Im Folgenden wird zunächst die angewandte Methodik in Abschn. 3.1 beschrieben, das heißt wie die entwickelten Persona, IST-Szenarien und Anforderungen mittels des menschzentrierten Gestaltungsprozesses erhoben wurden. In 3.2 werden beispielhaft eine Persona und ein IST-Szenario sowie die Anforderungen vorgestellt. Anschließend werden die Potenziale der SSI-Integration in den E‑Commerce in Abschn. 3.3 präsentiert.
3.1 Methodik der menschzentrierten Gestaltung
Eine einfache Nutzung selbstbestimmter digitaler Identitäten ist essenziell für die Nutzenden (eco und techconsult
2022). Noch kritischer ist dies im E‑Commerce Umfeld, wo mangelnde UUX zum direkten Kaufabbruch führen kann (Baymard Institute
2024; Serrano
2023). Endnutzende benötigen daher eine einfache, transparente und nutzungsfreundliche Möglichkeit, um ihre eigenen Daten kontrollieren und (temporär) freigeben zu können, ohne dass der Einkaufsprozess (Customer Journey) dadurch gestört wird und es zum Kaufabbruch kommt. Aus diesem Grund bedarf es einer Gestaltungs- und Entwicklungsmethodik, welche die Nutzenden von Beginn an einbezieht und in den Mittelpunkt stellt. Die Menschzentrierte Gestaltung (Human-Centered-Design – HCD) ist eine solche weitverbreitete Problemlösungsmethodik (Nguyen et al.
2022; Spaulding et al.
2023). Sie umfasst Designprinzipien, Methoden und Werkzeuge, um Nutzende aktiv in die Gestaltung und Entwicklung zu integrieren und zu beteiligen, sodass maßgeschneiderte innovative Lösungen für die spezifischen Bedürfnisse und Erwartungen der Menschen geschaffen werden können (Fukuzumi et al.
2017; Sampaio et al.
2020).
Unsere Methodik folgt daher dem menschzentrierten Gestaltungsprozess nach DIN EN ISO 9241-210 (
2020) zur Entwicklung interaktiver Systeme. Die menschzentrierte Gestaltung fokussiert auf die Qualitätsdimensionen Usability, User Experience, Barrierefreiheit und Vermeidung von Schäden durch die Nutzung. Der Gestaltungsprozess ist iterativ und umfasst die Gestaltungsaktivitäten: 1) Menschzentrierten Gestaltungsprozess planen, 2) Nutzungskontext verstehen und beschreiben, 3) Nutzungsanforderungen spezifizieren, 4) Gestaltungslösungen entwickeln, die Nutzungsanforderungen erfüllen und 5) Gestaltungslösungen aus der Perspektive von Nutzenden evaluieren.
Mit der ersten Gestaltungsaktivität erfolgt eine erste Status- und Stakeholder-Analyse (Reed et al.
2009). Auf Basis dessen werden die Projektziele und Qualitätsziele hinsichtlich der Qualitätsdimensionen definiert und ein Projektplan erstellt. Im Rahmen der zweiten Gestaltungsaktivität wird die Nutzungskontextanalyse durchgeführt. Dies erfolgt mit den empirischen Methoden des qualitativen semi-strukturierten Interviews sowie der quantitativen Online-Umfrage (Döring und Bortz
2016). Darüber hinaus erfolgt eine Analyse bestehender Literatur und Anwendungen. Zur Darlegung der Nutzungskontextbeschreibung werden die populären Methoden Persona und IST-Szenario gewählt (Butz et al.
2022; Geis und Tesch
2023). Persona beschreiben fiktive, aber realistische Nutzende mit ihren beabsichtigten Aktionen bei der Nutzung einer interaktiven Anwendung. Sie bieten eine visuelle Darstellung der zukünftigen Nutzenden zusammen mit ihren Eigenschaften, Motivationen und Zielen (Blomquist und Arvola
2002; Chang et al.
2008; Butz et al.
2022; Geis und Tesch
2023). IST-Szenarien ergänzen Persona durch erzählende Beschreibungen, wie Nutzende vorgehen, um ihre Aufgaben zu erledigen und wie sie bestehende Anwendungen und Systeme dabei nutzen (Dzida und Freitag
1998; Butz et al.
