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2023 | Buch

Handbuch Policy-Forschung

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Über dieses Buch

Das Handbuch bietet in der 2. aktualisierten und erweiterten Auflage einen Überblick über den aktuellen Stand der Policy-Forschung. Theorie-Beiträge präsentieren die Annahmen, Grundideen, Hauptargumente und Hypothesen der jeweiligen Theorieansätze zur Erklärung von Policies und diskutieren die empirische Eignung der Theorien durch einen Überblick über den Forschungsstand. Die Beiträge „Methoden der Policy-Forschung“ stellen Grundzüge, Stärken und Schwächen sowie Anwendungsfelder einschlägiger Methoden dar. Anhand ausgewählter Politikfelder werden Ergebnisse der Policy-Forschung in unterschiedlichen Bereichen der Staatstätigkeit aufgezeigt und Querverbindungen sowohl zu den unterschiedlichen theoretischen Zugängen als auch zu unterschiedlichen Methoden gezogen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
Konzepte und Begriffe in der Vergleichenden Policyforschung

Das Kapitel führt in zentrale Konzepte und Begriffe der Vergleichenden Policy-Forschung ein. So wird erstens der Policy-Zyklus bestehend aus Problemdefinition, Agenda-Setting, Politikformulierung, Implementation, Evaluierung, Feedback und Terminierung erläutert sowie die Unterscheidung zwischen Output, Impact und Outcome eingeführt. Zweitens werden verschiedene Möglichkeiten zur Unterscheidung von Policies vorgestellt, nämlich nach dem Politikfeld, nach dem Konfliktmuster im Sinne Lowis sowie nach Steuerungsprinzipien. Drittens werden Möglichkeiten diskutiert, wie die Reichweite von Politikwandel gemessen werden kann, wobei neben dem Längs- und dem Querschnitt auch die Konzeptionen von Hall, Sabatier/Jenkins-Smith und Knill et al. erörtert werden. Schließlich wird noch die kausale Nähe bzw. Ferne unterschiedlicher Erklärungsvariablen zum jeweiligen Untersuchungsgegenstand, einer staatlichen Politik, diskutiert und Überlegungen vorgestellt, wie unterschiedliche theoretische Ansätze verknüpft werden können.

Georg Wenzelburger, Reimut Zohlnhöfer

Theorien

Frontmatter
Funktionalismus

Dieser Beitrag skizziert Kernelemente der ältesten Theorieschule der vergleichenden Staatstätigkeitsforschung, die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Strukturwandel als Hauptantriebskraft für Politikwandel identifiziert. Ähnlichkeiten zwischen Ländern in Bezug auf sozio-ökonomische Basisstrukturen werden als Ursache von Politikkonvergenz gesehen. Neben einer Diskussion der zentralen Bausteine dieses Theoriegebäudes wird anhand von Anschauungsbeispielen aus mehreren Politikfeldern die empirische Tragfähigkeit dieser Theorieschule untersucht. Der letzte Abschnitt diskutiert die Stärken und Schwächen dieses Theoriegebäudes.

Herbert Obinger
Machtressourcentheorie und Korporatismusansatz

Inwiefern haben gesellschaftliche Interessengruppen einen Einfluss auf Politik und Wirtschaft? Die Machtressourcentheorie untersucht die politischen und außerparlamentarischen Einflussmöglichkeiten sozialer Gruppen, insbesondere der Arbeiterbewegung (linke Parteien und Gewerkschaften). Sie nimmt an, dass gesellschaftliche Verteilungspolitik das Ergebnis der Machtverhältnisse sozialer Gruppen und ihres politischen Einflusses ist. Der Neo-Korporatismus-Ansatz konzentriert sich hingegen auf die Bedingungen und Auswirkungen von institutionalisierter Interessenvermittlung zwischen Staat und Verbänden. In korporatistischen Demokratien wird den Interessengruppen, insbesondere Gewerkschaften und Wirtschaftsverbänden, eine gesellschaftliche Partizipation an der Politikgestaltung und Implementierung in der Sozial- und Wirtschaftspolitik zugestanden. Indikatoren für die Machtressourcen umfassen einerseits den politischen Einfluss von linken und rechten Parteien und andererseits die Organisationsstärke von Gewerkschaften im Vergleich zu den Arbeitgebern. Indikatoren des Korporatismus messen sowohl die organisatorischen Dimensionen des Verbändesystems als auch das Ausmaß der Interessenvermittlung durch Kollektivverträge und Konzertierung. Die international vergleichende Forschung hat beide Ansätze verwendet, um den langfristigen Ausbau des Wohlfahrtsstaates zu untersuchen. In jüngster Zeit wird die Rolle von linken Parteien und Gewerkschaften sowie sozialer Pakte in Zeiten des Umbaus jedoch unterschiedlich bewertet.

