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2023 | Buch | 1. Auflage

Handbuch Cyberkriminologie 2

Phänomene und Auswirkungen

herausgegeben von: Thomas-Gabriel Rüdiger, P. Saskia Bayerl

Verlag: Springer Fachmedien Wiesbaden

Buchreihe : Cyberkriminologie – Theorien, Methoden, Erscheinungsformen

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Über dieses Buch

Dieses Handbuch ist eine umfassende Darstellung der Cyberkriminologie als eigenständige, kriminologische Disziplin. Es versammelt grundlegende Beiträge zu Theorien, Methoden, Phänomenen und rechtlichen Grundlagen ebenso wie den organisationalen Voraussetzungen zur effektiven Prävention, Identifikation und Bekämpfung von strafbaren Verhaltensweisen im digitalen Raum. Das Handbuch bietet fundierte wissenschaftliche Analysen und Diskussionen zu digitalen Phänomenen von Kriminalität, Täterschaft und Viktimisierung sowie innovative Lösungsansätze. Es versteht sich als Nachschlagewerk für Forschung, Studium und Praxis und richtet sich damit gleichermaßen an Wissenschaft wie polizeiliche und artverwandte Praxis.

Der zweite Band des Handbuchs beschreibt die Vielfalt cyberkriminologischer Phänomene und polizeiliche Voraussetzungen und Anpassungsbedarfe.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Erratum zu: Handbuch Cyberkriminologie 2
Thomas-Gabriel Rüdiger, P. Saskia Bayerl

