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24.04.2024 | Elektromobilität | Schwerpunkt | Online-Artikel

Argumente für Elektroautos im Fuhrpark schwinden

verfasst von: Christiane Köllner, dpa

5:30 Min. Lesedauer

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Der Markt für E-Autos schwächelt enorm. Das spüren auch Fuhrpark- und Mobilitätsverantwortliche, für die die TCO entscheidend ist. Lohnen sich E-Autos im Fuhrpark überhaupt noch? 

Die Elektromobilität tut sich im Dienstwagen- und Flottenbereich schwer. Grund ist die "Total Cost of Ownership" (TCO), die alle Kostenaspekte im Zusammenhang mit dem Betrieb eines Fahrzeugs erfasst – also nicht nur der Anschaffungspreis, sondern auch laufende Ausgaben sowie mögliche Förderungen oder Steuervergünstigungen. Denn gerade Fuhrparkmanager müssen stark auf die Wirtschaftlichkeit ihrer Flotte achten. Bislang hatten E-Autos hier einen Kostenvorteil. Doch mehr und mehr stellt sich die Frage: Rechnen sich E-Autos noch oder werden diese zu einem Verlustgeschäft gegenüber der Anschaffung eines Verbrenners? Die Antwort: Die Kostenvorteile von E-Autos gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor sind verschwunden, wie die "Automobilwoche" berichtet. 

Demnach ist die TCO bei Elektrofahrzeugen nicht mehr wesentlich niedriger und teilweise sogar höher als bei Autos mit Verbrennungsmotor. "Bei vielen Modellen herrscht annähernd Parität. Bei gängigen Fuhrparkautos liegen Diesel sogar knapp vorn", so die Branchenzeitung, die sich auf eine Auswertung des Bundesverbands Betriebliche Mobilität (BBM) beruft. Der Verband hat die TCO von 13 verschiedenen Diesel- und Elektro-Modellen verglichen. Das Ergebnis: "Auf drei Jahre betrachtet verursachen Diesel monatliche Kosten von durchschnittlich 1324 Euro, E-Autos liegen bei 1331 Euro. Diese Tendenz bestätigen auch Autokostenberechnungen des ADAC zu Verbrennern mit ihren Elektro-Pendants", so die "Automobilwoche".

Wegfall der E-Auto-Förderung

Die Folge: Fuhrparks dämpfen ihre Ziele und verzögern den Hochlauf der Elektromobilität. So gibt die "Automobilwoche" an, dass im Januar und Februar E-Autos im Flottenmarkt nur auf 12 % Marktanteil gekommen seien. Im Gesamtjahr 2023 habe der Durchschnitt bei 19 % gelegen. 

Grund für die geringere Wirtschaftlichkeit von Elektrofahrzeugen sei vor allem der Wegfall von Fördergeldern. So ist die Kaufprämie für gewerblich genutzte E-Autos zum September 2023 vollständig ausgelaufen. Die Nachfrage brach daraufhin deutlich ein. Im Dezember strich die Regierung dann auch die Kaufprämie für private Kunden. Seither hat der Elektroantrieb, der jahrelang hohe Wachstumsraten aufwies, deutlich an Momentum eingebüßt. Im gesamten ersten Quartal dieses Jahres ging die Zahl der neu zugelassenen E-Autos dem Verband der Automobilindustrie (VDA) zufolge um 14 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurück.

Allerdings könnten Dienstwagenfahrer weiterhin auf Plug-in-Hybride und BEVs setzen. Denn für den Einsatz als Dienstwagen gelten weiterhin Privilegien: Die Vergünstigung bei der Besteuerung des geldwerten Vorteils besteht auch nach Wegfall der staatlichen Förderungen. Ein privat genutzter Dienstwagen darf statt maximal 60.000 bis zu 70.000 Euro kosten, um von der 0,25-Prozent-Regelung zu profitieren. Die Steuererleichterung, festgehalten im neuen Wachstumschancengesetz, gilt rückwirkend zum 1. Januar 2024 und deckt auch Hybridfahrzeuge mit einer elektrischen Mindestreichweite von 80 km ab. Die 0,5-Prozent-Regel gilt nun also auch für bis zu 70.000 Euro teure PHEV-Modelle.

Carsharing- und Mietwagenanbieter zögern bei Umstellung auf E-Autos

Nichtsdestotrotz bleibt eine weitere Herausforderung: der hohe Wertverlust aktueller Elektrofahrzeugmodelle. Besonders im Leasing-Bereich besteht ein großer Anteil der ausgelieferten Fahrzeuge aus gewerblichen Nutzern. So sorgten Carsharing- und Mietwagenunternehmen vor Kurzem mit ihren Plänen für Schlagzeilen, von ambitionierten E-Quoten für die eigenen Flotten vorerst abrücken zu wollen. 

