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19-03-2019 | Unternehmenskultur | Schwerpunkt | Article

Wie freiwillig ist Corporate Volunteering?

Author: Michaela Paefgen-Laß

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Unternehmen stellen Mitabeiter ehrenamtlich zur Verfügung: Das ist Corporate Volunteering. Doch die an sich schöne Sache hat einen Beigeschmack, weil Unternehmen über das Einsatzziel entscheiden und Mitarbeiter nicht unbeeinflusst teilnehmen.​​​​​​​​​​​​​​

Ganz genau genommen, verkörpern Pro-Bono-Einsätze das Ideal des Corporate Volunteering (CV), sind aber nur eine Möglichkeit unter vielen Formaten für betriebliche Freiwilligendienste. Ehrenamtliches Engagement von  Mitarbeitern gewinnt bei mehr und mehr Unternehmen an Relevanz, ist geradezu Trendthema geworden. Perspektivwechsel, Horizonterweiterung, Sinnstiftung sind Versprechen an die Personalentwicklung. 

Unternehmen, die sich sozial engagieren und gesellschaftliche Verantwortung übernehmen, positionieren sich als attraktive Arbeitgeber, sie tun etwas für ihre Unternehmenskultur. Das ist gut und richtig, aber Corporate Volunteering ist komplex. Dreierlei Perspektiven - die von Unternehmen, ihren Mitarbeiter und der gemeinnützigen Organisation als Projektpartner - sind zu beachten. Aktivitäten können schnell falsch aufgefasst werden oder unerwünscht wirken, wenn sie nicht strategisch aufgestellt sind. Es gibt Fragen zu beantworten. Corporate Volunteering muss, um relevant zu sein, der kritischen Betrachtung standhalten.

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Corporate Volunteering mit Wirkung

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Gesellschaftliches Engagement hat in den letzten Jahren für Unternehmen einen immer bedeutenderen Stellenwert eingenommen. Längst sind traditionelle Spenden nicht mehr genug, um als guter Corporate Citizen zu gelten. 


Corporate Volunteering ist nicht intrinsisch motiviert

Wie ist Verantwortungsübernahme durch Unternehmen in einer sich ständig verändernden Welt möglich und wie sind Freiwilligkeit und Freiheit von Mitarbeitern kombinierbar "gegenüber der ökonomischen Logik im Unternehmen"? Springer-Autorin Dorli Harms möchte den Diskurs über die strategische Relevanz von Corporate Volunteering dort ansetzen (Seite 20). In ihrer Untersuchung "Die richtige Aufstellung für Corporate Voluteering - Einsichten aus den DAX 30", fragen Forscherinnen und Forscher der Mannheimer Universität mit den Beratern von Beyond Philanthropy ebenfalls danach, wie freiwillig in die Aus- und Weiterbildung integrierte verpflichtende Freiwilligenmodule wie Social Days oder soziale Teamprojekte noch sein können. 

"Während Ehrenamtliche, die sich privat engagieren, meist intrinsisch motiviert sind, kann die Motivation von Corporate Volunteering Teilnehmer durch potenzielle Erwartungshaltungen aus dem Unternehmen geprägt sein, was die Freiwilligkeit ihres Engagements grundsätzlich in Frage stellt."

Interviews mit 25 der DAX-30-Unternehmen und rund 1.200 Mitarbeitern lieferten ihnen Handlungsgrundsätze für strategisch aufgestelltes Corporate Volunteering. Neben der Unternehmensperspektive, wurden insbesondere die Blickwinkel von Mitarbeitern und gemeinnützigen Organisationen beleuchtet und kritische Gedankenanstöße formuliert. 

Pfeiler für die Aufstellung von Corporate Volunteering

Das Spielfeld: Klare Rahmenbedingungen für Corporate Volunteering definieren.

Der Anstoß: Bedürfnisse der Mitarbeiter erfragen und bei der Entwicklung von Corporate Volunteering berücksichtigen.

Das Coaching: Engagement der Mitarbeiter durch glaubwürdige Unterstützung seitens der Führungsebene und des Top-Managements bestärken.