Phänomenbetrachtung

Frontmatter
Rechts-alternative Onlinestrategien und ihr Gefahrenpotenzial für demokratische Gesellschaften
Zusammenfassung
Aufgrund seiner scheinbar grenzenlosen Vernetzungs-, Informations- und Kommunikationsmöglichkeiten hat sich das Internet als zentrales Sprachrohr für politische Bewegungen etabliert. Auch rechts-alternative Akteur*innen haben sich diesen sozialen Raum längst erschlossen. Anhand vielfältiger Onlinestrategien versuchen sie, ihre Weltanschauung salonfähig zu machen und den öffentlichen Diskurs gemäß ihrer Ideologie zu beeinflussen. Durch die Diffamierung Andersdenkender und die Verbreitung von Desinformation wollen rechts-alternative Akteur*innen politische Gegner einschüchtern, um die Diskurshoheit langfristig an sich zu reißen. Doch angesichts diverser gesetzlicher Novellierungen zu Gunsten einer demokratischen Netzkultur hat die Szene inzwischen umfassende Strategien entwickelt, um die Grenzen des Sagbaren sukzessive nach rechts zu verschieben, ohne sich dabei unmittelbar juristisch angreifbar zu machen. Aufgrund ihrer autoritären und menschenfeindlichen Zielvorstellungen, ihres hohen Organisationsgrads sowie ihres subtilen Vorgehens drohen rechts-alternative Onlinestrategien, die Willens- und Meinungsbildung zu manipulieren, das Vertrauen in die politische Ordnung zu schmälern und demokratische Prinzipien langfristig auszuhebeln. Welche konkreten Methoden zu beobachten sind, welche Ziele damit verfolgt werden und inwiefern rechte Onlineagitation eine reale Gefahr für unsere demokratische Gesellschaft darstellen, ist Gegenstand dieses Beitrags.
Franziska Heil
Denken sie wirklich quer? Eine Deskription der Mediennutzung während der COVID-19-Pandemie und ihrer kriminogenen Wirkung
Zusammenfassung
Die zunehmende Gewalt im Rahmen von Demonstrationen gegen Coronamaßnahmen bleibt nicht auf den virtuellen Raum beschränkt: die verbale Gewalt in Form von Drohungen, Hetze und Fantasien zur Abschaffung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung führt auch zu realer, physischer Gewalt, wie der Mord an einem Tankwart in Idar-Oberstein prägnant zeigt.
Angesichts der zunehmend verwischenden Grenze zwischen „virtueller“ und „physischer“ Gewalt soll damit die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Gewaltakzeptanz als Folge von Neutralisierungstechniken und Medienkonsum am Beispiel der Querdenkenbewegung beleuchtet werden.
Matthias Braasch, Sebastian Enghofer, Emily Barthel, Francesco Basta, Christina Jahrstorfer, Jacqueline Müller, Sophie-Luisa Tillack, Sebastian Schwarzweller
Hass-Postings als Form der Cyber-Kriminalität – eine interdisziplinäre Verortung
Zusammenfassung
Hassrede im Internet gilt mittlerweile als wachsende und verbreitete Form von Cyber-Kriminalität von gesellschaftspolitischer Relevanz. Bei der Annäherung an dieses Thema bedarf es verschiedener Betrachtungsweisen unterschiedlicher Disziplinen, um sich dem Phänomen in seiner Komplexität anzunähern. Der Beitrag versucht einen Bogen zu spannen zwischen sozialwissenschaftlichen Ausprägungen von Hass im Netz sowie deren juristischen Relevanz, einem Modell zur Einordnung von Täterrollen und deren Kommunikationsmuster sowie aktuellen Möglichkeiten der Informatik und Künstlichen Intelligenz zur Detektion und Bekämpfung.
Bettina Biron, Bettina Pospisil, Edith Huber, Gerhard Backfried, Gerald Quirchmayr
Wie Cyberterrorismus funktioniert und warum wir besonders wehrlos sind: Fear Engineering als primäre Taktik cyberterroristischer Akteure
Zusammenfassung