Bernhard Ebbinghaus
Der Einfluss von Parteien auf Public Policies

Das Kapitel stellt mit der Parteiendifferenzthese einen der klassischen Ansätze zur Erklärung von Public Policies vor. Dazu werden in einem ersten Schritt die theoretischen Grundlagen des Theorieansatzes geklärt und dabei hinsichtlich der Motive der Parteien zwischen wiederwahlorientierten Parteien und policy-orientierten Parteien unterschieden. Daneben diskutiert der erste Abschnitt des Kapitels, unter welchen Umständen parteipolitische Effekte auf Public Policies wahrscheinlich sind, welche Kontextfaktoren also die Regierungen dabei behindern können, ihre präferierte Policy durchzusetzen. Der zweite Teil des Kapitels stellt darauf aufbauend dar, wie der Einfluss von Parteiendifferenz empirisch messbar gemacht werden kann. Der Beitrag schließt mit einem Überblick über den Forschungsstand und zeigt, dass zwar ein Einfluss von Parteien auf Staatstätigkeit in ganz unterschiedlichen Politikfeldern nachgewiesen werden konnte, die Effekte aber häufig vom Parteienwettbewerb, dem institutionellen Kontext sowie sich wandelnden Rahmenbedingungen abhängen.

Georg Wenzelburger
Vetospieler und Institutionen

Der Beitrag widmet sich zwei überaus fruchtbaren theoretischen Ansätzen in der Policy-Forschung und darüber hinaus: der Vetospielertheorie und Vetopunkt-Ansätzen. Neben den Grundzügen beider Ansätze stellen wir grundlegende Entwicklungslinien und Probleme dieser Literaturen anhand beispielhafter Studien dar. Es zeigt sich, dass beide Ansätze teils kontroverse Annahmen treffen, zu denen es plausible Alternativen gibt. Zum Beispiel kann das Verhalten von Koalitionsparteien im Policy-Prozess anders als von der Vetospielertheorie angenommen modelliert werden. Die kausalen Effekte bestimmter Institutionen oder Vetopunkte können zudem je nach Kontext variieren. Diesem Kontext sollte größere Beachtung geschenkt werden.

Steffen Ganghof, Kai Schulze
Pfadabhängigkeit

Der Beitrag erläutert das Konzept der Pfadabhängigkeit, das sich als Erklärungsansatz in mehreren wissenschaftlichen Disziplinen etabliert hat, so auch in der Policy-Forschung. Die Vielfalt der begrifflichen Vorstellungen wird dargelegt, es werden neuere Präzisierungsversuche vorgestellt und die Anwendung des Konzepts in der Policy-Forschung anhand von zwei Politikfeldern veranschaulicht.

Jürgen Beyer
Spielarten des Kapitalismus

Der Beitrag stellt „Spielarten des Kapitalismus“ (engl.: „varieties of capitalism“) als in der Policy-Forschung einsetzbaren Theorieansatz vor. Der Theorieansatz wird in fünf Schritten vorgestellt. Dabei handelt es sich um die Unternehmenszentrierung, um die Koordination in institutionellen Sphären, um das Konzept der institutionellen Komplementarität, um die Unterscheidung nationaler Spielarten des Kapitalismus und um die Folgen für wirtschaftliche Effizienz und institutionellen Wandel. Zudem wird die Eignung des Theorieansatzes für die Policy-Forschung anhand von Beispielen vorgeführt: anhand der Debatten um Liberalisierungspolitik in Deutschland und um arbeitgeberzentrierte Erklärungen von Sozialpolitik. Zudem wird ein jüngerer Forschungsansatz vorgestellt, der aus der Spielarten-des-Kapitalismus-Debatte hervorgegangen ist: die Forschung über Wachstumsmodelle.

Martin Höpner
Globalisierung

Das Kapitel gibt einen Überblick über die Forschung zu den Auswirkungen von Globalisierung auf die Staatstätigkeit. Dazu wird zunächst der Globalisierungsbegriff selbst problematisiert. Ausgehend von einem Verständnis von wirtschaftlicher Globalisierung werden die konkurrierenden Vorstellungen über die Auswirkung von Globalisierung auf die (wirtschafts- und sozialpolitische) Staatstätigkeit diskutiert, nämlich die Kompensationsthese und die Effizienzthese. Darüber hinaus werden Überlegungen vorgestellt, wie Globalisierung auf den politischen Prozess wirkt und eine Veränderung von Policies bewirkt. Anschließend werden Operationalisierungsmöglichkeiten für Globalisierung erörtert, die vor allem den jeweiligen theoretischen Überlegungen folgen sollten. Die Ergebnisse empirischer Überprüfungen der Auswirkung von Globalisierung auf die Staatstätigkeit sind keineswegs einheitlich: Weder die Kompensations- noch die Effizienzthese finden klare Bestätigung. Lediglich bei der Unternehmensbesteuerung kann argumentieren werden, dass die Globalisierungswirkungen im Sinne der Effizienzthese vergleichsweise deutlich zu Tage treten. Die Vorstellung, dass Globalisierung zu einer Art policy-analytischer Mastervariable geworden ist, die alle anderen Erklärungsfaktoren in ihrer Bedeutung einschränkt, kann zum gegenwärtigen Zeitpunkt zurückgewiesen werden. Eher lässt sich insbesondere aus qualitativen Studien ablesen, dass innenpolitische Faktoren in erheblichem Umfang die Auswirkungen der Globalisierung filtern und damit moderieren.