2022; Geis und Tesch
2023). Mit der dritten Gestaltungsaktivität werden die Erfordernisse (User Needs) abgeleitet und die Nutzungsanforderungen (User Requirements) definiert (Maguire und Bevan
2002; Geis und Polkehn
2018). Die Anforderungen der digitalen Souveränität von Endnutzende, Shop-Betreibenden und Intermediären werden durch die „Method for Eliciting Requirements in the area of Digital Sovereignty (MERDigS)“ (Weinreuter et al.
2023) erhoben. In der vierten Gestaltungsaktivität werden Nutzungsszenarien definiert, welche die Nutzung und Interaktion mit dem zukünftigen System erzählend beschreiben (Riedemann und Freitag
2009). Außerdem werden Gestaltungslösungen in Form von Low Fidelity Prototypen, Wireframes und Mockups entworfen und umgesetzt sowie iterativ zu High Fidelity Prototypen weiterentwickelt. Die Low sowie High Fidelity Prototypen werden dabei im Rahmen der fünften Gestaltungsaktivität kontinuierlich inspektionsbasiert wie auch Endnutzenden-basiert, mittels User Tests, evaluiert (Gray und Salzman
1998).
3.2 Persona, Szenarien, Anforderungen
Um den Nutzungskontext zu verstehen, wurden u. a. 25 qualitative Interviews sowie eine Online-Umfrage mit 377 Teilnehmenden (261 vollständige Antworten) durchgeführt. Letztere ergab, dass 74,3 % der Befragten Bedenken hinsichtlich der Sicherheit ihrer persönlichen Daten bei der Nutzung von Webseiten und Apps haben. 22,1 % der Befragten befürchten einen Missbrauch der persönlichen Daten für eine ungewollte Nutzung. Über 72 % kaufen online auch für andere Personen ein, vor allem für Familie und Partner*in, wodurch unpassende Suchergebnisse und Produktvorschläge/-empfehlungen zum Störfaktor werden. Über 80 % verwenden weder die elektronische Identität (eID)
3 noch eine digitale Wallet (ausgenommen Bezahl-Wallets).
Die Ergebnisse der Analyse wurden in sechs Persona und jeweils einem IST-Szenario pro Persona zur Beschreibung des Nutzungskontexts kondensiert. Auf Basis dessen wurden im nächsten Schritt die Erfordernisse identifiziert, die Anforderungen abgeleitet und pro Persona ein SOLL-Szenario entwickelt.
Im Folgenden wird die Persona Ibrahima sowie ein IST-Szenario beispielhaft dargestellt:
Persona: Ibrahima, 42 Jahre alt, ist ein vielbeschäftigter, alleinerziehender Vater von zwei Kindern. Als Mitarbeiter in der Produktion, ohne abgeschlossene Ausbildung, arbeitet er hart, um genügend Geld für sich und seine Familie zu verdienen. Seine knappe Zeit lässt ihm wenig Raum zum Einkaufen, weshalb er häufig unterwegs über sein Smartphone online einkauft. Die Herausforderungen, die Ibrahima beim Einkaufen im Internet erlebt, sind vielfältig. Insbesondere für seinen Sohn Malik, der an Unverträglichkeiten leidet, liest er penibel die Produktinformationen, um sicherzugehen, dass sie verträglich sind. Die Unsicherheit in der deutschen Sprache, verstärkt durch seine Legasthenie, erschweren dies zusätzlich. Cookies und unpassende Werbung sind für Ibrahima ein Ärgernis, weshalb er offen für neue Technologien ist, die seine Bedürfnisse besser erfüllen. Er schätzt einfache und intuitive Apps, die einmal eingestellt werden können und dann reibungslos funktionieren. Dabei ist es für ihn wichtig, dass die Apps ihm Zeit sparen und aufwendiges Gegenprüfen beim Einkaufen überflüssig machen. Die Präferenzen seiner Kinder zu berücksichtigen, stellt eine weitere Herausforderung dar. Während er regelmäßig Dinge zurückschicken muss, weil sie nicht den Vorlieben der Kinder entsprechen, hat er eine Liste, um nichts zu vergessen. Diese Liste vor jedem Kauf zu überprüfen, ist zeitaufwendig und manchmal überfordernd. Ibrahima achtet zudem verstärkt auf den Preis und sucht nach Möglichkeiten, sein Einkaufsverhalten zu verbessern.