Ausgehend von der Definition, dass Cyberterrorismus eine Manipulationsstrategie darstellt, um Gewaltakte zu initialisieren und damit die klassische Wirkungskette umkehrt, untersuchen die Autoren die Funktionsweise von Cyberterrorismus. Mit Hilfe der Kognitionsforschung, Demokratiewissenschaft, Kriminologie und neuesten Erkenntnissen der Radikalisierungsforschung postulieren sie die cyberterroristische Taktik des Fear Engineering, die Vertrauen sabotieren, Gewalt und Radikalisierung fördern und die systemische Ordnung zerstören soll.
Alessandro Parrino, Daniel Müller, Sebastian Enghofer
Der neue Tätertypus des rechtsgesinnten „Lone Wolf“ und die Unterschätzung der virtuellen Dimension
Zusammenfassung
Das mitunter harsch und zu Unrecht kritisierte Konzept des „lone wolf“ hat Plausibilität, da sich die Einzeltäterschaft lediglich auf die Tatplanung und -ausführung betrifft. „Lone wolves“, also „Einsame Wölfe“ sind sehr wohl Teile eines größeren ideologischen Rudels und im Kontext größerer gesellschaftlicher Zusammenhänge zu betrachten. In anderen Worten: Ein Blick auf white supremacy, QAnon, Reichsbürger, Identitäre, Incel ist dringend geboten, da häufig ein „Andocken“ an solche Weltanschauungen stattfindet. Die Virtualisierung des rechten Terrors geht weit über soziale Medien hinaus, spiegelt sich in einer neuen Online-Subkultur über Memes und Symbole wider. Die politisch-motivierten Gewalttaten mit gezieltem Töten, etwa auf bestimmte ethnische Gruppen kennen nicht nur keine nationalen Grenzen, sondern inspirieren sich einander. Belege sind Manifeste und andere Botschaften. Prävention kann nur gelingen, wenn der großen Dynamik des Gegenstandes Rechnung getragen wird. Gerade hier müssen Online-Games durch die Sicherheitsbehörden weitaus mehr als soziale Plattformen betrachtet werden.
Florian Hartleb
Stochastische Gewalt und Stochastischer Terrorismus als Phänomene einer digitalisierten Welt
Zusammenfassung
Der digitale Raum erweitert die Kommunikations- und Handlungsmöglichkeiten. Dies gilt auch für den Bereich der körperlichen Gewalt. Stochastische Gewalt beschreibt in diesem Zusammenhang das Entstehen von körperlicher Gewalt als wahrscheinlichen, aber im konkreten Einzelfall nicht vorhersehbaren Vorgang. Vermittelt wird dieser Prozess durch Kommunikation, für die der digitale Raum historisch einzigartige neue Voraussetzungen bietet. Ausgehend von einer systemtheoretischen Bestimmung von Gewalt als Sonderform von Kommunikation wenden wir uns der Stochastik von Terrorismus und Gewalt im digitalen Kontext zu. Für eine zeitgemäße Polizeiarbeit, so unsere These, ist das Konzept stochastischer Gewalt sowohl als Beobachtungslinse für externe Gewaltkommunikation (wie z. B. der über Hassrede in Gang gesetzten Hasskriminalität) von Bedeutung als auch im Sinne einer Selbstaufklärung über den intern durch Kommunikation erzeugten Eigenanteil an der Entstehung von Gewalt. Unser Beitrag schließt mit Ansatzpunkten zur Prävention.
Mario S. Staller, Swen Koerner, Thomas Kron
Digitale Gewalt gegen Frauen
Zusammenfassung
