: Merkourios 2013, Vol. 29, No. 76, S. 65–87.
 
755
Vgl. für die Rolle von „parens patriae-like climate change litigation“ in der EU, aber auch in Deutschland, Hare, in: Merkourios 2013, Vol. 29, No. 76, S. 65 (72 ff.).
 
756
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.3.3.1.4.
 
757
Siehe zum Vorwurf der Popularbeschwerde Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (241). Dieser erkennt hierin und am Beispiel des Klima-Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts ein so von der Verfassung nicht vorgesehenes Klagerecht für jedermann; vgl. zur Popularbeschwerde auch Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (707 ff.). Berkemann erblickt im Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts funktional eine vorbeugende abstrakte Normenkontrolle durch jedermann, S. 709; eine Annäherung zur Popularbeschwerde sieht im Klima-Beschluss auch Hofmann, in: NVwZ 2021, S. 1587 (1587).
 
758
Vgl. aber Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (241), der hier am Beispiel des Klima-Beschlusses eine unzulässige Popularbeschwerde erkennen will; wie hier aber Möllers/Weinberg, in: JZ 2021, S. 1069 (1070).
 
759
Vgl. hierzu die Begehren in folgenden Verfahren, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a.; VG Berlin, 31.10.2019 – 10 K 412.18; Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689/HA ZA 13–1396; EuG, Beschluss vom 8. Mai 2019, T-330/18 – Carvalho u. a./ Parlament und Rat.
 
760
Vgl. zum Auffangcharakter der allgemeinen Feststellungsklage Terhechte, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 43 VwGO, Rn. 8.
 
761
Siehe zur allgemeinen Feststellungsklage und Normerlassklage Terhechte, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 43 VwGO, Rn. 14 ff.; Happ, in: Eyermann, VwGO, § 43 VwGO, Rn. 9 ff.; Sodan, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 43 VwGO, Rn. 57.
 
762
Ausführlich zur Feststellung nach § 95 Abs. 1 BVerfGG Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BverfGG, Rn. 6 ff.; Lechner/Zuck, § 95 BVerfGG, Rn. 8 ff.; Lenz/Hansel, § 95 BVerfGG, Rn. 1 ff.
 
763
Ausführlich zur Anfechtungsklage Sennekamp, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, 5§ 42 VwGO, Rn. 1 ff.; Happ, in: Eyermann, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 1 ff.; Sodan, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 15 ff.
 
764
Vgl. zur Feststellungsklage Terhechte, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 43 VwGO, Rn. 18 ff.; Happ, in: Eyermann, VwGO, § 43 VwGO, Rn. 9 ff.; Sodan, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 43 VwGO, Rn. 58 ff.
 
765
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.1.1.2.
 
766
Ausführlich hierzu Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BverfGG, Rn. 37 ff.; Lechner/Zuck, § 95 BVerfGG, Rn. 19 ff.; Lenz/Hansel, § 95 BVerfGG, Rn. 41 ff.
 
767
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 1.
 
768
Siehe zur Unvereinbarkeitserklärung von Gesetzen Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BverfGG, Rn. 43 ff.; Lechner/Zuck, § 95 BVerfGG, Rn. 25 ff.; Lenz/Hansel, § 95 BVerfGG, Rn. 46 ff.
 
769
Siehe zur allgemeinen Leistungsklage Happ, in: Eyermann, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 62 ff.; Sodan, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 42 VwGO, Rn. 39 ff.; siehe zur allgemeinen Klimaleistungsklage Buser, in: NVwZ 2020, S. 1253–1255.
 
770
Vgl. zur Zulässigkeit der allgemeinen Leistungsklage in Abgrenzung zur Feststellungsklage bei Rechtsetzungsansprüchen Sodan, in: NVwZ 2000, S. 601 (608 f.).
 
771
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.1.1.2.
 
772
Siehe zum Unterlassen des Gesetzgebers als Gegenstand der Verfassungsbeschwerde Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 90 BVerfGG, Rn. 218 ff.; Lechner/Zuck, § 90 BVerfGG, Rn. 104 ff.; Lenz/Hansel, § 90 BVerfGG, Rn. 187 ff.; vgl. zur Verfassungsbeschwerde unter Geltendmachung der grundrechtlichen Schutzpflichten und damit auch zur Untätigkeitsbeschwerde Jaeckel, Schutzpflichten, S. 97 ff.; siehe zur Untätigkeitsbeschwerde und der Unterscheidung zwischen echtem und unechtem Unterlassen am Beispiel des Klima-Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (708).
 
773
So lag es auch bei Verfassungsbeschwerden zum Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 1.
 
774
Vgl. Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 90 BVerfGG, Rn. 221; Lechner/Zuck, § 90 BVerfGG, Rn. 106; Lenz/Hansel, § 90 BVerfGG, Rn. 188 f.
 
775
Vgl. Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 90 BVerfGG, Rn. 221; Lechner/Zuck, § 90 BVerfGG, Rn. 106; Lenz/Hansel, § 90 BVerfGG, Rn. 188 f.; siehe auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 95.
 
776
So auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 95.
 
777
Liegt eine aus Sicht der Beschwerenden unvollständige und daher verfassungswidrige Regelung vor, muss sich die Beschwerde gegen diese Regelung richten, vgl. Lenz/Hansel, § 90 BVerfGG, Rn. 188 f.; so auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 95. Die unechte Untätigkeitsbeschwerde geht in der Sache somit in einer Rechtssatzbeschwerde auf.
 
778
Vgl. Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 90 BVerfGG, Rn. 223 ff.; Lechner/Zuck, § 90 BVerfGG, Rn. 112; Lenz/Hansel, § 90 BVerfGG, Rn. 188 f.; siehe auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 95.
 
779
Vgl. Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 90 BVerfGG, Rn. 220; Lechner/Zuck, § 90 BVerfGG, Rn. 107; Lenz/Hansel, § 90 BVerfGG, Rn. 188 f.
 
780
Vgl. Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 90 BVerfGG, Rn. 220 sowie 224; Lechner/Zuck, § 90 BVerfGG, Rn. 107; Lenz/Hansel, § 90 BVerfGG, Rn. 188 f.; vgl. zu den inhaltlichen Anforderungen an die verfassungsrechtliche Handlungspflicht BVerfGE 56, 54 (70).
 
781
BVerfGE 56, 54 (70 f.).
 
782
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 95.
 
783
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 92.
 
784
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 92.
 
785
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 95.
 
786
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 95.
 
787
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183.
 
788
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183.
 
789
Vgl. BVerfGE 56, 54 (72). Hier hat das Bundesverfassungsgericht alle diese Zulässigkeitsprobleme einer echten Untätigkeitsbeschwerde wegen der erheblichen Bedeutung der Lärmbekämpfung zurückgestellt. Ein vergleichbares Vorgehen, wäre womöglich auch im Rahmen des Klima-Beschlusses möglich gewesen.
 
790
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 1; VG Berlin, 31.10.2019 – 10 K 412.18, S. 3; Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 3.1.
 
791
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 1. Die Verfassungsbeschwerden richten sich gegen das KSG und das anhaltende Unterlassen adäquater Klimaschutzmaßnahmen. Beantragt wird aber, dem Bundesgesetzgeber den Erlass adäquater Klimaschutzmaßnahmen aufzugeben; siehe hierzu die Beschwerdeschriften, Prue et al. vom 10.01.2020, Beschwerdeschrift, S. 164 f. online verfügbar unter: https://​www.​duh.​de/​fileadmin/​user_​upload/​download/​Pressemitteilung​en/​Umweltpolitik/​Klimaschutz/​Verfassungsbesch​werde_​Klimaklage_​Yi_​Yi_​Prue_​et_​al_​final_​geschwärzt-Anhang_​01.​pdf (zuletzt geprüft am 03.12.2021); Verfassungsbeschwerde Linus et al. vom 13.01.2020, Beschwerdeschrift online verfügbar unter: https://​www.​duh.​de/​fileadmin/​user_​upload/​download/​Pressemitteilung​en/​Umweltpolitik/​Klimaschutz/​Verfassungsbesch​werde_​Klimaklage_​Linus_​Steinmetz_​et_​al_​final_​geschwärzt-Anhang_​01.​pdf (zuletzt geprüft am 03.12.2021); Verfassungsbeschwerde Neubauer et al. vom 12.02.2020, online verfügbar unter: https://​www.​germanwatch.​org/​sites/​germanwatch.​org/​files/​Klimaklage%20​2020%20​-%20​Verfassungsbesch​werde_​online.​pdf (zuletzt geprüft am 03.12.2021).
 
793
Ausführlich hierzu Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 31 BVerfGG, Rn. 206 ff.; vgl. BVerfGE 119, 331 (382 f.); siehe auch BVerfGE 132, 372 (394).
 
794
Vgl. zur Fristsetzung bei Unvereinbarkeitserklärung BVerfGE 90, 263 (277); BVerfGE 92, 158 (187); BVerfGE 107, 150 (186); BVerfGE 115, 276 (319); BVerfGE 118, 45 (78); BVerfGE 149, 293 (345); siehe zu den Entscheidungsformen des Bundesverfassungsgerichts und explizit auch zur Unvereinbarkeitserklärung, Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 478 ff.
 
795
So auch im Klima-Beschluss, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Tenor 4: „Der Gesetzgeber ist verpflichtet, […]“.
 
796
Siehe zur Unvereinbarkeitsrechtsprechung sowie zur Nachbesserungspflicht Szczekalla, Schutzpflichten, S. 200 ff.; Möllers, T., Methodenlehre, S. 248 f.; ausführlich zur Unvereinbarkeitserklärung Kreutzberger, Entscheidungsvarianten, S. 103 ff.; Hein, Unvereinbarkeitserklärung, S. 29 ff.; Heun, Schranken, S. 21 ff.; Kleuker, Gesetzgebungsaufträge, S. 32 ff.; Blasberg, Ersatzgesetzgeber, S. 97 ff.
 
797
Siehe hierzu m. w. N. Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 31 BVerfGG, Rn. 206 a.
 
798
Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 31 BVerfGG, Rn. 206.
 
799
Siehe für eine nicht abschließende Liste, aber dennoch ausführliche Verweisung auf die einschlägige Rechtsprechung zu den Konstellationen der Unvereinbarkeitserklärung Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 31 BVerfGG, Rn. 210 ff.; vgl. auch Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BVerfGG, Rn. 44 ff.
 
800
Siehe in diesem Zusammenhang auf die Unvereinbarkeitsentscheidung bei gesetzestechnisches Unmöglichkeit der Nichtigkeitserklärung, namentlich beim Unterlassen des Gesetzgebers Kreutzberger, Entscheidungsvarianten, S. 148 ff.; hierzu auch Hein, Unvereinbarkeitserklärung, S. 56 ff.
 
801
Vgl. zum noch verfassungsferneren Zustand Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BVerfGG, Rn. 47; Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 31 BVerfGG, Rn. 214.
 
802
Vgl. zur Appellentscheidung auch Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BVerfGG, Rn. 74; Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 35 BVerfGG, Rn. 57.; Lechner/Zuck, § 95 BVerfGG, Rn. 35 sowie § 78 Rn. 13; Voßkuhle, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 93 GG, Rn. 51; zur Abgrenzung von der Unvereinbarkeitserklärung Hein, Unvereinbarkeitserklärung, S. 15 ff.; Heun, Schranken, S. 24 ff.; Blasberg, Ersatzgesetzgeber, S. 80 ff.; BVerfGE 86, 369 (379).
 
803
Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BVerfGG, Rn. 74; Lechner/Zuck, § 95 BVerfGG, Rn. 35 sowie § 78 Rn. 13; Voßkuhle, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 93 GG, Rn. 51.
 
804
Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BVerfGG, Rn. 74; Lechner/Zuck, § 95 BVerfGG, Rn. 35 sowie § 78 Rn. 13; Voßkuhle, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 93 GG, Rn. 51.
 
805
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Tenor 2.
 
806
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Tenor 2: „[…] unvereinbar, soweit eine den verfassungsrechtlichen Anforderungen nach Maßgabe der Gründe genügende Regelung über die Fortschreibung der Minderungsziele für Zeiträume ab dem Jahr 2031 fehlt.“
 
807
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 251 ff., 266. Richtigerweise führt eine verhältnismäßige Verteilung der Freiheitschancen und damit letztlich des CO2-Restbudgets nach dem Jahr 2030 zugleich zu einer neuen Verteilung des Budgets in den Jahren davor.
 
808
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183.
 
809
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Tenor 4.
 
810
Vgl. zur Gesetzgebungspflicht als Rechtsfolge der Appellentscheidung Kleuker, Gesetzgebungsaufträge, S. 87 ff. Dieser stellt – wie hier – mE zutreffend fest, dass nicht die Entscheidung des Gerichts und Fristsetzung selbst als Verpflichtung anzusehen sind, sondern dass diese vielmehr aus materiellem Verfassungsrecht folge, S. 88.
 
811
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Tenor 4.
 
812
Siehe zur Tenorierung der Verfassungsbeschwerde Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BVerfGG, Rn. 14; Lechner/Zuck, § 95 BVerfGG, Rn. 22 ff.; Lenz/Hansel, § 95 BVerfGG, Rn. 7 ff.
 
813
Vgl. § 31 Abs. 2 S. 2 sowie § 95 Abs. 3 BVerfGG; siehe zur Tenorierung der Verfassungsbeschwerde Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BVerfGG, Rn. 14; Lechner/Zuck, § 95 BVerfGG, Rn. 22 ff.; Lenz/Hansel, § 95 BVerfGG, Rn. 7 ff.
 
814
Vgl. zur Nachbesserungspflicht von Gesetzen Badura, FS Eichenberger, S. 481 ff.; zur Beobachtungs- und Nachbesserungspflicht auch Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 359 ff.
 
815
Vgl. Lenz/Hansel, § 95 BVerfGG, Rn. 46 f.; Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BVerfGG, Rn. 43.
 
816
Vgl. Lenz/Hansel, § 95 BVerfGG, Rn. 46 f.; Hömig, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 95 BVerfGG, Rn. 43., der von einer Reduzierung der Nichtigkeit spricht.
 
817
Vgl. Szczekalla, Schutzpflichten, S. 200 f.; siehe zur Nachbesserungspflicht aus grundrechtlichen Schutzpflichten Unruh, Schutzpflichten, S. 24 f.; siehe Badura, FS Eichenberger, S. 486 ff., der deutlich von einer grundrechtlichen Nachbesserungspflicht, die sich aus dem Schutzanspruch selbst ergäbe, spricht: vgl. auch Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 359 ff.; vgl. aber auch Kreutzberger, Entscheidungsvarianten, S. 161 f., die eine Nachbesserungspflicht bei Unvereinbarkeitsentscheidung nur am Art. 20 Abs. 3 GG festmachen will. Dann aber würde, wenngleich vermittelt über das Rechtsstaatsgebot, eine Nachbesserungspflicht im Wesentlichen aus der Entscheidung des Gerichtes folgen; siehe zudem Hein, Unvereinbarkeitserklärung, S. 168 ff.; Blasberg, Ersatzgesetzgeber, S. 134 f.; siehe zu Verfassungsaufträgen Kleuker, Gesetzgebungsaufträge, S. 48 ff. und S. 88.
 
818
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.3.3.1.3.
 
819
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 142.
 
820
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 112.
 
821
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.3.3.1.1.3.1.
 
822
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 ff.
 
823
Im Ergebnis so auch Jaeckel, Schutzpflichten, S. 98 f.; vgl. hierzu den Vorschlag jedenfalls bei den Appellentscheidungen von einer sog. „Verpflichtungsfeststellung“ zu sprechen bei Maurer, Staatsrecht, S. 689 f.; siehe hierzu auch Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 35 BVerfGG, Rn. 57.
 
824
Vgl. hierzu Dietlein, Schutzpflichten, S. 180 f. Dietlein spricht – durchaus etwas perplex – von einer verpflichtenden Entscheidung in Form der verbindlichen „Feststellung“, S. 181.
 
825
Zeit ist von Natur aus mit Raum und damit auch mit den Grenzen in diesem verbunden, betont Hilson, in: Oñati Socio-Legal Series 2019, Vol. 9, No. 3, S. 361 (364). Zutreffend hebt Hilson hervor, dass die Verantwortlichkeiten im Hinblick auf den globalen Klimawandel damit auch räumliche und zeitliche Erwägungen umfassen.
 
826
Siehe hierzu Lee, in: Havard Law Review 1992, Vol. 105, No. 3, S. 603–669; vgl. O.N., in: Harvard Law Review 1996, Vol. 109, No. 5, S. 1066 (1070).
 
827
Vgl. O.N., in: Harvard Law Review 1996, Vol. 109, No. 5, S. 1066 (1070).
 
828
Ausführlich zur „mootness“ Lee, in: Havard Law Review 1992, Vol. 105, No. 3, S. 603–669.
 
829
Siehe hierzu Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 90 BVerfGG, Rn. 366 ff.; Lenz/Hansel, § 90 BVerfGG, Rn. 298 ff.
 
830
Vgl. zur bedeutsamen Unterscheidung zwischen Gefahr und Risiko bei Klimaschutzbelangen Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (895 f.).
 
831
Siehe hierzu Bethge, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 90 BVerfGG, Rn. 366 ff.; Lenz/Hansel, § 90 BVerfGG, Rn. 298 ff.
 
832
Siehe zur Abgrenzung von Gefahrenabwehr und Risikovorsorge Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 16 ff.; vgl. Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 10 ff.; siehe auch Mrasek-Robor, Risiko, S. 18 ff.; Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 320; Söhnlein, Landnutzung, S. 134 ff.
 
833
Dietlein, Schutzpflichten, S. 111; Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 24, Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 31 f.; Jaeckel, Schutzpflichten, S. 98; zur Gefahrenschwelle auch Isensee, Sicherheit, S. 37 ff.; Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 320 ff.; siehe Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1390); Stürmlinger, in: EurUP 2020, S. 169 (179 f.); vgl. BVerfGE 49, 89.
 
834
Vgl. BVerfGE 49, 89 (140 ff.); BVerfGE 53, 30 (57); BVerfGE 56, 54 (78).
 
835
Siehe zum grundrechtlichen Gefahrenbegriff und zur Gefahrenschwelle Jaeckel, Schutzpflichten, S. 85 ff.; siehe zur Gefahrschwelle auch Isensee, Sicherheit, S. 37 ff.
 
836
Vgl. Jaeckel, Schutzpflichten, S. 86; so jedenfalls Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 24 ff.; Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 320; kritisch Dietlein, Schutzpflichten, S. 111 ff. Dieser will eine „eine selbständige und verfassungsunmittelbare Bestimmung des Gefahrenbegriffes“, S. 111.
 
837
Vgl. Mrasek-Robor, Risiko, S. 18 f.
 
838
Vgl. Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 24 f.
 
839
Mrasek-Robor, Risiko, S. 18 f.
 
840
Vgl. für eine Gefährdungslage mit drohenden irreparabelen Schäden und im weiteren unbeherrschbaren Entwicklungen Schwarz, in: JA 2020, S. 321 (324). Dieser setzt sich hier mit der Corona-Pandemie als „Lehrstück zum verfassungsrechtlichen Freiheitsverständnis“ auseinander.
 
841
Mathematische Grundsätze zieht heran Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 40 ff. Ein solch naturwissenschaftliches Vorgehen bei der Bestimmung der Gefahr und Gefahrenschwelle ist jedenfalls insoweit abzulehnen, als die Entscheidung über das Bestehen einer Gefahr eine wertende nicht, die nicht durch bloßen Tatsachenvortrag entschieden wird; mit Blick auf die Kalkar-Entscheidung Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 24 f.
 
842
Vgl. Dietlein, Schutzpflichten, S. 109 ff.
 
843
Vgl. Dietlein, Schutzpflichten, S. 109 ff.
 
844
So auch Dietlein, Schutzpflichten, S. 109.
 
845
Siehe Dietlein, Schutzpflichten, S. 111.
 
846
Vgl. Dietlein, Schutzpflichten, S. 111.
 
847
Dietlein, Schutzpflichten, S. 112.
 
848
Vgl. Dietlein, Schutzpflichten, S. 112 ff., der einen abstrakt polizeirechtlichen Gefahrenbegriff ablehnt und auf eine Gesamtbetrachtung der legislativen Funktion im Gefüge der staatlichen Gewalten verweist.
 
849
Von Vorsorge als Teil der Gefahrenabwehr im weiteren Sinne spricht Mrasek-Robor, Risiko, S. 23.
 
850
Vgl. Dietlein, Schutzpflichten, S. 112 ff.
 
851
Dietlein, Schutzpflichten, S. 113.
 
852
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 130, 183.
 
853
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 118 ff., 183; siehe auch Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (895 f.), der den Klimawandel explizit nicht dem Risiko, sondern dem Bereich der Gefahr zuordnen möchte. Beim Klimawandel liegt nach Meyer sogar prima facie eine Gefahr vor, S. 896.
 
854
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 118.
 
855
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 120, 192.
 
856
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 186.
 
857
Das Bundesverfassungsgericht verweist selbst auf Art. 3 Nr. 3 S. 2 KRK und die dort verankerte Vorsorge im Hinblick auf eine besondere Sorgfaltspflicht des Gesetzgebers, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 229.
 
858
Siehe für einen Überblick des materiellen Gehalts der Vorsorge Rehbinder, Vorsorgeprinzip, S. 9 f.; siehe für eine ausführlich rechtsvergleichende Analyse des Begriffs und der Anwendung des Vorsorgeprinzips, ders., ebenda, S. 21 ff.; ausführlich zum Vorsorgeprinzip Calliess, Umweltstaat, S. 153 ff.; siehe zur Abgrenzung von Vorsorge und Vorbeugung m. w. N. Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 24 ff.; Siehe zum Vorsorgeprinzip und zur Begrifflichkeit ausführlich Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 6 ff. Für die sog. Vorsorgeschwelle will Fleury sodann in Anlehnung an die Bestimmung der Gefahrenschwelle einen Sicherheitsfaktor ansetzen, der die naturwissenschaftlichen Erkenntnisdefizite widerspiegele, S. 42; vgl. Söhnlein, Landnutzung, S. 139, der Vorsorge in die dauerhafte Bewirtschaftung erneuerbarer natürlicher Ressourcen und die Risikominimierung in Form der Risikovorsorge unterteilt; vgl. auch Dobson, in: Climate Law 2018, Vol. 8, S. 207 (221 ff.).
 
859
Siehe hierzu Calliess, Umweltstaat, S. 1182 ff.; Art. 191 Abs. 2 UAbs. 1 AEUV: Sie [die Umweltpolitik der Union] beruht auf den Grundsätzen der Vorsorge und Vorbeugung, […]; siehe zur Einordnung des Vorsorgeprinzips im Recht der Europäischen Union Kahl, in: JZ 2012, S. 667 (668); siehe zum Vorsorgeprinzip im internationalen Recht Sier, Global Crisis, S. 61 ff. Sier will das Vorsorgeprinzip einem supranationalen Recht zuordnen, S. 62; siehe auch Saurer, in: ZUR 2018, S. 679 (685); zum Vorsorgeprinzip in der Aarhus-Konvention Almeling, Aarhus-Konvention, S. 60 ff.; zum Vorsorgeprinzip in der deutschen Umweltpolitik und der historischen Entwicklung Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 13 ff.; zur Ausprägung des Vorsorgeprinzips im deutschen Umweltrecht Appel, Zukunfts- und Entwicklungsvorsorge, S. 185 ff.; erstmalige Nennung der Vorsorge im nationalen Recht erfolgte mit dem Atomgesetz von 1959, § 7 Abs. 2 Nr. 3 AtG; siehe hierzu Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 17 ff.; siehe zur Vorsorge entlehnt aus dem Begriff der nachhaltigen Entwicklung des Brundtland-Reports, Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 202 ff.
 