IST-Szenario: Ibrahima möchte für seine Kinder und sich Mittagessen bestellen, um nach der Arbeit direkt zum Fußballspiel zu gehen. Im Zug auf dem Weg zur Arbeit nutzt er sein Smartphone, um bei einem italienischen Lieferservice zu bestellen. Er lehnt alle Cookies ab, da er deren Sinn nicht versteht. Für seine Tochter Yasmin sucht er eine Pizza mit Thunfisch und findet schnell die Pizza Tonno. Nun sucht er etwas für seinen Sohn Malik, der laktoseintolerant ist. Ibrahima muss bei jedem Gericht, das ihm empfohlen wird, die Produktinformationen genau lesen, was ihm schwerfällt. Beim Ausfüllen des Bestellformulars, wofür er aufgrund seiner Legasthenie immer lange braucht, bemerkt er, dass er aussteigen muss. In Hektik schließt er den Tab der Bestellung und alle eingetragenen Informationen gehen verloren.
Aus den gewonnenen Erkenntnissen können folgende Anforderungen zusammengefasst werden:
1.
Multiple Shopping-Profile sollten einfach erstellt und verwaltet werden können:
-
Nutzende sollten in der Lage sein, effektiv und effizient mehrere Shopping-Profile für sich und andere Personen mit (Nicht‑)Präferenzen zu erstellen und zu verwalten.
-
Komplexe Prozesse sollten so vereinfacht werden, dass auch Nutzende ohne technische Vorkenntnisse die Funktionen leicht verstehen und nutzen können.
-
Persönliche Daten und (Nicht‑)Präferenzen müssen innerhalb der Shopping-Profile klar strukturiert sein.
-
Eine klare Trennung der Verwaltung multipler Shopping-Profile ist essenziell.
2.
Daten aus Shopping-Profilen sollten selektiv und bewusst freigegeben werden können:
-
Nutzende sollten selbstbestimmt entscheiden können, welche Identitäts- und Shoppingdaten sie wann, wie lange und wofür freigeben.
-
Eine selektive Datenfreigabe muss von Online-Shops unterstützt werden.
3.
Die Anwendung von SSI im E‑Commerce muss den Einkaufsprozess effektiver und effizienter machen: Die Lösung sollte den Einkaufsprozess verbessern, indem sie bspw. automatisch Daten aus dem Shopping-Profil im Checkout-Prozess verwendet.
4.
Die Nutzungsoberfläche und alle Funktionen der ID-Wallets sollten den Prinzipien der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) entsprechen, um eine barrierefreie Nutzung sicherzustellen.
5.
Nutzenden muss die Auswahl einer SSI-Wallet oder Cloud-basierten Wallet (sollte noch keine SSI-Wallet vorhanden sein) ermöglicht werden.
6.
Die Wallet-Lösung sollte geräteübergreifend und ohne Brüche der UUX nutzbar sein.
7.
Nutzenden muss es ermöglicht werden, ihre Identitätsmerkmale und Shopping-Profile nahtlos zwischen verschiedenen Wallet-Lösungen zu übertragen. Diese Interoperabilität unterstützt die Grundsätze der selbstbestimmten Souveränität und die Unabhängigkeit von einem zentralen ID-Provider, wie bspw. Google oder Microsoft (Allen
2016).
Wichtig ist festzuhalten, dass eine schlechte UUX zu schlechten User-Entscheidungen mit Verlust der Kontrolle über die eigene digitale Identität oder gar grundsätzlicher Ablehnung der SSI-Technologie führen kann (Toth und Anderson-Priddy
2019).
3.3 Welches Potenzial steckt in SSI-Wallets?
SSI-Wallets können im E‑Commerce für die selbstbestimmte und vertrauenswürdige Verwaltung von Identitätsdaten und Shopping-Präferenzen eingesetzt werden. Sie ermöglichen es Nutzenden, die Kontrolle über ihre persönlichen Informationen zu behalten und selektiv Informationen mit verschiedenen Online-Shops zu teilen. Dies kann das Online-Shopping und das Einkaufserlebnis über die gesamte Customer Journey hinweg verbessern, z. B. indem es die Identitätsüberprüfung, die Verifizierung von Zahlungsmitteln und den gesamten Transaktionsprozess sicherer und effizienter gestaltet. Zudem können z. B. individuelle Präferenzen von Kund*innen gezielt an Online-Shops freigegeben werden.