Unter dem Begriff der digitalen Gewalt werden ganz unterschiedliche Einzelphänomene zusammengefasst, die auf die Ausgrenzung, Bedrohung und Erniedrigung anderer abzielen; das Spektrum reicht von hate speech über das Ausspähen der Privatsphäre bis zur unerwünschten Konfrontation mit gewalthaltigem und sexuell explizitem Bildmaterial. Besonders betroffen sind Frauen und Mädchen, die durch die oft sexualisierten Erscheinungsformen nicht nur in ihrem Persönlichkeitsrecht, sondern auch in ihrem Gleichheitsanspruch angegriffen werden. Der Beitrag liefert einen Überblick über den gegenwärtigen Stand der kriminologischen Forschung zur digitalen Gewalt gegen Frauen und beschreibt exemplarisch einige der Gewaltphänomene, die sich in der Beratungspraxis von HateAid zeigen, einer bundesweit tätigen zivilgesellschaftlichen Organisation zur Unterstützung der Opfer von digitaler Gewalt. Im weiteren Verlauf des Beitrags wird versucht, das Phänomen kriminalitätstheoretisch einzuordnen und der Frage nachzugehen, welche Erklärungsangebote die Kriminologie für die Entstehung und Verbreitung von digitaler Gewalt gegen Frauen bereithält. Den Abschluss macht ein Blick auf die Möglichkeiten, die den Betroffenen zur Verfügung stehen, um sich gegen entsprechende, meist strafbare Übergriffe zur Wehr zu setzen.
Bernd-Dieter Meier, Josephine Ballon
Zur Dramaturgie der Misogynie im Internet
Zusammenfassung
Bei der Thematik der Misogynie im Internet handelt es sich nicht um ein neuartiges oder diffuses Phänomen, sondern um einen in vielen Bereichen sehr präsenten Aspekt aktueller und aggressiver Äußerungen. Dieses Kapitel soll den Fokus auf den Nährboden für Frauenhass – die Mitte der Gesellschaft – legen. Anhand der drei Stadien, die kriminologisch die verschiedenen Phasen einer Opferwerdung erläutern, wobei hier speziell auf die sekundäre Viktimisierung eingegangen wird, soll zudem auf die Komplexität und Dringlichkeit einer umfassenden Verantwortung seitens Staatsgewalten aufmerksam gemacht werden. Mögliche Lösungsansätze weisen auf die Bewältigbarkeit dieser Problematik hin, die ebenso dynamisch einhergehen muss, wie es die technische und menschliche Entwicklung erfordert.
Tiffany Kudrass, Gerhard Vilmar
Cyberstalking – neue Erscheinungsform eines alten Phänomens
Zusammenfassung
Cyberstalking beschreibt Stalking unter Zuhilfenahme des Internets. Die Anonymität im Netz und die ständig wachsenden Möglichkeiten der Kommunikation machen das Cyberspace zu einem attraktiven Medium für Belästigungen durch StalkerInnen. Die Methoden des Cyberstalkings sind vielfältig, ähnlich divers sind auch die Arten der Motivation auf der TäterInnenseite. Cyberstalking kann ein schwerwiegendes Problem für Betroffene darstellen. Deshalb bedarf es geeigneter Maßnahmen zur Prävention und weiterer Forschungen auf diesem bislang noch nicht erschöpfend erforschten Themengebiet.
Marleen Orth, Barbara Horten
Pädosexuelle Überzeugungstäter im Netz
Zusammenfassung
Durch die Arbeit von Ermittlungsbehörden ins Hellfeld gekommene Online-Plattformen wie „Elysium“ oder „Boystown“ zeigen in drastischer Weise auf, wie weit verbreitet sexueller Kindesmissbrauch und entsprechend dokumentierte Taten in den digitalen Medien sind. Doch dies ist nicht die einzige Erkenntnis daraus, sondern es wird auch deutlich, wie verbreitet die teils weltweite Vernetzung pädosexuell interessierter Menschen ist. Denn der Cyberspace bietet Möglichkeiten, deviante sexuelle Interessen in einem abgeschotteten Raum auszuleben und sich mit Gleichgesinnten austauschen zu können. Da entsprechende Plattformen und Foren meist frei von einer Gesellschaft mit korrektiven, missbrauchsächtenden Haltungen sind, werden deviante Fantasien ungebremst kommuniziert und wechselseitig bestärkt. Das vorliegende Kapitel befasst sich daher mit Einflussfaktoren durch die digitale Vernetzung pädosexuell interessierter Menschen auf die Integration missbrauchsbegünstigender Einstellungen in die eigene Identität und somit auf die Erhöhung des Risikos der Begehung sexueller Missbrauchstaten.
Rita Steffes-enn, Helga Ihm

