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23.04.2024 | Kryptowährungen | Schwerpunkt | Online-Artikel

Banken erschließen sich die Kryptowelt

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

5 Min. Lesedauer

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Immer mehr Banken integrieren Krypto-Assets in ihre Geschäftsmodelle. Noch in diesem Jahr geht die LBBW mit einer Investing-as-a-Service-Lösung für digitale Vermögenswerte von Firmenkunden an den Start. Andere bieten bereits entsprechende Infrastrukturen.

Durch die strategische Partnerschaft mit der Kryptoplattform Bitpanda stellt die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) ihren Firmenkunden künftig eine Investing-as-a-Service-Infrastruktur zur Verfügung. Über diese können die Unternehmen dann Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und andere digitale Vermögenswerte erwerben und verwahren.

Hohe Sicherheitsstandards entscheidend

Dies geschehe "unter Gewährleistung höchster Sicherheitsstandards", erläutert Stefanie Münz, die im LBBW-Vorstand für Finanzen, Strategie und Operations verantwortlich zeichnet. "Bitpanda betreibt eine der sichersten und am stärksten regulierten Krypto-Plattformen der Branche", begründet die Bank auf Anfrage von springerprofessional.de die Geschäftsentscheidung. Dabei liefere der Kooperationspartner langfristig die technisch und regulatorisch notwendige Basis. 

In der zweiten Jahreshälfte 2024 steht der Marktstart der regulierten Basis-Plattform zunächst für die Verwahrung von Kryptowährungen von Unternehmenskunden mit einem Piloten auf der Agenda der Landesbank. 

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Digital Assets kommen in Schwung

Auf Basis der Blockchain starten immer mehr etablierte Kreditinstitute aussichtsreiche Projekte. Sie emittieren Kryptowertpapiere, kreieren Token und bieten einnahmeträchtige Services an.

Bereits in einem "Blickpunkt" der Bank von Anfang 2023 setzte sich Guido Zimmermann, Seniro Economist bei der LBBW, mit dem innovativen Potenzial des Kryptosektors und der Nutzung von Blockchain-Systemen für den Datenaustausch zwischen den Finanzinstituten sowie die Speicherung und Verschlüsselung von digitalen Aktiva auf diesen Systemen auseinander. 

Kryptoangebot sukzessive erweitern

Ausschlaggebend für das aktuelle Projekt war laut Jürgen Harengel, COO Corporate Bank bei der LBBW, die steigende Nachfrage nach digitalen Assets im Firmenkundensegment. "Wir sind überzeugt, dass sich Krypto-Assets als Baustein für weitere Geschäftsmodelle etablieren werden."

Grundsätzlich kommen Services entlang der gesamten Krypto-Wertschöpfungskette in Frage, also Emission, Verwahrung, Handel, Zahlungsverkehr beziehungsweise Transaktionen", führt die LBBW auf Nachfrage aus. 

Auf Basis dieser Infrastruktur will das Institut sukzessive weitere Produkte und Angebote entwickeln. "Wir sehen ein Interesse der Unternehmenskunden über unterschiedlichste Branchen und Größen hinweg." Für Firmen bilden ihr zufolge Kryptowährungen, Stablecoins und Kryptowertpapiere die naheliegendsten Anwendungsfälle. 

DLT wird zentrale technologische Basis

Auch andere deutsche Geldhäuser suchen nach neuen Geschäftschancen im Handel und der Verwahrung von digitalen Vermögenswerten: So hat im November 2023 die zur genossenschaftlichen Bankengruppen gehörende DZ Bank eine Plattform zur Abwicklung und Verwahrung digitaler Finanzinstrumente für institutionelle Kunden an den Start gebracht. 

"Wir gehen davon aus, dass innerhalb der nächsten zehn Jahre wesentliche Anteile des Kapitalmarktgeschäfts über Distributed Ledger Technologie (DLT) basierte Infrastrukturen abgewickelt werden", erläuterte seinerzeit Holger Meffert, Leiter Wertpapierservices & Digitalverwahrung bei DZ Bank, die Entscheidung. Mittelfristig werde sich seiner Ansicht nach DLT als komplementäre Technologie zu den etablierten Infrastrukturen in den bestehenden Kapitalmarktprozessen etablieren. 

Banken wollen mehr digitales Geschäft ausschöpfen

Auch die Deutsche Wertpapier Service Bank (DWP Bank) setzt auf die Möglichkeiten von DLT im Bankensektor. Bereits im März 2023 stellte das Institut mit Wp Nex eine eigene Plattform für digiale Assets vor. Vorstandschef Heiko Beck betonte, dass das Institut künftig sein Portfolio stärker auf die Chancen ausrichten wolle, die das Geschäft mit digitalen Wertpapieren bietet. In den kommenden Monate werde die Plattform erstmals vom Finanzdienstleister MLP für Privatkunden eingesetzt. 