860
Siehe zum Begriff der Risikovorsorge Calliess, Umweltstaat, S. 158 ff.; vgl. Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 28 ff.; von Gefahrenvorsorge statt Risikovorsorge spricht Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 7 f. Demnach sei dieser Teil der Vorsorge der Gefahrenabwehr zuzuordnen und unterscheide sich von dieser lediglich durch geringe Anforderungen an die Schadenseintrittswahrscheinlichkeit; vgl. Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (895 f.), der zwischen Gefahr und Risiko unterscheidet; vgl. auch Söhnlein, Landnutzung, S. 134 ff., der von Zukunftsvorsorge mit vorbeugendem Charakter spricht.
 
861
Vgl. Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 28 f.
 
862
Siehe Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 18; das Vorsorgeprinzip ist in diesem Sinne als 15. Grundsatz in der Rio Erklärung zur Umwelt und Entwicklung aufgenommen worden: „In order to protect the environment, the precautionary approach shall be widely applied by States according to their capabilities. Where there are threats of serious or irreversible damage, lack of full scientific certainty shall not be used as a reason for postponing cost-effective measures to prevent environmental degradation.“; vgl. Dobson, in: Climate Law 2018, Vol. 8, S. 207 (221 ff.); siehe zur Rolle der Vorsorge im internationalen Recht auch Appel, Zukunfts- und Entwicklungsvorsorge, S. 220 ff.
 
863
Diesen Gedanken will Dobson auch auf Gerichte anwenden, Dobson, in: Climate Law 2018, Vol. 8, S. 207 (224). Wenn demnach ein Staat trotz bestehender Unsicherheiten keine Maßnahmen zur Vorsorge ergreifen kann, so gelte dies auch für Gerichte im Rahmen von Klimaschutzklagen.
 
864
Siehe hierzu Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 6; vgl. Calliess, Umweltstaat, S. 154 ff.
 
865
Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 6; a. A. ist Meyer, wenn er Vorsorgemaßnahmen gegenüber Gefahrenabwehrmaßnahmen beschränken will, vgl. Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (897). Vorsorgemaßnahmen seien demnach u. a. vorläufiger Natur und nur mit Gefahrenabwehrmaßnahmen könne ein Kausalvorgang endgültig unterbrochen werden; siehe zum Gebot der Risikovorsorge, hier hergeleitet aus den objektiv-rechtlichen Schutzpflichten, Steinberg, Der ökologische Verfassungsstaat, S. 91 ff.; vgl. auch Söhnlein, Landnutzung, S. 84, der mit Blick auf Art. 20a GG festhält, dass das Ermessen über den Zeitpunkt des Tätigwerdens seine Grenze finde, wenn nicht restitutierbare Schäden an dem Schutzobjekt zu erwarten sind.
 
866
Vgl. BVerfGE 49, 89 – Kalkar I; siehe hierzu auch Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 320; vgl. zu einer abweichenden Einteilung in Gefährdung, vorbeugende Gefahrenabwehr und Risikovorsorge sowie Restrisiko Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1390). Mit der Unterscheidung zwischen vorbeugender Gefahrenabwehr und Risikovorsorge will dieser wohl kaum eine neue schutzauslösende Schwelle einführen, sondern vielmehr eine Unterscheidung der anschließenden Maßnahmen, namentlich der Abwehr und der Vorsorge, vorwegnehmen; vgl. Rehbinder, Vorsorgeprinzip, S. 8, der m. E. zutreffend festhält, dass der Übergang von Gefahr, Risiko und Restrisiko nur ein Kontinuum sei, das letztlich nur durch politische Dezision getroffen werden könne, vgl. zum Begriff des Risikos Murswiek, Verantwortung, S. 80 ff. Nach Murswiek sei Risiko zunächst kein Rechtsbegriff. Jede Gefahr sei ein Risiko, aber nicht jedes Risiko sei eine Gefahr, S. 83. Der wesentliche Unterschied bestehe darin, dass die Gefahr sich auf einen rechtlich missbilligten Erfolg beziehe, S. 85.
 
867
Vgl. BVerfGE 49, 89 – Kalkar I.
 
868
Siehe Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 320; siehe für eine ausführliche Analyse zur Anwendung des Vorsorgeprinzips in der Rechtsprechung Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 19 ff.; vgl. Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (895 f.). Dieser folgt dem Dreiklang von Gefahr, Risiko und Restrisiko, prüft interessanterweise aber sodann das Risiko vor der Gefahr. Will man das Risiko, also die Vorsorge, als eine unter der Gefahrenschwelle liegenden Schutzbereich der Grundrechte verstehen, leuchtet diese Prüfungsreihenfolge nicht ein; vgl. auch Söhnlein, Landnutzung, S. 134 ff., der eine Fortentwicklung der Risikovorsorge aus der (polizeirechtlichen) Gefahrenabwehr kritisch sieht. Gefahrenabwehr frage stets nach einem konkretem Kausalnachweis, das Risiko frage demgegenüber nach abstrakten Ursache-Wirkungszusammenhängen, aber auch diese können fehlen. Ein Vorsorgebegriff allein als Wahrscheinlichkeitsanalyse laufe den tatsächlichen Risiken jedenfalls hinterher.
 
869
Siehe Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 320, siehe hierzu auch Mrasek-Robor, Risiko, S. 28.
 
870
BVerfGE 49, 89 – Kalkar I, LS. 6; siehe Mrasek-Robor, Risiko, S. 28; zum Risiko und Restrisiko auch Jaeckel, Schutzpflichten, S. 86 ff.
 
871
Vgl. BVerfGE 49, 89 – Kalkar I, LS. 6.
 
872
Vgl. Steinberg, Der ökologische Verfassungsstaat, S. 94 f., der diese Rechtsprechung sodann als „Vorsorgerechtsprechung“ bezeichnet. Die Vorsorge sei keine eigene Kategorie, sondern „graduelle Erweiterung des Gefahrenbegriffs“, S. 95 f.; vgl. BVerwGE 72, 300, 315.
 
873
Vgl. BVerfGE 49, 89 – Kalkar I; die Einordnung der Vorsorge, als einen der Gefahrenabwehr vorgelagerten Schutz bezeichnet Rehbinder als formales Vorsorgeverständnis, Rehbinder, Vorsorgeprinzip, S. 10.
 
874
Vgl. Schwarz, in: JA 2020, S. 321 (324 ff.). Ohne vertiefte Auseinandersetzung mit der Unterscheidung von Gefahr und Vorsorge will Schwarz im Hinblick auf die Corona-Pandemie eine Grundrechtsgefährdung annehmen, obgleich er selbst auf unsichere Eintrittswahrscheinlichkeiten verweist. Zur Annahme einer Grundrechtsgefährdung kommt er, da er lediglich auf die staatlichen Schutzmaßnahmen in Form von finalen staatlichen Eingriffen abstellt. Das mag in diesem bipolaren Verhältnis von Staat-Bürger überzeugen, verkennt jedoch die oben angesprochene Multipolarität der Grundrechte und den „Ursprung“ dieser Eingriffe in der grundrechtlichen Vorsorge; vgl. auch Goldhammer/Neuhöfer, in: JuS 2021, S. 212 (215 f.). Diese gehen zwar von einer Schutzdimension aus, kommen aber gleichermaßen zur Gefährdungslage trotz angesprochener Wissensdefizite.
 
875
Siehe Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 118; ausdrücklich von Vorsorge bei abstrakten und hypothetischen Gefahren spricht Mrasek-Robor, Risiko, S. 23; vgl. zur Typizität dieser Unsicherheiten im Umweltschutz und damit zur Notwendigkeit der Gefahrenvorsorge Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 27; vgl. auch Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 328. Dieser verweist mit Blick auf fehlendes Erfahrungswissen als Grundlage für die Wahrscheinlichkeitsabschätzung auf Alternativen der rational haltbaren Gefährdungsabschätzungen.
 
876
Vgl. BVerfGE 49, 89 (140 ff.) – Kalkar I.
 
877
Vgl. BVerfGE 49, 89 (146) – Kalkar I.
 
878
Vgl. BVerfGE 49, 89 (141 f.) – Kalkar I. Das Bundesverfassungsgericht spricht hier von Regelungen, die im Laufe ihrer Vollziehung zu einer nicht unerheblichen Grundrechtsgefährdung führen (141). Unsicherheiten, wie sie für die Vorsorge üblich sind, bezieht das Bundesverfassungsgericht bei diesem Schutz vor Grundrechtsgefährdungen nicht ein.
 
879
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183.
 
880
Eine Dynamisierung der Grundrechtsinterpretation unter Anwendung einer Mischung aus Vorsorgeprinzip, Risiko- und Ressourcenvorsorge sieht im Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (712); vgl. zur Risikoschwelle im Zusammenhang von Art. 20a GG und der Schutzpflichtendogmatik Voßkuhle, in: NVwZ 2013, S. 1 (5).
 
881
Einen grundrechtlichen Vorsorgeschutz bejaht Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 194 f. Diesen leitet sie aus der Multipolarität der Grundrechte ab; vgl. zur verfassungsrechtlichen Pflicht zur Vorsorge Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 31 ff. Dieser lehnt eine grundrechtliche Vorsorge unterhalb der Gefahrenschwelle im Ergebnis ab, S. 36; nur ganz ausnahmsweise verdichte sich die Risikovorsorge zu einem konkreten Auftrag, meint Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 26; vgl. auch Steinberg, Der ökologische Verfassungsstaat, S. 91 ff., der zwar eine verfassungsrechtliche Verankerung bejaht, diese aber auf eine objektiv-rechtliche Schutzpflicht beschränkt; eine Gefährdungsabwehr unterhalb der Gefahrenschwelle bei Schutzpflichten bleibt bei Brönneke offen, Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 325 ff. Dieser erkennt zwar ein verfassungsrechtliches Vorsorgegebot, aber nur für Art.20a GG, S. 329 ff.
 
882
Zur Unterscheidung von Rechtsprinzip und politischem Prinzip Calliess, Umweltstaat, S. 179 ff.; vgl. Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 22 f.
 
883
Rehbinder, Vorsorgeprinzip, S. 7.
 
884
Rehbinder, Vorsorgeprinzip, S. 7; vgl. Calliess, Umweltstaat, S. 179 ff.; statt vom rechtssatzförmigen Prinzip spricht von der Vorsorge als „Befugnisnorm“ Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 7; vgl. im Hinblick auf das Recht der Europäischen Union Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 163 ff.; für das nationale Umweltrecht Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 22 ff.
 
885
Das Strukturprinzip aber ist nur ein Leitgedanke, der nicht zu einer direkten Anwendbarkeit führt, insbesondere mit Blick auf subjektive Rechte, vgl. Rehbinder, Vorsorgeprinzip, S. 8; ausführlich zur Vorsorge nach Art. 20a GG Calliess, Umweltstaat, S. 153 ff.; siehe auch Söhnlein, Landnutzung, S. 128 ff.; Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 201, der im Art. 20a GG ein Verbot irreversibler Veränderungen der natürlichen Lebensgrundlagen erkennt; vgl. Bickenbach, in: JZ 2020, S. 168 (171); Groß, in: ZUR 2009, S. 364 (367).
 
886
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 229.
 
887
In der Rechtssache Urgenda begründet der Gerichtshof Den Haag die Verbindlichkeit des Vorsorgeprinzip unter Verweis auf die Klimarahmenkonvention und die Rechtsprechung des EGMR, Gerechtshof Den Haag Entscheidung vom 09.10.2018, 200.178.245/01, ECLI:NL:GHDHA:2018:2610, Rn. 63; vgl. Verschuuren, in: RECIEL 2019, Vol. 28, No. 1, S. 94–98.
 
888
Dietlein, Schutzpflichten, S. 113; vgl. Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 195; vgl. zum Vorsorgeanlass Calliess, Umweltstaat, S. 208 ff.; ausführlich zum vorsorgeorientierten Grundrechtsschutz Ekardt, Theorie, § 5 C. II. 2.
 
889
Siehe Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 17 f.; vgl. Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 196 f., zutreffend verweist sie darauf, dass der Grundrechtseingriff auch im Vorsorgebereich ein gewisses Gewicht betragen muss. Im Ergebnis will sie damit die bekannte Je-Desto-Formel ansetzen. Die hier angesprochenen unumkehrbaren und ernsthaften Schäden dürften dieses notwendige Gewicht mit sich bringen; siehe zur Übertragung des Grundsatzes gegenläufiger Proportionalität von Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadensumfang zur Bestimmung der Risikoschwelle auch Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 24 f.; vgl. zur grundrechtlichen Vorsorge unter ausdrücklicher Bezugnahme auf Freiheitsvoraussetzungen, den Klimawandel und drohende irreversible Schäden, Ekardt, in: NuR 2006, S. 221 (227); siehe für den Vorschlag einer Vorsorgeschwelle, die von der Gefahrenschwelle abhängig und mit einem „Sicherheitsfaktor“ bedacht werde Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 42 f.
 
890
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 186. Das Bundesverfassungsgericht spricht von unumkehrbaren Gefährdungen schwerwiegender Freiheitseinbußen; wenngleich das Bundesverfassungsgericht nicht von Vorsorge spricht, wollen Ekardt und Heß im Beschluss eine Anwendung des Vorsorgeprinzips auf die Grundrechte erkennen, Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1422). Dies werde insbesondere bei der Anerkennung auch kumulativer, unsicherer und langfristiger Grundrechtsbeeinträchtigungen, wie sie beim Klimawandel der Fall sind, deutlich; ebenso Ekardt/Heß/Wulff, in: EurUP 2021, S. 212 (213).
 
891
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 186.
 
892
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 218 ff. Unsicherheiten greift das Bundesverfassungsgericht im Hinblick auf das CO2-Restbudget auf (Rn. 218). Dieses bildet aber den Maßstab für die Überprüfung der verhältnismäßigen Verteilung der Freiheitschancen, sodass sich die Unsicherheiten zumindest auf das Schadensausmaß und den exakten Schadenseintritt (in Form der drohenden Freiheitseinbußen) bezieht. Insgesamt zeigt sich somit, dass das Bundesverfassungsgericht hier einen vorsorgeorientierten Grundrechtsschutz entwickelt und anwendet.
 
893
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183.
 
894
Die (drohende) Uferlosigkeit des Vorsorgeprinzips müsse nach allgemeiner Meinung bereits aufgrund des Übermaßverbotes begrenzt werden, meint Rehbinder, Vorsorgeprinzip, S. 11. Das ist jedenfalls für die Fälle der Vorsorge zutreffend, die sich als Eingriff in Grundrechte Dritter darstellen.
 
895
So im Ergebnis auch Isensee, Sicherheit, S. 41. Totale Sicherheit werde allenfalls im totalen Staat angestrebt und selbst dort faktisch nicht erreicht; ebenso Dietlein, Schutzpflichten, S. 105.
 
896
Siehe Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1390), der als Beispiel auf Meteoriteneinschläge verweist. Jedenfalls bei den Folgen des globalen Klimawandels liege aber kein bloß hypothetisches Risiko vor, Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1390).
 
897
Vgl. Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1390), der zwischen vorbeugender Gefahrenabwehr und Risikovorsorge unterscheidet und damit nichts anderes meint, also eine Abstufung der Maßnahmen im Rahmen der Vorsorge.
 
898
Siehe hierzu Murswiek, Verantwortung, S. 151; vgl. aber BVerfGE 49, 89, (142) und BVerfGE 53, 30 (58). Das Bundesverfassungsgericht wählt hier vielmehr einen Ansatz des Kollektivrisikos, wenngleich dies den Besonderheiten des Atomrechts geschuldet sein kann; vgl. zur Vorsorge bei stochastischen Schäden aber ohne Hinweis auf die unterschiedlichen Bezugsgrößen Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 195; eine Unterscheidung zwischen kollektivem und individuellem Risiko will, wenn auch weniger deutlich als hier, Meyer mit einem Vergleich zwischen Klimawandel und Verkehrsunfallrisiko treffen, vgl. Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (895 f.); vgl. zur Kollektivierung des Grundrechtschutzes im Rahmen des Klima-Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (709 f.).
 
899
Vgl. Murswiek, Verantwortung, S. 151; Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 134 f.; Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (895).
 
900
Eine Auswertung aktueller Studien legt nahe, dass der menschengemachte Klimawandel für 37 % (Spannweite zwischen 20 und 76 %) der weltweiten Hitzetode in der warmen Saison verantwortlich ist, vgl. Vicedo-Cabrera et al., in: Nature Climate Change 2021, S. 492–500.
 
901
Im Ergebnis so auch Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 195. Die notwendige Unterscheidung zwischen kollektiver und individueller Bezugsgröße unternimmt sie hingegen nicht. Das von ihr angesetzte Beispiel des Nachbars eines Braunkohletagebaus macht jedoch deutlich, dass sie eine solche Individualisierung des sonst nur kollektiven stochastischen Risikos annimmt.
 
902
So im Ergebnis auch Murswiek, Verantwortung, S. 151; kollektive Risiken will Meyer dem allgemeinen Lebensrisiko zuordnen und so vom Schutzbereich ausschließen, Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (895 f.).
 
903
So auch Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 134 f.; dass diese Form der „Auch-Selbstbetroffenheit“ für die Zulässigkeit von Klimaschutzklagen als Verfassungsbeschwerden unproblematisch ist, meint auch das Bundesverfassungsgericht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 142.
 
904
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 142.
 
905
Das Restrisiko habe für Klimaschutzbelange keine Relevanz, meint Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (895). Mit dieser Einschätzung stellt er auf die hinreichend sicheren Erkenntnisse zu den drohenden Schadenseintritten beim fortschreitenden Klimawandel ab; vgl. zum Begriff des Restrisikos und der fehlenden nachvollziehbaren Maßstäbe zur Abgrenzung von Risiko und Restrisiko in der Verfassung Steinberg, Der ökologische Verfassungsstaat, S. 103 f.; siehe zum Restrisiko auch Calliess, Umweltstaat, S. 164 ff.
 
906
Vgl. BVerfGE 49, 89 – Kalkar I, LS. 6; vgl. zum unvermeidlichen Restrisiko Isensee, Sicherheit, S. 41 f.; kritisch zum Begriff des Restrisikos Mrasek-Robor, Risiko, S. 28 f.; siehe auch Szczekalla, Schutzpflichten, S. 215 f.
 
907
Kritisch auch Mrasek-Robor, Risiko, S. 29.
 
908
So auch Mrasek-Robor, Risiko, S. 29.
 
909
Wenn auch nicht mit Verweis auf die fehlende Sein-Soll-Scheidung im Ergebnis so auch Mrasek-Robor, Risiko, S. 29.
 
910
Vgl. BVerfGE 49, 89 (141 f.) – Kalkar I, LS. 6.
 
911
Vgl. hierzu Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 331, der eine Neubestimmung des Restrisikos dahingehend vorschlägt, dass allein der Bereich von der Risikoabwehr ausgeschlossen ist, in dem der Staat aus verfassungsrechtlichen Gründen keine Risikoabwehr betreiben darf.
 
912
So auch Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1422); ausführlich bei Ekardt, Theorie, § 5 C. II. 2.
 
913
Vgl. hierzu Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (895 f.). Dieser geht aber insgesamt für den Klimawandel, dessen anthropogene Ursache und hohe Schadensträchtigkeit von keinerlei relevanten Aufklärungsdefiziten aus, S. 895. Der Klimawandel sei demnach nicht (mehr) dem Risiko, also der Vorsorge, zuzuordnen; ebenso Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 134 f. und Stürmlinger, in: EurUP 2020, S. 169 (177); siehe aber Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (250), der, leider ohne nähere Ausführungen, im Zusammenhang mit dem Klimawandel relevante Grenzen der menschlichen Erkenntnis erblicken möchte, die zugleich zu einer Begrenzung des Vorsorgeprinzips führen sollen.
 
914
Siehe hierzu Abschn. 4.2.1.4.2.2.
 
915
Vgl. Dietlein, Schutzpflichten, S. 113; Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 195; Calliess, Umweltstaat, S. 208 ff.; Ekardt, Theorie, § 5 C. II. 2.
 
916
Vgl. Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 195; Ekardt, Theorie, § 5 C. II. 2; wenn Franzius angesichts nicht mehr bestehender Aufklärungsdefizite im Hinblick auf den Schadenseintritt nicht länger von einem Risiko, sondern von einer Gefahr sprechen möchte, mag dies durchaus zutreffend sein, vgl. Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 134 f. Dennoch befinden wir uns m. E. angesichts der verbleibenden Unsicherheiten über den exakten Kausalverlauf und das Schadensausmaß im Bereich der Vorsorge, mindestens aber der vorbeugenden Gefahrenabwehr. Es bestehen gerade – nicht zuletzt mangels einschlägiger Erfahrungswerte – (noch) Unsicherheiten.
 
917
Vgl. Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 195; Ekardt, Theorie, S. 351; Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28–55.
 
918
Vgl. Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 331.
 
919
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 32, 118.
 
920
Das Bundesverfassungsgericht geht von einer rechtlich und faktisch unumkehrbar angelegten Gefährdung in Form schwerwiegender Freiheitseinbußen aus, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 186.
 
921
Vgl. zu „time frames“ in climate change litigation Hilson, in: Oñati Socio-legal Series 2019, Vol. 9, No. 3, S. 361–379. Neben sog. „policy time frames“ untersucht dieser zugleich wissenschaftliche und intergenerationelle Zeitrahmen; vgl. aber auch Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 321, der jedenfalls mit Blick auf Art. 20a GG eine irgendwie geartete zeitliche Grenze des intendierten Umweltschutzes ablehnt.
 
922
Siehe zum Fehlen einer fixierten Jahreszahl als Zielpunkt unter dem Übereinkommen von Paris Saurer, in: NVwZ 2017, S. 1574 (1575 f.); ebenso Stäsche, in: EnWZ 2019, S. 248 (252) und Franzius, in: ZUR 2017, S. 515 (518).
 
923
Damit unterscheiden sich die Zeiträume auch von der von Brönneke abgelehnten zeitlichen Grenze des intendierten Umweltschutzes, Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 321. Mit den normativierten Zeiträumen endet die Verpflichtung nicht, vielmehr ist zum festgelegten Zeitpunkt ein bestimmter Zustand zu erreichen.
 
924
Siehe zur Kompensation eines möglichen Reduktionsdefizites innerhalb der gesetzlich vorgesehenen Zeiträume zur Minderung der Treibhausgasemissionen, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 170, 238.
 
925
Vgl. zum „overshoot“, den entsprechenden IPCC Szenarien und den dazugehörigen Rechtsfragen im Rahmen des Übereinkommens von Paris Wieding/Stubenrauch/Ekardt, in: Sustainability 2020, S. 8858 (8867 ff.).
 
926
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 170, 238.
 
927
IPCC, SR. 1,5, Summary for Policymakers, C 1. Dabei weisen bereits alle Reduktionspfade, trotz „overshoot“, auf die Notwendigkeit von Technologien des sog. carbon dioxide removal, C. 3. Ohne den Einsatz dieser Technologien im großen Maßstab müsste die CO2-Emission deutlich vor 2030 sinken, D.1.
 
928
Vgl. aber zur Kompensation von Reduktionsdefiziten in der Schutzpflichten-Dimension der Grundrechte nach dem Bundesverfassungsgericht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 170, 238.
 
929
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183.
 
