Der Umbau der deutschen Wirtschaft zur Klimaneutralität ist eine Riesenaufgabe. Für LBBW-Chef Rainer Neske sind bei dieser Transformation auch die Banken gefordert. Sein Institut nimmt gerade die CO2-Bilanz des eigenen Kreditportfolios unter die Lupe.
Die Transformation zu einer CO2-freien Wirtschaft ist eine "Jahrhundertaufgabe, für die wir keine hundert Jahre Zeit haben", sagte Rainer Neske, Vorsitzender des Vorstandes der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), vor Journalisten in Frankfurt. Die erforderliche Transformation werde zu Brüchen führen, nicht nur in der Automobilindustrie.
Von der neuen Regierung fordert Neske vor allem klare Rahmenbedingungen, um den Wandel zu bewältigen. "Die Industrie braucht Berechenbarkeit", sagte der LBBW-Chef. Dann habe sie die Chance, die Technologieführerschaft in vielen Bereichen zu erreichen. Beim Umbau muss die Industrie von Banken unterstützt werden. Laut aktuellen Studien wird der Umbau zu einer emissionsfreien Wirtschaft jährlich mindestens 120 Milliarden Euro in Deutschland kosten. "Ich bin froh über jede Bank, die sich an der Transformation beteiligt", betonte Neske.
Stärkere Finanzierung von erneuerbaren Energien
Die LBBW, die die größte unter den deutschen Landesbanken ist, analysiert gerade die CO2-Bilanz ihres Kreditportfolios. Sie hat sich selbst verpflichtet, die Emissionen, die durch die vergebenen Kredite verursacht werden, zu verringern. Das soll beispielsweise durch eine stärkere Finanzierung von erneuerbaren Energien gelingen.
Für Umweltsünder könnte die Überprüfung des Kreditportfolios dazu führen, dass ihre Kreditzinsen steigen oder dass ihnen im Extremfall der "Kredithahn abgedreht" wird, so Neske weiter. Der LBBW-Chef, der vor seinem Wechsel nach Stuttgart lange für die Deutsche Bank gearbeitet hat, stellt aber fest, dass insbesondere größere mittelständische Unternehmen zur Zeit selbst ihre Tätigkeiten nach Umweltbelastungen durchforsten und umstellen. Er vertraut deshalb auf eine marktwirtschaftlich gesteuerte Transformation.