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Open Access 2023 | Open Access | Buch

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APCC Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben

herausgegeben von: Christoph Görg, Verena Madner, Andreas Muhar, Andreas Novy, Alfred Posch, Karl W. Steininger, Ernest Aigner

Verlag: Springer Berlin Heidelberg

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Über dieses Buch

Die Klimakrise betrifft uns alle - Doch wie kann ein klimafreundliches Leben für alle erreicht werden?

Zahlreiche wissenschaftliche Sachstandsberichte bestätigen schon lange den umfassenden Handlungsbedarf, um die Klimaziele zu erreichen. Dieser betrifft alle Lebensbereiche: von Arbeit und Pflege über Wohnen bis zu Mobilität, Ernährung und Freizeit. Doch wie verwirklicht man solch eine Transformation?

Der Bericht unterstreicht, dass die Möglichkeiten, klimafreundlich zu leben, wesentlich durch Strukturen vorgegeben ist. Die vorherrschenden Appelle an das verantwortungsbewusste individuelle Verhalten Einzelner und Aufrufe zu nachhaltigem Konsum werden in ihren Wirkungen überschätzt. Entsprechend ist die Kernbotschaft des Berichts, die gemeinsame Gestaltung von Strukturen für ein klimafreundliches Leben ins Zentrum der Klimapolitik zu stellen.

Daher gibt das Buch Antworten auf folgende Fragen:

Wie können Rahmenbedingungen so gestaltet werden, dass ein klimafreundliches Leben für jeden selbstverständlich oder zumindest erleichtert wird?Welchen Beitrag können die verschiedenen gesellschaftlichen Akteure leisten? Was bedeutet dies für Recht und Governance, die Wirtschaft, Globalisierung und das Finanzsystem?Können Medien einen Beitrag dazu leisten? Welche Rolle haben Ungleichheit, soziale Sicherung und Raumplanung und welche Infrastrukturen sind notwendig?

Dieses Open Access Buch ist das Ergebnis eines umfassenden wissenschaftlichen Erstellungsprozesses, der sich an der Arbeitsweise des Weltklimarates IPCC orientierte: mehr als 80 Autor_innen analysierten die aktuelle wissenschaftliche Literatur zur Gestaltung von Strukturen für ein klimafreundliches Leben. Dazu wurden über 2000 Literaturquellen ausgewertet. Zur Absicherung der Qualität wurden die Ergebnisse der Autor_innen von in etwa 180 Expert_innen und circa 100 Stakeholdern in mehreren Runden begutachtet.

Der innovative Zugang und die bisher wenig aufgegriffenen Themenfelder machen das Buch zu einem Standardwerk für die Klimaforschung im deutschsprachigen Raum.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Open Access

Zusammenfassung für Entscheidungstragende

Die Zusammenfassung für Entscheidungstragende gibt die wesentlichen Ergebnisse in verdichteter Form wieder. Die Zusammenfassung ist das Ergebnis eines internen Abstimmungsprozess und wird daher von allen koordinierenden Leitautor_innen mitgetragen. Bei jeder Aussage sind die relevanten Kapiteln und die Übereinstimmung und der Umfang der Literatur angegeben. Details zu den Aussagen können in den jeweiligen Kapiteln nachgelesen werden.

Ernest Aigner, Christoph Görg, Verena Madner, Andreas Muhar, Andreas Novy, Alfred Posch, Karl W. Steininger, Lisa Bohunovsky, Jürgen Essletzbichler, Karin Fischer, Harald Frey, Willi Haas, Margaret Haderer, Johanna Hofbauer, Birgit Hollaus, Andrea Jany, Lars Keller, Astrid Krisch, Klaus Kubeczko, Michael Miess, Michael Ornetzeder, Marianne Penker, Melanie Pichler, Ulrike Schneider, Barbara Smetschka, Reinhard Steurer, Nina Svanda, Hendrik Theine, Matthias Weber, Harald Wieser

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Summary for Policymakers

The Summary for Policy Makers presents the main results in condensed form. The summary is the result of an internal coordination process and is therefore supported by all coordinating lead authors. For each statement, the relevant chapters and the correspondence and scope of the literature are indicated. Details on the statements can be found in the respective chapters.

Ernest Aigner, Christoph Görg, Verena Madner, Andreas Muhar, Alfred Posch, Karl W. Steininger, Lisa Bohunovsky, Jürgen Essletzbichler, Karin Fischer, Harald Frey, Willi Haas, Margaret Haderer, Johanna Hofbauer, Birgit Hollaus, Andrea Jany, Lars Keller, Astrid Krisch, Klaus Kubeczko, Michael Miess, Michael Ornetzeder, Marianne Penker, Melanie Pichler, Ulrike Schneider, Barbara Smetschka, Reinhard Steurer, Nina Svanda, Hendrik Theine, Matthias Weber, Harald Wieser

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Technische Zusammenfassung

Die technische Zusammenfassung richtet sich an das Fachpublikum und fasst die wichtigsten Ergebnisse des Berichtes zusammen, ohne aber alle Details auszuführen. Jedes Kapitel wird auf ungefähr zwei Seiten zusammengefasst. Hierbei wird bei den relevanten Aussagen eine Bewertung mit Hinblick auf Übereinstimmung und Literaturbasis angeführt. Im Unterschied zur Zusammenfassung für Entscheidungstragende wird auch die Literatur angeführt.