Zur Zeit gratis

Organisierte Kriminalität auf TikTok
Zusammenfassung
Die Video-App TikTok ist das neue Tool im digitalen Repertoire von Gangs und anderen kriminellen Organisationen in vielen Ländern weltweit. Vor allem jüngere Kriminelle und SympathisantInnen krimineller Gruppierungen weltweit nutzen das soziale Netzwerk, das aus China stammt. Auf der Plattform präsentieren sie vor allem ihren Lifestyle, fordern aber auch Rivalen heraus oder werben um neue Mitglieder. Im vorliegenden Beitrag werden die Nutzung und die Funktion von TikTok durch verschiedene kriminelle Gruppierungen anhand von kriminellen Profilen und Trends in Lateinamerika, Europa und den USA beschrieben sowie der Umgang der Plattform mit dem Phänomen analysiert.
Sonja Peteranderl, Julia Jaroschewski
Ransomware als Business Case in der organisierten Kriminalität
Zusammenfassung
Erpressung durch Verschlüsselung der kritischen Organisationsdaten ist ein schnell wachsendes, modernes und arbeitsteiliges Geschäftsfeld der organisierten Kriminalität in einem etablierten Schattenmarkt. Die Anzahl an erfolgreichen Angriffen wächst von Tag zu Tag. Dabei steigen die verlangten und oft genug bezahlten Lösegeldbeträge in ungeahnte Höhen. Tätergruppierungen suchen sich gerne leichte Beute und lassen sich auch durch Einsätze von Sicherheitsbehörden nicht abschrecken. Nur konsequente Sicherheitsmaßnahmen halten sie ab.
Manuel Atug
Psychologische und digitale Kriegsführung durch die informelle Verbreitung von Kriegsverbrechen
Empirische Befunde des dritten Krieges um Berg-Karabach im Herbst 2020
Zusammenfassung
Im September 2020 brach erneut der Krieg um Berg-Karabach aus und endete mit der Unterzeichnung der Dreier-Erklärung durch Russland, Aserbaidschan und Armenien. Der Krieg ist nicht nur durch die aktive Anwendung der physischen Technologien des 21. Jahrhunderts, wie Drohnen, gekennzeichnet, sondern auch durch den Einsatz sozialer Netzwerke als Waffe für die psychologische und digitale Kriegsführung. Dieses Kapitel zeigt, was diese Art der Kriegsführung im 21. Jahrhundert bedeutet und welche Folgen sie haben kann. Darüber hinaus wird analysiert, welche Arten der digitalen Kriegsführung im dritten Berg-Karabach-Krieg eingesetzt wurden und wie diese die Grenzen der Makrokriminalität überschreiten können.
Max Friedrich Bergmann, Gurgen Petrossian
Cyberbiokriminalität und Cyberbiosicherheit – Kriminologische Überlegungen im Angesicht von biotechnologischen Entwicklungen
Zusammenfassung
Die zunehmende Verstrickung von Informations- und Biotechnologien bringt ein neues technologisches Feld innerhalb der Gesellschaft hervor, das sich auch auf Kriminalität auswirken wird. Vor dem Hintergrund des Verhältnisses zwischen Kriminalität und Technologie führt der Beitrag den Begriff der Cyberbiokriminalität in den (deutschsprachigen) Diskurs ein und konturiert ihn. Zudem werden erste Überlegungen zu ätiologische Ursachen angestellt und Cyberbiosicherheit als praktisches Präventionskonzept vorgestellt. Insgesamt soll so das Phänomen kriminologisch fassbar gemacht werden.
Felix Butz, Katrin Höffler