930
Das Bundesverfassungsgericht spricht hierbei von der einseitigen Verlagerung der Reduktionslast, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183, 192 sowie LS. 4.
 
931
Siehe hierzu Abschn. 2.​1.​3.
 
932
Vgl. Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1392); siehe Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330 f.); aus der Vorsorge folge der Grundsatz der „Nichtausschöpfung ökologischer Belastungsgrenzen“, Calliess, Umweltstaat, S. 177; vgl. auch Härtel, in: NuR 2020, S. 577 (579); siehe für eine rechtsvergleichende Herleitung eines solchen Abstandsgebotes in Form der Grenzwertbestimmung mit Sicherheitsmarge, Rehbinder, Vorsorgeprinzip, S. 249.
 
933
Vgl. Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 29, die aus der Ressourcenvorsorge den Ansatz ableitet eine Distanz zur Gefahrenschwelle zu schaffen. Ausdrücklich sagt Arndt, dass die ökologischen Belastungsgrenzen nicht zu erschöpfen sind.
 
934
Siehe Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 137, der auf einen naturalistischen Fehlschluss und die notwendige Scheidung von Soll und Sein verweist; vgl. hierzu Möllers/Weinberg, in: JZ 2021, S. 1069 (1075); vgl. Ekardt, Theorie, S. 339 f. Dieser hält auch mit Verweis auf die Stellung der IPCC-Berichte fest, dass eine unhaltbare „expertokratische“ Position zur Gewaltenteilung droht; siehe im Übrigen Röckström et al., in: Nature 2009, Vol. 461, S. 472 (473). Die Autoren halten hier selbst fest, dass es zur Bestimmung der planetaren Belastungsgrenzen, genauer des sicheren Abstands zu diesen, normativer Wertungen bedarf.
 
935
Vgl. Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424). Fakten liefern keine normativen Kriterien, sondern Subsumtionsmaterial, halten Ekardt und Heß hier deutlich und m. E. zutreffend mit Blick auf die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse, welche das Bundesverfassungsgericht bei Anwendung des Art. 20a GG berücksichtigen will, fest.
 
936
So auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (329 f.); dass die Temperaturgrenze des Übereinkommens von Paris letztlich Kipppunkte positiviert, bleibt unerkannt bei Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 137; etwas später, aber weiterhin nicht zustimmend, ders, in: ZUR 2021, S. 131 (136); anders auch Kreuter-Kirchhof, in: DVBl 2017, S. 97 (99).
 
937
Vgl. zur Rolle von Kipppunkten für die grundrechtlichen Schutzpflichten Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (897 f.). Dieser zieht Kipppunkte im Besonderen dazu heran, um eine mögliche gerichtliche Entscheidung über das „ob“ der Schutzpflicht zu begründen; vgl. auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330 f.); ohne eigene Antwort darauf wirft Hofmann die Frage auf, ob das Bundesverfassungsgericht im Klima-Beschluss den Grundsatz der planetaren Belastungsgrenzen zum Verfassungsmaßstab erhoben habe, Hofmann, in: NVwZ 2021, S. 1587 (1590).
 
938
Übersichtlich zu den naturwissenschaftlichen Hintergründen der Kipppunkte Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (329 f.).
 
939
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.5.1.2; das Konzept der planetaren Belastungsgrenzen und der Kipppunkte beinhalte eine normative Komponente, die dem Vorsorgeprinzip immanent sei, meint Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330).
 
940
Vgl. Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (329 f.), wenngleich dieser nicht deutlich macht, dass es auf die naturwissenschaftlichen Hintergründe nur bedingt, nämlich in der Subsumtion, ankommt. Vielmehr will Calliess aus den planetaren Belastungsgrenzen selbst normative Wertungen ableiten, vgl. S. 330.
 
941
Dieser normativierte Kipppunkt ist auch streng von einem tatsächlichen Kipppunkt zu trennen. Diese beiden Kipppunkte können ebenso wie Sollen und Sein auseinanderfallen. Insoweit führt die wissenschaftliche Einsicht, dass mit der Temperaturgrenze deutlich unter 2 °C allenfalls ein politischer Kompromiss getroffen wurde, keineswegs aber von einer „sicheren“ Grenze ausgegangen werden könne, nicht sogleich zur Abkehr vom normativierten Kipppunkt. Siehe für eine entsprechende Einschätzung der Temperaturgrenze Knutti et al., in: Nature Geoscience 2016, S. 13–18.
 
942
Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330 f.); ablehnend hingegen Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 137.
 
943
Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 29 f.; so auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330 f.).
 
944
Von vorzubeugender Gefahr in Form der Distanz zur Gefahrenschwelle spricht Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 30; vgl. Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330 f.).
 
945
Die Beantwortung dieser Frage bleibt offen bei Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330 f.).
 
946
Von welchem Wert der Temperaturgrenze, die nunmal deutlich unter 2 °C aber nicht unter 1,5 °C liegt, für den sicheren Abstand „Maß“ genommen werden soll, adressiert Calliess in seinen Ausführungen nicht, vgl. Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330 f.).
 
947
Vgl. Calliess, in: ZUR 2019, S. 385 (385 f.); Winter, in: ZUR 2019, S. 259 (264); Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (897 f.).
 
948
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 162; vgl. aber Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424). Diese nehmen an, das Bundesverfassungsgericht habe im Kern auf die 1,5-Grad-Grenze abgestellt, da die Staaten es versuchen müssen diese Grenze einzuhalten. M.E. verkennen Ekardt und Heß hier aber den Unterschied zwischen den – auch vom Bundesverfassungsgericht geforderten – Anstrengungen die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten und der – wie hier weiter vorgetragenen – Verpflichtung diese Grenze als Sicherheitsmarge zwingend einzuhalten. Anstrengungen können scheitern, ohne zugleich einen verfassungswidrigen Verstoß darzustellen. Anders aber bei der Anerkennung der 1,5-Grad-Grenze als verbindliches Langfristziel.
 
949
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 235.
 
950
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 162, 235.
 
951
Die (tatsächliche) Wirkung des 1,5 °C-Ziels als Sicherheitsmarge zu den drohenden Auswirkungen des Klimawandels erkennt das Bundesverfassungsgericht hingegen ausdrücklich, vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 161.
 
952
Abschn. 4.1.1.
 
953
Abschn. 4.1.1.1.3.
 
954
Abschn.  4.1.1.1.2 sowie 4.1.1.2.
 
955
Abschn. 4.1.1.2.
 
956
Abschn. 4.1.2.
 
957
Abschn. 4.1.2.3.
 
958
Abschn. 4.1.2.1.
 
959
Abschn. 4.1.2.1.2.1.
 
960
Abschn. 4.1.2.2.
 
961
Abschn. 4.1.2.2.2.
 
962
Abschn. 4.1.2.2.2.
 
963
Abschn. 4.1.3.1.
 
964
Abschn. 4.1.3.2.
 
965
Abschn. 4.1.3.3.
 
966
Abschn. 4.1.3.3.1.
 
967
Abschn. 4.1.3.3.1.2.
 
968
Abschn. 4.1.3.3.1.2.3.
 
969
Abschn. 4.1.3.3.1.4.
 
970
Abschn. 4.1.3.3.1.4.2.
 
971
Abschn. 4.1.3.3.1.4.2.
 
972
Abschn. 4.1.3.3.1.4.3.
 
973
Abschn. 4.1.3.3.1.4.4.
 
974
Abschn. 4.1.3.3.1.5.
 
975
Abschn. 4.1.3.3.1.5.
 
976
Abschn. 4.1.3.3.1.5.
 
977
Abschn. 4.1.3.4.
 
978
Abschn. 4.1.3.4.3.2.
 
979
Abschn. 4.1.3.4.3.3.
 
980
Abschn. 4.1.3.4.3.4.
 
981
Abschn. 4.1.3.4.3.4.3.
 
982
Abschn. 4.1.3.4.3.4.3.
 
983
Abschn. 4.1.3.4.4.
 
984
Abschn. 4.1.3.4.4.3.
 
985
Abschn. 4.1.3.4.5.3.
 
986
Abschn. 4.1.3.4.5.4.
 
987
Abschn. 4.1.4.
 
988
Abschn. 4.1.4.6.
 
989
Abschn. 4.1.4.6.2.
 
990
Abschn. 4.1.5.
 
991
Abschn. 4.1.5.1.2.
 
992
Abschn. 4.1.5.1.2.
 
993
Abschn. 4.1.5.1.2.
 
994
Abschn. 4.1.5.1.3.
 
995
Abschn. 4.1.5.3.
 
996
Abschn. 4.1.5.3.1.
 
997
Abschn. 4.1.5.3.2.
 
998
Abschn. 4.1.5.3.2.
 
999
Vgl. zur Frage der Eignung Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 470. Dieser unterstellt die Eignung der Gerichte im Sinne eines Lösens der Streitfragen mit rechtlichen Mitteln für Umweltverfassungsnormen ohne nähere Ausführungen und Begründungen.
 
1000
Siehe zur Beweiserhebung durch das Bundesverfassungsgericht Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 481 ff.
 
1001
Ausführlich zur Amtsermittlungspflicht im Verwaltungsgerichtsprozess Schübel-Pfister, in: Eyermann, VwGO, § 86 VwGO, Rn. 4 ff.; Störmer, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 86 VwGO, Rn. 3 ff.; Rixen, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 86 VwGO, Rn. 2 ff.; siehe zur Amtsermittlung bzw. zum Untersuchungsgrundsatz im Verfassungsgerichtsprozess Klein, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 26 BVerfGG, Rn. 1 ff.; Lechner/Zuck, § 26 BVerfGG, Rn. 1 ff.; Lenz/Hansel, § 26 BVerfGG, Rn. 1 ff.
 
1002
Vgl. Schübel-Pfister, in: Eyermann, VwGO, § 86 VwGO, Rn. 5; Störmer, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 86 VwGO, Rn. 8; Sodan/Ziekow, in: dieselben, VwGO, § 86 VwGO, Rn. 2.
 
1003
Siehe zur Mitwirkungslast der Beteiligten Schübel-Pfister, in: Eyermann, VwGO, § 86 VwGO, Rn. 45; Störmer, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 86 VwGO, Rn. 25 ff.; Rixen, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 86 VwGO, Rn. 60 ff.
 
1004
Siehe hierzu Aulehner, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 82 VwGO, Rn. 52 ff.
 
1005
Man mag hierin ein Spannungsverhältnis zwischen Untersuchungsgrundsatz und Mitwirkungspflicht der Beteiligten erkennen, vgl. Aulehner, in: Sodan/Ziekow, VwGO, § 82 VwGO, Rn. 54; dieses Spannungsverhältnis aber ist bereits im Amtsermittlungsgrundsatz selbst angelegt, vgl. Schübel-Pfister, in: Eyermann, VwGO, § 86 VwGO, Rn. 45; Störmer, in: Fehling/Kastner/Störmer, Verwaltungsrecht, § 86 VwGO, Rn. 25 ff.; Rixen, in: Sodan/Ziekow, VwGO, 5. Auflage 2018, Rn. 60 ff.
 
1006
Coelln, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 23 BVerfGG, Rn. 55.
 
1007
Coelln, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 23 BVerfGG, Rn. 55.
 
1008
BVerfGE 18, 85 (92 ff); vgl. hierzu Lenz/Hansel, § 26 BVerfGG, Rn. 5.
 
1009
Coelln, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 23 BVerfGG, Rn. 56.
 
1010
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.1.2.2.
 
1011
Vgl. Coelln, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, BVerfGG, § 23 BVerfGG, Rn. 56; ausführlich zur Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts und Einordnung der Begründungsanforderungen nach § 92 BVerfGG als bloße Mindestanforderung Lenz/Hansel, § 92 BVerfGG, Rn. 8 ff.; vgl. zur unbeschadet dessen bestehenden faktischen Vortragslast als Reflex einer weiter angelegten Abwägungslast Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 127.
 
1012
Das Bundesverfassungsgericht mag in der Begründungspflicht auch die Pflicht zu einer umfassenden, einfachrechtlichen und verfassungsrechtlichen Aufbereitung der Rechtslage erblicken, Beschluss der 4. Kammer des Ersten Senats vom 17.2.2017 – 1 BvR 781/15, Rn. 20 bei Juris; vgl. hierzu Lenz/Hansel, § 92 BVerfGG, Rn. 44; eine solche rechtliche Begründungspflicht soll hier aber nicht näher betrachtet werden, da eine entsprechende Aufbereitung der Rechtslage bereits erfolgt ist, siehe hierzu Abschn. 4.1.3.3.
 
1013
Vgl. zum substantiierten Vortrag in Klimaschutzklagen vor dem Bundesverfassungsgericht Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (899), der angesichts schlechterdings nicht zu spezifizierender Kausalverläufe geringere Ansprüche an die Begründungspflicht stellen möchte. Im Besonderen beim substantiierten Vortrag zu den betroffenen Schutzgütern will Meyer Abstriche machen, da die Betroffenen letztlich nur eine Auflistung verschiedenster Grundrechte geben können. M.E. verkennt Meyer, dass es nicht auf die Verletzung eines spezifischen Grundrechts, sondern die Freiheitsvoraussetzungen und damit die Freiheit insgesamt ankommt; vgl. zur Notwendigkeit eines substantiierten Vortrags zum real existierenden Risiko – hier am Beispiel der irrationalen Furcht vor katastrophalen Auswirkungen des CERN-Teilchenbeschleuniges, BVerfG, 18.02.2010 – 2 BvR 2502/08; siehe hierzu auch Kahl, in: JZ 2012, S. 667(669 f.).
 
1015
Zur Tatsachenfeststellung über naturwissenschaftliche Kausalverläufe greift das Bundesverfassungsgericht verhältnismäßig häufig auf Sachverständige zurück Philippi, Tatsachenfeststellungen, S. 53 f.
 
1016
Die Tatsachenfeststellung über die Literatur sei aufwendig und nicht immer zielführend, weshalb ein Sachverständigengremium vorzuziehen sei, meint Philippi, Tatsachenfeststellungen, S. 104 f.
 
1017
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 16 ff.; VG Berlin, 31.10.2019 – 10 K 412.18; S. 26 f.; eine Orientierung an den Erkenntnissen der Klimawissenschaft und insbesondere des IPCC hält aufgrund der Komplexität des Klimawandels Calliess für geboten und legitim, Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (355). Welche „Legitimität“ dem IPCC und seinen Ausführungen innewohnen soll, bleibt dabei offen.
 
1018
Ausführlich zu diesem Vorwurf und der Unterscheidung von Tatsachen und Wertungen unter besonderer Berücksichtigung des globalen Klimawandels Ekardt, Theorie, S. 64 ff.
 
1019
Die Bedeutung der Wissenschaft im wissenschaftlich-technischen Zeitalter für die Bestimmung der globalen Klimaschutzziele und damit für den Rechtssetzungsprozess betont auch Saurer, in: NVwZ 2017, S. 1574 (1574).
 
1020
Siehe zu dieser im Grunde banalen Unterscheidung auch Ekardt, Theorie, S. 64 ff.
 
1021
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 68 ff. sowie S. 362 ff., der sich ausführlich mit der Scheidung von Normen und Tatsachen im Nachhaltigkeitsdiskurs auseinandersetzt; siehe zur Unterscheidung von Sollen und Sein auch Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 12 ff.; vgl. allgemein zur umgekehrten Entscheidungskaskade im Umweltrecht und damit dem Einfluss der Sachverständigen auf die Norm, Steinberg, Der ökologische Verfassungsstaat, S. 187 f. Nach Steinberg liefern demnach die Sachverständigen praktisch die inhaltlichen Maßstäbe, S. 188.
 
1022
Vgl. zur Scheidung und dem Verhältnis von Tatsachen und Rechtsfragen anhand der Corona-Pandemie Goldhammer/Neuhöfer, in: JuS 2021, S. 212 (214). Diese betonen die wissenschaftliche Expertise als Tatsachengrundlage für die rechtliche Frage der Verhältnismäßigkeit auf der einen Seite und den Umgang mit Wissensdefiziten auf der anderen; sowohl in der Corona-Pandemie, als auch im globalen Klimaschutz kann m. E. der Anschein erweckt werden, die eigentlich rechtlichen Fragen werden durch wissenschaftliche Experten getrieben. Expertokratie und demokratischer Rechtsstaat sind jedoch streng zu trennen.
 
1023
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 215 ff.
 
1024
Siehe zur Rolle von Literatur über Fakten in der Tatsachenfeststellung über generelle Tatsachen durch das Bundesverfassungsgericht Philippi, Tatsachenfeststellungen, S. 103 ff.
 
1025
Zur Rolle der Wissenschaft und ausdrücklich auch des IPCC für climate change litigation Setzer/Vanhala, in: WIREs Clim Change 2019, Vol. 10, No. 3, S. 1 (9 f.); vgl. hierzu Peel/Ososfky/Foerster, in: Onati Social-Legal Series 2019, Vol. 9, No. 3, S. 275 (284 f.); zur Anerkennung des IPCC Sonderberichts 1,5 °C im Rahmen der Vertragsstaatenkonferenz zum Übereinkommen von Paris im Jahr 2018 Schlacke, in: EnWZ 2020, S. 355 (356 f.); zum Streit um die eher symbolische Frage der Anerkennung des Berichts auch Voland/Engel, in: NVwZ 2019, S. 1785 (1787). Diese werfen zutreffend die Frage auf, ob damit eine Verbindlichkeit des 1,5–Grad-Ziels geschaffen wurde.
 
1026
Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 2.8 ff. Siehe zur Rolle der Wissenschaft und des IPCC in der Rechtssache Urgenda sowie zum Versuch auf dessen Erfolg in anderen Jurisdiktionen aufzubauen Peel/Ososfky/Foerster, in: Onati Social-Legal Series 2019, Vol. 9, No. 3, S. 275 (287 ff.); vgl. Verschuuren, in: RECIEL 2019, Vol. 28, No. 1, S. 94–98; Roy/Woerdman, in: Journal of Energy & Natural Resources Law 2016/2, S. 165 (179 ff.).
 
1027
Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 2.8 ff. sowie ausdrücklich Rn. 4.12. Die Ausführungen des Gerichts zum IPCC sind Teil des Sachberichts („the facts“).
 
1028
Vgl. Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.32.
 
1029
So auch das Bundesverfassungsgericht, zugleich mit ausdrücklichem Verweis auf die Rechtssache Urgenda, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 218.
 
1030
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 16 ff.
 
1031
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 16 ff.; die ausführliche Auseinandersetzung ist nicht nur legitim, sondern angesichts der Komplexität des Sachverhalts auch geboten, meint Faßbender, in: NJW 2021, S. 2085 (2086), ebenso Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (355).
 
1032
Die durchaus fragwürdige Rolle des IPCC anhand der Scheidung von Recht und Nicht-Recht eröffnet auch, leider ohne Antwort auf die Frage selbst, Franzius, in: ZUR 2017, S. 515 (524 f.); siehe zur Rolle des IPCC ebenfalls IBA, Justice and Human Rights, S. 38 ff.; eine kursorische Darstellung der Genese und Funktion des IPCC erfolgt auch bei Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 2.8. – 2.11.
 
1033
Vgl. die Darstellung zur Geschichte des IPCC auf dem offiziellen Internetauftritt, https://​www.​ipcc.​ch/​about/​history/​ sowie den offiziellen Steckbrief, IPCC Factsheet: What ist he IPCC?; siehe zur Genese und zum Selbstbild des IPCC auch, Beck, IPCC, S. 93 ff.
 
1034
Siehe Beck, IPCC, S. 93 ff.; Edenhofer/Jakob, Klimapolitik, S. 110 f.; ausführlich zur Gründung des IPCC und den völkerrechtlichen Grundlagen Bolle, IPCC, S. 25 ff.; Reinecke, Klimaschutz, S. 61 ff.
 
1035
Siehe Beck, IPCC, S. 94.
 
1036
Beck, IPCC, S. 94 f.
 
1037
Siehe Beck, IPCC, S. 94 ff.; Reinecke, Klimaschutz, S. 62 f.
 
1038
Beck, IPCC, S. 98; siehe zur Auswahl der Autoren den offiziellen Steckbrief des IPCC, IPCC Factsheet: How does the IPCC select ist authors?; der IPCC wählt im Anschluss an die Benennung der Experten durch die Regierungen aus dem so entstandenen Expertenpool aus.
 
1039
Siehe zum Review-Prozess unter stellenweise Beteiligung der Regierungsvertreter den offiziellen Steckbrief, IPCC Factsheet: How does the IPCC review process work?.
 
1040
Vgl. Beck, IPCC, S. 98.
 
1041
Vgl. hierzu Beck, IPCC, S. 103 ff.
 
1042
Siehe Beck, IPCC, S. 100 f.; vgl. IPCC Factsheet: What ist he IPCC?; vgl. Edenhofer/Jakob, Klimapolitik, S. 114 ff.
 
1043
Beck, IPCC, S. 100 f.
 
1044
Principles Governing IPCC Work, Nr. 2; siehe hierzu auch Beck, IPCC, S. 98; Bolle, IPCC, S. 82.
 
1045
Nach dem IPCC sind seine assessments “policy-relevant, and yet policy-neutral, never policy-prescriptive”, https://​archive.​ipcc.​ch/​organization/​organization.​shtml; siehe hierzu Havstad/Brown, in: Public Affairs Quarterly 2017, Vol. 31, No. 4, S. 303–324; Edenhofer/Jakob, Klimapolitik, S. 130; Bolle, IPCC, S. 81 f.
 
1046
Edenhofer/Jakob, Klimapolitik, S. 110.
 
1047
Eine beträchtliche Politisierung in der Working Group III sieht Beck, IPCC, S. 109 f.; siehe hierzu auch Edenhofer/Jakob, Klimapolitik, S. 119.
 
1048
Vgl. hierzu und den Hintergründen der Entwicklung des IPCC zu einer einheitlichen Stimme der Wissenschaft, Beck, IPCC, S. 103 ff.
 
1049
Siehe Beck, IPCC, S. 105.
 
1050
Beck, IPCC, S. 103 f.; siehe zu den Verfahrensregeln Reinecke, Klimaschutz, S. 69 ff.; ausführlich zum Prozess des Assessment-Reports Bolle, IPCC, S. 110 ff.; siehe zum Konsensverfahren des IPCC, Principles Governing IPCC Work, Nr. 10.
 
1051
Vgl. zu dieser Schwäche des IPCC und des IPCC-Budgetansatz es Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424).
 
1052
Appendix A to the Principles Governing IPCC Work, Nr. 4.3.; siehe hierzu auch Beck, IPCC, S. 153; Bolle, IPCC, S. 127 f.
 
1053
Vgl. hierzu Beck, IPCC, S. 118 ff. Nach Beck sei die Objektivität des IPCC, wenn nicht bereits durch Verankerung der nationalstaatlichen Interessen im Reviewprozess, mit dem faktisch politisierten Auftreten der individuellen Experten in den Nationalstaaten hinfällig; im Ergebnis so auch Bolle, IPCC, S. 142, die festhält, dass die Staaten an der Genese der Assessment-Reports durchgehend beteiligt sind.
 
1054
So auch Ekardt, Theorie, S. 359.
 
1055
Vgl. Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13-1396, Rn. 4.32; vgl. Land and Environment Court New South Wales v. 8.2.2019, NSWLEC 7, Gloucester Resources Limited v. Minister for Planning, Rn. 422 ff. Wenngleich es sich hierbei nicht um eine Klimaschutzklage im Sinne des hiesigen Untersuchungsgegenstands handelt, erfolgt hier eine ausführliche Auseinandersetzung mit dem Budgetansatz. Die Auseinandersetzung unter Beweisaufnahme mittels Sachverständigenbefragung zeigt dabei deutlich, die m. E. unzutreffende Einordnung des CO2-Restbudget als Tatsache; siehe auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 218.
 