Reimut Zohlnhöfer
Europäisierung

Im Mittelpunkt der Europäisierungsforschung steht die Untersuchung von Wechselwirkungen zwischen der nationalstaatlichen und der supranationalen Ebene des Mehrebenensystems der Europäischen Union (EU). Der Beitrag beschäftigt sich maßgeblich mit der Frage, wie die Europäische Ebene Wandel in den Politikinhalten der Mitgliedstaaten induzieren kann. Hierzu wird die Theorie der top-down Europäisierung dargestellt. Diese stellt darauf ab, dass durch die Umsetzung von EU-Richtlinien oder Verordnungen sowie Urteilen des Europäischen Gerichtshofs (EuGH), Entscheidungen der Europäischen Kommission und Maßgaben der Europäischen Zentralbank (EZB) dann Anpassungsbedarf entsteht, wenn die EU-Regel, die Entscheidung oder das Urteil vom Status quo der im Staate bereits geltenden Regeln abweicht. Anpassungsbedarf ist allerdings nicht mit erfolgender top-down Europäisierung gleichzusetzen. Ob es tatsächlich zum EU-induzierten innerstaatlicher Wandel kommt, hängt laut Theorie von der Konstellation wandelverstärkender beziehungsweise -hemmender Faktoren (Institutionen, Vetospieler, Kosten-Nutzenkalküle innerstaatlicher Akteure, Identitäten, innerstaatliche Normen) ab.

Tanja A. Börzel, Diana Panke
Diffusion

Die internationale Diffusion von Politiken hat in den letzten Jahrzehnten eine erhöhte Aufmerksamkeit in der Politikwissenschaft erhalten. Allerdings wird dabei oftmals die konzeptionelle und methodologische Voraussetzung einer Diffusionsanalyse wenig beachtet. In diesem Beitrag wird insbesondere auf diese Aspekte eingegangen, indem dargestellt wird, dass eine Diffusionsanalyse die etablierte funktionale Analyse durch eine relationale ergänzt. Dieser analytische Zugang fordert dann auch einen Perspektivwechsel in der methodologischen Behandlung von Diffusion. In der quantitativen Analyse wurden anhand von spatial lags und dyadischen Regressionen neue Analysetechniken entwickelt und in der qualitativen Forschung verschiebt sich der Fokus auf die Erfassung von relationalen Kausalpfaden. Konzeptionelle Orientierung der Analyse von Diffusion wird anhand von Kausalmechanismen gegeben, die auch in diesem Beitrag dargestellt werden. Schließlich weist der Aufsatz auf Defizite und die mögliche weitere Entwicklung der Diffusionsforschung hin.

Detlef Jahn
Akteurzentrierter Institutionalismus

Dieser Beitrag stellt den von Renate Mayntz und Fritz W. Scharpf entwickelten Akteurzentrierten Institutionalismus (AZI) vor. Er führt zunächst in die wesentlichen theoretischen Elemente des Analyserahmens ein: Akteure, Akteurkonstellationen und Interaktionsformen. Danach gibt er einen Überblick über einige der wesentlichen empirischen Anwendungsfelder des AZI in der Forschung zu Politikgestaltungsprozessen auf der nationalen Ebene und im Rahmen des europäischen Mehrebenensystems. Abschließend diskutiert er die Vor- und Nachteile des AZI als Instrument zur Analyse von Policy-Entscheidungen. Zu den wesentlichen Leistungen des AZI zählt die analytische Vereinfachung von komplexen politischen Entscheidungssituationen durch die Nutzung leicht erhebbarer institutioneller Informationen für die Modellierung von Akteurspräferenzen und die Konzentration auf die Analyse von Kernkonflikten zwischen den wesentlichen Akteuren mit Hilfe einfacher spieltheoretischer Instrumente. Schwierigkeiten hat der AZI dagegen mit Situationen, in denen die politischen Auseinandersetzungen nicht zwischen, sondern innerhalb verschiedener Organisationen verlaufen. Zudem birgt die theoretische Offenheit des AZI den Nachteil, dass er theoretisch zu unbestimmt ist, um ohne zusätzliche Annahmen zur Ableitung klarer theoretischer Hypothesen herangezogen werden zu können.

