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2024 | OriginalPaper | Buchkapitel

Der Verschwörungstheoretiker – eine Sozialfigur unserer Zeit?

verfasst von : Johannes Wessel-Bothe

Erschienen in: Konspiration

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

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Zusammenfassung

Im Zuge der Covid-19-Pandemie hat das Thema Verschwörungstheorien massiv an öffentlicher Aufmerksamkeit gewonnen. Einerseits entstand durch die krisenhafte und unsichere Situation zu Beginn der Pandemie sowie die rasante Entwicklung des neuartigen mRNA-Impfstoffs ein Nährboden, auf dem verschiedenste Verschwörungstheorien gedeihen konnten. Andererseits wurden Verschwörungstheorien und ihre Protagonisten, die Verschwörungstheoretiker, zu zentralen Motiven vieler Diskurse, die sich um die Corona-Pandemie drehten.

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Fußnoten
1
Ein prominentes Beispiel für eine Verschwörungstheorie, die sich als wahr herausgestellt hat, sind die Enthüllungen Edward Snowdens über die Überwachung durch die NSA.
 
2
Dies bedeutet nicht, dass alle Wissensformen von gleicher Qualität sind und absolut beliebig ist, was gesellschaftlich anerkannt ist.
 
3
Besonders kompliziert wird es in Gesellschaften, die politisch wie medial eine starke Spaltung aufweisen. So kann man in den USA bereits einen orthodoxen Diskurs der demokratischen und einen orthodoxen Diskurs der republikanischen Partei und den jeweils nahestehenden Medien erkennen, der die Gesellschaft in zwei Lager spaltet, die in unterschiedlichen Wirklichkeiten leben. Ähnliches war im Rahmen der letzten Präsidentschaftswahl auch in Brasilien zu beobachten.
 
4
Eine Studie der Konrad Adenauer Stiftung kommt zum Ergebnis, dass 30 % der Deutschen an Verschwörungstheorien glauben (vgl. Roose 2020).
 
5
„Die aktuelle Verbreitung von Verschwörungstheorien ist zumindest zu einem Teil auch eine Reaktion auf das Fehlverhalten gesellschaftlicher Eliten. Lügen und Täuschungen in der Politik, Komplotte in wirtschaftlichen Strukturen, außergesetzliche Geheimdienst-Aktionen, Klüngelei in der Wissenschaft oder journalistische Fehltritte untergraben das Vertrauen der Bevölkerung gegenüber den entsprechenden Personen und Institutionen“ (Anton und Schink 2021, S. 56). Wenn sich, um ein aktuelles Beispiel zu bemühen, einflussreiche Politikern in einer Krise mit Maskendeals bereichern, ist es nicht verwunderlich, dass Menschen sich Politikern gegenüber im Allgemeinen in Zukunft kritischer bzw. misstrauischer zeigen.
 
6
Verschwörungstheoretiker sind damit auch nicht alle Personen, die an eine beliebige Verschwörungstheorie glauben, sondern diejenigen, die diskursiv als Verschwörungstheoretiker „überführt“ werden.
 
7
Zu untersuchen ist dahingehend, ob die Sichtbarkeit dazu führt, dass mehr Menschen an Verschwörungstheorien glauben oder ob durch die eindeutige Identifikation von Verschwörungstheorien eine verstärkte Abgrenzung auftritt.
 
8
Ironischer- wie irritierenderweise haben das alternative COMPACT Magazin und das EU-Forschungsprojekt COMPACT zum Thema Verschwörungstheorien denselben Namen.
 
9
Die Entwicklung von Verschwörungstheorien, von, wie Daniel Pipes es ausdrückt „politischer Pornografie“ (Pipes 1998, S. 85) zu einem Phänomen der Popkultur, brachte ihnen die lange verwehrte wissenschaftliche Aufmerksamkeit und beendete damit, was Anton, Schetsche und Walter als „merkwürdige Diskrepanz zwischen der gesellschaftlichen Relevanz von Verschwörungstheorien und deren wissenschaftlicher Erforschung“ (Anton et al. 2014, S. 9) bezeichnen.
 
10
In einer dieser Sendungen geht Galileo-Moderator Aiman Abdallah etwa der Frage nach, ob sich der Heilige Gral in Südfrankreich verberge (vgl. Becker 2006).
 
11
Besonders hervorzuheben sind dabei die Songs „NWO“ (2013), „Armageddon“ (2013) und „Apokalypse“ (2016), in denen der Rapper unterschiedlichste Mythen und Verschwörungstheorien aufgreift.
 
12
Die Aussagen dieses Kapitels gehen im Wesentlichen auf die unveröffentlichte Studie des Autors „Zwischen Paranoia und Aufklärung. Die Konstruktion der Sozialfigur des Verschwörungstheoretikers anhand von Deutungskonflikten zwischen den etablierten und alternativen Medien“ aus dem Jahr 2017 zurück. Dabei wurden konkret der Medienwissenschaftler Uwe Krüger, der Historiker Daniele Ganser sowie die Journalisten Ken Jebsen und Udo Ulfkotte untersucht.
 
13
Damit gewinnt der Verschwörungstheoretiker ein populistisches Moment.
 
14
Ebenso die Wahlsiege von Boris Johnson in Großbritannien, Jair Bolsonaro in Brasilien oder Rodrigo Duterte auf den Philippinen.
 
15
Siehe unter anderem: Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg (2022); Sächsische Landeszentrale für politische Bildung (2022); Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit (2022).
 
16
Die genannten Attribute sind auf den ersten Blick widersprüchlich. Dies geht auf den Umstand zurück, dass auch die diskursive Auseinandersetzung mit der Sozialfigur des Verschwörungstheoretikers kein eindeutiges und widerspruchsfreies Bild ergibt.
 
Literatur
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Zurück zum Zitat Wippermann, W. 2010. Top Secret. Die großen Verschwörungstheorien und was dahinter steckt. Freiburg im Breisgau: Herder. Wippermann, W. 2010. Top Secret. Die großen Verschwörungstheorien und was dahinter steckt. Freiburg im Breisgau: Herder.
Metadaten
Titel
Der Verschwörungstheoretiker – eine Sozialfigur unserer Zeit?
verfasst von
Johannes Wessel-Bothe
Copyright-Jahr
2024
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-43429-8_6