1056
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 218.
 
1057
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 215.
 
1058
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 215; allerdings gilt: Das Übereinkommen von Paris gibt gerade kein Kohlenstoffbudgets vor, wie zutreffend erkannt wird von Stäsche, in: EnWZ 2019, S. 248 (252); ebenso Schlacke, in: EnWZ 2020, S. 355 (356); vgl. zur fehlenden Lastenverteilung unter dem Übereinkommen von Paris Streck, in: ZUR 2019, S. 13 (18).
 
1059
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 216 ff.
 
1060
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 22 ff.; die Auswirkungen einer unhinterfragten Anwendung des Budgetansatzes sieht man bei Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1395). Dieser prüft die nationalen Klimaschutzziele und damit insbesondere Jahresemissionsmengen ohne weitere Zwischenschritte an den Annahmen des IPCC bei einem CO2-Restbudget zur Einhaltung der 1,5-Grad-Grenze. In diesem Abschnitt verweist Buser immer wieder auf die wissenschaftlich unstrittigen Erkenntnisse, an welchen er sodann die normativen Klimaschutzziele misst. Die wesentlichen normativen Wertungen bei der Verteilung eines globalen CO2-Restbudgets will Buser dabei zum einen durch wissenschaftliche Experten und – wenn auch so nicht ausgesprochen – durch die Gerichte in Klimaschutzklagen treffen lassen; vgl. hierzu auch Wegener, der von der „Umsetzung der äußerst anspruchsvollen naturwissenschaftlichen Zielvorgaben“ und der anschließenden gerichtlichen Kontrolle spricht, Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (12).
 
1061
Siehe zur Gefahr einer „expertokratischen“ Entwicklung der Gewaltenteilung insbesondere in der Klimapolitik Ekardt, Theorie, S. 339 ff.; die Angaben des IPCC haben keine normative Wirkung, halten mE zutreffend fest, Wieding/Stubenrauch/Ekardt, in: Sustainability 2020, S. 8858 (8862); vgl. zu den Schwächen des Budgetansatzes von IPCC und SRU Ekardt/Heß/Wulff, in: EurUP 2021, S. 212 (214 f.); siehe hierzu auch Verschuuren, in: RECIEL 2019, Vol. 28, No. 1, S. 94–98. Dieser verweist auf die – durchaus berechtigte Kritik – in der Rechtssache Urgenda bestehe die Gefahr, dass das Gericht die wissenschaftlichen Erkenntnisse des IPCC zu einer rechtlich bindenden Norm erhoben habe; vgl. zur Grenze zwischen Recht und Nicht-Recht sowie eine mögliche „supra-legality“ des IPCC Franzius, in: ZUR 2017, S. 515 (524 f.); vgl. Buser, in: NVwZ 2020, S. 1253 (1255), der auf die Entscheidung des VG Berlin zur Nichtanwendung einer Pro-Kopf-Verteilung des globalen CO2-Restbudgets verweist. Nach dem VG Berlin ist die Verteilung der Restbudgets eine Frage der Gerechtigkeit und Billigkeit, die einem bislang offenen politischem Prozess obliege. Jedenfalls könne das VG eine solche Verteilung nicht vorgeben; siehe im Übrigen auch Winter, in: ZUR 2019, S. 259 (270), der wie hier festhält, dass der IPCC keine normativen Vorgaben macht.
 
1062
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse des IPCC und der CO2-Budgetansatz kamen jedoch bereits in der Vorbereitung der Klimakonferenz von Paris zu tragen und wurden beim Übereinkommen von Paris berücksichtigt, UNFCCC, Report on the structured expert dialogue 2013–2015 review, 2015, S. 18 Message 5, S. 31 ff.
 
1063
Auch wenn die wissenschaftlichen Erkenntnisse bei der Bestimmung der Temperaturgrenze Einfluss genommen haben und im Kern hier auch übernommen wurden, ändert dies an der Unterscheidung von Norm und Tatsache nichts. Die Berichte des IPCC haben keinen normativen Gehalt; siehe aber zum wechselseitigen Austausch der IPCC-Berichte und der Temperaturgrenze nach Art. 2 Abs. 1 lit. a) PÜ die Entscheidung des Bezirksgerichts Den Haag in der Rechtssache Milieudefensie et alii gegen Royal Dutch Shell, Bezirksgericht Den Haag, Urteil vom 26.05.2021, Az. C/09/571932 / HA ZA 19–379, Rn. 4.4.27; die Festlegung der Temperaturgrenze enthalte empirische und normative Annahmen, meinen auch Edenhofer/Jakob, Klimapolitik, S. 41.
 
1064
So auch Winter, in: ZUR 2019, S. 259 (270); vom globalen und nationalen CO2-Restbudget als tatsächliche Voraussetzung spricht Faßbender, in: NJW 2021, S. 2085 (2087); siehe Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.12. ff.; zumindest die Frage, ob 1,5 °C nach dem IPCC Sonderbericht nicht die maßgebliche Grenze der zulässigen Klimaerwärmung ist, betrachtet das Bundesverfassungsgericht – durchaus zutreffend – als normative Wertung, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 160.
 
1065
Vgl. für eine übersichtliche Darstellung Schlacke, in: NVwZ 2021, S. 912 (915).
 
1066
IPCC, SR 1.5, Summary for Policymakers, C.1.3. sowie S. 28; SRU, Pariser Klimaziele erreichen mit dem CO2-Budget, S. 38, Rn. 3; siehe zum SRU, seiner Zusammensetzung und institutionellen Einbindung Calliess, in: Kahl, Nachhaltigkeit durch Organisation und Verfahren, S. 277 ff.; zum WBGU ders., in: ebenda, S. 280 ff.
 
1067
IPCC, SR 1.5, Summary for Policymakers, C.1.3. sowie S. 28.
 
1068
SRU, Pariser Klimaziele erreichen mit dem CO2-Budget, S. 40.
 
1069
SRU, Pariser Klimaziele erreichen mit dem CO2-Budget, S. 39, Rn. 9.
 
1070
Vgl. IPCC, SR 1.5, Summary for Policymakers; siehe aber auch bereits IPCC, AR 5.
 
1071
So im Ergebnis auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 216; siehe zum nationalen Budget und den Vorschlägen zur Bestimmung des Budgets durch WBGU und SRU Franzius, in: ZUR 2021, S. 131 (137 f.).
 
1072
SRU, Pariser Klimaziele erreichen mit dem CO2-Budget, S. 51, Rn. 32; vgl. WBGU, Kassensturz für den Weltklimavertrag – Der Budgetansatz, S. 21 ff. Der WBGU schlug bereits vor Abschluss des Übereinkommens von Paris ein globales CO2-Budget als verbindliche Obergrenze vor. Anhand einer weltweit gleichen Zuteilung pro Kopf sollte das Budget auf die Nationalstaaten verteilt werden, S. 23. Die Bestimmung der nationalen Budgets würde über vier Parameter erfolgen: Zeitraum des Gesamtbudgets mit Anfangs- und Endjahr, Wahrscheinlichkeit zur Zielerreichung, demografisches Referenzjahr und zugrunde gelegte Bevölkerungszahl, S. 24. Der WBGU spricht hier zutreffend von politisch relevanten und damit verhandelbaren Parametern, S. 24. Wenngleich der WBGU das an dieser Stelle nicht verdeutlicht, wird hier dennoch klar, dass es sich auch bei diesen Paramenter und damit der Ableitung des nationalen CO2-Budgets um normative Wertungen handelt; siehe für eine Auseinandersetzung zur Tauglichkeit des Budgetansatzes nach SRU und WBGU Schlacke, in: NVwZ 2021, S. 912 (915 f.). Die Ausführungen von Schlacke mögen in der Sache dienlich sein, sie gehen aber am Problem vorbei. Die entscheidende Frage ist nicht, ob die Berechnungsgrundlage des SRU oder des WBGU tauglicher ist, ob die Berücksichtigung historischer Emissionen dem einen oder dem anderen Expertengremium besser gelingt. Maßgeblich ist vielmehr, dass hier ein Expertengremium und damit nicht der parlamentarische Gesetzgeber die ihm vorbehaltenen Wertungen trifft; vgl. auch Franzius, in: ZUR 2021, S. 131 (138 f.). Franzius meint, das Budget lasse sich mangels politischer Festlegung allenfalls wissenschaftlich ermitteln und sodann in den Annahmen kritisieren. Zumindest im Rahmen einer Klimaschutzklage wäre dies mE nicht überzeugend. Die „Annahmen“ sind teilweise normativer Art und dem parlamentarischen Gesetzgeber vorbehalten. Auch Franzius begrenzt die Bestimmung des Budgets eines Expertenrates im Ergebnis auf eine beratende Funktion, S. 138.
 
1073
Wenngleich es daraus m. E. nicht die richtigen Schlüsse zieht, erkennt dies zutreffenderweise auch das Bundesverfassungsgericht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 215; so auch schon Hoge Raad Entscheidung vom 20.12.2019, 19/00135, ECLI:NL:HR:2019:2007, Rn. 6.2. Dieser geht jedoch sodann davon aus, dass die Gerichte ausgehend von anerkannten nationalen und internationalen Prinzipien zumindest das Minimum des nationalen CO2-Restbudgets bestimmen können, Rn. 6.3; vgl. Winter, in: ZUR 2019, S. 259 (263 f.), der etwa bei der Aufteilung des globalen Gesamtbudgets auf die Nationalstaaten auf normative Kriterien wie die „gemeinsame aber differenzierte Verantwortlichkeit“, die „jeweiligen Fähigkeiten“ und die „Gerechtigkeit“ zugreift; siehe zur Unterscheidung von Tatsachen- und Werturteil Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 41; Wertungen und Unsicherheiten jedenfalls beim Ableiten des nationalen Budgets erkennt Frenz, in: DÖV 2021, S. 715 (724); ders., in: EnWZ 2021, S. 201 (202 f.); siehe zu den umfangreichen Wertungen, die für eine Ableitung des national fair share notwendig sind, Rajamani et al., in: Climate Policy 2021/Vol. 21, issue 8, S. 983–1004; siehe auch unter Betonung der im Übereinkommen von Paris festgehaltenen Prinzipien der Gerechtigkeit und der gemeinsamen aber unterschiedlichen Verantwortung Rajamani/Werksman, The legal character and operational relevance of the Paris Agreement’s temperature goal, S. 7 ff.
 
1074
Dennoch bestehen in den Erdsystemwissenschaften Bemühungen gerade solche und andere nationalen Anteile zu bestimmen. Um Wertungen, die letztlich normativer Art und dem parlamentarischen Gesetzgeber vorbehalten sind, kommen sie dennoch nicht umhin. Siehe hierzu exemplarisch die Bemühungen ausgehend vom Konzept der planetaren Belastungsgrenzen nationale Anteile zu bestimmen, hier sodann unter Beachtung von Gerechtigkeitserwägungen, wie dem Prinzip der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung, Häyhä et al., in: Global Environmental Change 2016, Vol. 40, S. 60 (63 ff.).
 
1075
Vgl. zu historischen Emissionen und den dahinterstehenden Rechtsfragen Sier, Global Crisis, S. 92 ff.; siehe zur Berücksichtigung historischer Klimaschulden auch SRU, Pariser Klimaziele erreichen mit dem CO2-Budget, S. 51, Rn. 32.
 
1076
Vgl. zu den dahinterstehenden Wertungen Ekardt, Theorie, S. 392 ff. Ekardt will u. a. eine Abwägungsregel begründen, die zu einer Pro-Kopf-Verteilung des globalen Restbudgets unter Beachtung der Verursachungsverantwortung und Leistungsfähigkeit der Nationalstaaten führt; deutlich auch das VG Berlin, VG 10 K 412, 18, S. 25 ff. Das VG Berlin hält mit Blick auf das globale CO2-Budget des IPCC und die Ableitung eines nationalen Budgets nach dem SRU folgendes fest: „Die Frage der Verteilung des globalen CO2-Restbudgets ist nicht Gegenstand deskriptiver Naturwissenschaft, sondern es geht um einen normativen und ethischen Diskurs zu Fragen der Gerechtigkeit und Billigkeit (equity) und um das Thema eines wichtigen politischen Verhandlungsprozesses. Es spricht viel dafür, das weltweit verbleibende CO2-Restbudget zumindest gleichmäßig pro Kopf der Weltbevölkerung aufzuteilen. Soweit ersichtlich, gibt es aber bislang weltweit keinen einzigen Industriestaat, der sich daran hält. Und es steht dem angerufenen Verwaltungsgericht unter Beachtung des Gestaltungs- und Einschätzungsspielraums der Exekutive nicht zu, diesen Maßstab der Bundesregierung als zwingendes und verpflichtendes Mindestmaß an Klimaschutz vorzuschreiben.“, S. 26; vgl. hierzu Winter, in: ZUR 2019, S. 259 (263), der für die Budgetrechnung einen „top down-Ansatz“ anspricht: die Bestimmung des verfügbaren globalen Budgets, die Aufteilung dieses Budgets auf die einzelnen Staaten sowie – und spätestes hier werden die normativen Wertungen deutlich – die möglichen und rechtlich gebotenen Wege das Budget auf nationaler Ebene zu verausgaben, S. 263.
 
1077
Siehe hierzu Streck, in: ZUR 2019, S. 13 (18); Wegener, L., in: Transnational Environmental Law 2020, Vol. 9, No. 1, S. 17(24); die globale Temperaturgrenze könne auch nicht einfach auf die einzelnen Vertragsparteien runtergebrochen werden, erkennt Franzius, Brauchen wir eine Verfassungsänderung für mehr Umweltschutz?, S. 5; siehe zur Genese der langfristigen Temperaturgrenze und den Elementen, aus welchen diese Grenze nach dem Übereinkommen von Paris besteht, Winkler, H., in: Klein et al., Paris Agreement, S. 143 f.; Seibert, in: DVBl 2021, S. 1141 (1144); die Temperaturgrenze nach Art. 2 Abs. 1 lit. a) PÜ enthalte eine verbindliche globale Vision, gebe aber keinerlei verbindliche Auskunft über kollektive, geschweige denn individuelle (d. h. hier für einzelne Nationalstaaten) bestehende Reduktionslasten, meinen auch Rajamani/Werksman, The legal character and operational relevance of the Paris Agreement’s temperature goal, S. 5.; vgl. auch Wagner, in: NJW 2021, S. 2256 (2258). Demnach habe das Bundesverfassungsgericht im Klima-Beschluss das im Übereinkommen von Paris noch fehlende Emissionskontingent kurzerhand „nachgeliefert“.
 
1078
Vgl. Rajamani et al., in: Climate Policy 2021/Vol. 21, issue 8, S. 983–1004; Wegener, L., in: Transnational Environmental Law 2020, Vol. 9, No. 1, S. 17 (24 f.); siehe für ein „equity-based assessment“ der bis zum Jahresende 2018 eingereichten NDCs und damit implizit den Nachweis von Wertungen zur Bestimmung des nationalen Restbudgets, Climate Equity Reference Project, After Paris; vgl. auch Liston, in: Cambridge International Law Journal 2020, Vol. 9, No. 2, S. 241–263. Liston arbeitet zudem mE zutreffend das Problem heraus, dass der national fair share jeweils in den Nationalstaaten bestimmt wird, sodass es mangels einer globalen Steuerung zu Wertungswidersprüchen und insgesamt einem Verfehlen der internationalen Temperaturgrenze kommen kann, S. 244 f.
 
1079
Vgl. Franzius/Kling, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 203.
 
1080
Vgl. Rajamani et al., in: Climate Policy 2021/Vol. 21, issue 8, S. 983–1004; Winter, in: ZUR 2019, S. 259 (263 f.).
 
1081
Tatsächlich erkennt auch das Bundesverfassungsgericht diese „Aufteilungskriterien“ für die Ableitung eines nationalen aus dem globalen Restbudget, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 225. Die entscheidenden Schlüsse zieht das Bundesverfassungsgericht m. E. daraus aber nicht, wenn es trotz dieser Aufteilungskriterien, die einer normativen Wertung bedürfen, das nationale Budget nach dem SRU anwenden will und die hierin bestehenden Unsicherheiten (naturwissenschaftlicher und damit tatsächlicher Art) mit den Wertungen gleichstellt und schließlich auf einen Wertungsspielraum des Gesetzgebers abstellt, Rn. 228 f.; vgl. hierzu Frenz, in: EnWZ 2021, S. 201 (204), nach diesem Schwang sich das Bundesverfassungsgericht zu einer eigenen Ableitung eines nationalen Restbudgets auf Basis des SRU und der von ihm gewählten Berechnungsmethoden auf.
 
1082
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 225; vgl. auch Liston, in: Cambridge International Law Journal 2020, Vol. 9, No. 2, S. 241–263. Liston betont zudem, dass seine Anwendung des Budgetansatzes und eine Bestimmung des national fair share wie in der Rechtssache Urgenda bei einer globalen Anwendung nicht einmal zur Einhaltung der 2-Grad-Grenze genügen würde, S. 242.
 
1083
In der Rechtssache Urgenda verweist der District Court neben den IPCC Berichten auch auf Beschlüsse der Vertragsparteienkonferenz unter der Klimarahmenkonvention, vgl. Verschuuren, in: RECIEL 2019, Vol. 28, No. 1, S. 94–98.
 
1084
Vgl. UNFCCC/Decision/1/CP.24. IV. Special Report of the Intergovernmental Panel on Climate Change, No. 26.
 
1085
Vgl. UNFCCC/SBSTA/2019/L.15.
 
1086
Vgl. UNFCCC/Decision -/CP.26, No. 2 bzw. No. 5.
 
1087
Anderer Ansicht ist Cox, der auf die gemeinsame Annahme der IPCC-Berichte durch die Vertragsparteien der Klimarahmenkonvention verweist und basierend hierauf für die Nationalstaaten keinerlei Möglichkeiten sieht, die Ergebnisse der Berichte zu bestreiten, Cox, in: Journal of Energy & Natural Resources Law 2016, Vol. 34, No. 2, S. 143 (146). M.E. unterscheidet Cox hier zum einen nicht präzise zwischen Norm und Tatsache, zum anderen verkennt er, dass jedenfalls für den Budgetansatz und etwaige nationale Restemissionsbudgets eine solche förmliche Annahme durch die Vertragsparteien nicht besteht.
 
1088
An dieser Einschätzung ändern auch keine in der Klimarahmenkonvention und dem Übereinkommen von Paris bestehenden Verweise auf die Wissenschaft. So argumentiert aber Verschuuren, in: RECIEL 2019, Vol. 28, No. 1, S. 94–98.
 
1089
Vgl. zur Würdigung Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 37 ff., der festhält, dass in den Subsumtionsprozess nur empirische Tatsachen gehören; zum transnationalen Klimaschutzrecht gehöre aber, dass „Experten“ wie das IPCC in die internationale Rechtserzeugung einbezogen werden, meint Franzius, in: ZUR 2017, S. 515 (521). Unklar ist, auf welchen Zeitpunkt der Rechtserzeugung bzw. auf welchen Rechtstext sich Franzius hier bezieht; die Begründung eines nationalen CO2-Restbudgets als Maßstab anhand der Rechtssache Urgenda erfolgt übersichtlich bei Cox, in: Journal of Energy & Natural Resources Law 2016, Vol. 34, No. 2, S. 143 (151 ff.); allgemein zur Festlegung von Nachhaltigkeitszielen und der hierbei notwendigen Unterscheidung von wissenschaftlichen Informationen und normativ-wertenden Festlegungen Appel, Zukunfts- und Entwicklungsvorsorge, S. 354 ff.
 
1090
So auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 160.
 
1091
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 160; die Spannweite der Temperaturgrenze bedarf einer juristischen Auslegung, also normativen Wertung, meinen auch Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 10; so auch Wieding/Stubenrauch/Ekardt, in: Sustainability 2020, S. 8858 (8863).
 
1092
Vgl. Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 14 f., die zudem betonen, dass eine zu späte Datierung des vorindustriellen Niveaus zu großzügigeren Budgetberechnungen führen.
 
1093
Siehe Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424).
 
1094
Vgl. Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424 f.).
 
1095
IPCC SR 1.5 Häufig gestellte Fragen, S. 8.
 
1096
IPCC SR 1.5 Häufig gestellte Fragen, S. 8.
 
1097
IPCC SR 1.5 Häufig gestellte Fragen, S. 8.
 
1098
Dass die möglichen Abweichungen durch die Auswahl des Zeitraums in Höhe von einigen Zehntel Grad Celsius erheblich ins Gewicht fallen, sieht auch der IPCC, IPCC SR 1.5 Häufig gestellte Fragen, S. 8; kritisch hierzu auch Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424 f.).
 
1099
IPCC, SR 1.5, Summary for Policymakers; vgl. zu den rechtlichen Auswirkungen der Szenarien Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 12 ff.
 
1100
Vgl. IPCC, SR 1.5, Summary for Policymakers.
 
1101
IPCC, SR 1.5, Summary for Policymakers, C.1.3.
 
1102
SRU, Pariser Klimaziele erreichen mit dem CO2-Budget, S. 45 f., Rn. 17 f.; kritisch zu diesen „Schutzwahrscheinlichkeiten“ Ekardt/Wieding/Zorn, Paris-Abkommen, Menschenrechte und Klimaklagen, S. 15 f.; ebenso Wieding/Stubenrauch/Ekardt, in: Sustainability 2020, S. 8858 (8865).
 
1103
Siehe hierzu Abschn. 4.1.5.3; siehe auch Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424).
 
1104
Die Schwächen des IPCC Budgetansatzes insbesondere mit Blick auf das Konsensverfahren werden aber vom Bundesverfassungsgericht einfach übergangen, erkennen auch Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424).
 
1105
Im Ergebnis zustimmend, wenngleich ohne vertiefte Auseinandersetzung, Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1394 f.).
 
1106
Siehe zum Maß der gerichtlichen Überzeugung und Unterscheidung zwischen objektiver Theorie, die auf eine Wahrscheinlichkeit abstelle, und subjektiver Theorie, die eine innere Überzeugung des Entscheidungsträgers in den Vordergrund stellt, Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 82 ff.
 
1107
So auch die Bundesregierung, die zwar den Budgetansatz des IPCC für wissenschaftlich fundiert, aber mit erheblichen Unsicherheiten behaftet, betrachtet, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 69.
 
1108
Siehe hierzu Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 106 ff.
 
1109
Siehe zum argumentativen Patt, quanti- und qualitativen Erkenntnisdefizit als Grundlage des non liquet Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 107 ff.
 
1110
Ausführlich zum non liquet und Abwägungsentscheidungen Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 106 ff.
 
1111
Das Manisfestieren konkreter Grundrechtsverletzungen sei jedenfalls vergleichsweise undeutlich, meint Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (12); siehe zur Einordnung der Kausalitätsfragen als eine zentrale Herausforderung von Klimaklagen Voigt, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 14 f.
 