Oliver Treib
Advocacy Coalition Framework

Das Advocacy Coalition Framework (ACF) ist ein weit verbreiteter Analyserahmen der Policy-Analyse. Ursprünglich zielte es vor allem darauf, den Einfluss von Policy-Lernen auf Policy-Wandel zu erfassen. Es wurde als Kritik an der in den 1970er-Jahren vorherrschenden rationalistischen Perspektive der Policy-Forschung entwickelt. Der erste Teil dieses Beitrags präsentiert die Entstehung und wichtigsten Fundamente des Ansatzes. In den letzten Jahrzehnten wurde das ACF grundlegend weiterentwickelt. Es dient heute als möglichst universelle Perspektive zur Analyse der Bildung von Koalitionen, der Voraussetzungen für Policy-Lernen und der Erklärung von Policy-Wandel. Der zweite Teil des Beitrags stellt die aktuellen Forschungsstände des ACF zu diesen Bereichen vor und verbindet dies mit einer kritischen Würdigung des ACF und seiner Weiterentwicklungen.

Nils C. Bandelow
Multiple Streams Ansatz

Das vorliegende Kapitel fasst den Multiple Streams Ansatz (MSA) zusammen, präsentiert den Forschungsstand sowie theoretische Erweiterungen und würdigt den Ansatz kritisch. Dabei werden zunächst die Grundannahmen des MSA sowie seine Kernelemente (Ströme, Policy-Unternehmer, Policy-Fenster und Kopplung) vorgestellt. Anschließend wird der Forschungsstand mit Bezug auf die analysierten Politikfelder, politischen Systeme, Phasen des Politikzyklus und verwendete Untersuchungsmethoden betrachtet. Als theoretische Erweiterungen werden Anpassungen zur Anwendung des MSA in parlamentarischen und autokratischen Regierungssystemen, der EU sowie die Entscheidungsfindung betrachtet. Danach wird mögliche Kritik am Ansatz diskutiert, wobei wir uns auf die Fragen nach der Unabhängigkeit der Ströme, der Falsifizierbarkeit des MSA, möglicherweise fehlenden Faktoren und der Mikrofundierung des Ansatzes konzentrieren. Das Kapitel schließt mit einem kurzen Fazit.

Nicole Herweg, Reimut Zohlnhöfer
Punctuated Equilibrium

Dieses Kapitel liefert einen Überblick über Theorie und Arbeitsweise der Punctuated Equilibrium Theorie (PET). PET umfasst ein Policy-Prozessmodell, das auf Aufmerksamkeitsverschiebung beruht und eine Erklärung dafür gibt, warum oft lange wenig in einem Politikfeld passiert, dann aber plötzlich eine grundlegende Veränderung stattfindet. Das PET-Modell geht von der Annahme aus, dass individuelle Entscheidungsfindung auf begrenzter Rationalität beruht. Auf der Ebene von Organisationen und Institutionen identifiziert PET zwei Phasen: Policy-Inkrementalismus und weitreichenden Wandel. Inkrementalismus ist durch beständige Institutionen, begrenzte Policy-Monopole und dominante Policy-Ideen gekennzeichnet. Weitreichender Wandel findet hingegen statt, wenn sich makropolitische Aufmerksamkeit verschiebt, es zu einer Institutionenverlagerung kommt und sich das Erscheinungsbild eines Themas verändert. Dieses ursprüngliche Modell wird dann in einer Weiterentwicklung zusammengefasst, die sich auf disproportionale Informationsverarbeitung und institutionelle Friktion konzentriert. Schließlich werden Arbeitsweisen und vergleichende empirische Untersuchungen von Policy-Agendas vorgestellt.

Daniela Beyer, Graeme Boushey, Christian Breunig

Methoden

Frontmatter
Experimentelle Methoden

Die Verwendung experimenteller Forschungsdesigns in der Policy-Forschung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Dieses Kapitel soll Studierenden, Lehrenden und Forschenden einen Überblick über die etablierten experimentellen Designs vermitteln. Zunächst werden dazu die Grundlagen der experimentellen Forschung erläutert. Im Zentrum dieses Kapitels steht die Unterscheidung zwischen Labor-, Umfrage- und Feldexperimenten sowie natürlichen Experimenten. Diese vier grundlegenden experimentellen Designs werden auf Basis exemplarischer Studien aus dem Bereich der Policy-Forschung präsentiert und diskutiert. Das Kapitel schließt mit einem Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der experimentellen Policy-Forschung.