Ernest Aigner, Christoph Görg, Astrid Krisch, Verena Madner, Andreas Muhar, Andreas Novy, Alfred Posch, Karl W. Steininger, Lisa Bohunovsky, Jürgen Essletzbichler, Karin Fischer, Harald Frey, Willi Haas, Margaret Haderer, Johanna Hofbauer, Birgit Hollaus, Andrea Jany, Lars Keller, Klaus Kubeczko, Michael Miess, Michael Ornetzeder, Marianne Penker, Melanie Pichler, Ulrike Schneider, Barbara Smetschka, Reinhard Steurer, Nina Svanda, Hendrik Theine, Matthias Weber, Harald Wieser

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Technical Summary

The technical summary is aimed at a professional audience and summarizes the most important findings of the report, but without going into all the details. Each chapter is summarized on approximately two pages. For the relevant statements, an evaluation with regard to agreement and literature basis is given. In contrast to the summary for decision-makers, the literature is also cited.

Ernest Aigner, Christoph Görg, Astrid Krisch, Verena Madner, Andreas Muhar, Andreas Novy, Alfred Posch, Karl W. Steininger, Lisa Bohunovsky, Jürgen Essletzbichler, Karin Fischer, Harald Frey, Willi Haas, Margaret Haderer, Johanna Hofbauer, Birgit Hollaus, Andrea Jany, Lars Keller, Klaus Kubeczko, Michael Miess, Michael Ornetzeder, Marianne Penker, Melanie Pichler, Ulrike Schneider, Barbara Smetschka, Reinhard Steurer, Nina Svanda, Hendrik Theine, Matthias Weber, Harald Wieser

Teil 1: Einleitung

Frontmatter

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Kapitel 1. Einleitung: Strukturen für ein klimafreundliches Leben

Die Einleitung gibt zuerst das Verständnis der zentralen Begriffe wieder (klimafreundliches Leben, Strukturen sowie Gestalten von Strukturen). Diese fungieren als Vermittler zwischen verschiedenen Milieus, Diskursen, Werthaltungen und Disziplinen. Weiters gibt die Einleitung einen Überblick über die Rolle unterschiedlicher gesellschaftlicher Akteur_innen. Darauf folgt ein Überblick über aktuelle Entwicklungen und die Verteilung klimaschädigender Emissionen mithilfe unterschiedlicher Maßzahlen (produktions- sowie konsumbasiert) und entlang unterschiedlicher Verteilungen (Wirtschaftssektoren, Güter, Aktivitäten und Einkommensverteilung).

Ernest Aigner, Christoph Görg, Verena Madner, Andreas Novy, Karl W. Steininger, Stefan Nabernegg, Dominik Wiedenhofer

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Kapitel 2. Perspektiven zur Analyse und Gestaltung von Strukturen klimafreundlichen Lebens

Kapitel 2 systematisiert entlang von vier Perspektiven in den Sozialwissenschaften weit verbreitete Theorien zur Analyse und Gestaltung von Strukturen klimafreundlichen Lebens. Das Kapitel möchte Leser_innen des Berichts bewusst machen, mit wie grundlegend unterschiedlichen Zugängen Forscher_innen Strukturen klimafreundlichen Lebens analysieren. Dies ist wichtig, um zu verstehen, dass es nie nur eine, sondern immer mehrere Perspektiven auf Strukturen klimafreundlichen Lebens gibt. Dieses Bewusstsein hilft, die Komplexität der Sozialwissenschaften und damit die Komplexität der Aufgabe – Strukturen für ein klimafreundliches Leben zu gestalten – zu erfassen. Unterschiedliche Zugänge zu sehen, bedeutet auch, ein besseres Verständnis von konfligierenden Problemdiagnosen, Zielhorizonten und Gestaltungsoptionen zu entwickeln und – idealerweise – damit umgehen zu können.

Andreas Novy, Margaret Haderer, Klaus Kubeczko, Ernest Aigner, Richard Bärnthaler, Ulrich Brand, Thomas Brudermann, Antje Daniel, Andreas Exner, Julia Fankhauser, Michael Getzner, Christoph Görg, Michael Jonas, Markus Ohndorf, Michael Ornetzeder, Leonhard Plank, Thomas Schinko, Nicolas Schlitz, Anke Strüver, Franz Tödtling

Teil 2: Handlungsfelder

Frontmatter

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Kapitel 3. Überblick Handlungsfelder

Teil 2 gibt einen umfassenden Überblick über alle Lebensbereiche, indem die Klimaauswirkungen verschiedener Handlungsfelder analysiert werden. Kapitel 3 bietet einen Überblick über diese Handlungsfelder und ihre Verflechtungen. Untersucht werden die Klimawirkungen in den Bereichen Wohnen, Mobilität und Ernährung sowie für die Handlungsfelder Erwerbsarbeit, Versorgung, Betreuungs- und Pflegearbeit und die frei verfügbare Zeit für Erholung und soziale Aktivitäten. Um die in Paris beschlossenen Klimaziele zu erreichen, sind Veränderungen im Alltag der Menschen und in ihrem täglichen Verhalten notwendig. Diese Veränderungen können nicht primär durch Appelle an die Eigenverantwortung ausgelöst werden. Vielmehr bedarf es geeigneter Strukturen wie Regulierung, steuerliche Anreize, infrastrukturelle Veränderungen und Verbote sowie Zeit, um Aktivitäten mit hohen Emissionen zu begrenzen bzw. solche mit geringen Emissionen zu erhöhen. Klimafreundliche Strukturen sind notwendig, um klimafreundliches Handeln leichter in den Alltag zu integrieren und eine attraktive Alternative zu bestehenden, nicht nachhaltigen Praktiken zu bieten.