1112
Siehe zur Komplexität des globalen Klimawandels Ekardt, Theorie, S. 20 f.
 
1113
Siehe Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (12): „Der Klimawandel ist ein zu komplexes und weitausgreifendes Phänomen, als dass er sich – jenseits denkbarer Einzelfälle – sinnvoll in der Kategorie der individuellen Grundrechtsverletzung beschreiben und juristisch erfassen ließe.“; siehe hierzu auch Connecticut v. American Electric Power, 05–5104-cv, 05–5119-cv, S. 24 ff.; vgl. hierzu Guarino, in: Boston College Environmental Affairs Law Review 2011, Vol. 38, No. 1, S. 125 (132); siehe auch Sier, Global Crisis, S. 165 f.; vgl. zu diesem Vorwurf der Überkomplexität ebenfalls Graser, in: ZUR 2019, S. 271 (273); vgl. mit Blick auf die Komplexität des Umweltschutzes insgesamt und die Grenzen des menschlichen Wissens Voßkuhle, in: NVwZ 2013, S. 1 (8). Voßkuhle meint, „jenseits konkreter Gefährdungslagen weiß eben niemand genau, welche umweltschützenden Maßnahmen getroffen werden müssen, damit die Menschheit auf diesem Planeten weiter gut leben kann.“ Das ist jedenfalls mit Blick auf den Klimawandel, aber auch in weiteren Bereichen des Umweltschutzes, schlichtweg unzutreffend. Hier setzt Voßkuhle gleich zwei (fehlerhafte) Annahmen voraus, um für eine Zurückhaltung bei gerichtlichem Umweltschutz zu plädieren. Erstens blickt er zu stark in die Details der Umweltschutzmaßnahmen. Richtig ist, dass keiner genau zu sagen vermag, welche Reduktionslast bspw. im Klimaschutz wen treffen solle, welche neue Technologien gefördert werden sollen. Klar ist aber, dass Treibhausgasemissionen und eine Akkumulation dieser in der Atmosphäre unterbunden werden müssen. Zweitens setzt Voßkuhle voraus, dass im gerichtlichen Streitverfahren gerade über solche konkreten Maßnahmen zu entscheiden und damit das Gericht eine bestimmte Maßnahme vorzugeben hätte. Das aber ist jedoch nur ausnahmsweise vorstellbar. Vielmehr würden die Gerichte Leitlinien und äußerste Rahmenbedingungen des notwendigen Umweltschutzes festhalten.
 
1114
Dass es auf die Komplexität der Sache nicht ankommt, sondern auf die Frage, ob eine auf Prinzipien basierte und rationale Streitklärung vor Gericht überhaupt möglich ist, betont – im Zusammenhang mit der political question doctrineBradford, in: Boston College Law Review 2011, Vol. 52, No. 3, S. 1064 (1081); vgl. zur Frage, ob Gerichte das angemessene Forum zur Streitklärung in Klimaschutzklagen sind auch UNEP, Klimawandel vor Gericht, S. 30.
 
1115
Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 489.
 
1116
Vgl. hierzu Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13-1396, Rn. 4.3. Das Gericht räumt hier selbst ein, dass es über keine „independent expertise“ verfüge und seine Entscheidung lediglich auf den ihm zugänglichen und von den Parteien beigebrachten Fakten gründe.
 
1117
Im wahrsten Sinne des Wortes sind die maßgeblichen Tatsachen „nur einen Klick entfernt“, https://​www.​ipcc.​ch.
 
1118
Den Vergleich zur Komplexität bei den sozialen Rechten zieht Graser, in: ZUR 2019, S. 271 (274). Gemeint ist hier aber nicht die Komplexität der Tatsachenebene, sondern vielmehr die komplexen rechtlichen Fragestellungen; zu dieser Form der Komplexität als einer von drei Gründen für die Evidenzkontrolle bei Schutzpflichten Szczekalla, Schutzpflichten, S. 223 f.; vgl. zur „art of judging environmental disputes“, Preston, in: Southern Cross University Law Review 2008, Vol. 12, S. 103–128; entgegen dem ersten Anschein der blumigen Titulierung kommt Preston zu der m. E. überzeugenden und ebenso nüchternen Einschätzung, dass sich keine Unterschiede zu sonstigen Rechtsstreitigkeiten aufzeigen, S. 127. Mit den Worten von Preston sind damit auch nationale Klimaschutzklagen aus Sicht der Rechtsprechung keine besonders herauszuhebende „Kunst“.
 
1119
Im Berliner Rahmenlehrplan Geografie der Sekundarstufe II sind Klimaschutz, anthropogener Klimawandel und klimatische Prozesse mitumfasst, S. VI, 19, 22, online verfügbar unter: file:///C:/Users/user/Downloads/mdb-sen-bildung-unterricht-lehrplaene-sek2_geografie%20(2).pdf.
 
1120
Vgl. Voigt, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 14, der die Notwendigkeit der Übersetzung der komplexen wissenschaftlichen Zusammenhänge in eine für Juristen verständliche Sprache als Herausforderung von Klimaklagen einordnet.
 
1121
So hält auch das Bezirksgericht in der Rechtssache Urgenda fest, dass es über keine eigene Expertise im Bereich des globalen Klimawandels verfüge, was einer Entscheidung basierend auf den von den Parteien eingebrachten und frei zugänglichen Fakten nicht entgegensteht, Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.3.
 
1122
Die Klimaentwicklung sei hinreichend „tief, transparent, verständlich und neutral aufbereitet“ meint auch Winter, in: ZUR 2019, S. 259 (269).
 
1123
In einer wissenschaftlich ungeklärten Situation steht es dem Gesetzgeber, die Gefahrenlagen und Risiken zu bewerten, vgl. BVerfGE 128, 1 (39).
 
1124
Vgl. Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 487. Nach Bickenbach stehen die tatsächliche und fachliche Befähigung der Richter der gesetzlich angeordneten Untersuchungspflicht nicht entgegen. Im Zweifel sind Sachverständige heranzuziehen; siehe hierzu auch Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 108 ff., der m. E. zutreffend festhält, dass ein qualitatives Erkenntnisdefizit Fehler und Mängel des Entscheiders selbst umfasse.
 
1125
Normativität dürfe vor Faktizität nur aus rechtlichen Gründen kapitulieren, meint Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 489, er verweist zur Begründung aber auf die Gewaltenteilung statt das Rechtsstaatsgebot.
 
1126
Vgl. zum ohnehin aleatorischen Element der Zuständigkeit eines spezifischen Entscheidungsträgers, Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 84. Dieser „Zufall“ würde umso schwerer wiegen, wenn es zugleich auf die nicht-rechtswissenschaftlichen Kenntnisse des Entscheidungsträgers ankäme.
 
1127
Aber auch der Staat insgesamt muss alles in seiner Macht stehende unternehmen, die Gerichte zur Bewältigung der ihn verfassungsgemäß zukommenden Aufgabe zu befähigen. Die überzeugende Antwort auf eine mögliche Komplexität des Klimawandels und der potenziellen Klimaklagen lautet somit nicht Klageabweisung, sondern Weiterbildung der Richterinnen und Richter. Ein solches „capacity-buidling in climate-related matters“ fordert auch Payandeh, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 78; vgl. Di Fabio, in: JZ 2020, S. 1073 (1078). Dieser meint, das Problem liege nicht in der Komplexität – die ohnehin für alle gesellschaftlichen Aspekte und potenziellen Streitgegenstände zunimmt –, sondern vielmehr an der mangelnden Pflege der Institutionen. Wächst die Komplexität müssen auch die Mittel zur Beherrschbarkeit und Reduktion der Komplexität wachsen.
 
1128
So auch Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 487.
 
1129
Vgl. zu den möglichen Zweifeln der Kausalität Sier, Global Crisis, S. 175 ff.; siehe zu den Unsicherheiten im Hinblick auf den spezifischen Kausalverlauf Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (896); vgl. zur Kausalität in Klimaschutzklagen im Allgemeinen IBA, Model Statute, S. 18 ff.; hierzu auch Voigt, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 14 f. sowie Groß, in: ebenda, S. 91 f.; Voland, in: NVwZ 2019, S. 114 (118 f); vgl. allgemein zu regelmäßigen Schwierigkeiten in der Bewertung von Umweltrisiken, Ursachen – und Folgenzusammenhang sowie erheblichen Erknntisdefizite, Brönneke, Umweltverfassungsrecht S. 314.
 
1130
So auch die Bundesregierung, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 89: „Zwischen den Ursachen an dem einen Ort der Welt und den Auswirkungen an einem anderen Ort der Welt stehe immer das global wirkende Phänomen des Klimawandels. Eine direkte, nachweisbare Kausalität zwischen Ursache und Wirkung könne für keine einzige Treibhausgasquelle hergestellt werden.“; vgl. Engel, in: University of Pennsylvania Law Review 2007, Vol. 155, No. 6, S. 1563 (1585 f.); siehe Groß, in: NVwZ 2020, S. 337 (339 f.)., der insbesondere festhält, dass trotzt Klarheit über den globalen Klimawandel ansich jedenfalls nicht in räumlich präziser Weise die zukünftigen, individuell Geschädigten bestimmt werden können, S. 340; siehe zu den spezifischen Herausforderungen an Kausalität und Zurechnung im Rahmen des globalen Klimawandels und hier anhand europäischer Menschenrechte Hänni, in: EuGRZ 2019, S. 1–20.
 
1131
Siehe hierzu Groß, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 88 sowie zu den Hintergründen der erschwerten bzw. ausgeschlossenen Nachweisbarkeit Weller/Nasse/Nasse, in: ebenda, S. 385 f.; siehe auch Dobson, in: Climate Law 2018, Vol. 8, S. 207 (225 f.); vgl. Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 314 ff., der auf die in der Umweltwissenschaft kaum insgesamt beschränkte Möglichkeit vom Nachweis von singulär kausalen oder auch linear kausalen Zusammenhängen verweist. Ausdrücklich unter Nennung des Treibhausgaseffektes, ders., ebenda, S. 316; vgl. auch Sier, Global Crisis, S. 55. Sier meint, zwischen Extremwetterereignissen und Treibhausgasemissionen lasse sich ein „firm causal link“ jedenfalls bislang nicht nachweisen. Tatsächlich besteht bereits ein Forschungszweig, der sich mit der Zuordnung von Extremwetterereignissen als Folge des Klimawandels befasst, die sog. extreme weather attribution science; die Erkenntnisse aus dieser Forschung werden für nationale Klimaschutzklagen weiteren Auftrieb bringen, meinen Marjanac/Patton, in: Journal of Energy & Natural Resources Law 2018, Vol. 36, No. 3, S. 265–298; vgl. zur Anwendung dieser wissenschaftlichen Erkenntnisse in climate change litigation, Pfrommer et al., in: Climate Change 2019, Vol. 152, S. 67–84; außerhalb von Fragen der Staatsklimahaftung bedarf es dieser weitreichenden Versuche zum Nachweis spezifischer Verantwortlichkeiten m. E. nach nicht; vgl. zur Rolle der Wissenschaft für climate change litigation auch unter Betrachtung der „attribution science“ Setzer/Vanhala, in: WIREs Clim Change 2019, Vol. 10, No. 3, S. 1 (9 f.); siehe zudem ebenfalls Peel/Ososfky/Foerster, in: Onati Social-Legal Series 2019, Vol. 9, No. 3, S. 275 (284 f.); allgemeiner zum Wandel der Zurechnung und den rechtlichen Schwierigkeiten, auch mit Blick auf die globale Erwärmung und die Zurechnung zu spezifischen Verursachern, Di Fabio, in: JZ 2020, S. 1073 (1077).
 
1132
Siehe hierzu und der damit verbundenen Frage des Schutzes künftiger Generationen und junger Menschen Saurer, in: ZUR 2018, S. 679 (681). Dieser spricht hier sodann „untechnisch“ von „Intergenerationsklagen“; vgl. zum Element der „zeitlichen Nähe“ als Bestandteil des Gefahrenbegriffs und möglichen Zweifeln am Bestehen einer Gefährdungslage Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (896). Diese will sodann trotz nicht unerheblichen Zeitversatzes mangels denkbarer intervenierender Ereignisse eine Gefahr annehmen; so auch Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 135, der hervorhebt, dass es trotz zeitlicher Verzögerung ohne staatliches Handeln nicht zur Unterbrechung des Kausalverlaufs kommt. Sowohl Meyer als auch Franzius umschreiben damit nichts anderes als die Unumkehrbarkeit der Treibhausgasemissionen, deren Akkumulation in der Atmosphäre und Verstärkung des Treibhauseffektes.
 
1133
Vgl. zu historischen Emissionen und den dahinterstehenden Rechtsfragen Sier, Global Crisis, S. 92 ff.
 
1134
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 32, 108, 118, 186.
 
1135
Vgl. Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (896). Dieser spricht unter Vergleich zur Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zum Sicherheitsrecht und zur Terrorismusbekämpfung von einer drohenden Gefahr. Für eine solche seien die spezifischen Kausalverläufe nicht konstitutiv; vgl. auch Frank, in: NJOZ 2010, S. 2296 (2297 ff.), der, wenngleich er auf die zivilrechtliche Haftung blickt, hier zwischen haftungsbegründender und haftungsausfüllender Kausalität unterscheidet. Erstere aber genügt um Schutzansprüche (auch im Zivilrecht) geltend zu machen. Schwierigkeiten bestehen beim Nachweis der Haftungshöhe, also einem möglicherweise bezifferten Beitrag des Staates bzw. privaten Rechtsträgers zum Klimawandel und der Verletzung; siehe zur Unterscheidung und den anschließenden Problemen der haftungsbegründenden und haftungsausfüllenden Kausalität Pöttker, Klimahaftungsrecht, S. 47 ff.
 
1136
Ein solcher Vortrag entspricht vielmehr dem Haftungsrecht und wäre somit in – hier nicht näher verfolgten – Verfahren der Staatsklimahaftung oder der Haftung von Privaten von Relevanz. Hier können durchaus Probleme der Nachweisführung auftreten. Siehe hierzu Frank, in: NVwZ 2017, S. 664–669; vgl. hierzu Harrington/Otto, in: Climate Change 2019/153, S. 15–20.
 
1137
Siehe hierzu den Klagevortrag in der Rechtssache Urgenda, Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689/HA ZA 13–1396, Rn. 3.1. Auch die Stiftung Urgenda geht den Dreischritt von 1. globaler Klimawandel durch anthropogene Treibhausgasemissionen, 2. menschenrechtsrelevante Gefährdung von einer Vielzahl von Personen und 3. Beitrag der Niederlande zum globalen Klimawandel. Das Bezirksgericht folgt diesem Vortrag ohne größere Auseinandersetzung mit weiteren Fragen der Kausalität, Rn. 4.90.; jedes emittierte CO2-Molekül sorgt in der gesamten Atmosphäre für eine Verdichtung der Gasmoleküle und trägt so zum Temperaturanstieg bei. Damit aber ist jede Emission sogleich ursächlich für den globalen Klimawandel. Siehe hierzu unter der griffigen Formel „Wir sind das Klima“, die besagen soll, dass ausnahmslos alle Emissionen unabhängig von Ort und Zeit des Ausstoßes zum Klimawandel beitragen, Schirmer, in: JZ 2021, S. 1099 (1103); vgl. Ismer, Klimaschutz, S. 40 f.; vgl. hierzu auch Frank, in: NVwZ 2018, S. 960 (960 f.). Angesichts globaler Emissionen können jedoch Zweifel über das genaue Ausmaß der Mitkausalität des Nationalstaates bestehen, ders., in: ebenda, S. 961; vgl. zu diesem Verständnis der Kausalität, angelehnt an den Ansatz der fairen Verteilung der globalen Reduktionslast, Hänni, in: EuGRZ 2019, S. 1 (14 f.). Demnach sei jedenfalls der jeweilige nationale Beitrag zum Klimawandel über das dem Staat zustehende verbliebene CO2-Restbudget hinaus kausal für etwaige Beeinträchtigungen und Schäden, S. 15.
 
1138
So auch Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1390); siehe Frank, in: NVwZ 2018, S. 960–962, der insbesondere das „global mixing“ und damit zusammenhängende Fragen der Kausalität anschaulich beschreibt; wenig umstritten sei die Tatsachengrundlage meinen auch Möllers und Weinberg, jedenfalls mit Blick auf den Klima-Beschluss, Möllers/Weinberg, in: JZ 2021, S. 1069 (1069); vgl. Ismer, Klimaschutz, S. 39 f., der die Ursächlichkeit menschlicher Treibhausgasemissionen für den Klimawandel durch den IPCC als letztlich geklärt erachtet; Schröder spricht von einer Einigkeit darüber, dass der Klimawandel zu Beeinträchtigungen der Menschenrechte führen kann. Ungewiss sei nur wann, wo und mit welcher Intensität, Schröder, in: EurUP 2018, S. 86 (89 f.).
 
1139
So im Ergebnis auch der Gerichtshof in der Rechtssache Urgenda, Gerechtshof Den Haag Entscheidung vom 09.10.2018, 200.178.245/01, ECLI:NL:GHDHA:2018:2610, Rn. 64.; im niederländischen Recht kommt es bei solchen Fällen der Sorgfaltspflichtverletzung jedoch auch nicht auf einen vollwertigen Kausalitätsnachweis an. Vielmehr genügt der Nachweis, dass die Sorgfaltspflicht verletzt wurde, siehe hierzu Backes/van der Veen, in: Journal for European Environmental & Planning Law 2020, Vol. 17, S. 307 (310); vgl. auch Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (895), der auf die sehr hohe Wahrscheinlichkeit schwerwiegender weltweiter Auswirkungen und damit einhergehende Beeinträchtigung von Freiheitsrechten verweist; vgl. grundsätzlich zur Möglichkeit von Verletzungen innerhalb Deutschlands aufgrund des globalen Klimawandels, wenngleich hier freilich nur ein kollektives Risiko betrachtet wird, UBA, Vulnerabilität Deutschlands gegenüber dem Klimawandel; vgl. im Übrigen Engel, in: University of Pennsylvania Law Review 2007, Vol. 155, No. 6, S. 1563 (1586 f.). In Streitigkeiten, die letztlich auf „prospective abatement rather than damages“ zielen, will Engel einen zum vorliegenden Ansatz vergleichbaren Maßstab an die Kausalitätsprüfung ansetzen, S. 1585. Demnach müsse eine generelle und spezifische Kausalität nachgewiesen werden. Generelle Kausalität meine die Kausalität von Treibhausgasemissionen für den Klimawandel, spezifische Kausalität meine, dass die Treibhausgasemission eines Staates oder eines Unternehmens ein „but-for cause“ (conditio sine qua non) für den Klimawandel sei, S. 1585; verschärfte Anforderungen mögen allenfalls für Fragen der Staatsklimahaftung gelten, vgl. Verschuuren, in: RECIEL 2019, Vol. 28, No. 1, S. 94–98; siehe auch Wolfrum, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 149 ff. sowie Wagner/Arntz, in: ebenda, S. 412 ff.; mit kritischen Anmerkungen zur Kausalität in solchen Haftungsfragen Posner, in: University of Pennsylvania Law Review 2007, Vol. 155, No. 6, S. 1925 (1926 f.); m. E. zutreffend hält Sier fest, „in the realm of climate change, most issues are sufficiently clear,“ Sier, Global Crisis, S. 166.; vgl. für Zweifel an der Grundrechtsgefährdung, aufgrund allenfalls modellierbarer Szenarien der komplexen Mensch-Umwelt-Systeme, Söhnlein, Landnutzung, S. 119.
 
1140
Vgl. Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 135, der festhält, dass die Vorhersehbarkeit des Kausalverlaufs für die Gefahr nicht konstitutiv ist; vgl. auch Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (896).
 
1141
Siehe hierzu die Einwendungen des Deutschen Bundestags – ohne die Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen –, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 75.
 
1142
Vgl. hierzu und den damit verbundenen Kausalitätsfragen Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (898); vom „common action problem“ spricht Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1393).
 
1143
Siehe hierzu und zu weiteren zentralen Herausforderungen von Klimaklagen, Peel, in: Carbon & Climate Law Review 2011, Vol. 5, No.1, S. 15–24; das „drop in the ocean“-Argument war auch Streitgegenstand in der Rechtssache Urgenda, siehe hierzu Verschuuren, in: RECIEL 2019, Vol. 28, No. 1, S. 94–98; siehe zur Frage der Kausalität vor dem Hintergrund, dass der globale Klimawandel zur Verletzung aller führen kann und potenziell durch Akteure in der ganzen Welt verursacht wird Gupta, in: RECIEL 2016, No. 1, S. 76 (80 ff.).
 
1144
Vgl. Frank, in: NVwZ 2018, S. 960–962; so auch Rehbinder, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 57; siehe Seibert, in: DVBl 2021, S. 1141 (1144), der hier von einer hinreichenden Teilverantwortlichkeit des jeweiligen Nationalstaates spricht.
 
1145
Siehe hierzu Abschn. 4.2.3.1.2.
 
1146
Das Argument trage zudem nicht, da jeder Staat sich somit seiner Verantwortung entziehen könnte, hält auch der Hohe Rat in der Rechtssache Urgenda fest, Hoge Raad Entscheidung vom 20.12.2019, 19/00135, ECLI:NL:HR:2019:2007, Rn. 5.7.7; vgl. hierzu Verschuuren, in: RECIEL 2019, Vol. 28, No. 1, S. 94–98.
 
1147
Siehe zur Abwägungslast und allgemeinen Regeln dieser Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 114 ff. Dabei ordnet Riehm auch die Tatsachenwürdigung als Abwägungsentscheidung ein; vgl. zur Notwendigkeit von Argumentations- und Beweislastverteilung insbesondere mit Blick auf Ressourcenvorsorge und Risikominimierung Ekardt, Theorie, S. 365 f.; siehe zur Bedeutung von Beweismaß- und Beweislastregeln im Bereich der Risikovorsorge aufgrund von Erkenntnisdefiziten als Natur der Sache, Steinberg, Der ökologische Verfassungsstaat, S. 98 f.; zum Umgang mit Ungewissheiten und Argumentationslasten unter Beachtung des Vorsorgeprinzips Calliess, Umweltstaat, S. 223 ff.
 
1148
Siehe zur normativen Lastenverteilung und ausdrücklich auch zum § 15 Abs. 4 BVerfGG Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 136 ff.; siehe auch Lechner/Zuck, § 15 BVerfGG, Rn. 12 ff.; Lenz/Hansel, § 15 BVerfGG, Rn. 5 ff.; Mellinghoff, in: Maunz/Schmidt-Bleibtreu/Klein/Bethge, § 15 BVerfGG, Rn. 57 ff.
 
1149
Vgl. hierzu Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 111 f.
 
1150
Ausführlich zu Argumentationslastregeln losgelöst vom Prozessrecht im Rahmen einer allgemeinen Theorie des Diskurses Alexy, Theorie, S. 242 ff.; vgl. zu allgemeinen Lastenverteilungsregeln Calliess, Umweltstaat, S. 225 f.; vgl. auch Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 114 ff.
 
1151
Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 334 f.
 
1152
Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 495.
 
1153
Vgl. für eine „(materielle) Beweislast“ des Staates für das Vorliegen der Eingriffsvoraussetzungen Fleury, Vorsorgeprinzip, S. 92.
 
1154
Vgl. zur objektiven Beweislast im Verfassungsprozess im Störerdreieck Klein, in: JuS 2006, S. 960 (962 f.). Nach Klein soll die objektive Beweislast bei Zweifeln im Rahmen des Gestaltungsspielraums zu Lasten des Schutzsuchenden, bei der Einschätzungsprärogative zu Lasten des Staates gehen.
 
1155
Siehe hierzu Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 152 ff.
 
1156
Vgl. Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 133 ff.; die Grundregel, dass der Kläger alle anspruchsbegründenden Tatsachen zu beweisen hat, will Frank auch in Klimaklagen einsetzen, Frank, in: NVwZ 2018, S. 960 (961). Dabei stellt er aber auf Klimaklagen gegen einzelne (private) Emittenten ab.
 