Cyberviktimologie

Frontmatter
Opfererfahrungen im Internet – Ergebnisse des Deutschen Viktimisierungssurvey (DVS)
Zusammenfassung
Da ein Großteil der Cyber-Straftaten nicht zur Anzeige gebracht wird, ist eine Ergänzung der polizeilichen Statistiken um Dunkelfeldstudien besonders wichtig. Dieses Kapitel analysiert, welche Faktoren mit dem Viktimisierungsrisiko und dem Anzeigeverhalten bei Cyber-Delikten zusammenhängen. Die Analyse beruht auf Daten des Deutschen Viktimisierungssurvey 2012 und 2017. Betrachtet werden sowohl Cyber-Delikte wie Schädigung durch Schadsoftware, Phishing und Pharming sowie Online-Betrugsdelikte. Online- und Offline-Betrugsdelikte werden zudem hinsichtlich Prävalenzen und Anzeigeverhalten verglichen. Die Ergebnisse zeigen eine Verschiebung von Konsumentenbetrug in den Cyber-Bereich. Trotz der relativ hohen Prävalenz von Cyber-Delikten sind die Anzeigequoten niedrig, auch wenn die Anzeigebereitschaft mit der wahrgenommenen Schwere des Delikts steigt. Die Ergebnisse dieser Studie deuten außerdem darauf hin, dass im Internet jeder gleichermaßen dem Risiko einer Cyber-Straftat ausgesetzt ist.
Christine Weber, Johanna Marie Wührl
Viktimisierungen durch Cybercrime: Psychische Folgen und Reaktionen
Zusammenfassung
Das Kapitel präsentiert Befunde zur Verbreitung verschiedener Cybercrime-Delikte mit besonderem Augenmerk auf den Viktimisierungsfolgen und den Reaktionen der Opfer. Rund jede*r vierte Befragte wurde Opfer von Cybercrime im weiteren Sinn, knapp jede*r siebte Befragte von Cybercrime im engeren Sinne. Eine Viktimisierung ist mit unterschiedlichen psychischen sowie finanziellen Folgen verbunden und unterscheidet sich ebenso in Bezug auf das Anzeigeverhalten und die soziale Unterstützung. Als signifikante Einflussfaktoren auf psychische Belastungen zeigt sich das weibliche Geschlecht, die wirtschaftliche Lage sowie die soziale Unterstützung.
Philipp Müller, Anna Isenhardt, Gina Rosa Wollinger, Marie Christine Bergmann
Wie gehen Verbraucher:innen mit Onlinebetrug um? – Eine Literaturübersicht
Zusammenfassung
Die Lebenswelt von Verbraucher:innen wird zunehmend digitalisiert. Ein wachsendes Problem ist dabei die Online-Kriminalität. Der vorliegende Beitrag gibt einen Überblick über die Literatur zu Onlinebetrug. Dabei beschreiben wir verschiedene Formen des Onlinebetrugs und legen dar, welche Verbraucher:innen besonders von dieser Form der Kriminalität betroffen sind. Desweitern gehen wir in diesem Beitrag auf mögliche Auswirkungen für Betroffene ein und skizzieren Bewältigungsstrategien sowie mögliche Ansatzpunkte für Hilfsangebote für Verbraucher:innen.
Gunnar Stevens, Alexander Boden, Fatemeh Alizadeh, Timo Jakobi, Michelle Walther, Jana Krüger
Hilfeeinrichtungen für Opfer von Cyberkriminalität
Zusammenfassung
Der folgende Beitrag beschäftigt sich mit den Grundlagen der Opferhilfe und den Herausforderungen, welche aus dem neuen Kriminalitätsphänomen Cybercrime resultieren. Anknüpfend daran werden drei ausgewählter Opferberatungsstellen mit unterschiedlichen Herangehensweisen exemplarisch analysiert. Im Mittelpunkt steht dabei die Klärung der Frage, inwieweit diese Institutionen derzeit auf die Belange von Cyberopfern eingehen und an welchen Stellen noch Verbesserungs- bzw. Nachholbedarf besteht.
Julia Drafz
Unternehmen als Opfer von Cyberkriminalität
Zusammenfassung
Der Beitrag thematisiert auf Basis der Ergebnisse einer großangelegten Unternehmensbefragung mit zwei Messzeitpunkten, welche Formen und Auswirkungen von Cyberkriminalität Unternehmen in Deutschland erleben. Es wird dargestellt, wie sich die Prävalenzraten zwischen den Jahren 2018 und 2020 entwickelt haben, welcher Schaden entstanden ist, inwiefern sich Unternehmen vor Cyberangriffen schützen, wie wirksam dieses präventive Handeln ist und wie sich das Anzeigeverhalten in diesem Kontext darstellt. Die Befunde werden anschließend in einem kriminologischen Rahmen verortet, innerhalb dessen sich Fragen nach der kriminologischen Bedeutung dieser empirischen Entwicklungen stellen.
Arne Dreißigacker, Bennet Simon von Skarczinski, Gina Rosa Wollinger