Barbara Smetschka, Johanna Hofbauer, Marianne Penker, Andrea Jany, Harald Frey, Dominik Wiedenhofer

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Kapitel 4. Wohnen

Wohnraum als begrenzter Raum und Ort sowie Wohnen als Tätigkeit, welche sich über den eigenen Wohnraum hinaus in die Nachbarschaft und Freiräume erstreckt, bestehen aus einem multiplen Beziehungsgeflecht ökologischer, ökonomischer, sozialer und kultureller Aspekte. Die Wechselwirkungen zwischen gebauten Wohnstrukturen, der Konzeptionierung und Planung dieser und die Auswirkungen auf Verhalten und Lebensqualität der BewohnerInnen stellen einen zentralen Pfeiler in der Ausgestaltung eines klimafreundlichen Lebens dar. Um Strukturen eines klimafreundlichen Wohnens zu verstehen, hilft ein integrativer Blick auf das österreichische Wohnungssystem. Dieser umfasst alle in das Themenfeld Wohnen involvierten Akteur_innen, Aktivitäten und strukturellen Bedingungen von der Bodeninanspruchnahme und Produktion bis zur Nutzung und Wiederverwertung. Im Folgenden wird auf die Fragen ob gebaut werden muss, wenn ja wie und wer für wen baut entlang wissenschaftlicher Grundlagen für Österreich aufgearbeitet. Des Weiteren werden Barrieren und Konflikte für klimafreundliche Strukturen im Bereich Wohnen diskutiert. Abschließend wirft der Beitrag einen Blick auf mögliche Gestaltungsoptionen in Österreich zu denen unter anderem die Restrukturierung der Flächenverbräuche, die Aktivierung und Attraktivierung des Bestandes als auch die Förderung innovativer Wohnformen zählen.

Andrea Jany, Meike Bukowski, Gabu Heindl, Katharina Kreissl

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Kapitel 5. Ernährung

Die Literatur diskutiert eine Reduktion von Treibhausgasemissionen in der Agrar- Ernährungswirtschaft. Dies findet jedoch wenig Resonanz in bisherigen klimapolitischen Strategien. Das größte Potenzial zur Reduktion der Emission von Treibhausgasen liegt in der Produktion, Distribution sowie im Konsum von tierischen Produkten. (hohe Übereinstimmung, starke Literaturbasis) Die Verarbeitungsindustrie und der Handel sind machtvolle Akteure in derWertschöpfungskette. Ihre Rolle wurde bisher wissenschaftlich wenig untersucht. Aus einer Marktperspektive tragen diese Akteure punktuell zu einer klimafreundlichen Ernährung bei (z. B. durch Produktangebote), gleichzeitig werden aber klimaschädliche Strukturen weiterbefördert. (hohe Übereinstimmung, schwache Literaturbasis) Abhängig von der Kulturart und den Kontextfaktoren können die Produktion, die Distribution und der Konsum biologisch produzierter Lebensmittel einen gewissen Beitrag zu einer klimafreundlichen Ernährung leisten und Co-Benefits mit sich bringen (unter anderem Biodiversität, Tierwohl, bäuerliche Einkommen). Bestehende klimaschutzbezogene Nachteile müssen aber in Rechnung gestellt werden. (geringe Übereinstimmung; schwache Literaturbasis)

Marianne Penker, Karl-Michael Brunner, Christina Plank

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Kapitel 6. Mobilität

Die Pkw-Nutzung, gemessen in durchschnittlicher zurückgelegter Tagesentfernungen, sowie der Motorisierungsgrad (Pkw/1000 Einwohner_innen) nehmen in ruralen und suburbanen Regionen weiter zu. Trendverlangsamungen bzw. Trendumkehren sind nur in einigen Landeshauptstädten feststellbar. (hohe Übereinstimmung, starke Literaturbasis)Der Verkehrssektor verursacht als einziger Sektor noch immer steigende Treibhausgasemissionen. (hohe Übereinstimmung, starke Literaturbasis)Technische, die Effizienz erhöhende Maßnahmen, wie zum Beispiel der Umstieg auf E-Mobilität oder alternative Treibstoffe, reichen nicht aus, um die Klimaziele im Verkehrssektor zu erreichen. (hohe Übereinstimmung, starke Literaturbasis)Das Verhalten der Verkehrsteilnehmer_innen wird maßgeblich von den bereitgestellten Strukturen (Infrastrukturen, ordnungspolitischen und monetären Strukturen) beeinflusst. (hohe Übereinstimmung, starke Literaturbasis)Das Verkehrsverhalten beeinflussende Maßnahmen, wie die Einführung von Kostenwahrheit für alle Verkehrsträger, Infrastrukturumgestaltung für den Umweltverbund zulasten des Autoverkehrs, Tempolimits, flächendeckende Parkraumbewirtschaftung etc., sind für eine flächendeckende Trendumkehr bezüglich Treibhausgasemissionen notwendig. (hohe Übereinstimmung, starke Literaturbasis)Eine zielgerichtete Planung, Beschluss, Umsetzung und Monitoring nachweislich effizienzgeprüfter Maßnahmen auf allen Verwaltungsebene (EU, Bund, Länder und Gemeinden) ist Voraussetzung für eine Dekarbonisierung der Mobilität. (hohe Übereinstimmung, starke Literaturbasis)