1157
Auf die Schwierigkeiten der Zuordnung von Bewegungs- und Bewahrungsinteresse ausgehend von der jeweiligen Perspektive verweist Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 155.
 
1158
Vgl. hierzu Calliess, Umweltstaat, S. 228 ff.; vgl. auch – hier mit Blick auf die Europäische Menschenrechtskonvention und die Rechtsprechung des EGMR –, Hänni, in: EuGRZ 2019, S. 1 (13 f.); vgl. Dobson, in: Climate Law 2018, Vol. 8, S. 207 (225 f.), die dem im Ergebnis folgt, aber zugleich eine entsprechende Anpassung bzw. Umformulierung des Vorsorgeprinzips vorschlägt; vgl. Shelton, in: Knox/Pejan, The Human Right to a Healthy Environment, S. 113 ff.; a. A. Schröder, in: EurUP 2018, S. 86 (90).
 
1159
Das Vorsorgeprinzip impliziere bereits von seinem Sinn und Zweck her eine Beweislastumkehr, meint Calliess, Umweltstaat, S. 232.; vgl. hierzu am Beispiel der Rechtssache Urgenda Roy/Woerdman, in: Journal of Energy & Natural Resources Law 2016/2, S. 165 (177, 180 ff.). Sie sprechen hier von den „two faces“ des Vorsorgeprinzips, „procedural“ und „substantive“, S. 180.; vgl. auch Arndt, Vorsorgeprinzip, S. 35 f., die festhält, dass Vorsorgepflichten auch dazu dienen Zurechnungsprobleme insbesondere im Falle von Akkumulationseffekten zu überwinden; siehe Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330); IBA, Model Statute, S. 22 sowie IBA, Justice and Human Rights, S. 130 ff.; vgl. zu Darlegungs- und Beweislasten nach dem Vorsorgeprinzip auch Ekardt, Theorie, S. 366 ff.
 
1160
Abgeschwächt verstehen will dies Calliess, Umweltstaat, S. 233, der sodann von einer widerlegbaren Gefährlichkeitsvermutung spricht.
 
1161
Vgl. Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.77; der Sorgfaltsmaßstab sei durch den IPCC als Teil einer „expert international governance“ festgelegt worden. Ein Abweichen hiervon habe der Staat zu rechtfertigen, sodass er auch die Argumentationslast trage, meint Verschuuren, in: RECIEL 2019, Vol. 28, No. 1, S. 94 (96); siehe auch Roy/Woerdman, in: Journal of Energy & Natural Resources Law 2016/2, S. 165 (181 f.); in eine ähnliche Richtung stößt Meyer, der für den Klimawandel prima facie eine Gefahrenlage annehmen möchte, vgl. Meyer, in: NJW 2020, S. 894 (896). Folgt man dem, so läge die Argumentationslast dafür, dass keine Grundrechtsgefährdung vorliegt, auch ohne ein originäre Lastumkehr durch das Vorsorgeprinzip beim betroffenen Staat.
 
1162
So auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (330), der von einer widerlegbaren Vermutung spricht; Ausführlich Calliess, Umweltstaat, S. 223 ff.
 
1163
Siehe zu alledem Calliess, Rechtsstaat und Umweltsstaat, S. 232; vgl. hierzu Wagner/Arntz, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 415 f.
 
1164
Nichts anderes meint die Frage, ob Gerichte das angemessene Forum sind, um Fragen der Gerechtigkeit, Rechte und Pflichten im Hinblick auf den Klimawandel zu klären, vgl. UNEP, Klimawandel vor Gericht, S. 30; Gewaltenteilung bilde auch den Mittelpunkt der Justitiabilität, unterstreicht O. N., in: Havard Law Review 1996, Vol. 109, No. 5, S. 1066 (1076).
 
1165
Vgl. zur „Tragödie der Allmendesituation“ Wagner, in: NJW 2021, S. 2256 (2257).
 
1166
Vgl. Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (12).
 
1167
Vgl. zum Vorwurf einer drohenden Ökodiktatur Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (10); vgl. hierzu und einer durchaus merkwürdig anmutenden Übertragung auf Diktaturen Bickenbach, in: JZ 2020, S. 168 (177); siehe für eine Auseinandersetzung mit dem Vorwurf einer drohenden Ökodiktatur Graser, in: ZUR 2019, S. 271 (272); ausführlich zur Diskussion und m. w. N. Calliess, Umweltstaat, S. 19 ff.; mindestens ein „Öko-Paternalismus“ liege im Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts, meint Wagner, in: NJW 2021, S. 2256 (2261); siehe zu den Vorteilen totaler Regierungsgewalt mit Blick auf Langzeitverantwortungen, hier freilich ausgehend von einer wohlwollenden, wohlinformierten und von der richtigen Einsicht beseelten Tyrannis, Jonas, Verantwortung, S. 262 f.
 
1168
Siehe zu diesem Vorwurf Payandeh, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 76 f.; vgl. Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (246), der (Verfassungs-) Gerichte nicht für den richtigen Ort hält, politische Langzeitverantwortungen im Bereich der Umwelt- und Klimapolitik zu untersuchen oder gar zu veranlassen; vgl. Wagner, in: NJW 2021, S. 2256 (2259).
 
1169
Vgl. hierzu Hofmann, in: NVwZ 2021, S. 1587 (1588), der zumindest hinterfragt, ob das Bundesverfassungsgericht im Klima-Beschluss sich nicht die Rolle eines weit vorausschauenden Gesetzgebers anmaße; siehe zur Rolle der Gerichte Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, im Klimaschutzrecht, S. 121 ff.
 
1170
Siehe hierzu Timmermann, in: EWerK 2019, S. 189 (193 f.). Die dortige Kritik an der „gerichtlichen Lösung“ der zentralen Aufgabe des 21. Jahrhunderts ist zwar nicht ernsthaft fundiert, liefert jedoch in einem Absatz schlagwortartig nahezu alle Kritikpunkte justitiablen Klimaschutzes. Ebenso pointiert mag dem entgegengehalten werden, dass es doch sehr verwundern muss, wenn die zentrale Aufgabe dieses Jahrhunderts an einer, den Rechtsstaat, prägenden Gewalt spurlos vorbeigehen soll; siehe zu dem dahinterstehenden und in Klimaschutzklagen immer wiederkehrenden „political argument“ Sier, Global Crisis, S. 163 ff.; siehe hierzu auch Payandeh, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 78 sowie mit der Einordnung als „ultimate problem“ Groß, in: ebenda, S. 94 f.; ders., in: EurUP 2019, S. 1 (10); vgl. Wagner, in: NJW 2021, S. 2256 (2256), der Gerichte nicht für die richtige Instanzen hält, um über Zeitpunkt und Umfang von Reduktionslasten zu entscheiden.
 
1171
Vgl. zu den drei Gewalten, deren Aufgaben und Funktions- bzw. Arbeitsweise Möllers, Die drei Gewalten, S. 95 ff.; siehe zur Gewaltenteilung im Zusammenhang mit grundrechtlichen Schutzpflichten Jaeckel, Schutzpflichten, S. 55 ff.
 
1172
Siehe zu den Kompetenzen der drei Gewalten Haratsch, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 203 f.
 
1173
Die juristische Methodenlehre und Gesetzesinterpretation im öffentlichen Recht habe Auswirkungen auf die Machtverteilung im Staat und sei letztlich im Rahmen der Gewaltenteilungslehre zu beachten, meint Leisner, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 34 f.; das sieht mit Blick auf die Grenzen der richterlichen Rechtsfortbildung und der Maßstabsabhängigkeit richterlicher Entscheidungen auch Möstl, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 64.
 
1174
Siehe zur Rolle der Gewaltenteilung für Klimaschutzklagen UNEP, Klimawandel vor Gericht, S. 30.
 
1175
Vgl. UNEP, Klimawandel vor Gericht, S. 30.
 
1176
Ausführlich und m. w. N. zu den verschiedenen Bedeutungen der Gewaltenteilung Möllers, Die drei Gewalten, S. 19 ff.; ein überzeugender materieller Gesetzgebungs- oder Rechtssprechungsbegriff fehlt, meint auch Chryssogonos, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 39; siehe für einen historischen Aufriss zur Gewaltenteilung auch Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 170 ff.
 
1177
Vgl. Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 190 ff.
 
1178
Vgl. Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 192, vgl. auch Appel, Zukunfts- und Entwicklungsvorsorge, S. 42 ff., deutlicher zur Entwicklung zum ökologischen Verfassungsstaat, S. 123 ff.
 
1179
Siehe Ekardt, Theorie, S. 337.
 
1180
Hierzu und zur Gewaltenteilung und den Begrifflichkeiten insgesamt Hanf, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 9 ff.
 
1181
Auf die ohnehin mangelnde Praktikabilität einer solchen strikten Trennung verweist Hanf, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 10; siehe auch Möstl, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 60 f.; vgl. zu verschieden Traditionen und Bedeutungen der Gewaltenteilung, Möllers, Die drei Gewalten, S. 19 ff.
 
1182
Die Gewaltenteilung wurde demnach in der Verfassung nicht rein verwirklicht, vgl. BVerfGE 95, 1 (15); vgl. hierzu Haratsch, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 202; siehe zur Tradition der Gewaltenteilung in Deutschland, Möllers, Die drei Gewalten, S. 35 ff.; siehe auch Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 454; Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 174 ff.
 
1183
Eine Normierung der Gewaltentrennung erkennt hierin Chryssogonos, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 35; vgl. Schulze-Fielitz, in: Dreier, GG, Art. 20 GG, Rn. 67 ff.; Grzeszick, in: Dürig/Herzog/Scholz, GG, Art. 20 GG, Rn. 76 ff.; Sommermann, in: v. Mangoldt/Klein/Starck, GG, Art. 20 GG, Rn. 197 ff.
 
1184
Den Begriff der Gewalt beschreibt mE treffend, wenn auch stark pointiert, als „Entscheidungsgewalt“ Gebauer, in: Magiera/Sommermann, Gewaltenteilung, S. 63 f.; von Rechtserzeugung als Ausgangspunkt der drei Gewalten spricht Möllers, Die drei Gewalten, S. 90 ff.
 
1185
Abweichendes gilt für den Umfang der rechtsprechenden Gewalt des Bundesverfassungsgerichts. Dies wird nicht zuletzt bei der Normenkontrolle deutlich, vgl. hierzu Chryssogonos, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 39 ff.; aus Art. 19 Abs. 4 GG lasse sich jedoch eine objektive Wertentscheidung für eine „gerichtsgeprägte Gewaltenteilung“ herleiten, Baumgarfner, Klagebefugnis, S. 11.
 
1186
Vgl. zu verschiedenen Ausformungen der Gewaltenteilungslehre Hanf, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 9 ff.
 
1187
BVerfGE 34, 52 (59); BVerfGE 9, 268 (279 f.); BVerfGE 139, 321 (362); vom Mindestmaß eigener Kompetenzen im Sinne eines ursprünglichen Aufgabenkreises spricht Hanf, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 10; vgl. auch Möstl, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 60; ohne nähere Ausführungen zu den Gründen lehnt Leisner eine Übertragung des Begriffs „Kernbereich“ aus der Grundrechtsdogmatik auf die Gewaltenteilungslehre ab, Leisner, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 38.
 
1188
Vgl. Leisner, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 33 f.; es sei gerade die mehrdimensionale Verankerung der Gewaltenteilung in der Verfassung, die ihr juristisch begreifbare Substanz verschaffe, Möstl, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 59.; vgl. auch Haratsch, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 200 ff.; von Herrschaftsermöglichung und Herrschaftsbegrenzung spricht, m. E. durchaus treffend, Möllers, Die drei Gewalten, S. 43 ff.
 
1189
Verhinderung einer Machtkonzentration nennt dies u. a. Leisner, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 34; vgl. auch Haratsch, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 201; siehe zu einer Gewaltenbalance, die sich verstärkt an den Geboten größtmöglicher Freiheit, Rationalität und Unparteilichkeit misst, Ekardt, in: NuR 2006, S. 221 (225).
 
1190
Vgl. Haratsch, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 201 f.; kritisch zum Verständnis der Gewaltenteilung als Funktionsteilung Leisner, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 36 ff. Die Teilung erfolge schon rechtsinterpretativ nicht funktional, sondern organhaft durch Trennung in besondere Organe. Leisner schlägt sodann die Einführung einer vertikalen Gewaltenteilung vor, bei welcher – ausgehend vom Gesetz – das Parlament an erster Stelle stehe und Gesetzesvollzug und – interpretation nur zu einer Verengerung der Gesetzesreichweite führen könne.; vgl. zum funktionell-materiellen Gewaltenteilungsbegriff auch Kilian, in: Klein/Menke, Gewaltenteilung, S. 50 f.; vgl. zu einem inhaltlich abweichenden Begriff der vertikalen Gewaltenteilung, historisch begründet in der Antike und der dortigen polis, Brodocz, in: Kropp/Lauth, Gewaltenteilung, S. 28 ff.; vgl. zur Gewaltenteilung im Sinne von Effizienz und Optimierung der bei Wahrnehmung der Staatsaufgaben und sogleich mit einer Kritik hierzu Lerche, in: Isensee, Gewaltenteilung heute, S. 76 ff.; vgl. zum Verhältnis der funktionellen und organschaftlichen Gewaltenteilung nach dem Grundgesetz sowie der Durchbrechung letzterer durch ersterer Chryssogonos, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 44 ff.; vgl. auch Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 190 ff.
 
1191
Eine rationale und funktionsgerechte Ausübung der Staatsgewalt nennt dies Möstl, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 58 f. Gerade dieses Verständnis der Gewaltenteilung sei ausschlaggebend für die Interpretation der Grundrechte als Schutzpflichten.
 
1192
Vgl. zum Spannungsverhältnis des so zweigeteilten Gewaltenteilungsbegriffs Kilian, in: Klein/Menke, Gewaltenteilung, S. 46 f.
 
1193
Vgl. zu den Funktionen der Gewalten m. w. N. Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 179 ff.; kurz und bündig beschreibt die Funktion der Rechtsprechung unter besonderer Beachtung der Normenkontrolle Michael, in: ZJS 2012, S. 756 (756). Die Rechtsprechung diene der Durchsetzung von Rechtsnormen, die Gerichte legen Rechtsnormen aus und wenden sie im Einzelfall an; siehe auch Möllers, Die drei Gewalten, S. 100 f.
 
1194
Vgl. zum Spannungsverhältnis von Legislative und Judikative unter besonderer Beachtung der Verfassungsgerichtsbarkeit, Chryssogonos, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 56 ff.
 
1195
Im Hinblick auf die oben angesprochenen Freiheitsvoraussetzungen meint dies eine solche Ausübung der rechtsprechenden Gewalt, die möglichst zur Maximierung der Freiheitsvoraussetzungen führt, vgl. hierzu Ekardt, in: NuR 2006, S. 221 (225).
 
1196
Diesen Punkt haben auch die Niederlande aufgegriffen mit der Behauptung, eine gerichtliche Streitentscheidung in der Rechtssache Urgenda widerspräche der Gewaltenteilung und würde insbesondere die Verhandlungsposition des Staates auf internationaler Ebene schwächen, Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 3.3.; vgl. Native Village of Kivalina v. Exxon Mobil 663 F. Supp. 2d 863, 883, S. 8.
 
1197
So deutlich auch O. N., in: Havard Law Review 1996, Vol. 109, No. 5, S. 1066 (1077); vgl. hierzu mit Blick auf grund- und menschenrechtsbasierte Klimaschutzklagen Verschuuren, in: RECIEL 2019, Vol. 28, No. 1, S. 94–98.
 
1198
Vgl. Michael, in: ZJS 2012, S. 756 (756), zur Rechtsauslegung und Rechtsanwendung in einem Einzelfall, einem Streitverfahren, als Funktion der Rechtsprechung; vgl. hierzu auch Ingram, in: The American Journal of Jurisprudence 1994, S. 353 (358), der diese Funktion der Gerichte als „ultimately moral in character“ einstuft; vgl. zur Rolle der Gerichte und hier im Besonderen des Bundesverfassungsgerichts Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 447 ff.
 
1199
Vgl. Alexy, Diskurs, S. 286. Nach Alexy schützen die Grundrechte so wesentliche Positionen, dass ihre Gewährung und Nichtgewährung nicht der einfachen Mehrheitsentscheidung im Parlament überlassen sei; vgl. hierzu aus internationaler Perspektive der climate change litigation und im Ergebnis wie hier Payandeh, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 77.; so auch mit Blick auf nationale Klimaschutzklagen in Deutschland Groß, in: NVwZ 2020, S. 337 (341 f.).
 
1200
Siehe Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 466. Demgegenüber liege eine in die Zukunft gerichtete positiv gestaltende und von politischen Wertungen beeinflusste Tätigkeit beim Parlament.
 
1201
Vgl. Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 469 f., der im Falle von Klagen auf verbesserten Umweltschutz die Kontrolle auf irreversible Schäden beschränken will.
 
1202
Die Kontrolle staatlicher Maßnahmen am Maßstab der Grund- und Menschenrechte ist Kernaufgabe der Gerichte, meint unter Verweis auf die Rechtssache Urgenda auch Verschuuren, in: RECIEL 2019, Vol. 28, No. 1, S. 94–98; siehe zur Normenkontrolle und Gewaltenteilung Michael, in: ZJS 2012, S. 756–765.
 
1203
So auch Michael, in: ZJS 2012, S. 756 (758); siehe zum Vorwurf der Kompetenzanmaßung, wenn das Bundesverfassungsgericht den Gesetzgeber zu einer nachhaltigeren Umweltpolitik dränge Beckmann, in: UPR 2021/7, S. 241 (246); vgl. Wagner, Klimahaftung vor Gericht, S. 115, der von „gesinnungsethisch“ motivierten Gerichtsentscheidungen und einer Gefahr für die demokratisch legitimierte Gewaltenteilung spricht.
 
1204
Vgl. hierzu mit Blick auf die effektive und freiheitssichernde Aufgabenerledigung des Staates Möstl, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 59.
 
1205
Vgl. hierzu mit Blick auf Normenkontrollen Michael, in: ZJS 2012, S. 756 (757). Es liege gerade in der Natur der Sache, dass eine Normenkontrolle per se Bedeutung über den Einzelfall hinaus hat.
 
1206
Vgl. Graser, in: ZUR 2019, S. 271 (275), der festhält, dass mit Klimaklagen jedenfalls „zumindest auch“ rechtliche Fragen geklärt werden; vgl. auch Michael, in: ZJS 2012, S. 756-765, der insoweit auf die besondere Rolle der Normenkontrolle im Verfassungsrecht und der Gewaltenbalance eingeht; vgl. Burgers, in: Transnational Environmental Law 2020, Vol. 9, No. 1, S. 55 (59 f.). Burgers hält als Prämisse fest, dass jede Entscheidung von Gerichten „judicial lawmaking“ sei und es damit nur auf die Legitimität hiervon ankäme.
 
1207
Es sei geradezu Aufgabe der an das Recht gebundenen Gerichte Gefahren mit langen Zeithorizonten (und damit regelmäßig mit Horizonten über die Legislaturperioden hinaus) abzuwenden, meint Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 140.
 
1208
Klimaklagen intensivieren politische Prozesse, sollen diese aber nicht ersetzen, hält m. E. zutreffend fest, Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 139 f.
 
1209
Siehe hierzu sogleich Abschn. 4.2.2.2.2.
 
1210
Vgl. allgemein zum Vorwurf der Verfassungsauslegung als Verfassungsgesetzgebung Heun, Schranken, S. 58 ff.
 
1211
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 327 f.; insoweit liegt Wagner falsch, der meint, Gerichte können die für eine Energie- und Klimapolitik erforderlichen politischen Planungsentscheidungen nicht ersetzen, Wagner, Klimahaftung vor Gericht, S. 113. Eine solche Planungsentscheidungen soll hier gar nicht durch die Gerichte im Sinne einer Ersatzgesetzgebung erfolgen. Vielmehr setzen diese Leitplanken und äußerste Rahmenbedingungen für die Planungsentscheidungen.
 
1212
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.4.
 
1213
Vgl. Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28–55; ausführlicher in Ekardt, Theorie, S. 338 f.; siehe hierzu und mit Blick auf den Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423); vgl. auch Seibert, in: DVBl 2021, S. 1141 (1146); Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Vorwirkung, S. 16; im Klima-Beschluss hat das Bundesverfassungsgericht ebenfalls keine vertieften Vorgaben zur verhältnismäßigen Verteilung der Freiheitschancen gemacht, vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 –, u. a., Rn. 194; vgl. auch Hoge Raad Entscheidung vom 20.12.2019, 19/00135, ECLI:NL:HR:2019:2007, Rn. 8.2.4, der festhält, dass Gerichte aufgrund des Gewaltenteilungsprinzips den Gesetzgeber regelmäßig nicht zum Erlass eines Gesetzes mit bestimmten Inhalt verpflichten können.
 
1214
Vgl. Graser, in: ZUR 2019, S. 271 (273 f.). Graser spricht von punktuellen Korrekturimpulsen durch die Judikative in Form von Mindeststandards, Transparenz und Rationalität durch prozedurale Anforderungen; von einem „Weiterreichen“ der Abwägungen in der Gewaltenbalance und einem „Ping-Pong“ der Gewalten spricht Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28 (41 ff.); ausdrücklich von einer doppelten Rolle der Gerichte in Klimaklagen als „law enactors and law creators“ sprechen aber Franzius/Kling, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 209; dass mit Klimaschutzklagen angesichts der dann noch offenen und nicht von den Gerichten selbst getroffenen Abwägungsentscheidungen, wen welche Reduktionslast trifft, „nicht viel gewonnen“ sei, offenbart die Widersprüchlichkeit der Kritik an Klimaschutzklagen, so aber Bickenbach, in: JZ 2020, S. 168 (177). Treffen die Gerichte selbst die notwendigen Abwägungen überschreiten sie deutlich ihre verfassungsrechtlichen Kompetenzen. Halten sie diese aber ein und weisen den parlamentarischen Gesetzgeber in seinen Abwägungsentscheidungen durch Leitlinien und grenzsetzende Planken in seine kompetenziellen Grenzen, soll das nicht gewinnbringend sein? Das kann so nicht überzeugen. Vielmehr ist – wie hier – von der verfassungsrechtlich gebotenen Wahrnehmung der Kompetenzen durch die Gerichte auszugehen; der hiesigen Einschätzung steht auch nicht die Feststellung von Voßkuhle entgegen, dass das Bundesverfassungsgericht nicht Vordenker eines konkreten Umweltprogramms sein wolle, Voßkuhle, in: NVwZ 2013, S. 1 (4). Mitgestalten in Form von Leitlinien und äußersten Rahmenbedingungen ist gerade kein solches Vordenken einer Politik.
 
1215
Vgl. zu dieser Einschätzung am Beispiel des Klima-Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts Seibert, in: DVBl 2021, S. 1141 (1146). Dieser verkennt aber die im Hinblick auf die verfassungsgegebenen Kompetenzen zumindest grenzwertigen Ausführungen des Bundesverfassungsgerichts zum nationalen CO2-Restbudget, vgl. S. 1145.
 