Aufgrund der schwierigen Marktbedingungen für BEVs wollen Mietwagen- und Carsharing-Anbieter den E-Anteil ihrer Flotten reduzieren. Beim Berliner Carsharer Miles etwa verfügten Ende des vergangenen Jahres nur noch knapp 17 % aller Leihwagen über einen Elektroantrieb, wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte. Nur ein halbes Jahr vorher lag der Anteil demnach noch bei 25 %. Neue Elektroautos werden derzeit nur noch in geringem Umfang in die Flotte integriert, hieß es. 

Nachteil Reichweite

"Im direkten Vergleich zwischen Verbrennerfahrzeugen und E-Autos im Carsharing zeigt sich, dass ein E-Auto noch immer einen Kostennachteil gegenüber Verbrennern aufweist", teilt Miles zur Begründung mit. "Bedingt durch die höheren Anschaffungskosten, die aufwändigeren und teureren Reparaturen und den höheren Aufwand im Betrieb."

Aufgrund der geringeren Reichweite müssten E-Autos häufiger aufgeladen werden als Verbrenner betankt. Hier spielen auch die hohen Kosten für öffentliches Schnellladen – zum Beispiel an Autobahnen – für Verbraucher sowie Viel- und Dienstwagenfahrer eine (nachteilige) Rolle. Kunden würden zudem bei geringem Batteriestand eher ein Auto mit konventionellem Antrieb ausleihen, insbesondere, wenn längere Fahrten oder Ausflüge geplant sind. "E-Autos werden ein fester Bestandteil unserer Flotte bleiben, nur erfolgt der Umstieg nicht ganz so schnell wie ursprünglich geplant", teilte Miles weiter mit. 

Schlechte Marktbedingungen für den Verkauf gebrauchter E-Autos

Ähnlich äußerte sich der Mietwagen- und Carsharing-Anbieter Sixt aus München. Das Unternehmen wolle E-Autos ebenfalls nicht vollständig aus der Flotte verbannen, teilte es vor wenigen Wochen bei der Präsentation der Jahresbilanz für 2023 mit. "Die konkrete Ausgestaltung der weiteren Entwicklung erfordert jedoch ein hohes Maß an Flexibilität." Demnach hätten sich die Marktbedingungen für den Verkauf gebrauchter E-Fahrzeuge deutlich verschlechtert. "So waren beispielsweise in Deutschland Preise für solche Fahrzeuge im Laufe des vergangenen Jahres um mehr als 20 Prozent gefallen."

Sixt hat deshalb eigenen Angaben zufolge damit angefangen, E-Autos aus der Flotte zu entfernen, für die keine Rückkauf- oder Leasing-Vereinbarungen bestehen. Ende Februar 2024 war der Anteil solcher Fahrzeuge an der elektrischen Sixt-Flotte nur noch rund halb so groß wie noch zum 31. März 2023, hieß es.

Beim Autoverleiher Europcar liegt der Anteil von E-Autos an der gesamten Flotte Angaben des Unternehmens zufolge international bei rund 12 %, in Deutschland höher. "Wir liegen damit im Rahmen unserer Ziele und sehen derzeit keinen Anlass, diese zu reduzieren", teilte eine Sprecherin mit. 

Vermieter und Carsharer kaufen kaum neue E-Autos

Zuletzt kauften Vermieter und Carsharer auch kaum neue Stromer. In den ersten beiden Monaten des Jahres zählte das Kraftfahrt-Bundesamt nur 663 entsprechende Neuzulassungen auf diese Haltergruppe – das entspricht einem Anteil von 1,7 % ihrer Einkäufe. Im Jahresdurchschnitt 2023 hatten BEVs bei Vermietern und Carsharern noch 12,4 % der Neuzulassungen ausgemacht. Insgesamt waren es 37.052 Stück. Selbst im Vorjahreszeitraum Januar und Februar 2023, als die BEV-Nachfrage durch eine gesenkte Prämie vorübergehend eingebrochen war, waren die Stromer bei diesen Anbietern mit knapp 1.800 Neuzulassungen beziehungsweise 4,4 % noch deutlich beliebter.

Ein Schlüssel, um die Nachfrage zumindest im gewerblichen Bereich wieder anzukurbeln, liegt aus Sicht des Unternehmens Miles bei den Kommunen. Ein hilfreicher Ansatz wäre etwa die Befreiung von Parkgebühren für E-Fahrzeuge in den Städten. "Im Hinblick auf die Zukunft ist es aber genauso wichtig, dass die Reichweiten der Fahrzeuge weiter steigen und die Ladeinfrastruktur in den Städten wächst", betonte das Unternehmen.

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