Harald Frey, Tadej Brezina, Günter Emberger

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Kapitel 7. Erwerbsarbeit

In den Industrienationen des globalen Nordens hat Erwerbsarbeit eine zentrale Bedeutung erlangt. Sie ist Quelle materieller Existenzsicherung, sozialer Einbindung und Identitätsentwicklung. Daneben bildet Erwerbsarbeit eine wesentliche Grundlage für die Finanzierung des Sozialstaats. Erwerbsarbeit hat zugleich enorme klimapolitische Bedeutung. Als Produktionsfaktor in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem beinhaltet sie unzählige Tätigkeiten und Abläufe, die mit Energie- und Ressourcenverbrauch verbunden sind. Zudem ist sie Treiber von Wirtschaftswachstum und damit steigender Umweltbelastung. Erwerbsarbeit ist daher ein bedeutendes Element des klimapolitischen Umbaus von Wirtschaft und Gesellschaft. Das Kapitel folgt der Frage: Wie muss Erwerbsarbeit gestaltet werden, damit sich Menschen sowohl im Rahmen ihrer Berufstätigkeit als auch außerhalb ihrer Erwerbsarbeit klimafreundlich verhalten können? Es bietet eine Einschätzung des Status quo, eine Darstellung von Konzepten erwerbsarbeitsbezogener Klimapolitik, eine Gegenüberstellung von Barrieren und treibenden Kräften eines Strukturwandels sowie einen Abschnitt zu gestaltungspolitischen Maßnahmen für eine klimafreundlichere Arbeitswelt.

Johanna Hofbauer, Stefanie Gerold, Dominik Klaus, Florian Wukovitsch

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Kapitel 8. Sorgearbeit für die eigene Person, Haushalt, Familie und Gesellschaft

Im Kapitel 8 wird das Thema Sorgearbeit und die für ein klimafreundliches Leben notwendigen Strukturen vorgestellt. Versorgung und Fürsorge der eigenen Person, von Haushalt, Familie und Gesellschaft sind unverzichtbare, (über-)lebensnotwendige, aber oft unsichtbare Tätigkeiten. Die Relevanz dieser unbezahlten Sorgearbeit für ein klimafreundliches Leben hängt davon ab, in welchem Umfang Güter, Dienstleistungen und Mobilität für diese Tätigkeiten erforderlich sind und eingesetzt werden, wie emissionsintensiv diese bereitgestellt werden und wie viel Zeit dafür zur Verfügung steht.

Barbara Smetschka, Katharina Mader, Ruth Simsa, Dominik Wiedenhofer

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Kapitel 9. Freizeit und Urlaub
Barbara Smetschka, Dominik Wiedenhofer

Teil 3: Strukturbedingungen

Frontmatter

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Kapitel 10. Integrierte Perspektiven auf Strukturbedingungen

Ziel des Teils ist die umfassende Diskussion von Strukturen in Österreich, die ein klimafreundliches Leben fördern oder behindern bzw. für den Aufbau klimafreundlicher Strukturen als relevant erachtet werden. Strukturen, die beispielsweise im Recht, im politischen System, in der Wirtschaft oder der Raumordnung verankert sind, wirken auf verschiedene Sektoren und gesellschaftliche Aktivitäten gleichzeitig – wenn auch in unterschiedlicher Weise. Das Gemeinsame der folgenden Kapitel ist die Perspektive mit Fokus auf die oft unterschätzte Wirkmächtigkeit von Strukturen. Damit soll der Bericht in diesem Teil einen zusätzlichen Erkenntnisgewinn vor allem in Bezug auf die Umgestaltung und den Aufbau neuer Strukturen ermöglichen und handlungsrelevante Erkenntnisse zu Tage fördern, wie und mit welchen Maßnahmen bestehende Strukturen – im Sinne eines wirkungsvollen Klimaschutzes – verändert werden können.

Michael Ornetzeder, Melanie Pichler, Verena Madner, Christoph Görg, Lisa Bohunovsky, Birgit Hollaus, Jürgen Essletzbichler, Karin Fischer, Peter Kaufmann, Lars Keller, Astrid Krisch, Klaus Kubeczko, Michael Miess, Ulrike Schneider, Eva Schulev-Steindl, Reinhard Steurer, Nina Svanda, Hendrik Theine, Matthias Weber, Harald Wieser, Sibylla Zech

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Kapitel 11. Recht

Aufgrund des Querschnittcharakters des Klimaschutzes werden für ein klimafreundliches Leben zahlreiche rechtliche Handlungsfelder relevant, vom Welthandelsrecht, über europäische Binnenmarktregeln oder den europäischen Emissionshandel bis zum Finanzverfassungsrecht, dem Wohnrecht oder dem Bau- und Raumordnungsrecht. In diesen Handlungsfeldern gesetzte rechtliche Maßnahmen stehen miteinander in Beziehung(en), die von einer Fülle von Koordinierungs-, Über- und Unterordnungsregeln geprägt ist bzw. sind und ihrerseits oft bestimmen, inwieweit und wie inhaltliche Gestaltungsentscheidungen geändert werden können. Gerade auf diese Wechselbezüge und ihre langfristig strukturprägende Wirkung legt der folgende Beitrag besonderes Augenmerk, wenn er den rechtlich geprägten Status quo für ein klimafreundliches Leben analysiert, notwendige strukturelle Veränderungen, ihre treibenden und hemmenden Faktoren sowie dabei relevante Akteur_innen aufzeigt und ausgewählte Reformanliegen diskutiert.