Die Performance: Erreichung der Wirkungsziele durch fundierte Wirkungsmessung überprüfen, um Ressourcen effektiv zu allokieren.

Quelle: Universität Mannheim, Beyond Philanthropy

Bürgerengagement zwischen bedürftig und attraktiv

Nicht nur können Teilnahmedruck und Gruppenzwang die Freiwilligkeit von Mitarbeitern einschränken. Die Studienautoren merken auch an, dass die Legitimität der Themensetzung durch Unternehmen zu hinterfragen ist. Werden CV-Programme vor allem in den Bereichen betrieben, die dem Kerngeschäft nahe stehen, oder in denen Mitarbeiter besondere Soft Skills erwerben können, drohten weniger attraktive soziale Themen ins Abseits zu geraten. "Somit kommt es zu einer Allokation von Ressourcen durch Unternehmen, die einer gesellschaftlichen Umverteilung ähnelt, der allerdings keinerlei demokratische Legitimation zugrunde liegt."

Wollen Unternehmen sich die vollen Potenziale von Personalentwicklungsmaßnahmen mittels gemeinnütziger und freiwilliger Aktivitäten erschließen, dann rät Springer-Autor Dieter Schöffmann dazu, zwischen sechs Mustern aus denen Formate für Corporate Volunteering in Deutschland entwickelt werden, zu unterscheiden (Seite 52).

  1. Das Bürgerengagement der Mitarbeiter informell anerkennen und unterstützen.
  2. Das Bürgerengagement der Mitarbeiter in formalisierter Weise würdigen und unterstützen.
  3. Leitlinien und Aktionen, die die Mitarbeiter zum Bürgerengagement ermuntern.
  4. Aktive Zusammenarbeit mit Gemeinwohlorganisationen zur Anregung des Bürgerengagements der Mitarbeiter.
  5. Unternehmens‐ und Arbeitnehmerengagement (oder heute besser: Unternehmensengagement mit Kompetenz und Personal).
  6. Personaleinsatz in Gemeinwohlprojekten als Instrument der Personal‐ und Teamentwicklung.

Pro Bono ist besonders in Kanzleien populär

Corporate Volunteering im eigentlichen Sinne sieht der Autor nur im fünften Muster verwirklicht. Beispielhaft dafür sind sogenannte Pro-Bono-Einsätze. Mitarbeiter werden vom Unternehmen entsendet, um ihre professionelle Kompetenzen gezielt für den gemeinnützigen Partner einzusetzen. Dieser erhält etwa unentgeltliche Rechtsberatung, IT-Hilfe,Unterstützung im Marketing oder der PR. Das Unternehmen bezahlt seine Mitarbeiter dafür regulär. Pro Bono ist besonders in Kanzleien populär. "Will das Unternehmen [...] den gemeinnützigen Partner mit einem persönlichen Einsatz unterstützen [...], so sind die realisierte Unterstützung und der Nutzen, den der Partner erfahren hat, die wesentlichen Erfolgskriterien" (Seite 53).

Auch das sechste Muster folgt dem CV-Gedanken im engeren Sinn als die Muster eins bis vier. Lässt sich aber schwerer von Maßnahmen für besseres Mitarbeiterengagement unterscheiden. Bei den dazu gehörenden Formaten, wie etwa Social-Days, sei vor allem darauf zu achten, dass der gemeinnützige Partner einen Nutzen erfährt, der seinen Aufwand übersteigt  und "dass die instrumentelle Nutzung gemeinnütziger Projekte mitnichten bedeutet, dass der gemeinnützige Partner hierdurch ausgebeutet oder missbraucht wird" (Seite 54).

Beide Muster sind bei der Betrachtung von Corporate-Volunteering-Maßnahmen relevant. Allerdings vermisst Schöffmann die kritische Differenzierung. "Sie ist jedoch gerade dann von Bedeutung, wenn Potenziale erschlossen werden sollen, die in der Durchführung von Qualifizierungs‐ und Personalentwicklungsmaßnahmen mithilfe gemeinnütziger Projekte liegen" (Seite 54).

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