Michael Jankowski, Markus Tepe
Makro-quantitative Methoden der Politikwissenschaft

In der Politikwissenschaft werden seit mehr als 100 Jahren quantitative Methoden angewandt. Aber erst seit den 1960er-Jahren gehören statistische Verfahren zum methodischen Grundkanon der Politikwissenschaft. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über makro-quantitative Methoden in der Policy-Forschung. Spätestens seit Mitte der 1990er-Jahre haben sich Panel- oder sogenannte Time Series Cross Section-Modelle durchgesetzt, die im Unterschied zu Querschnittsanalysen die Länder über die Zeit hinweg beobachten. Daher werden in diesem Beitrag zunächst die Grundlagen von Panelverfahren sowie die verschiedenen Modellierungsvarianten vorgestellt sowie mit diesem Instrumentarium einhergehenden Stärken und Schwächen diskutiert. Anhand einer in der Policy-Forschung breit untersuchten Forschungsfrage zeige ich darüber hinaus, wie sich methodische Entscheidungen auf die Ergebnisse von Analysen auswirken können. Anschließend werden mit dem Maximum Likelihood-Verfahren, den Modellen räumlicher Ökonometrie sowie Verfahren maschinellen Lernens weiterführende Methoden vorgestellt. Außerdem werden neuere Entwicklungen im Hinblick auf die Policy-Analysen zu Grunde liegenden Datenarten thematisiert.

Carina Schmitt
Qualitative Comparative Analysis

Der Beitrag stellt „Qualitative Comparative Analysis“ (QCA) vor. Dabei handelt es sich um eine Systematisierung der Logik der vergleichenden Fallstudien, die mengentheoretische Verfahren auf die Sozialwissenschaften anwendet. Nach einem Überblick zur Logik des Vorgehens wird QCA als systematisch vergleichendes Forschungsdesign beschrieben. Anschließend werden die Kalibrierung und die einzelnen Schritte der Analyse notwendiger bzw. hinreichender Bedingungen besprochen. Anschließend werden drei Beispielstudien mit Bezug zur Policy-Analyse vorgestellt, in denen QCA angewendet wird. Zum Abschluss des Beitrags wird aufgezeigt, welche Entwicklungen QCA in den letzten Jahren genommen hat und welche positiven und negativen Effekte die zunehmende Verwendung leistungsstarker Software-Optionen auf die Anwendung von QCA hat.

Claudius Wagemann
Process Tracing in der Policy-Forschung

Process Tracing ist eine Untersuchungsmethode zur kausalen Erklärung, bei der vielfältige empirische Beobachtungen innerhalb eines oder mehrerer Fälle als Implikationen – oder „Spuren“ – theoretischer Kausalmechanismen verstanden werden. Die möglichst vollständige empirische Rekonstruktion kausaler Prozesse durch Fallstudien erlaubt Schlussfolgerungen über (alternative) theoretische Erklärungen. Der Beitrag stellt die wichtigsten Merkmale der Methode, Beispiele aus der Policy-Forschung, Stärken, Schwächen sowie methodische Gütekriterien vor.

Peter Starke
Mixed-Methods-Designs in der Policy-Forschung

Das Kapitel beschäftigt sich mit Mixed-Methods-Designs in der Politikwissenschaft und Public Policy Forschung. Mixed-Methods werden als Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden definiert. Zunächst erläutert der Beitrag einige grundlegende Ideen hinter Mixed-Methods-Designs. Darauf aufbauend werden zwei prominente Designs vorgestellt, die jeweils eine fallvergleichende Analyse mit der tiefergehenden Analyse von Einzelfällen verbinden, wobei zwischen regressionsbasierten und fallbasierten Mixed-Methods-Designs unterschieden wird. Hierzu werden die zentralen Ideen und Analyseschritte skizziert und an einem Beispiel aus der Forschungspraxis eingeordnet. Im Anschluss werden Stärken und Schwächen beider Designs diskutiert. Schließlich stellt der Beitrag kurz weitere Methodenmixes vor, bevor er die Mixed-Methods-Literatur abschließend bewertet. Der Beitrag zeigt auf, dass Mixed-Methods-Designs den Versuch darstellen, mittels Integration unterschiedlicher methodischer Zugänge einen weiterführenden Beitrag zur Forschung zu leisten; gleichzeitig zeigt sich, dass in der praktischen Anwendung aber immer noch zahlreiche Herausforderungen bestehen, die es zu adressieren gilt.

Markus B. Siewert, Felix Kurz

Politikfelder

Frontmatter
Staatsausgaben und Verschuldung

Der Beitrag untersucht drei zentrale Teilbereiche der öffentlichen Finanzen: Staatsausgaben, Staatsverschuldung sowie die Haushaltskonsolidierung. Er gibt zunächst einen Überblick über die Entwicklung der öffentlichen Finanzen über die Zeit und die Unterschiede im Ländervergleich. In einem zweiten Schritt werden mögliche Ursachen für die sichtbare Varianz im Quer- und Längsschnitt diskutiert. Im Zentrum stehen dabei Erklärungsansätze, die aus der vergleichenden Staatstätigkeitsforschung sowie der politischen Ökonomie stammen. Zusätzlich werden aus einer international vergleichenden Perspektive die wichtigsten deskriptiven Besonderheiten der jeweiligen Variablen dargestellt. Insgesamt zeigt sich in allen Teilbereichen eine hohe Bedeutung sozioökonomischer Erklärungsfaktoren.

