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05.10.2023 | Bankstrategie | Schwerpunkt | Online-Artikel

Auslands- und Spezialbanken wirtschaften am profitabelsten

verfasst von: Angelika Breinich-Schilly

5 Min. Lesedauer

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Deutsche Geldhäuser haben ihre Profitabilität dank der Zinswende deutlich verbessert. Dennoch besteht gegenüber ausländischen Instituten, Direkt-, Konsumentenkredit- oder Autobanken eine Ertragslücke, belegt eine aktuelle Studie.  

Mit der Ausdünnung ihres Filialnetzes, dem Abbau zahlreicher Stellen, der Einführung effizienterer IT-Tools und so mancher Fusion haben Banken und Sparkassen in den vergangenen Jahren ihre Kostenstrukturen verschlankt, um profitabler zu wirtschaften. Für einen maßgeblichen Ertragsschub sorgte 2022 schließlich die von der Europäischen Zentralbank eingeläutete Zinswende. In bislang zehn Schritten, zuletzt Mitte September, hob die Notenbank die drei maßgeblichen Zinssätze ohne Verschnaufpause an. Aktuell liegt der Zins für Hauptrefinanzierungsgeschäfte bei 4,5 Prozent. 

Eigenkapitalrendite deutlich über Vorjahren

Mit insgesamt 138 Milliarden Euro war das vergangene Jahr mit Blick auf die gesamten operativen Erträge sogar das erfolgreichste seit einem Jahrzehnt", heißt es in der Studie "What better place than here, what better time than now? German banking in 2023", hat die Unternehmensberatung McKinsey & Company in einer im September veröffentlichten Analyse berechnet.

Dieser zufolge hat die Eigenkapitalrendite deutscher Banken 2022 mit vier Prozent "deutlich über den Vorjahren" gelegen. Doch am meisten profitierten Institute aus dem Ausland sowie Spezialisten wie Direkt-, Konsumentenkredit- oder Autobanken mit durchschnittlich 10,4 Prozent. 

Kreditgeschäft mit Firmenkunden lahmt

Dazwischen platzierten sich zum Beispiel die hessisch-thüringischen Sparkassen: So ist laut dem geschäftsführenden Präsidenten des Sparkassen- und Giroverbands Hessen-Thüringen (SGVHT), Stefan G. Reuß, im vergangenen Jahr der Zinsüberschuss der Sparkassen in beiden Bundesländern um über sieben Prozent gestiegen. Auch wenn die Zahl der Darlehenszusagen bei den Instituten des Regionalverbands insgesamt rückläufig sei, habe sich das Firmenkundengeschäft auf einem "sehr hohen Niveau" stabilisiert, äußerte er im Mai gegenüber der Zeitschrift "Bankmagazin". 

Neben dem Asset Management ist es gerade das Geschäft mit Unternehmenskrediten, das den ausländischen und Spezialinstituten in den vergangenen Jahren Aufwind gegeben hat. Laut der McKinsey-Studie bauten sie ihre Marktanteile von 30 Prozent im Jahr 2010 auf nunmehr 40 Prozent aus. 

Schwache Wirtschaftslage bremst Kreditnachfrage

Aber das Firmenkundengeschäft gilt aktuell nicht als verlässlicher Wachstumstreiber: Zwar zeigten sich die deutschen Unternehmen nach Angaben des Bundesverbands deutscher Banken im zweiten Quartal insgesamt relativ robust. Doch im Hinblick auf Investitionen herrsche Zurückhaltung. Entsprechend schwach fiel die Kreditnachfrage von April bis Juni 2023 aus. 

Den Zahlen des Bank Lending Surveys für das zweite Jahresviertel zufolge ist das Gesamtvolumen ausstehender Kredite gegenüber Vorquartal nur leicht um 0,3 Prozent auf 1.140 Milliarden Euro gestiegen. Als relevante Risiken bewerteten die Geldhäuser in der vierteljährlichen Umfrage vor allem die Verschlechterung der allgemeinen Wirtschaftslage sowie die trüben Konjunkturaussichten. So haben die 33 an der Umfrage beteiligten Häuser bei den Unternehmensdarlehen, aber auch bei Immobilien- sowie privaten Finanzierungen ihre Kriterien für Kreditzusagen gestrafft. 