Potenzielle Einsatzszenarien von SSI im E‑Commerce ergeben sich in den folgenden Anwendungsfällen:
Überprüfung der Shop-Authentizität: Bevor Nutzende ihr Shopping-Profil mit dem Online-Shop teilen, ermöglicht SSI eine Überprüfung der Shop-Authentizität. Ein vertrauenswürdiger Herausgeber (Issuer) stellt digitale Zertifikate aus und hilft, potenzielle Fake-Shops zu identifizieren.
Szenario: Ibrahima erhält in seiner Wallet eine Anfrage zum Teilen seiner Daten mit einem Online-Shop. Im Dialogfeld der Anfrage erhält er weiterführende Informationen über den Online-Shop (Verifier) und bekommt zusätzlich mithilfe eines Icons angezeigt, dass der Kontakt vertrauenswürdig ist.
Kein Anlegen von Konten der Kund*innen: Nutzende sind nicht länger gedrängt, diverse Konten bei verschiedenen Online-Shops zu erstellen. Diese Umsetzung reduziert den Verwaltungsaufwand und erhöht gleichzeitig die Sicherheit in Bezug auf persönliche Daten der Nutzenden erheblich.
Szenario: Ibrahima möchte bei einem Lieferdienst bestellen, dessen Bestellseite die SSI-Technologie unterstützt. Eine Bestellung hat er bei diesem Lieferdienst noch nie getätigt. Er teilt die Daten seines Shopping-Profils aus seiner Wallet mit dem Online-Shop und erhält direkt personalisierte Produktvorschläge sowie passende Suchergebnisse, ohne sich bei dem Lieferdienst anmelden oder registrieren zu müssen. Seine Daten und Präferenzen muss er ebenfalls nicht erst mühsam hinterlegen.
Selektives Teilen von Daten: Nutzende können angeben, welche Daten für den Einkauf mit dem Online-Shop geteilt werden sollen. Das können Informationen zu Rechnungs- und Versandadressen, Versandoptionen, Zahlungsmethoden, aber auch Präferenzen (z. B. Lieblingsmarken, Schuhgröße, Vegan/Vegetarisch, nachhaltige Produktion) und Nicht-Präferenzen (z. B. Unverträglichkeiten, Intoleranzen) sein. Diese Informationen werden durch die SSI-Wallet sicher an den Online-Shop übermittelt.
Szenario: In der Wallet wählt Ibrahima aus, welche Daten er mit dem Lieferdienst für die Bestellung teilen möchte. Er wählt die Essens-Präferenzen inkl. Intoleranzen seiner Kinder aus. Des Weiteren möchte er die Liefer- und Rechnungsadresse sowie Zahlungsart für einen schnellen Checkout-Prozess teilen. Sensible Daten, wie das Geburtsdatum oder die Telefonnummer, wählt er nicht aus.
Schnellere Produktauswahl: Durch die geteilten Daten werden Such- und Filteroptionen voreingestellt und Nutzende finden passende Produkte schneller, die ihren persönlichen Präferenzen entsprechen.
Szenario: Ibrahimas Tochter isst gerne Thunfisch. Diese Präferenz hat Ibrahima unter anderem mit dem Lieferdienst geteilt. In der Kategorie „Pizza“ wird als relevantester Vorschlag eine „Pizza Tonno“ angezeigt, da unter den Filteroptionen die Zutat Thunfisch vorausgewählt ist.
Personalisierte Produktvorschläge: Basierend auf den geteilten Präferenzen erhalten Nutzende personalisierte Produktvorschläge, wobei ggf. bereits gekaufte Artikel nicht erneut angezeigt werden. Hinterlegte Präferenzen verbessern das Einkaufserlebnis durch passende Produktempfehlungen und personalisierte Werbung. Allergien, Unverträglichkeiten und Nachhaltigkeitswünsche können berücksichtigt werden – auch von kleineren Online-Shops.
Szenario: Nachdem Ibrahima Daten aus seinem Shopping-Profil mit dem Lieferdienst geteilt hat, bekommt er direkt auf der Startseite personalisierte Vorschläge zu passenden Speisen. Die angezeigten Speisen enthalten Zutaten, welche seine Kinder mögen und bei denen es keine Intoleranzen gibt.