Uwe Wagschal, Georg Wenzelburger
Steuerpolitik

Steuerpolitik ist zentral für jede Art von Staatstätigkeit. Dennoch widmet die Politikwissenschaft diesem Feld erstaunlich wenig Aufmerksamkeit. Das Ziel dieses Handbuchkapitels ist es, ein Grundverständnis für die Steuersysteme in entwickelten Demokratien aufzubauen, die historische Entwicklung nachzuzeichnen und Erklärungsansätze für temporäre und räumliche Politikunterschiede zu beschreiben. Das Kapitel endet mit einem Ausblick auf die steuerpolitischen Herausforderungen der Zukunft.

Hanna Lierse, Laura Seelkopf
Wirtschaftspolitische Performanz

Dieser Beitrag führt in die politikwissenschaftliche Analyse wirtschaftspolitischer Performanz ein, wobei die beiden arbeitsmarktpolitischen Outcome-Variablen Arbeitslosigkeit und Beschäftigung im Mittelpunkt stehen. Ein erster Abschnitt stellt gängige Operationalisierungen von Arbeitsmarktperformanz vor, bevor in einem zweiten Abschnitt die Entwicklung von Arbeitslosigkeit und Beschäftigung in den etablierten und wirtschaftlich hoch entwickelten Demokratien der OECD seit den 1960er-Jahren untersucht wird. Dabei werden Periodenspezifika ebenso diskutiert wie die teils starken Unterschiede zwischen den Ländern. Die nächsten Abschnitte befassen sich mit der politikwissenschaftlichen Erklärung von Arbeitslosen- und Beschäftigungsquoten: Für drei zentrale politische Determinanten – die parteipolitische Regierungszusammensetzung, korporatistische Strukturen und institutionelle Handlungsschranken – werden jeweils verschiedene theoretische Argumente erörtert, bevor schließlich entsprechende Literaturbefunde berichtet werden. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf den relativ langen Kausalmechanismus gelegt, der von diesen politischen Determinanten über verschiedene Programme und Instrumente hin zu den Outcomes Arbeitslosigkeit und Beschäftigung verläuft. Abschließend liefert der Beitrag einige Hinweise zum Forschungsstand zu weiteren wirtschaftspolitischen Performanzindikatoren.

Kathrin Dümig, Fabian Engler
Wirtschaftspolitik

Das Kapitel widmet sich dem Stand der Forschung zur Wirtschaftspolitik aus der Perspektive der Policyforschung am Beispiel von staatlichen Interventionen in die Ökonomie. Zentrale Instrumente sind dabei staatliches Unternehmertum, Subventionierung von Unternehmen und die Regulierung von Märkten. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Indikatoren, mit denen das Ausmaß staatlicher Intervention gemessen wird, wobei aber jeweils spezifische Schwächen zu beachten sind. Am Beispiel öffentlicher Unternehmen wird die Entstehung des Interventionsstaates seit dem 19. Jahrhundert nachgezeichnet und gezeigt, dass eine Vielzahl von Motiven für Eingriffe in die Wirtschaft existiert. Seit den 1980er-Jahren kam es zu einem Rückzug und Wandel des Interventionsstaates. Dabei können allerdings immer noch deutliche Unterschiede zwischen den Ländern festgestellt werden. Die Gründe für diesen Wandel und die (fortbestehenden) Unterschiede zwischen den Ländern sind vielfältig. Als Antriebskräfte werden hauptsächlich Globalisierung, Europäisierung und die Diffusion liberaler wirtschaftspolitischer Ideen angeführt, während nationale Unterschiede auf Parteien, Institutionen oder Gewerkschaften zurückgeführt werden. Allerdings ist der Forschungsstand teilweise widersprüchlich. Das liegt in vielen Fällen an unterschiedlichen abhängigen Variablen, Unterschieden bei den berücksichtigten unabhängigen Variablen und den benutzten Analysemethoden. Zudem wirken zwischen den einzelnen Politikfeldern (Privatisierung, Subventionierung, Regulierung) und sogar zwischen einzelnen Subpolitikfeldern unterschiedliche Dynamiken. Künftige Forschung sollte die Ursachen dieser unterschiedlichen Dynamiken, aber auch Ansteckungs- und Substitutionseffekte zwischen Sektoren und Politikfeldern stärker thematisieren.