Die Förderbank KfW geht in ihrem Kreditmarktausblick vom August davon aus, dass das Kreditwachstum im Geschäft mit Unternehmen und Selbstständigen 2023 im Vergleich zum Vorjahr "tief ins Minus rutschen" wird. Der Grund liege vor allem in der "krisenbedingten, extremen Kreditexpansion im Sommerquartal 2022". Seit Ausbruch der Pandemie hatten Unternehmen nur das Nötigste investiert und im vergangenen Jahr dann verstärkt liegengebliebene Projekte mittels externem Kapital an den Start gebracht. 

Innovative Geschäftsmodelle sind gefragt

Doch die Rahmenbedingungen des deutschen Markts sind laut Studienautor Max Flötotto, Leiter der Banken-Beratung bei McKinsey in Deutschland und Österreich, nicht alleiniger Grund für die im internationalen Vergleich niedrigere Profitabilität deutscher Häuser. 

Der hiesige Bankensektor muss den finanziellen Spielraum durch die guten Ergebnisse nutzen, um fokussiert in die Resilienz und die Zukunftsfähigkeit der Geschäftsmodelle sowie innovative Strategien zu investieren. Dies gilt umso mehr, da der Rückenwind durch die Effekte der Zinswende abnimmt", erläutert der Experte. 

Bilanz flexibilisieren und agiler steuern

"Grundsätzlich eröffnet die Rückkehr der Zinsen den Banken lang ersehnte Chancen", so Co-Studienautor Eckart Windhagen, Senior Partner bei McKinsey. "In der aktuellen Marktphase nach der Zinswende stellen die Nachfragezurückhaltung in Segmenten wie Bau- oder Unternehmensfinanzierung, die Verteuerung des Fundings und steigende Risiken die Banken jedoch vor Herausforderungen." Wer die eigene Bilanz flexibilisiere und agil steuere, "wird Marktanteile gewinnen und langfristig erfolgreich sein," ist sich der Experte sicher. 

Wesentliche Treiber für mehr Profitabilität sind den Studienautoren zufolge digitale Arbeitsweisen, die die Kosten der Prozesse senken, weil sie diese effizienter machen. "So geben die zehn Prozent der bei der Cost-Income-Ratio besten Banken in Europa zweieinhalb Mal so viel für Technologie aus wie die schwächsten zehn Prozent", heißt es zur Begrüdung. Dabei spielen neue technologische Entwicklungen wie generative Künstlicher Intelligenz (KI), etwa in den Bereichen Marketing und Sales, Operations oder IT, eine zunehmend wichtige Rolle. 

Neue Technologien verbessern Customer Journey

"Banken arbeiten derzeit mit Hochdruck daran, das Kundenerlebnis zu verbessern. Sie müssen dabei aber branchentypische Technologien mit den neuesten Sicherheitsprotokollen einsetzen", heißt es auch beim IT-Dienstleister DXC Technology in einem Trend-Papier von Juni 2023. 

Neue Technologien ermöglichten es, schnell neue Produkte und Dienstleistungen auf den Markt zu bringen, Kundenkontakte künftig zügiger zu erweitern sowie die Konnektivität mit Partnern zu verbessern. Über Open-Banking-Protokolle können beispielsweise Daten zwischen den Akteuren des Ökosystems ausgetauscht werden, um für mehr innovative Angebote zu sorgen.

Applied Intelligence verbindet IT und Fachwissen

Für Jens Dauner gehört Applied Intelligence zu diesen zukunftsträchtigen Technologien, die Banken nutzen sollten. 

Vereinfacht ausgedrückt werden dabei die Vorteile von Künstlicher Intelligenz (KI) mit den Stärken von Automatisierung und Analytics gebündelt. So entstehen hoch entwickelte Systeme für spezielle Aufgaben", erläutert der Managing Director beim Analytikhaus Fico in der Juni-Ausgabe von "Bankmagazin" mit Blick auf das Retailgeschäft. 

Durch die Kombination von menschlichem Fachwissen mit Techniken des maschinellen Lernens, traditioneller Analytik und anderen digital-nativen Fähigkeiten könne Applied Intelligence

  • die richtigen Daten in aussagekräftige Informationen umwandeln, um eine umfassende, kontextbezogene Kundenansicht zu ermöglichen,
  • die neuesten Techniken für maschinelles Lernen und fortschrittliche Analytik anwenden, um wettbewerbsfähige Erkenntnisse zu gewinnen,
  • diese Erkenntnisse durch personalisierte, ergebnisorientierte Entscheidungen in Aktionen umsetzen.

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