Birgit Hollaus, Verena Madner, Eva Schulev-Steindl

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Kapitel 12. Governance und politische Beteiligung

Die Governance zur Klimakrise in Österreich ist traditionell geprägt von einer Bundesregierung, die Emissionsreduktionen im Inland nicht zielorientiert verfolgt, von einer Sozialpartnerschaft, die vorwiegend ökonomische sowie soziale Interessen vertritt und damit ökologische Fortschritte oft blockiert, von einer für Klimapolitik oft hinderlichen föderalen Kompetenzstruktur und von einer Zivilgesellschaft, die diesen strukturellen Hemmnissen lange Zeit nichts entgegenzusetzen hatte.Seit 2019 haben sich nur zwei dieser vier Governance-Aspekte verändert: Gesellschaftliche Bewegungen wie Fridays for Future haben im Jahr 2019 eine neue Dynamik in das Politikfeld Klima gebracht. Im Zuge dieser Dynamik wurde 2020 ein Klimaschutzministerium eingerichtet, das zielorientierte Klimapolitik voranzutreiben versucht, allerdings nach wie vor oft an regierungsinternen, sozialpartnerschaftlichen und/oder föderalen Widerständen scheitert.Somit zeichnet sich schon jetzt ab, dass Österreich seine klimapolitischen Ziele einmal mehr verfehlen wird. Dieses Kapitel analysiert die Hintergründe dieses Versagens.

Reinhard Steurer

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Kapitel 13. Innovationssystem und -politik

Neue technologische und nichttechnologische Entwicklungen und damit zusammenhängende soziotechnische Innovationen spielen eine wichtige Rolle, um Transformationen hin zu einer klimafreundlicheren Gesellschaft zu erreichen. Gerade in hoch klimarelevanten Bereichen wie Mobilität, Energieerzeugung, -versorgung und -nutzung oder Nahrungsmittelversorgung und Ernährung ist die Verknüpfung neuer technologischer Optionen mit organisatorischen Innovationen und Verhaltensänderungen zentral, um gesellschaftliche Veränderungen im Sinne der Bewältigung der Klimakrise anzustoßen und zu ermöglichen. Die soziale Dimension von Innovation ist sowohl für deren Gehalt als auch für deren Aufgreifen in der Breite von hoher Relevanz, weshalb sie auch zunehmend Berücksichtigung in der Forschungs- und Innovationpolitik findet.

Matthias Weber, Klaus Kubeczko

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Kapitel 14. Die Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen

Ein klimafreundliches Leben erfordert Zugang zu Gütern und Dienstleistungen, die sowohl einen geringen CO2-Fußabdruck aufweisen als auch in ihrer Nutzung möglichst wenig Treibhausgase emittieren. Dieses Kapitel geht der Frage nach, inwieweit die bestehende Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen durch österreichische Wirtschaftsakteur_innen ein klimafreundliches Leben fördert oder verhindert und welche Gestaltungsoptionen sich daraus für die Erreichung der Klimaziele ergeben. Neben den Rollen von Unternehmen werden auch andere in die Versorgungsstrukturen eingebundene Akteur_innen sowie die entsprechenden Rahmenbedingungen beleuchtet. Das Kapitel zeigt mit Blick auf den Status quo zunächst auf, dass Österreich zwar über einen recht gut etablierten und fortschrittlichen Sektor für umweltorientierte Produkte und Dienstleistungen wie energieeffiziente Technologien oder Recyclingverfahren verfügt, dieser aber nur einen kleinen Ausschnitt der Versorgungsstrukturen abbildet. In der breiten Masse der in der Versorgung tätigen Organisationen wurden klimafreundliche Prozesse bisher nur unzureichend umgesetzt. Das Kapitel geht darauffolgend auf die grundlegenden Veränderungen ein, die in abnehmender Dringlichkeit als notwendig erachtet werden: eine Transformation der Energiesysteme, eine Transformation zu einer Kreislaufwirtschaft und der Ausbau von Ökonomien des Teilens. Weiters werden die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen und Zielkonflikte zusammengefasst, die als kritisch für die Ausgestaltung der Versorgungsstrukturen gelten. Die Analyse zeigt, dass die Förderstrukturen für unternehmerische Tätigkeiten recht großzügig sind, zugleich aber wenig Handlungsdruck in Richtung klimafreundlicherer Versorgungsstrukturen von Seiten der öffentlichen Hand ausgeht. Abschließend befasst sich das Kapitel mit den klimapolitischen Gestaltungsoptionen.

Harald Wieser, Peter Kaufmann

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Kapitel 15. Globalisierung: Globale Warenketten und Arbeitsteilung

Um Österreichs Rolle in der Klimakrise zu verstehen, braucht es eine Analyse seiner Einbettung in globale Wirtschaftsstrukturen. Wie es auch für andere Hocheinkommensländer der Fall ist, werden für die österreichischen Importe an Waren und Dienstleistungen an anderen Orten – und zwar in zumeist ärmeren Volkswirtschaften – Treibhausgase emittiert und Umweltschäden verursacht. Das Kapitel beschreibt, auf welche Weise Österreich hinsichtlich Produktion und Endkonsum in globale Warenketten involviert ist und trifft, soweit es Forschung und Datenlage zulassen, eine Abschätzung der dadurch bedingten Umweltfolgen. Daran anschließend werden bestehende Regulierungen und Gestaltungsoptionen diskutiert, die Warenketten ökologischer machen sollen. Diese betreffen mehrere Ebenen (UNO, EU, Österreich) und reichen von ressourcenleichten Lebensstilen über Emissionshandel und Lieferkettengesetze bis zu kreislauforientierten Umbauplänen. Die Bestandsaufnahme zeigt, dass viel mehr Forschung nötig ist, um Informationen über die Auswirkungen bestehender Maßnahmen zu erhalten und künftige, sektorübergreifende Strategien zur ökologischen und sozial gerechten Umgestaltung von globalen Warenketten zu entwerfen.