1216
Die Rolle des Gesetzgebers in der Sicherheitsgewährung und damit auch Sicherung der Freiheitsvoraussetzungen liegt gerade im Setzen der Rechtsgüter selbst und im Besonderen im Ausgleich kollidierender Rechtsgüter durch originäre Abwägungsentscheidung betont Möstl, in: Demel et al., Funktion und Kontrolle, S. 62 f.; vgl. zur Abwägungszuständigkeit zwischen Legislative und Judikative Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 198 f.
 
1217
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 338 ff.; siehe zu diesem gängigen Beispiel und dessen Einordnung als eine dem Gesetzgeber vorbehaltene politische Frage Steinberg, Der ökologische Verfassungsstaat, S. 326; Calliess, Umweltstaat, S. 321 f.
 
1218
Vgl. mit Blick auf das Grundrecht auf Sicherheit Isensee, Sicherheit, S. 51 f. Das als subjektive Recht verstandene Grundrecht auf Sicherheit und ein möglicher Anspruch auf gesetzgeberisches Handeln richte sich grundsätzlich nicht auf eine bestimmte Maßnahme, sondern auf eine ermessensfehlerfreie Entscheidung. Damit meint Isensee nichts anderes als die Notwendigkeit einer Verfahrens- und Abwägungskontrolle durch die Gerichte.
 
1219
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.3.3.1.2.1; siehe aber auch, wenngleich m. E. mit dogmatischen Schwächen behaftet, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 ff.; vgl. zum Vorwurf, dass in gerade dieser Form der Rechtsauslegung von fundamentalen Rechten zugunsten eines so nicht vom Gesetzgeber bzw. Verfassungsgeber vorgesehenen Rechts auf Klimaschutz eine Kompetenzüberschreitung der Gerichte liege, Payandeh, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 77 f. Im Ergebnis weist diese aber den Vorwurf zurück, wenn Gerichte auf anerkannte Prinzipien, etwa des internationalen Klimarechts, zurückgreifen.
 
1220
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 ff. und hier Abschn. 4.1.3.3.1.2.3.
 
1221
Vgl. aber Wagner, in: NJW 2021, S. 2256 (2257). Wagner sieht die Verfassungsinterpretation durch das Bundesverfassungsgericht insgesamt kritisch, wenn er diesem mit Blick auf die Figur der eingriffsähnlichen Vorwirkung und des Grundrechts auf zukünftige Freiheit vorhält: „Das Grundgesetz verlangt genau das, was das BVerfG aus ihm herausholt.“
 
1222
Siehe hierzu Abschn. 4.1.3.3.1.2.3.
 
1223
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183.
 
1224
Siehe Möllers, T., Methodenlehre; ausführlich zu den Hintergründen der juristischen Interpretation, Alexy, Diskurs, S. 73 ff.; vgl. zur Verfassungsinterpretation Böckenförde, Staat, S. 53 ff.; Dabei hat sich die Methodenlehre von einer vornehmlich akademischen Streitfrage zu einem festen Bestandteil der juristischen Ausbildung entwickelt.
 
1225
Vgl. zum wesentlichen Streit und damit zur Unterscheidung zwischen subjektiver und objektiver Theorie, Alexy, Diskurs, S. 83 ff.; vgl. auch Bydlinks, Methodenlehre, S. 428 ff.; siehe zur kritischen Frage, ob nicht der Interpret zumindest faktisch zum Gesetzgeber werde Leisner, in: Demel et. al, Funktionen und Kontrolle der Gewalten, S. 33 ff.
 
1226
Vgl. zur Nachvollziehbarkeit juristischer Entscheidungen Alexy, Diskurs, S. 16, der überzeugend festhält, dass die Analyse von juristischen Entscheidungen nichts anderes ist als die Analyse von Begründungen; siehe sogleich auch zur Unterscheidung von interner und externer Rechtfertigung der Entscheidung, ders., ebenda, S. 17 f.; zum Erfordernis der Begründung in Diskursen im Allgemeinen und für juristische Aussagen im Besonderen Alexy, Theorie, S. 264 ff.; siehe zur Begründung juristischer Entscheidungen auch Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 452; Lücke, Begründungszwang, S. 104 f.
 
1227
Siehe zum Universalisierbarkeitsprinzip von Entscheidungen Alexy, Diskurs, S. 19.
 
1228
So prägnant auch Bydlinski, Methodenlehre, S. 57; vgl. zum Zweck der juristischen Methodenlehre Möllers, T., Methodenlehre, S. 2 ff.; vgl. auch Alexy, Theorie, S. 356: „Es ist nicht die Erzeugung von Gewissheit, die den rationalen Charakter der Jurisprudenz ausmacht, sondern die Erfüllung einer Reihe von Bedingungen, Kriterien oder Regeln.“
 
1229
Vgl. zur Einordnung der Abwägungsentscheidung als juristische Methode, Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 11 f.
 
1230
Vgl. Steinberg, Der ökologische Verfassungsstaat, S. 149, der mE zutreffend festhält, dass die Abwägungsentscheidung zur zentralen Kategorie des ökologischen Rechts wird; siehe zur Bedeutung der Abwägung auch Calliess, Umweltstaat, S. 566 ff.; vgl. hierzu auch Engländer, Diskurs, S. 135 ff., der die Rechtsprechung als Diskurs mit Begründungspflicht einordnet. Folgt man dem, so ist es gerade die Begründung der Entscheidung unter Anwendung der juristischen Methodenlehre, die zur Nachvollzieh- und Wiederholbarkeit des Diskurses führt.
 
1231
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 338 ff.
 
1232
Vgl. Schmidt-Aßmann/Schenk, in: Schoch/Schneider, VwGO, Einleitung, Rn. 212.
 
1233
Siehe zur Verhältnismäßigkeitsprüfung als Instrument der Abwägung Calliess, Umweltstaat, S. 569 ff.
 
1234
Vgl. Unruh, Schutzpflichten, S. 83; Klein, in: JuS 2006, S. 960 (961); Nolte, in: Der Staat 2013, S. 245 (246).
 
1235
Prognose- und Gestaltungsspielraum sind keine auf die Schutzpflicht beschränkten Erscheinungen, betont zutreffend Calliess, Umweltstaat, S. 462; siehe zur Begriffsentwicklung Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 128 ff.; siehe für eine ausführliche Bestandsaufnahme der verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung zur Einschätzungsprärogative des Gesetzgebers Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 17 ff.
 
1236
Siehe hierzu Szczekalla, Schutzpflichten, S. 230; vgl. Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 133; siehe auch BVerfGE 83, 130, 141 f.
 
1237
Vgl. Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 131.
 
1238
Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 133.
 
1239
Siehe Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 133; die Prärogative des Parlaments bei unterschiedlichen Abwägungsergebnissen stellt angesichts der (Ab-) Wählbarkeit auch die rationale und freiheitsfreundlichere Kompetenzverteilung dar, meint m. E. zutreffend Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28 (41 ff.); ausführlicher in Ekardt, Theorie, S. 337 ff.
 
1240
Siehe zum Begriff des judicial self-restraint als Ausdruck richterlicher Zurückhaltung Chryssogonos, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 170 ff.; zu judicial self restraint durch das Bundesverfassungsgericht, Risse, in: Magiera/Sommermann, Gewaltenteilung im Verfassungsstaat, S. 16 f.; hierzu auch Kreutzberger, Entscheidungsvarianten, S. 172 f.; Heun, Schranken, S. 12 f.; siehe zum Wandel des judicial self-restraint zum judicial activism im Rahmen des Klima-Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (702); siehe zudem BVerfG 36, 1, 14.
 
1241
Nicht der gute Wille des Richters, sondern die Verfassungsrechtsordnung beschränkt ihn, meint auch Chryssogonos, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 174; vgl. zum judicial self-restraint ebenfalls Risse, in: Magiera/Sommermann, Gewaltenteilung im Verfassungsstaat, S. 16 f.; siehe aber auch zu judicial self restraint des Bundesverfassungsgerichts in Umweltsachen, Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 463 f., der angesichts einer (faktischen) Kompetenz-Kompetenz des Bundesverfassungsgerichts die Zurückhaltung als originäre Selbstbeschränkung versteht; vgl. dogmatisch ablehend, da normative nicht verankert, Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 508 f. Dieser erkennt aber, dass es auch außerrechtliche Faktoren der Entscheidungsfindung gibt, die im judicial self-restraint abgebildet sein könnten.
 
1242
Siehe Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 166; so auch mit Blick auf das Untermaßverbot Klein, in: JuS 2006, S. 960 (961).
 
1243
Ausführlich zum Übermaßverbot Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 297 ff.
 
1244
Übersichtlich zum Verhältnismäßigkeitsgrundsatz im deutschen Recht, Krugmann, Verhältnismäßigkeit, S. 41 ff.; vgl. zur nahezu lehrbuchhaften Anwendung des Übermaßverbots in der Corona-Pandemie Goldhammer/Neuhöfer, in: JuS 2021, S. 212 (216 f.); siehe zum Übermaßverbot auch Calliess, Umweltstaat, S. 451 ff.
 
1245
Siehe nur BVerfGE 19,342 (348 f.).
 
1246
Siehe zum Untermaßverbot Szczekalla, Schutzpflichten, S. 230 f.; vgl. Jaeckel, Schutzpflichten, S. 92 ff; Klein, in: JuS 2006, S. 960–964; Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 387 ff.; vgl. zur allenfalls kursorischen Prüfung des Untermaßverbots in der Corona-Pandemie Goldhammer/Neuhöfer, in: JuS 2021, S. 212 (217); ausführlich bei Calliess, Umweltstaat, S. 322 ff. sowie 453 ff.; das Untermaßverbot wurde in der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts mit der zweiten Schwangerschaftsabbruchentscheidung eingeführt, BVerfGE 88, 203; kritisch zur damit einhergehenden Evidenzkontrolle Dietlein, Schutzpflichten, S. 112.
 
1247
Zur Unterscheidung und zum Kontrollmaßstab Calliess, Umweltstaat, S. 321 ff.; kürzer Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (325); vgl. hierzu Szczekalla, Schutzpflichten, S. 236 f.; siehe auch Unruh, Schutzpflichten, S. 79 f. sowie Dietlein, Schutzpflichten, S. 112 f.; vgl. hierzu anhand der Corona-Pandemie Goldhammer/Neuhöfer, in: JuS 2021, S. 212 (215 f.). Diese erkennen die Mehrdimensionalität der Grundrechte, sprechen sodann aber von einer objektiven Dimension der Schutzpflicht und wollen mit Blick auf die Handlungsoptionen des Gesetzgebers in dieser Dimension bei der gerichtlichen Kontrolle Einschränkungen vornehmen; für eine schulmäßige Prüfung der Schutzpflichtenlehre anhand der Maßnahmen in der Corona-Pandemie auch Richter, in: DVBl 2021, S. 16–19; vgl. BVerfGE 96, 56 (64).
 
1248
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 152.
 
1249
Als weniger „handliches“ Verbot bezeichnet das Untermaßverbot Unruh, Schutzpflichten, S. 83.; erstaunt über den mangelnden Konsens zur gerichtlichen Kontrolle der Schutzpflichten zeigt sich auch Klein, in: JuS 2006, S. 960 (961); vgl. für eine kritische Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen Prüfungsmaßstäben des Bundesverfassungsgerichts Nolte, in: Der Staat 2013, S. 245–246.
 
1250
Siehe hierzu und zur Anwendung der Prüfungsmaßstäbe in Klimaschutzklagen Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1392 f.); siehe auch Calliess, Umweltstaat, S. 321 ff.; die Beschränkung auf eine Plausibilitäts- und Vertretbarkeitskontrolle bezeichnet als „judicial self-restraint“ Mrasek-Robor, Risiko, S. 144.
 
1251
Ausführlich zum Streit und m. w. N. Unruh, Schutzpflichten, S. 83 ff.; kürzer bei Klein, in: JuS 2006, S. 960 (962); übersichtlich auch bei Jaeckel, Schutzpflichten, S. 93 f., die – unter Anwendung eines ausschließlich bipolaren Verständnisses der Grundrechte – die Kongruenzthese im Ergebnis ablehnt. Ihr dann angeführtes Beispiel des Autofahrens und die Einsicht, dass zwischen Untermaß und Übermaß der Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers liege, führt m. E. folgerichtigt nicht zur bloßen Ablehnung der Kongruenzthese, sondern zur Notwendigkeit einer für Abwehr- und Schutzrechte grundsätzlich gleichlaufenden Abwägungsfehlerkontrolle.
 
1252
Vgl. hierzu Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 387.
 
1253
So bei Szczekalla, Schutzpflichten, S. 236 ff.; vgl. hierzu Calliess, Umweltstaat, S. 456 ff.
 
1254
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.3.3.1.3.2.
 
1255
So startet auch das Bundesverfassungsgericht in die Prüfung, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 152.
 
1256
Vgl. für einen Vorschlag einer dogmatisch klaren Struktur des Untermaßverbots Calliess, Umweltstaat, S. 458 ff., der im Grunde auf eine Übertragung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes verweist, S. 459; vgl. auch Hermes, Leben und Gesundheit, S. 253.
 
1257
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.1.3.3.1.3.2.
 
1258
Siehe zur Anwendung des Untermaßverbots und der Evidenzkontrolle in Klimaschutzklagen Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1392 f.); vgl. Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (11), der eine Beschränkung auf eine Evidenzkontrolle in Klimaschutzklagen verlangt; vgl. zur Anwendung des Untermaßverbots in Klimaklagen Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 136 f.
 
1259
Im Ergebnis so auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 152 ff.
 
1260
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 143 ff. sowie 182 ff.; kritisch findet das auch Franzius, der von einem Entweder-Oder-Verhältnis von Abwehr- und Schutzdimension der Grundrechte ausgeht, vgl. Franzius, Die Figur der eingriffsähnlichen Vorwirkung, S. 9.
 
1261
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 152 sowie 188 ff.; vgl. aber auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (357), der hier trotz Abwehrdimension eine Prüfung des Untermaßverbots durch das Bundesverfassungsgericht erkennt.
 
1262
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 192 ff.
 
1263
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 152.
 
1264
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 192 ff.
 
1265
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 152.
 
1266
BVerfGE 152, 68–151; vgl. zu diesem Ansatz Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1391).
 
1267
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 1, 113 f.
 
1268
BVerfGE 152, 68–151, vgl. BVerfGE 88, 203 (262); BVerfGE 125, 175 (226); BVerfGE 137, 34 (75).
 
1269
Vgl. zur Rationalität des Gesetzgebungsverfahrens als Erfüllungsmaßstab grundrechtlicher Schutzpflichten Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 412 ff.
 
1270
Vgl. aber BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 220. Hier hält das Bundesverfassungsgericht fest, dass die Budgetbestimmung, als die Ableitung des nationalen Restbudgets aus dem globalen Budget, durch den SRU auf einem nachvollziehbaren Zahlenwerk und schlüssigen Rechenschritten beruhe. Sodann verweist das Bundesverfassungsgericht auf seine Rechtsprechung zum sozialen Existenminimum. Das überzeugt nicht. So das Verfassungsgericht hier eine gleichgelagerte Kontrolle wie beim sozialen Existenzminimum ansetzen will, scheitert es bereits daran, dass mit den Budgetbestimmungen des SRU keine Bestimmung durch den Gesetzgeber – der hier ja aber kontrolliert werden soll – erfolgt ist. Zudem gibt die Bundesregierung ausdrücklich an, dass sie für ihre Treibhausgasminderungsziele und damit auch Maßnahmen kein nationales CO2-Restbudget und damit auch nicht die Ausführungen des SRU zugrunde legt, Rn. 69, 218.
 
1271
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 209 ff.
 
1272
Vgl. BVerfGE 88, 203; BVerfGE 125, 175; BVerfGE 137, 34.
 
1273
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 209 ff.
 
1274
Siehe IPCC, SR 1.5, Summary for Policymakers.
 
1275
Siehe hierzu bereits Abschn. 4.2.1.3.2.1.
 
1276
Siehe nur BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 211. Für die Frage, ob nicht 1,5 °C die maßgebliche Temperaturgrenze darstelle, belässt das Bundesverfassungsgericht hier beim Verweis auf tatsächliche Unsicherheiten und den gesetzgeberischen Spielraum. Dabei verkennt das Bundesverfassungsgericht aber, dass der Gesetzgeber ersichtlich keine Abwägung mit Blick auf die Spannweite der Temperaturgrenze getroffen hat. Dieser hat er lediglich – ohne weitere oder zumindest erneute – Prüfung dem internationalem Recht entnommen.
 
1277
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 182.
 
1278
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 192.
 
1279
Das aber wird nur im Rahmen der Zulässigkeitsprüfung am Rande erwähnt, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 117, 142.
 
1280
Insoweit trifft es Voßkuhle, wenn er sagt: „[…] der Schutz der Umwelt in aller Regel mit Eingriffen in Freiheit und Eigentum der Bürger und Bürgerinnen verbunden ist. Man befindet sich hier häufig in einer schwierigen multipolaren Abwägungssituation, […]“, Voßkuhle, in: NVwZ 2013, S. 1 (8).
 
1281
Vgl. zu einer aus den Grundrechten selbst hergeleiteten (multipolaren) Abwägungsfehlerlehre, Ekardt, Theorie, S. 339, 342 ff.; zur Anwendung dieser Abwägungsfehlerlehre bzw. hier gar ausdrücklich als bloße Übertragung der Verhältnismäßigkeitsprüfung auf die Schutzrechte am Beispiel des Klima-Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423); siehe auch Calliess, Umweltstaat, S. 458 ff. sowie 577 ff., für eine Übertragung der Verhältnismäßigkeitsprüfung auf mehrpolige Verfassungsrechtsverhältnisse; vgl. für eine Übertragung des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes auf Schutzpflichten, freilich unter Erweiterung und Anpassung der Prüfung, Brönneke, Umweltverfassungsrecht, S. 273 ff.; vgl. für eine Überprüfung des Gesetzgebungsverfahrens durch die Gerichte, jedoch ohne Bezeichnung als Abwägungsfehlerlehre, Söhnlein, Landnutzung S. 68 ff. sowie S. 152 ff.; vgl. für Kontrollmaßstäbe der Abwägungsentscheidung Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 180 ff.; vgl. Schlink, Abwägung, S. 214 ff., der eine Übertragung des Abwägungsmodells trotz freiheitrechtlichen Ursprungs auf Schutzpflichten nicht ausschließt; vgl. Szczekalla, Schutzpflichten, S. 238 f.; kritisch hierzu Nolte, in: Der Staat 2013, S. 245 (261 ff.). Dieser will die Kontrolle der Entscheidungsrationalität durch eine (strenge) Verfahrenskontrolle jedenfalls auf die besondere Eigenart des Grundrechts auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums beschränken. Unbeschadet dessen, dass einer solchen Beschränkung hier nicht gefolgt wird, wäre diese Ansicht im Hinblick auf die Freiheitsvoraussetzungen anschlussfähig; vgl. für einen entsprechenden Ansatz bei Klimaschutzklagen Graser, in: ZUR 2019, S. 271 (273 f.); vgl. auch Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1394), der jedenfalls in Klimaschutzklagen, die auf einem ökologischen Existenzminimum fußen, zu einer Vertretbarkeitskontrolle angelehnt an die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgericht zum sozialen Existenzminimum kommt; so im Ergebnis auch Calliess, in: ZUR 2021, S. 323 (331), der für die gerichtliche Kontrolle des ökologischen Existenzminimus eine Übertragung der angesprochenen Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts vorschlägt; siehe auch Berkemann, in: DÖV 2021, S. 701 (710), der von einer offensiven Integration des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit und einem offensiven Abwägungsmodell spricht; vgl. aber auch Schlacke, in: NVwZ 2021, S. 912 (914), die ein „Aufbohren“ der Evidenzkontrolle in der Schutzdimension der Grundrechte ablehnt.
 
1282
Siehe zur Anwendung einer solchen Abwägungsfehlerlehre durch das Bundesverfassungsgericht im Hinblick auf die Legalplanung Szczekalla, Schutzpflichten, S. 238; vgl. für ein entsprechendes Verständnis von Justitiabilität Sossin, in: McGill Law Journal, 2010, Vol. 55, No. 3, S. 661 (666). Während politische Entscheidung in der Hauptsache nicht justitiabel seien, bestehe eine Justitiabilität der Motivation des Entscheidungsträgers. Dieses Verständnis läuft letztlich auf eine Prüfung der Folgerichtigkeit und Rationalität der Entscheidung hinaus; vgl. hierzu Dann, in: Der Staat, 49, 2010, S. 630–646.
 
1283
Vgl. zur Rationalität von Abwägungsentscheidungen Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 94 ff.; siehe auch Schwerdtfeger, FS Ipsen, S. 173 ff.
 
1284
So auch Schenderlein, Rechtsschutz und Partizipation, S. 216 f. Die Theorie des verwaltungsgerichtlichen Kontrollumfangs sei Ausdruck einer verfassungsrechtlichen Theorie der Gewaltenbalance und im Ergebnis als solche auch auf den Verfassungsgerichtsprozess übertragbar; ebenso Ekardt, in: NuR 2006, S. 221 (225); vgl. Schwerdtfeger, FS Ipsen, S. 176 f.
 
1285
Vgl. zu „formalen“ Abwägungsregeln Ekardt, Theorie, S. 352 ff.; vgl. zur Strukur der Abwägung, Riehm, Abwägungsentscheidungen, S. 57 ff. Dieser schlägt einen dreistufigen Aufbau vor: 1. Die Auswahl des Abwägungsmaterials, 2. Die abstrakte und konkrete Gewichtung sowie 3. Die Abwägung im engeren Sinne als wertenden Vergleich.
 
1286
Insoweit spricht Ekardt von einer multipolaren Verhältnismäßigkeitsprüfung Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28 (46 ff.); ausführlich in Ekardt, Theorie, S. 345 ff.; siehe zur Abwägung durch den Gesetzgeber, aber der Kontrolle von Abwägungsdirektiven durch die Gerichte, Söhnlein, Landnutzung, S. 72 ff.
 
1287
Siehe zu den Abwägungregeln im Einzelnen Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28 (46 ff.).; ausführlich Ekardt, Theorie, S. 345 ff.; prägnanter und am Beispiel des Klima-Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts erläutert Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423 f.).
 
1288
Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28 (46 ff.).; Ekardt, Theorie, S. 345; vgl. Schwerdtfeger, FS Ipsen, S. 178 ff.
 
1289
Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28 (46 ff.).; Ekardt, Theorie, S. 345; Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423).
 
1290
Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28 (46 ff.).; Ekardt, Theorie, S. 345; Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423).
 
1291
Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28 (46 ff.).; Ekardt, Theorie, S. 346; Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423 f.). An dieser Abwägungsdirektive wäre nach Ekardt und Heß das Bundes-Klimaschutzgesetz gescheitert.
 
1292
Vgl. hierzu Powers, in: RECIEL 2018, Vol. 27, S. 199 (202). Der zukünftige Gesetzgeber darf nicht der natürlichen Ressourcen entzogen werden, die zur Gewährleistung eines guten Lebens der Bürger notwendig sind. Hier wird deutlich, dass es sich dabei letztlich um das staatssichernde Pendant zu den Freiheitsvoraussetzungen handelt; vgl. auch Kleiber, Generationen, S. 290 f., der in der Demokratie als Herrschaft auf Zeit ein Verbot rechtlicher Vorausbindung erkennt.
 
1293
Vgl. Kleiber, Generationen, S. 39. Art. 1 Abs. 1 S. 2 GG enthalte ein übergeordnetes Freiheitsprinzip, das den Staat verpflichtet, sowohl aktuell als auch in der Zukunft ein möglichst hohes Maß an Gesamtfreiheit zu gewährleisten. Dieses Prinzip greife sogleich auch als universelle Abwägungsdirektive.
 