Organisationsperspektive

Frontmatter
Digitale Polizeiarbeit in der Zukunft
Zusammenfassung
Durch die Digitalisierung hat sich auch die Polizeiarbeit maßgeblich verändert. Täter und Opfer waren sich nie zuvor so nah. Polizeiliche Techniken, welche über viele Jahrzehnte hinweg erfolgreich eingesetzt wurden, wurden durch die Digitalisierung in vielerlei Hinsicht verändert. Steigende Datenmengen, Anonymität, technisch und zeitlich aufwändige Ermittlungsumstände verwandelten klassische Kriminalität in komplexe Sachverhalte mit einem hohen Anspruch an Personal, Material und rechtlichen Voraussetzungen.
Dieses Kapitel gibt einen Überblick über die Veränderungen im Bereich digitaler Polizeiarbeit in Österreich bzw. den durch die technischen Entwicklungen entstandenen Herausforderungen vor allem im Bereich der Bekämpfung von Cyberkriminalität sowie im Bereich der digitalen Forensik. Insbesondere sollen aber Entscheidungsträger dadurch eine Entscheidungshilfe erhalten, in welchen Bereichen zukünftig strategisch relevante Vorbereitungen zu treffen sein werden. Das Kapitel wendet sich daher per se nicht unbedingt an Techniker, sondern an Entscheidungsträger mit strategischem Fokus.
Christian Baumgartner
Einsatztraining und Digitalität
Zusammenfassung
An Digitalität führt kein Weg vorbei. Dies gilt auch für die Polizei und das polizeiliche Einsatztraining. Dieser Beitrag behandelt das Verhältnis von polizeilichem Einsatztraining und Digitalität in drei Relationen: (1) Einsatztraining für die digitale, (2) mit der digitalen und (3) in der digitalen Welt. Im Durchgang der Analyse wird deutlich, dass die Bezugnahme der Polizei bzw. des Einsatztrainings auf das Digitale bestehenden Eigenlogiken folgt und damit auch bestehende Probleme fortsetzt. Um diese nicht weiter zu vernebeln, plädieren wir im Fazit für einen kontrollierten Umgang mit Digitalität. Die Kontrolle ermöglicht dabei nicht die Technologie selbst, sondern Einsicht als Beobachtung 2. Ordnung.
Mario S. Staller, Swen Koerner
Technologiegetriebene Polizeiausbildung im Umgang mit Digitalen Spuren
Zusammenfassung
Digitale Spuren müssen von gut ausgebildeten Polizistinnen und Polizisten erkannt, vor Veränderung geschützt sowie gesichert und ausgewertet werden. Sie sollten also wissen, in welchen Zusammenhängen welche Spuren entstehen, wie diese zu finden sind und wie diese beweiskräftig gesichert werden können. In diesem Kapitel wird anhand von Basiskompetenzen gezeigt, welcher Rahmen derzeit in den Bundesländern für eine entsprechende Lehre im Polizeistudium zur Verfügung steht. Anschließend wird die notwendige Anpassung der Lehre an den ständigen technischen Wandel beschrieben.
Wilfried Honekamp, Roman Povalej, Heiko Rittelmeier, Johannes Fähndrich, Silvio Berner, Dirk Labudde
Computer- und technologievermittelte Kommunikation als sozialer Faktor im Dienstverhältnis
Zusammenfassung
Social-Media-Apps sind selbstverständliche Begleiter und Anwendungen auf mobilen Endgeräten wie Smartphones oder Tablets. Sie ermöglichen Kommunikation und erleichtern das Teilen von Inhalten. Gleichzeitig sind sie verantwortlich für eine neue Vielfalt von Missverständnissen und Verfehlungen, die eng mit dem Medium verbunden und nur dadurch erklärbar sind. Dieses Kapitel wird beleuchten, welche Faktoren dazu beitragen, dass sich Menschen vor allem in technikvermittelten Medien im Ton vergreifen und die Kontrolle über ihr Verhalten verlieren.
Stefan Piasecki
Cybercrime und Cyber Security Intelligence – kollaborative Ansätze gegen Cyber- und Computerkriminalität
Zusammenfassung
Cybercrime ist eines der dynamischsten Kriminalitätsphänomene unserer Zeit. Die Täter passen sich flexibel an technische und gesellschaftliche Entwicklungen an, agieren arbeitsteilig sowie global vernetzt und fokussieren sich auf lohnenswerte Ziele. Im Fadenkreuz stehen dabei häufig Wirtschaftsunternehmen, Forschungseinrichtungen, öffentliche Verwaltungen und ähnliche Organisationen. Als potenzielle Angriffsziele setzen sie zunehmend auf eine engere Zusammenarbeit und Vernetzung in Sachen Cybersicherheit, Informationssicherheit und IT-Sicherheit. Privatwirtschaftliche und öffentliche Organisationen sowie Behörden sollten mit dem gemeinsamen Ziel agieren, ihre Erkenntnisse bestmöglich untereinander zu teilen, um Daten, Systeme und Anlagen so robust wie möglich gegen Angriffe machen zu können. Kollaboration und Informationsaustausch können so dazu beitragen, besser gegen Cyber-Bedrohungen gerüstet zu sein. Mithilfe effektiver Thread Intelligence und auf Basis von Best Practices und Erkenntnissen aus früheren Angriffen können insgesamt wirksamere Gegenmaßnahmen ergriffen werden, um Schäden abzuwenden.
Carsten Meywirth, Andreas Pauker, Aleksandra Sowa
Metadaten
Titel
Handbuch Cyberkriminologie 2
herausgegeben von
Thomas-Gabriel Rüdiger
P. Saskia Bayerl
Copyright-Jahr
2023
Verlag
Springer Fachmedien Wiesbaden
Electronic ISBN
978-3-658-35442-8
Print ISBN
978-3-658-35441-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-35442-8

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