Reimut Zohlnhöfer, Carina Schmitt, Herbert Obinger
Sozialpolitik

Welche Risiken werden solidarisch getragen und welche bleiben privat? Wer hat Anspruch auf welche Leistungen? Wie viel soziale Sicherheit sind verschiedene Gesellschaften bereit zu finanzieren? Und warum werden diese Fragen in verschiedenen Ländern so unterschiedlich beantwortet? Diese und ähnliche Fragen machen die Analyse von Sozialpolitik seit Jahrzehnten zu einem der sowohl theoretisch als auch methodisch dynamischsten und vielfältigsten Felder politikwissenschaftlicher Staatstätigkeitsforschung.Nach einer Übersicht über Definition und Entwicklung von Sozialstaaten liegt der Fokus dieses Beitrages auf einer kritischen Diskussion der wichtigsten Theoriedebatten, welche die Sozialstaatsforschung im Lauf der Zeit geprägt haben: Parteien- und Machtressourcenzentrierte Ansätze und ihre Kritiken; konkurrierende Regime-Theorien; institutionenzentrierte Zugänge zur Erklärung von Sozialstaatsab- und umbau, sowie die sich wandelnde Rolle der politischen Parteien und Bürgerpräferenzen in der Sozialpolitikanalyse. Der Beitrag schließt mit einer Diskussion zweier neuerer Debatten: zur Rolle von Sozialpolitik in der Wissensökonomie und zur politischen Bedeutung von Wohlfahrtschauvinismus. Da sich nicht nur Theoriebildung und Methodik schnell entwickeln, sondern auch das Untersuchungsobjekt „Sozialstaat“ selbst vor stetig neuen Herausforderungen steht, besteht in diesem Feld ein großer politischer und wissenschaftlicher Bedarf an innovativer politikwissenschaftlicher Forschung.

Silja Häusermann
Gesundheitspolitik

Gesundheitspolitik zielt auf eine qualitativ hochwertige, inklusive und effiziente Bereitstellung von Gesundheitsleistungen. In einem weiteren Verständnis sollen auch die öffentliche Gesundheit gestärkt, die Interessen des Gesundheitssektors gewahrt und die Verfügbarkeit qualifizierter Fachkräfte gesichert werden. Die gesundheitspolitische Forschung hat verschiedene Systemtypen identifiziert, die diese Ziele mit unterschiedlichen Erfolgen verfolgen. Dieser Beitrag stellt die historische Entwicklung des Politikfelds in verschiedenen Ländern, die Zielkonflikte, Messungen der Zielerreichung und vorliegende international vergleichende Ergebnisse der Forschungen zur Gesundheitspolitik dar. Die Betrachtung gesundheitspolitischer Prozesse aus der Perspektive der Policy-Forschung schließt das Verhältnis zwischen wissenschaftlicher Politikberatung und Gesundheitspolitik ein.

Nils C. Bandelow, Johanna Hornung, Lina Y. Iskandar
Familien- und Gleichstellungspolitik

Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die Policy-Forschung im Bereich der Familien- und Gleichstellungspolitik. Dabei liegt der Fokus auf der Schnittmenge zwischen beiden Politikfeldern, nämlich den Kinderbetreuungspolitiken (v. a. öffentliche Kinderbetreuung, Elternzeit und Elterngeld) und auf der vergleichenden Policy-Forschung zu Ländern des OECD-Raums. Ein erster Teil zeichnet nach, wie Familienpolitik insbesondere im Rahmen der wohlfahrtsstaatlichen Typologien-Bildung in den Fokus gerückt ist, dabei aber in den letzten beiden Jahrzehnten stetig verfeinert und auf Typologien einzelner Care-Regime oder familienpolitischer Instrumente spezialisiert wurde. In einem zweiten Teil werden Befunde der policy-analytischen Suche nach Erklärungen für Policy-Varianz und Wandel erläutert. Das Fazit diskutiert, welche Themen und Innovationen für die nähere Zukunft in theoretisch-konzeptioneller, methodischer sowie empirischer Hinsicht für die Forschung zu Familien- und Gleichstellungspolitik vielversprechend und relevant erscheinen.

Sonja Blum
Bildungspolitik

Bildungspolitik war lange ein vernachlässigtes Feld der vergleichenden Policy-Forschung. In den letzten Jahren haben viele neue Forschungsarbeiten begonnen, diese Lücke zu schließen. Diese sollen zusammen mit den Klassikern des Forschungsfelds in diesem Überblickskapitel vorgestellt werden. Zunächst zeichnet das Kapitel jedoch anhand von ausgewählten Daten die Konturen des Politikfeldes Bildung im internationalen Vergleich nach. Es folgt eine kritische Würdigung und Diskussion der einschlägigen Forschung entlang von vier Themenbereichen: erstens, Beiträge zur Erklärung der Varianz von bildungspolitischem Output; zweitens, neuere Arbeiten zur Analyse von Konvergenz- und Diffusionsprozessionen in der Steuerung (Governance) von Bildungssystemen, die mit der Internationalisierung von Bildungspolitik zusammenhängen; drittens, Forschungsansätze, die Bildung aus der Perspektive der vergleichenden politischen Ökonomie und Kapitalismusforschung analysieren; und viertens, Forschung zu den Effekten von Bildungssystemen.