Reduzierung von Retouren: Detaillierte Präferenzen, wie Kleider‑/Schuhgrößen abhängig von Marken und Hersteller, können Auswahlbestellungen und das Retouren-Aufkommen reduzieren. Rücksendungen stellen für den Online-Handel eine große Herausforderung mit beträchtlichen ökologischen wie ökonomischen Kosten dar. Falsche Passformen oder auch Auswahlbestellungen sind im Online-Mode-Bereich, der eine Retourenquote von über 50 % vorweist, die häufigsten Retourengründe (Möhring et al.
2015).
Szenario: Ibrahima kann sich sicher sein, dass die bestellten Speisen seinen Kindern schmecken und er keine Lebensmittel wegwerfen muss. Ibrahima kann dabei keine Lieblings-Zutaten oder Intoleranzen vergessen, da diese immer in seinem Shopping-Profil zur Verfügung stehen.
Nachhaltiger Einkauf: Nutzende, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, können sich gezielt nach nachhaltig produzierten Produkten umsehen. Intelligente Filteroptionen können dazu beitragen, dass nicht jede Produktbeschreibung gelesen werden muss, um zu erfahren, ob das Produkt z. B. klimaneutral produziert wurde.
Szenario: Damit die Einkäufe von Ibrahima nachhaltiger sind, kann er in seinem Shopping-Profil hinterlegen, dass er und seine Kinder Zutaten aus biologischem Anbau bevorzugen und Fisch nur aus nachhaltigem Fischfang.
Intelligenter Checkout-Prozess: Im Checkout-Prozess werden automatisch Daten aus dem Shopping-Profil der SSI-Wallet verwendet, was eine reibungslose und zeitsparende Abwicklung ermöglicht. Eingabefelder werden vorausgefüllt. Nutzende können spezifische Versandoptionen, wie klimafreundlichen Versand oder Mehrweg-Verpackungslösungen, bevorzugte Zahlungsmethoden und Rabattcodes automatisch verwenden.
Szenario: Ibrahima hat seine Rechnungs- und Lieferadresse sowie Zahlungsart mit dem Lieferdienst geteilt. Er muss nur noch auf den Button „Kostenpflichtig Bestellen“ klicken und nicht mehr alle Eingabefelder händisch eingeben.
Aktualisierung des eigenen Shopping-Profils: Nach dem Kaufabschluss können gewonnene Informationen in das Shopping-Profil der SSI-Wallet zurückgespielt werden, um z. B. die Liste der gekauften Produkte zu ergänzen, Präferenzen anzupassen oder den digitalen Kassenzettel zu hinterlegen.
Szenario: Ibrahima hat neue Essenswünsche von seinen Kindern bekommen. Er bestellt diese bei einem Lieferdienst. Nach Kaufabschluss schickt er den „digitalen Kassenbon“ an seine Wallet, um diesen dort zu hinterlegen. Die Präferenzen des Shopping-Profils passen sich durch den Einkauf an. Beim nächsten Einkauf bekommt Ibrahima die neuen Essenswünsche seiner Kinder zusätzlich angezeigt.
Sichere Retourenabwicklung: Für die Retourenabwicklung kommunizieren Nutzende direkt über die SSI-Wallet mit dem Online-Shop, ohne persönliche Kontaktdaten (z. B. E‑Mail-Adresse oder Telefonnummer) preiszugeben (Krauß et al.
2023b). Der digitale Kassenzettel wird automatisch angepasst, um die Präferenzen nicht zu verfälschen und die Liste der bereits gekauften Produkte aktuell zu halten.
Szenario: Ibrahima hatte zu der Pasta für seinen Sohn noch Pizza-Brötchen mitbestellt. Bei der Lieferung waren diese nicht dabei. Ibrahima kontaktiert den Lieferdienst über die Wallet, ohne seine E‑Mail oder Telefonnummer angeben zu müssen. Der Lieferdienst entschuldigt sich bei ihm für das Versehen und gewährt ihm einen zusätzlichen Rabatt.
Insgesamt ermöglicht die Integration von SSI in den E‑Commerce eine personalisierte, sichere und effiziente Einkaufserfahrung, welche die Bedürfnisse und Präferenzen der Nutzenden in den Mittelpunkt stellt. SSI hat das Potenzial, das Vertrauen zwischen Nutzenden und dem Online-Handel zu stärken. Angesichts des Potenzials von SSI im E‑Commerce, ist eine vertiefte Untersuchung des Architektur- und Datenmodells für eine nahtlose Anbindung von entscheidender Bedeutung.