Karin Fischer

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Kapitel 16. Geld- und Finanzsystem

Dieses Kapitel bewertet anhand eines breiten Überblicks an Literatur aus Marktperspektive, Innovationsperspektive, Bereitstellungsperspektive und Gesellschaftsperspektive, inwiefern Anreizstrukturen des Geld- und Finanzsystems die Transformation zu einer klimafreundlichen und nachhaltigen Lebensweise in Österreich begünstigen oder behindern. Zudem trifft es eine literaturbasierte Einschätzung darüber, in welche größeren wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturen das Geld- und Finanzsystem in Österreich eingebettet ist. Bereits eingeleitete und potenzielle zukünftige Reformen des Finanzsystems und Änderungen des bestehenden Geldsystems werden dahingehend überprüft, inwiefern sie Kapitalströme mobilisieren können, die für die Finanzierung der Strukturen für eine klimafreundliche Lebensweise notwendig sein werden.

Michael Miess

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Kapitel 17. Soziale und räumliche Ungleichheit

Dieses Kapitel befasst sich mit dem Zusammenhang von sozialer/räumlicher Ungleichheit und Klimawandel. Basierend auf einer Literaturübersicht wurde die folgende Sachlage festgestellt: Die Auswirkungen von Umwelt- und Klimaschäden und von Mitigations- und Adaptionsmaßnahmen sind sozial und räumlich ungleich verteilt. Die Verteilung von Löhnen, Einkommen, Vermögen oder dem Zugang zu sozial-ökologischer Infrastruktur beeinflusst die Möglichkeiten, klimafreundlich zu leben. Ungleichheit kann zu Statuswettbewerb und erhöhtem Konsum und dadurch zu negativen Auswirkungen auf das Klima führen. Klimaschützende Maßnahmen, die bestimmte Bevölkerungsschichten stärker benachteiligen, können die gesellschaftliche Akzeptanz dieser Maßnahmen reduzieren – vor allem in den betroffenen Bevölkerungsschichten. Folgende Optionen zur sozial verträglichen Umweltpolitik wurden identifiziert: Da in Österreich selbst die einkommensschwächste Bevölkerungsgruppe die Emissionsgrenze zur Einhaltung der Pariser Klimaziele überschreitet, reichen Steuern und Geldtransfers (eg. ökosoziale Steuerreform) allein nicht aus, um klimafreundliche Lebensweisen gesamtgesellschaftlich durchsetzen zu können. Diese „marktbasierten“ Maßnahmen sollten von der Bereitstellung öffentlicher Güter, technologischer Innovationen und einer sich ändernden gesellschaftlichen Wahrnehmung von Konsum und Wohlstand begleitet werden. Dafür notwendige (infra-)strukturellen Bedingungen können vor allem in besonders ressourcenintensiven Handlungsfeldern, wie dem Verkehrs-, Wohn- und Energiesektor, geschaffen werden. Sachleistungen in Form von öffentlichen Gütern sind sowohl von positiven Klima- als auch Verteilungseffekte charakterisiert.

Jürgen Essletzbichler, Xenia Miklin, Hans Volmary, Michael Ornetzeder

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Kapitel 18. Sozialstaat und Klimawandel

Wie wirken Klimawandel und Klimapolitik auf die Handlungsfelder der Sozialpolitik? Welche Rolle nehmen soziale Absicherung und sozialer Ausgleich im Übergang zu einer klimafreundlichen Gesellschaft ein? Wie können Sozial- und Klimapolitik so abgestimmt werden, dass sie positiv zusammenwirken? Dieser Beitrag legt Wechselbezüge zwischen Sozialstaat und Klimawandel mit Fokus auf Österreich dar, leitet daraus Handlungserfordernisse ab und prüft, wie der Sozialstaat bereits in seinem grundlegenden Design klimafreundlich gestaltet werden kann. Eingehender wird dabei der aktuelle Forschungsstand zu Wirkungen sozialstaatlicher Leistungen auf die Klimapolitik sowie die unmittelbar klimawirksamen Effekte ihrer Produktion und Finanzierung behandelt. Insgesamt zeigt sich, dass der Sozialstaat die gesellschaftliche Schadensanfälligkeit gegenüber dem Klimawandel und Anpassungsmöglichkeiten deutlich prägt. Eine transformative Strategie kann darin bestehen, Sozial- und Klimapolitik inhaltlich wie institutionelle umfassender zu integrieren.

Ulrike Schneider

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Kapitel 19. Raumplanung

Eine von Bund, Ländern und Gemeinden ernst genommene, steuerungsfreudige Raumplanung/Raumordnung und neue Formen von Planungs- und Beteiligungsprozessen könnten maßgeblich zur Trendumkehr von klimaschädigenden zu klimafreundlichen Lebens- und Wirtschaftsweisen beitragen: kompakt und zugleich durchgrünt zu bauen, in der Stadt und Region der kurzen Wege klimaschonend unterwegs zu sein, Leben in Stadt- und Ortskerne zu bringen, Boden zu entsiegeln und rückzugewinnen. Ebenso braucht es eine Verpflichtung und neue Praxis der Sektoralplanungen, insbesondere bei Verkehrsplanungen, sowie Reformen von bisher weitgehend „raumblinden“ fiskalischen Instrumenten, wie zum Beispiel Finanzausgleich, Bedarfszuweisungen, Pendlerpauschale, Immobilienertragssteuer, Wohnbauförderung und Wirtschaftsförderung, zu klimafreundlichen räumlichen Strukturen beizutragen.