1294
Ekardt, Theorie, S. 346 f.
 
1295
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 348.
 
1296
Vgl. Unruh, Schutzpflichten, S. 83; Klein, in: JuS 2006, S. 960 (961); vgl. auch Calliess, Umweltstaat, S. 458 ff.; Hermes, Leben und Gesundheit, S. 253.
 
1297
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 143 ff. sowie 182 ff.
 
1298
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 339, 342 ff.; Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423); Calliess, Umweltstaat, S. 458 ff. sowie S. 577 ff.
 
1299
Eine Verfahrens- und Vertretbarkeitskontrolle hätte angesichts des Vorsorgeprinzips in der Sache Calliess erhofft, Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (356); vgl. Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1394).
 
1300
Vgl. Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423).
 
1301
Vgl. Ekardt, Theorie, S. 346; Kleiber, Generationen, S. 290 f.; Powers, in: RECIEL 2018, Vol. 27, S. 199 (202).
 
1302
Siehe Ekardt, Theorie, S. 348.
 
1303
A. A. Ekardt, Theorie, S. 346 ff.
 
1304
Vgl. hierzu Schlink, Abwägung, S. 152 f., der eine Abwägung in Rechtsprechung und Verfassungstheorie im Sinne einerrangmäßigen Ordnung und Gewichtung von Werten und Gütern als unerfüllbare, weil nicht wertungsfreie, Aufgabe sieht, die sodann dem Parlament zu überlassen sei.
 
1305
So mit Blick auf das Klimaschutzgebot nach Art. 20a GG auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 198, 246 sowie LS 2 lit. a).
 
1306
Vgl. zur Anwendung der Abwägungsfehlerlehre auf den Klima-Beschluss des Bundesverfassungsgerichts Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423 f.). Bei dieses bleibt jedoch offen, dass bereits mit dem Ansetzen des nach dem SRU bestimmten nationalen CO2-Restbudgets ein Verfahrens- und Abwägungsfehler vorliegt.
 
1307
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 215 ff.
 
1308
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 220 ff.
 
1309
Kritisch hierzu auch Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424); ohne vertiefte Prüfung betrachtet Seibert die Ausführungen des SRU als belastbare Berechnungen, Seibert, in: DVBl 2021, S. 1141 (1145). Dabei verkennt er deutlich, dass es – sogar nach den eigenen Angaben des SRU – hier nicht bloß um mathematische Ableitungen handelt, sondern um Wertungen. Hiergegen hilft auch nicht der pauschale Verweis auf die Anwendung des Budgetansatzes in anderen Jurisdiktionen; ebenso Burgi, in: NVwZ 2021, S. 1401 (1405).
 
1310
Vgl. Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1424).
 
1311
Offenbar a. A. ist hier das Bundesverfassungsgericht, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 218.
 
1312
A.A. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 218.
 
1313
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 215.
 
1314
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 69.
 
1315
So im Ergebnis auch Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1423 f.).
 
1316
Die erstmalige Anwendung der Baker factors in climate change litigation erfolgte in Connecticut v. American Electric Power, 04 Civ. 5669, 04 Civ. 5670, S. 13 ff. Das Gericht wies die Klage hier vornehmlich mit Verweis auf die zur Entscheidung notwendige „initial policy determination“ zurück. Mangels einer vorab gesetzlich geregelten Emissionsobergrenze hätte das Gericht diese festlegen müssen; siehe auch Native Village of Kivalina v. Exxon Mobil 663 F. Supp. 2d 863, 883; vgl. zur political question doctrine Chryssogonos, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 175 ff. Dieser ist zwar wegen der systematischen Unterschiede von Supreme Court und Bundesverfassungsgericht gegen eine Übertragung der doctrine, hält aber mit der doctrine verwandte Kriterien bei der Bestimmung der Kontrolldichte für möglich, S. 178–179.
 
1317
Siehe zu diesem wesentlichen Merkmal der Baker factors Guarino, in: Boston College Environmental Affairs Law Review 2011, Vol. 38, No. 1, S. 125 (130).
 
1318
Vgl. aber Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.53. Das Gericht weist hier ausdrücklich darauf hin, dass eine noch nie beantwortete Rechtsfrage vorliege für die kein „ready-made framework“ bestehe.
 
1319
Vgl. zu einer kritischen Einschätzung hierzu Miller, in: Michigan Law Review 2010, Vol. 109, No. 2, S. 257 (271 ff.), der für die Ermittlung einer „emission cap“ in der Rechtssache Conneticut v AEP keine ausreichenden juristischen Standards gegeben sah. Es ist nicht auszuschließen, dass Miller nach Verabschiedung des Übereinkommens von Paris zu einer anderen Einschätzung käme; vgl. Connecticut v. American Electric Power, 04 Civ. 5669, 04 Civ. 5670, S. 13 ff.
 
1320
Auch hochpolitische Streitigkeiten sind justitiabel, soweit der Staat spezifische Versprechungen gemacht oder berechtigte Erwartungen geweckt hat, betont McGoldrick, in: The International and Comparative Law Quarterly 2010, Vol. 59, No. 4, S. 981 (1017); A. A. ist Miller, in: Michigan Law Review 2010, Vol. 109, No. 2, S. 257 (276 f.), sofern die Gerichte selbst die zulässige Emissionsgrenze bestimmen müssen.
 
1321
Vgl. zu diesem Vorwurf Irischer Supreme Court, Urteil vom 31. Juli 2020, 205/19, Rn. 5.22. Die Vorwürfe weist das Gericht sodann zurück, Rn. 6.23 ff.
 
1322
Dass Gerichte zugegebenermaßen trotz dieser Ausführungen im Falle von Klimaschutzklagen Politik betreiben, zeigt Vanhala, in: Environmental Politics 2013/3, S. 447–474. Dafür verweist sie auf die „policy gap-fiiling function“ der Gerichte. Das mag aus einer sozial- und politikwissenschaftlichen Betrachtung überzeugen. Dem ist jedoch entgegenzuhalten, dass die Gerichte eine so bestehende Lücke nicht selbst schließen, sondern vielmehr die Notwendigkeit gesetzgeberischer Maßnahmen festhalten; vgl. Roy/Woerdman, in: Journal of Energy & Natural Resources Law 2016/2, S. 165 (178 ff.), die in Anlehnung an die Rechtssache Urgenda durchaus zutreffend zwischen der political question und der legal question with political consequences unterscheiden; so im Ergebnis auch Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.98.
 
1323
Vgl. zur Bedeutung der Streitklärung für Klimaschutzklagen und damit zur Vermeidung von bloß symbolischen Aktionen und Pyrrhussiegen Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (10 ff.).
 
1324
Vgl. Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1393), der fragt, ob vom deutschen Staat nicht etwas Unmögliches verlangt wird; siehe auch Wegener, zur realpolitischen Unerreichbarkeit der Reduktionsvorgaben des IPCC, Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (12); so auch Oexle/Lammers, in: NVwZ 2020, S. 1723 (1726 f.).
 
1325
Vgl. hierzu Timmermann, in: EWerK 2019, S. 189 (193 f.); vgl. auch mit Blick auf einen drohenden Akzeptanzverlust des Bundesverfassungsgerichts Graser, in: ZUR 2019, S. 271 (273 f.).
 
1326
So deutlich auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., LS. 2 lit. c).
 
1327
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 75; Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.78.; siehe hierzu Payandeh, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 79 f. sowie Groß, in: ebenda, S. 92 f.; nach Wagner, sei aufgrund der bescheidenen Beitrags Deutschlands zum Klimawandel gerichtlich veranlasster Klimaschutz vernachlässigenswert und somit im Ergebnis zu unterlassen, Wagner, Klimahaftung vor Gericht, S. 115.
 
1328
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 199 ff.; Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.79.
 
1329
Siehe hierzu Wagner, in: NJW 2021, S. 2256 (2258).
 
1330
Vgl. Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1393), der sodann ein Absehen von einer grundrechtlichen Verpflichtung Deutschlands aber u. a. wegen sonst hoher Wertungswidersprüche nicht hinnehmen möchte.
 
1331
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 ff.
 
1332
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 32, 117.
 
1333
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 183 ff.
 
1334
So im Ergebnis auch BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 199 ff.; das Verkennen aber Oexle/Lammers, in: NVwZ 2020, S. 1723 (1726), die den Staat bei Klimaklagen vor einer Überforderung durch tatsächlich nicht erfüllbare Schutzpflichten schützen wollen. Die Schutzpflicht besteht aber auch ungeachtet einer (verfassungs-)gerichtlichen Feststellung dieser. Der Staat ist also bereits „überfordert“. Wenn Oexle und Lammers hierin die Gefahr sehen, dass der Grundrechtsschutz zu einem leeren Versprechen wird, dann ist dies nicht den Gerichten, sondern dem nicht adäquaten Handeln des Staates auf nationaler wie internationaler Ebene zuzurechnen.
 
1335
Siehe Söhnlein, Landnutzung, S. 106 ff.; vgl. Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 400.
 
1336
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 200 ff.; Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.79.; vgl. Calliess, in: ZUR 2021, S. 355 (356), der den vom Grundgesetz konzipierten offenen Verfassungsstaat, aber auch das auf wechselseitiges Vertrauen beruhende Übereinkommen von Paris, betont; siehe zu Letzterem als Teil einer „due diligence“ im internationalen Klimaschutzrecht Rajamani, in: Krieger/Peters/Kreuzer, Due Diligence in the International Legal Order, S. 179; siehe auch Groß, in: NVwZ 2020, S. 337 (340 f.).
 
1337
Siehe Abschn. 4.2.3.1.1.3.
 
1338
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 202.
 
1339
Vgl. Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1393), der insoweit auf einen deutschen Beitrag mindestens zur Verringerung des Anstiegs der globalen Durchschnittstemperatur abstellt; vgl. auch Payandeh, in: Kahl/Weller, Climate Change Litigation, S. 78; so im Ergebnis auch Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.79.; der Hohe Rat betont in derselben Rechtssache darüber hinaus, dass jede Reduktion von Treibhausgasemissionen mehr Raum im globalen CO2-Restbudget schafft, Hoge Raad Entscheidung vom 20.12.2019, 19/00135, ECLI:NL:HR:2019:2007, Rn. 5.7.8. Dahinter steckt die m. E. zutreffende Überzeugung, dass zwischen gerechten und ungerechten Emissionen unterschieden werden kann. Muss ein Nationalstaat seine Treibhausgasemissionen reduzieren, ermöglicht dies im Gegenzug zulässige Emissionen anderer Nationalstaaten, etwa im Hinblick auf die nachhaltige Entwicklung dieser. Siehe hierzu bereits Rodi/Kalis, in: KlimR 2022/1, i. E; vgl. Massachusetts v. EPA, 549 U.S. 497, 533 (2007), S. 22 f. Der Supreme Court hält hier fest, dass wenngleich eine spezifische Maßnahme (hier eine Regelung zu Treibhausgasemissionen im Verkehr) den globalen Klimawandel nicht stoppen wird, ist eine gerichtliche Streitentscheidung im Hinblick auf die Reduktion der Auswirkungen des Klimawandels möglich.
 
1340
Vgl. zur Unterscheidung von Soll und Sein sowie Sollens- und Seinsurteile Riehm, Abwägungsentscheidungensentscheidungen, S. 12 ff.; siehe zu Sollensurteilen Alexy, Diskurs, S. 21; verkannt wird dies von Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (12) sowie Oexle/Lammers, in: NVwZ 2020, S. 1723 (1726 f.).
 
1341
Vgl. zum Ergreifen von Klimaanpassungsmaßnahmen zum Schutze von Personen im Ausland, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 178.
 
1342
Vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 178.
 
1343
BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 178.
 
1344
Im Klima-Beschluss hält das Bundesverfassungsgericht jedoch fest, wenngleich nicht exponiert, dass die Beschwerdeführenden aus Bangladesh und Nepal wie die Beschwerdeführenden aus Deutschland in ihrem Recht auf intertemporale Freiheitssicherung verletzt sind, vgl. BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 182. Das Bundesverfassungsgericht gewährt insoweit Grund- und Freiheitsrechtsschutz über die Grenzen der Bundesrepublik Deutschland hinaus.
 
1345
So auch Buser, in: DVBl 2020, S. 1389 (1394); im Ergebnis ebenfalls wie hier Ekardt, Theorie, S. 395 f.
 
1346
Zum Begriff des Auslandsbezug, der nicht abschließend geklärt ist, Elbing, Auslandsbezug, S. 44 ff.; siehe zur durchaus schwierigen Begründung von Schutzpflichten über das Staatsgebiet hinaus, wenn man diese aus einer objektiven Werteordnung herleiten möchte, ders., ebenda, S. 98 ff.; siehe zur Anwendbarkeit der Grundrechte bei Sachverhalten mit Auslandsbezug Heintzen, Auswärtige Beziehungen, S, 100 ff.; vgl. Hofmann, grenzüberschreitende Sachverhalte, S. 10 ff., der aufgrund der verfassungsrechtlich gebotenen Rücksichtnahme anderer Wertvorstellungen eine eingeschränkte Anwendung der Grundrechte bei Sachverhalten mit Auslandsbezug für notwendig erachtet, S. 72 f.; vgl. zur extraterritorialen Ausdehnung der Schutzpflichten im Kontext des Klimawandels und mit Blick auf den internationalen Menschenrechtsschutz Schröder, in: EurUP 2018, S. 86 (90 f.).
 
1347
Siehe ausführlich zum Einwirkungsanspruch Elbing, Auslandsbezug, S. 98 ff.
 
1348
Vgl. hierzu Elbing, Auslandsbezug, 84 ff.
 
1349
Siehe Elbing, Auslandsbezug, S. 87; anders aber Hofmann, grenzüberschreitende Sachverhalte, S. 102 ff., der meint, dass die Bindung der Träger öffentlicher Gewalt an die Grundrechte und die Pflicht zur Durchsetzung ihrer Wirkkraft im internationalen Kontext nicht unbedingt sein könne, sondern angesichts einer Rücksichtnahme auf andere Wertvorstellungen auch eingeschränkt werden müsse. Von dieser Einschränkung seien jedoch unabdingbare Grundprinzipen der deutschen Verfassung ausgeschlossen, S. 106. Der Ansicht kann hier nicht gefolgt werden, jedenfalls insoweit hierdurch ein abgeschwächter Grundrechtsschutz auch im Inland bewirkt wird. Unbeschadet dessen wird auch Hofmann angesichts der Teilnahme der Freiheitsvoraussetzungen und damit des Rechts auf Freiheitssicherung an der Ewigkeitsgarantie nach Art. 79 Abs. 3 GG von einem unabdingbaren und damit auch im internationalen Kontext nicht einzuschränkendem Grundprinzip der Verfassung ausgehen.
 
1350
Vgl. Elbing, Auslandsbezug, S. 95.
 
1351
Siehe Elbing, Auslandsbezug, S. 98 ff.
 
1352
Das Bundesverfassungsgericht hält ausdrücklich fest, dass bei neuen hinreichend gesicherten Erkenntnissen womöglich auch versucht werden müsste auf internationaler Ebene strengere Vereinbarungen zu treffen, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 212.
 
1353
Siehe hierzu bereits Abschn. 2.​2.​1.​2; die Verpflichtung zum transnationalen Klimaschutz im Sinne des Klima-Beschlusses betonen mit Blick darauf, dass die meisten Emissionen auf EU-Ebene reguliert werden, auch Ekardt/Heß, in: NVwZ 2021, S. 1421 (1421). Die Bundesrepublik Deutschland müsse auf EU-Ebene von einer Bremser- zur Antreiberrolle wechseln; stärkere Stellungnahme zum Verhältnis des nationalen Klimaschutzes zum europäischen Klimaschutz hätte sich vom Bundesverfassungsgericht im Klima-Beschluss auch Frenz gewünscht, der diesem eine „Europablindheit“ vorwirft, Frenz, in: EnWZ 2021, S. 201 (203 f.).
 
1354
Siehe zur Verpflichtung im Rahmen internationaler Abstimmungen auf Klimaschutz hinzuwirken, BVerfG, Beschluss des Ersten Senats vom 24. März 2021- 1 BvR 2656/18 -, u. a., Rn. 201.
 
1355
Vgl. Timmermann, in: EWerK 2019, S. 189 (193 f.). Dieser betrachtet Klimaschutzklagen als zwecklos, sofern die Entscheidungen nicht vollstreckt werden. Auch erfolgreiche Klimaschutzklagen seien vor diesem Hintergrund bloße Pyrrhussiege; siehe Graser, in: ZUR 2019, S. 271 (273 f.). Dieser erachtet die Gefahr eines Integritäts- bzw. Akzeptanzverlustes aber angesichts des wissenschaftlichen Tatsachenmaterials und der beschränkten inhaltlichen Reichweite der Entscheidung in Klimaschutzklagen als gering, S. 273; eine deutlich aA hat hier Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (11 f.), der von einer sachlichen Naivität der Klimaschutzkläger und gar systematischen Risiken spricht.
 
1356
A. A. ist offenbar Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (12 f.).
 
1357
Demgegenüber will Wegener im Fehlen effektiver Kontroll- und Sanktionsinstrumente der Gerichte sogleich von Anfang an von Klimaschutzklagen absehen, Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (12); ebenso Bickenbach, in: JZ 2020, S. 168 (177).
 
1358
Das wollen aber Oexle/Lammers, in: NVwZ 2020, S. 1723 (1726 f.).
 
1359
Eigene Durchsetzungsmacht braucht das Bundesverfassungsgericht nicht, meint Chryssogonos, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 62 ff. Es besitzt Macht als Kernstück einer in der Bundesrepublik herrschenden Ideologie in Form von Akzeptanz.
 
1360
Anders sieht dies Wegener, der – wenngleich er auf eine bloße Relativierung der Entscheidung durch die Politik abstellt – in dieser politischen Ablehnung der gerichtlichen Entscheidung sogleich einen Mangel der gerichtlichen Entscheidung selbst erkennen will, Wegener, in: ZUR 2019, S. 3 (11 ff.). Am Ende stünden alle Institutionen des demokratischen Verfassungsstaates beschädigt dar, meint Wegener, S. 12. Dabei verkennt er aber den Ausgangspunkt dieser durchaus abzulehnenden Möglichkeit, nämlich die mangelnde und rechtsstaatsverletzende Umsetzung der gerichtlichen Entscheidung durch Exekutive und Legislative.
 
1361
Siehe allgemein zu Legitimationsproblemen im Rahmen von Klimaklagen Franzius, in: Rodi, Handbuch Klimaschutzrecht, S. 133 ff.; vgl. zur demokratischen Legitimation des Bundesverfassungsgerichts Bickenbach, Einschätzungsprärogative, S. 463; nicht im Sinne einer Legitimation, aber dennoch von Relevanz ist auch die Einordnung der Gerichte als ein Forum, das durch „empowerment“ der Zivilgesellschaft zur Demokratisierung beitrage, vgl. Bogojevic, in: Law & Policy 2013, Vol. 35, No. 3, S. 184 (187); ein Primat des Parlaments für die Bewältigung des globalen Klimawandels erblicken Kloepfer und Wiedmann zudem in dessen größerer gesellschaftlicher Akzeptanz, vgl. Kloepfer/Wiedmann, in: DVBl 2021, S. 1333 (1334); ausführlich zur Legitimität des Bundesverfassungsgerichts auch Möllers, in: Jestadt/Lepsius/Möllers/Schönberger, Das entgrenzte Gericht, S. 288 ff.; in der Rechtssache Urgenda will das Bezirksgericht eine demokratische Legitimation des Richters vermittelt über die der Streitsache und die Zuständigkeit bestimmenden Gesetze, welche demokratischen Ursprungs sind, begründen, vgl. Rechtbank Den Haag Urgenda v The State of the Netherlands, C/09/456689 / HA ZA 13–1396, Rn. 4.97.
 
1362
Siehe zur Frage der Legitimation der Gerichte Graser, in: ZUR 2019, S. 271 (274). Dieser setzt sich hier mit der Verbindung von Legitimation und Raum und damit mit der Legitimation des Forums auseinander. Einen Legitimationsvorbehalt für Räume zur Debatte politischer Fragen lehnt dieser sodann ab.
 
1363
Vgl. hierzu und zum Verhältnis von Freiheit und (parlamentarischer) Demokratie insgesamt Ekardt, Theorie, S. 336 ff.
 
1364
Vgl. Ekardt, in: Die Verwaltung 2010, S. 28–55.; die Rechtsprechung sei mangels effektiver Sanktionsmittel gegen die beiden anderen Gewalten von einer „vertical accountbility“ im Sinne eines Vertrauens der Bürger in die gerichtliche Deutungsmacht abhängig, weshalb Entscheidungen zwar im Einzelfall, aber nicht permanent gegen den Willen der Mehrheit getroffen werden sollten, meint Brodocz, in: Kropp/Lauth, Gewaltenteilung, S. 44. Damit würden vor allem die Wahlen zum mittelbaren Sanktionsmittel werden. Überzeugend ist diese Ansicht mE nicht. Zum einen verkennt sie, dass Wahlen kein vollends geeignetes Mittel sind, um die Legitimation der Gewalten zu begründen. Das liegt schon daran, dass nicht die gesamte verfassungsgebende Gewalt wahlberechtigt ist. Zum anderen führt diese Ansicht zu einer verengten Gegenwärtigkeit der Verfassung und Gewalten. Der Minderheitenschutz und andere Bestandteile der Verfassung sind jedoch grundsätzlich auf ewig angelegt und können nicht durch, nur in der Gegenwart, bestehende Mehrheitsverhältnisse abgedungen werden.
 
1365
Vgl. Chryssogonos, Verfassungsgerichtsbarkeit, S. 70; vgl. auch Möllers, in: Jestadt/Lepsius/Möllers/Schönberger, Das entgrenzte Gericht, S. 341 ff.
 
1366
Abschn. 4.2.1.
 
1367
Abschn. 4.2.1.1 und 4.2.1.2.
 
1368
Abschn. 4.2.1.3.1.
 
1369
Abschn. 4.2.1.3.1.
 
1370
Abschn. 4.2.1.3.2.1.
 
1371
Abschn. 4.2.1.3.2.1.
 
1374
Abschn. 4.2.1.4.
 
1375
Abschn. 4.2.1.4.2.1.
 
1376
Abschn. 4.2.1.4.2.1.
 
1377
Abschn. 4.2.1.4.2.2.
 
1378
Abschn. 4.2.1.4.2.2.
 
1379
Abschn. 4.2.1.4.2.4.
 
1380
Abschn. 4.2.1.4.2.4.
 
1384
Abschn. 4.2.2.
 
1385
Abschn. 4.2.2.2.2.
 
1386
Abschn. 4.2.2.2.3.
 
1389
Abschn. 4.2.3.
 
1390
Abschn. 4.2.3.1.1.
 
1391
Abschn. 4.2.3.1.1.1.
 
1392
Abschn. 4.2.3.1.1.1.
 
1393
Abschn. 4.2.3.1.1.2.
 
1394
Abschn. 4.2.3.1.1.3.
 
1395
Abschn. 4.2.3.1.1.3.
 
1396
Abschn. 4.2.3.2.
 
1397
Abschn. 4.2.3.2.1.1.
 
1398
Abschn. 4.2.3.2.1.2.
 
Metadaten
Titel
Justitiabler Klimaschutz in Deutschland
verfasst von
Michael Kalis
Copyright-Jahr
2022
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40290-7_4