Zu Jahresbeginn beantragte die DWP Bank zudem bei der Finanzaufsicht Bafin eine Erlaubnis für Kryptoverwahrgeschäfte im Sinne des Kreditwesengeschäftes. Dies sei der nächste Schritt im Ausbau von Wp Nex. "Eine Kryptoverwahrlizenz bietet uns künftig weitere Möglichkeiten, unser Angebot in Bereichen wie Non Fungible Token und tokenisierte Vermögenswerte auszubauen", sagt Kristina Lindenbaum, Chief Digital Officer der Dwp Bank. 

Hier war allerdings die Commerzbank noch schneller. Sie stellte ihren Antrag auf eine Kryptoverwahrlizenz bereits im November 2023. Damit will die Bank "ein breites Spektrum von Dienstleistungen im Bereich digitaler Vermögenswerte, speziell Kryptowerte" aufbauen. 

Neobroker setzen auf Derivate

"Bei Neobrokern wie Trade Republic gibt es zudem die Möglichkeit, in Kryptoderivate beziehungsweise Exchange-Traded Crypto-Products (ETPs) zu investieren", nennen Amon Engemann und Philipp Klinger, beide IT-Experten bei Senacor Technologies, weitere Player auf dem Spielfeld der digitalen Assets. 

Die Abbildung als Derivat hat den Vorteil, dass sich weder Anbieter noch Kunden mit den technischen Details der abgebildeten Kryptowährungen befassen müssen. Stattdessen können etablierte Systeme wie Xetra und die Börse Stuttgart genutzt werden. Diese Abstraktion verhindert gleichzeitig die Nutzung der zugrunde liegenden Technologie, die in Zukunft die Ablösung veralteter Infrastruktur sowie die Teilhabe an automatisierten Investmentlösungen, Stichwort Decentralized Finance (DeFi), ermöglichen könnte", erläutern die beiden Fachleute in der Zeitschrift "Bankmagazin".

Digitale Assets bieten viel Geschäftspotenzial

Bankmagazin-Autor Stefan Terliesner gibt in der April-Ausgabe einen Überblick zu ausgesuchten aktuellen Digital-Asset-Angeboten auf dem deutschen Bankenmarkt: 

"Das Potenzial, das in neuen Geschäftsmodellen mit Digital Assets steckt, ist groß", erläutert Kai Will, Manager bei der Unternehmens- und Strategieberatung Accenture, in der April-Ausgabe der Zeitschrift. Der Grund: Für die Verwahrung und den Handel können Finanzdienstleister Gebühren erheben. Auch die Tokenisierung selbst, also das Anfertigen einer digitalen Abbildung von beliebigen Vermögenswerten, eigne sich als zusätzliche Einnahmequelle. Zudem könnten etablierte Geldhäuser durch die Nutzung von Smart Contracts Prozesse automatisieren und verschlanken - und somit ihre Effizienz steigern. Das gelte vor allem für die Wertpapierabwicklung.

"Aktuell erzielen Banken im Bereich Digital Assets die größten Umsätze durch das Angebot von Kryptowährungshandel und damit verbundenen Dienstleistungen wie die Verwahrung", so der Accenture-Experte. Auch DeFi-Plattformen sowie -Services seien Einnahmequellen für klassische Finanzdienstleister. In Zukunft komme laut Will weiteres Geschäftspotenzial hinzu - etwa durch die Vereinfachung und Beschleunigung von internationalem Zahlungsverkehr mithilfe von Stablecoins und digitalem Zentralbankgeld.

Stablecoins als Brückenbauer

Auch laut LBBW-Experte Zimmermann sind an die Stablecoins große Hoffnungen geknüpft. Dabei handelt es sich um digitale Wertschriften auf Blockchain-Basis, "die von Privaten emittiert werden und die durch Fiatgeld und andere sichere Aktiva unterlegt sind." 

Sie schließen aus seiner Sicht die Lücke zwischen unregulierten Kryptowährenungen und den Central Bank Digital Currencies (CBDC), an denen zur Zeit zahlreiche Notenbanken wie die EZB arbeiten. "Digitale Zentralbankwährungen werden wohl nicht über ähnliche Programmfunktionalitäten verfügen wie Stablecoins", glaubt der Fachmann. Diese liefert ihm zufolge daher die Chance, "das Spannungsfeld zwischen Regulierung und Innovation aufzulösen".

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