Nina Svanda, Sibylla Zech

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Kapitel 20. Mediendiskurse und -strukturen

Medien (sowohl klassische Massenmedien als auch soziale Medien) sind zentrale Foren, in denen die Klimakrise inklusive der Transformationsnotwendigkeiten zu einem klimafreundlichen Leben diskursiv konstruiert und verhandelt werden. Unter anderem durch die Wirkung auf Rezipient_innen, sind Medien zentral für die Schaffung von Vorstellungsräumen und sich daraus ableitenden Handlungen im Umgang mit der Klimakrise. Für die erfolgreiche Umsetzung vieler Transformationsnotwendigkeiten, die in anderen Kapiteln dieses Berichts herausgearbeitet werden, ist die mediale Konstruktion jener Problemfelder ein wichtiger Faktor. Zwei medienanalytische Teilbereiche werden in diesem Kapitel insbesondere behandelt: Mediendiskurse (sowohl in Massenmedien als auch auf sozialen Medien) und Medienstrukturen, wobei wir unter zweiterem sowohl Medientechnologien als auch die zugrundeliegenden polit-ökonomischen und kulturellen Institutionen verstehen.

Hendrik Theine, Livia Regen

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Kapitel 21. Bildung und Wissenschaft für ein klimafreundliches Leben

Dieses Kapitel baut auf Literatur zu Bildung und Wissenschaft (BUW) für nachhaltige Entwicklung und Klimawandel auf. Dabei wird auf Konzepte fokussiert, die Bildung in den Vordergrund stellen. Wissenschaft wird als Zusammenspiel von Forschung und Lehre gesehen. Insofern werden auch Aspekte von Forschung für ein klimafreundliches Leben aufgegriffen, wobei dies bewusst nicht der Schwerpunkt des Kapitels ist.Auch die Bewertung der Frage, welche Dimension der Rolle der Strukturen von BUW für ein klimafreundliches Leben zugeschrieben werden kann, bleibt ungeklärt. Insbesondere scheinen es die “Strukturen in den Köpfen” der beteiligten Menschen zu sein, die letztlich Denk- und Handlungsmuster erzeugen, die Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit behindern oder begünstigen.

Lisa Bohunovsky, Lars Keller

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Kapitel 22. Netzgebundene Infrastrukturen

Netzgebundene Infrastrukturen, wie Strom-, Daten-, Straßen- oder Schienennetze, Wasser- oder Gasleitungen, sind zentrale Voraussetzung der Daseinsvorsorge. Deren Nutzung als auch deren Errichtung (graue Energie) sind Hauptverursacher der Treibhausgasemissionen. Planung und Bereitstellung von Infrastrukturen ist dementsprechend ein bedeutender Faktor in der Gestaltung eines klimafreundlichen Lebens. Insbesondere in den Bereichen Energie und Mobilität besteht für Betreiber von Netzinfrastrukturen eine Gemeinwohlverpflichtung, im Auftrag der öffentlichen Hand. Auf dieser Basis und als Mehrheitseigentümer von zentralen Unternehmen in Österreich wie ÖBB, ASFINAG, APG, Wiener Netze und vielen weiteren Verteilernetzbetreibern in den Bundesländern hat die öffentliche Hand vielfältige gestalterische Möglichkeiten. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich dieses Kapitel mit der Frage, inwieweit die Gestaltung und Bereitstellung von Netzinfrastrukturen ein klimafreundliches Leben ermöglichen oder verhindern und welche Gestaltungsoptionen sich in Österreich aus sozialwissenschaftlicher Sicht ergeben, um die nationalen Klimaziele zu erreichen.

Klaus Kubeczko, Astrid Krisch

Teil 4: Pfade zur Transformation struktureller Bedingungen für ein klimafreundliches Leben

Frontmatter

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Kapitel 23. Synthese: Pfade zur Transformation struktureller Bedingungen für ein klimafreundliches Leben

Das Kapitel identifizierte vier literaturbasierte Transformationspfade: (1) Leitplanken für eine klimafreundliche Marktwirtschaft, (2) Klimaschutz durch koordinierte Technologieentwicklung, (3) Klimaschutz als staatliche Vorsorge und (4) Klimafreundliche Lebensqualität durch soziale Innovation. Es zeigt sich, dass eine große Zahl an Gestaltungsoptionen dieses Berichtes keine tiefgreifenden Konflikte mit diesen vier grundsätzlich verschiedenen Transformationsparadigmen hervorruft. Dort wo doch Konflikte auftreten, sind klare politische Positionierungen erforderlich, um Friktionen bei der Umsetzung zu vermeiden. Ein neuer „Mischpfad“ verspricht ein hohes Maß an Wirksamkeit, da so unterschiedliche Akteur_innen angesprochen sowie Synergien genutzt und Schwächen einzelner Pfade vermieden werden können. Zudem wurde mit einer Ansatzpunkt-Analyse eingeschätzt, wie tiefgreifend der angestrebte Maßnahmenmix sich darstellt, also ob dieser auf inkrementelle Änderungen oder einen umfassenden Systemwandel abzielt. Im Gegensatz zum offiziellen Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) zielen die im Bericht enthaltenen Gestaltungsoptionen auf tieferliegende Systemveränderungen ab und zeigen damit einen vielversprechenden Optionenraum an.

Willi Haas, Andreas Muhar, Christian Dorninger, Katharina Gugerell

Teil 5: Vertiefung in Theorien des Wandels und der Gestaltung von Strukturen

Frontmatter

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Kapitel 24. Theorien des Wandels und der Gestaltung von Strukturen

Kapitel 24 ist die Einleitung zu Teil 5, der die Hintergrundbewertungen für Kapitel 2 liefert. Teil 5 nimmt eine detaillierte Bestandsaufnahme von Theorien vor, die in einem weiten Sinne Wandel untersuchen. In den darauffolgenden Kapiteln werden die Marktperspektive (Kapitel 25), die Innovationsperspektive (Kapitel 26), die Bereitstellungsperspektive (Kapitel 27) sowie die Gesellschaft-Natur-Perspektive (Kapitel 28) detaillierter vorgestellt.

