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04.04.2023 | Wertpapiergeschäft | Interview | Online-Artikel

"DLT hat Potenzial, bisherige Banken-Infrastrukturen abzulösen"

verfasst von: Bianca Baulig, Swantje Francke

3 Min. Lesedauer

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Digitale Assets fristen nicht mehr länger ein Nischendasein in der Finanzbranche. Warum die aktuellen Regulierungsschritte positiv für den Markt sind, wo die Potenziale von DLT stecken und warum die Blockchain Bankprozesse verbessert, erläutert Deka-Bank-Vorstandsmitglied Martin K. Müller im Interview.

Bankmagazin: Der Handel mit blockchainbasierten Finanzinstrumenten war für etablierte Geldhäuser lange schwer vorstellbar. Was hat sich Ihrer Beobachtung nach inzwischen geändert? 

Martin K. Müller: An dieser Stelle möchte ich gerne eine Lanze für die deutsche Regulierung brechen. Die Aufsicht hat mit ihrem iterativen Vorgehen gezeigt, dass sie kurzfristig in der Lage ist, sich auf veränderte Marktbedingungen einzustellen. Als wir mit dem Projekt SWIAT begonnen haben, gab es noch keinen regulatorischen Rahmen. Inzwischen haben wir mit dem elektronischen Wertpapiergesetz, dem eWpG, die Grundlage, Wertpapiere auf der Blockchain zu begeben. Und das Zukunftssicherungsgesetz sieht vor, dass als letzte Wertpapierform auch die Aktie in einem digitalen Format begeben werden kann. Zudem wurden die Compliance-Regularien mit der letzten Veröffentlichung der Markets in Crypto-Assets Regulation, kurz MiCAR, noch einmal geschärft. Nun haben wir einen klar regulierten, sukzessive erwachsener werdenden Markt für digitale Vermögenswerte. Ich bin davon überzeugt, dass jede Form von dematerialisierten Wertpapieren die Zukunft ist.

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Warum sollten sich Banken und Sparkassen jetzt verstärkt mit dem Thema Blockchain beschäftigen?

Die Distributed-Ledger-Technologie, also DLT, hat ein Riesenpotenzial, bisherige Banken-Infrastrukturen abzulösen. Die Systeme, die wir bisher haben, sind sehr hierarchisch aufgebaut und unglaublich fragmentiert. Die Vereinfachung durch die Blockchain, nämlich dass damit der Handel und die Abwicklung von Wertpapieren in Echtzeit möglich sind, hat so viel disruptives Potenzial. Jedes Finanzinstitut muss sich künftig mit dieser Thematik beschäftigen.

Welche weiteren Vorteile neben der Beschleunigung des Handels bietet die Blockchain noch?

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die Verifizierung, also die Vermeidung von Fehlern bei der Buchung, den so genannten Fails. Im klassischen Handel funktioniert die Fehlersuche über die herkömmlichen Kommunikationswege. Das macht die Identifikation eines Fehlers häufig schwierig. Die Abwicklung auf der Blockchain dagegen funktioniert nur dann, wenn Verkäufer und Käufer identische Eingaben machen. Das ist eine immense Erleichterung, die gleichzeitig zu mehr Schnelligkeit und Verlässlichkeit führt. Zudem ist die Liquidität besser planbar, denn sie sehen in Echtzeit, wann die Abwicklung erfolgt.

Bisher gibt es keinen einheitlichen Standard für eine Finanzmarkt­-Infrastruktur zur Emission digitaler Assets. Was würde sich mit einem Standard ändern?

Ohne Standard gibt es keine einheitlichen nachgelagerten Prozesse und keine einheitliche Backoffice-Infrastruktur. Wenn, so wie zurzeit, jedes Haus seine digitalen Assets in einer anderen Form und über eine andere Infrastruktur begibt, bedeutet das Mehraufwand für die nachgelagerten Prozesse. Und das Effizienzpotenzial für den Kunden, aber auch für das Haus selbst, ist geringer. Zudem geht es auch darum, digitale Assets genauso sicher zu verwahren wie herkömmliche Instrumente. Hinzu kommt für Depotbanken und Verwahrstellen die Kontrollfunktion, die sie für die Kapitalverwaltungsgesellschaften und die Sondervermögen ausüben.

Wie beurteilen Sie das DLT Pilot Regime, das die Europäische Union auf den Weg gebracht hat?

Die Tatsache, dass es eine regulatorische Sandbox gibt, die es erlaubt, völlig neue Wege bei der Kapitalmarkt-Infrastruktur zu gehen, finde ich persönlich genial. Im Vordergrund des Projekts steht dabei, dass die zentralen Strukturen, die wir heute haben, infrage gestellt werden und Dezentralität gefördert wird. Und das steht im Einklang mit einer dezentralen Infrastruktur bei der Blockchain. Ich freue mich da rüber, dass mit dem DLT Pilot Regime nun eine Umgebung geschaffen wird, in der alle Beteiligten diesbezüglich Know-how aufbauen können, einschließlich der Aufsichtsbehörden.

Das vollständige Interview mit Martin K. Müller lesen Sie in der April-Ausgabe der Zeitschrift "Bankmagazin".

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