Andreas Novy, Klaus Kubeczko, Margaret Haderer, Richard Bärnthaler, Ulrich Brand, Thomas Brudermann, Antje Daniel, Andreas Exner, Michael Getzner, Christoph Görg, Michael Jonas, Markus Ohndorf, Michael Ornetzeder, Leonhard Plank, Thomas Schinko, Nicolas Schlitz, Anke Strüver, Franz Tödtling

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Kapitel 25. Theorien des Wandels und der Gestaltung von Strukturen: Marktperspektive

Die Marktperspektive betrachtet Märkte als zentrale Institution und Preisrelationen als zentrale Hebel für klimafreundliches Leben. Strukturen werden als Regeln für das Handeln auf Märkten verstanden. Deshalb braucht es Rahmenbedingungen, die Märkte regulieren, sodass das Verursacherprinzip wirksam wird: Wer Emissionen verursacht, muss bezahlen (Kostenwahrheit). Dabei wird versucht, dass die freie individuelle Wahlentscheidung so weit als möglich mit dem Erreichen der Klimaneutralität vereinbar bleibt. Gestalten als koordiniertes Handeln ist in dieser Perspektive das Setzen richtiger wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen, insbesondere durch Anreizsysteme. Instrumente sind Informationspolitik und Markttransparenz sowie geänderte Regulierungen (durch Steuerreform oder Emissionshandel).

Andreas Novy, Thomas Brudermann, Julia Fankhauser, Michael Getzner, Markus Ohndorf

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Kapitel 26. Theorien des Wandels und der Gestaltung von Strukturen: Innovationsperspektive

In der Innovationsperspektive steht die Wirkung unterschiedlicher Formen von Innovation und deren Anwendung auf die soziale und wirtschaftliche Praxis im Vordergrund – und damit auf die Umwelt, auf klima(un)freundliches Leben und Wirtschaften. Eine Vielzahl an Konzepten der Innovationsforschung (Innovationssysteme, Schumpeters Innovationsbegriff, etc.) haben in der Technologie- und Innovationspolitik der letzten drei Jahrzehnte eine wichtige Rolle eingenommen. Darauf aufbauend und um Herausforderungen und Fragen der nachhaltigen Entwicklung erweitert, hat sich in den letzten Jahren die Forschung zu Nachhaltigkeitstransitionen mit Ansätzen zum Wandel von soziotechnischen Systemen intensiv mit Innovationen für radikalen Wandel auseinandergesetzt. Die wichtigsten Theorien des Wandels aus einer Innovationsperspektive, die in diesem Kapitel dargestellt werden, sind Regionale Innovationssysteme (RIS), soziotechnische Systeme und Nachhaltigkeitstransition, Strategisches Nischenmanagement und Transitionsmanagement, Theorien Sozialer Innovation sowie Ansätze zu Exnovation, Konversion und Minimalismus.

Klaus Kubeczko, Franz Tödtling, Michael Ornetzeder, Andreas Novy, Julia Fankhauser, Andreas Exner

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Kapitel 27. Theorien des Wandels und der Gestaltung von Strukturen: Bereitstellungsperspektive

Die Bereitstellungsperspektive untersucht geeignete Strukturen klimafreundlichen Lebens ausgehend von Bereitstellungssystemen, die suffiziente und resiliente Praktiken und Lebensformen erleichtern und damit selbstverständlich machen. Sie ermöglicht eine ganzheitliche Sichtweise, um langfristige Klimawandelmitigation und -anpassung mit der kurzfristigen Sicherung der Grundversorgung und dem Schutz vor Naturgefahren zu verbinden. Die wichtigsten Theorien desWandels, die von der Bereitstellungsperspektive ausgehen und im Folgenden ausführlicher behandelt werden, sind Bereitstellungssysteme und Alltagsökonomie, praxistheoretische Ansätze, Lebensformen, umfassendes Klimarisikomanagement, Suffizienz und Resilienz.

Andreas Novy, Andreas Novy, Richard Bärnthaler, Veronica Karabeczek, Leonhard Plank, Thomas Schinko

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Kapitel 28. Theorien des Wandels und der Gestaltung von Strukturen: Gesellschaft-Natur-Perspektive

Die Gesellschaft-Natur-Perspektive beschäftigt sich mit historisch entstandenen, tiefenwirksamen Treibern der Klimakrise. Ihr Fokus liegt auf klimaschädlichen Merkmalen von Natur-Mensch-Beziehungen, die für die westliche Moderne typisch und auch in Österreich wirksam sind. Dazu zählen Wachstumszwang, Kapitalakkumulation, dualistische Verständnisse von Natur und Mensch, Vorstellungen und Praktiken der Naturbeherrschung, sozial-ökologische Ungleichheit und disziplinäre Wissensproduktion.

Margaret Haderer, Ulrich Brand, Antje Daniel, Andreas Exner, Julia Fankhauser, Christoph Görg, Andreas Novy, Thomas Schinko, Nicolas Schlitz, Anke Strüver
Metadaten
Titel
APCC Special Report: Strukturen für ein klimafreundliches Leben
herausgegeben von
Christoph Görg
Verena Madner
Andreas Muhar
Andreas Novy
Alfred Posch
Karl W. Steininger
Ernest Aigner
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-66497-1
Print ISBN
978-3-662-66496-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-66497-1