Marius R. Busemeyer, Julian L. Garritzmann, Susanne Garritzmann
Migrations- und Integrationspolitik

Dieser Beitrag ist eine Bestandsaufnahme der Politikfelder Migrationspolitik (d. h. der staatlichen Regulierung des Zugangs von Nicht-Staatsbürger:innen) und Integrationspolitik (d. h. der staatlichen Regulierung von Rechten und Pflichten Zugewanderter). Beide Politikbereiche haben aufgrund zunehmender globaler Migrationsbewegungen sowie der Instrumentalisierung immigrationsfeindlicher Ressentiments seitens rechtspopulistischer Parteien und Bewegungen an Bedeutung gewonnen. Wir geben zunächst einen Überblick über beide Politikfelder und gehen kurz auf historische Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland ein. Anschließend eruieren wir (international-vergleichende) Befunde zu Ursachen und Folgen unterschiedlicher Ausprägungen beider Politikfelder.

Conrad Ziller, Achim Goerres
Umwelt- und Energiepolitik

Umwelt- und Energiepolitik stellen wichtige Handlungsfelder dar, die zwar eigentlich getrennt sind, sich bei bestimmten Themen wie beispielsweise den Erneuerbaren Energien aber auch überschneiden. Auch wenn heute alle fortgeschrittenen Demokratien Umwelt- und Energiepolitik betreiben, variieren die ihnen zugrundeliegenden handlungsleitenden Prinzipien, Steuerungskonzepte, Ziele, Instrumente und die konkrete Ausgestaltung der Instrumente. Dieser Beitrag geht der Frage nach, wie sich das Verhältnis zwischen diesen beiden Politikfeldern darstellt, und inwieweit die Formulierung von Umweltpolitik die energiepolitischen Ziele berücksichtigt und umgekehrt, auf welche Weise die Energiepolitik auf umweltpolitische Ziele eingeht.

Jale Tosun
Infrastrukturpolitik

Die Infrastrukturpolitik sieht sich an der Schnittstelle zu Verkehrspolitik, Raum- und Stadtplanung sowie Wirtschaftspolitik mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Der Beitrag zeigt diese infrastrukturpolitischen Besonderheiten und ihre Bedeutung in den unterschiedlichen Phasen des Politikprozesses systematisch auf: In der Politikformulierung besteht insbesondere ein Spannungsfeld zwischen der notwendigen Einbindung ingenieurwissenschaftlicher Expertise und partizipativer Einbindung von Betroffeneninteressen. Die Akzeptanz stellt auch bei der Entscheidung über infrastrukturpolitische Maßnahmen eine zentrale Hürde dar. Dagegen erfordert die Umsetzung von Maßnahmen gleichermaßen ein abgestimmtes Vorgehen zwischen unterschiedlichen politischen Regelungsebenen und Gebietskörperschaften sowie das Austarieren staatlicher und marktwirtschaftlicher Governance-Modi. Die starke Raumrelevanz erschwert eine Evaluation infrastrukturpolitischer Maßnahmen, umso mehr da ihre Wirkungen durch Faktoren auf der Individualebene beeinflusst werden. In der zukünftigen Policy-Forschung zu Infrastrukturpolitik werden technische Innovationen, Veränderungen individueller Präferenzen und Bedürfnisse in der Arbeits- und Freizeitgestaltung, (nicht nur) damit verbundene räumliche Veränderungen sowie die durch den Klimawandel fokussierte Nachhaltigkeitsorientierung stärker ins Zentrum rücken.

Fritz Sager, David Kaufmann, Johanna Hornung
Die Politik der Inneren Sicherheit

Der Beitrag gibt einen Überblick über die Forschung zur Politik der Inneren Sicherheit. Dazu werden zunächst konzeptionelle Eingrenzungen des Begriffs der Inneren Sicherheit diskutiert, bevor der Beitrag unterschiedliche Indikatoren zur Messung der Politik der Inneren Sicherheit vorstellt. Das empirische Bild macht dabei deutlich, dass erstens eine erhebliche Varianz zwischen den entwickelten Industriestaaten besteht und dass sich zweitens bestimmte Ländergruppenabzeichnen, die bekannten Konzepten aus der Vergleichenden Policy-Forschung ähneln – etwa den „Families of Nations“ oder Wohlfahrtsstaatsregimes. Im letzten Schritt stellt der Beitrag unterschiedliche Erklärungsansätze für die internationale Varianz der Politik der Inneren Sicherheit dar und diskutiert darauf aufbauend die Ergebnisse empirischer Untersuchungen.

Georg Wenzelburger
Moralpolitik

Dieser Beitrag führt in die Analyse moralpolitischer Entwicklungen aus Sicht der Policy-Analyse ein. Zunächst werden unterschiedliche definitorische Zugänge zum Feld der Moralpolitik kontrastiert sowie häufig untersuchte abhängige Variablen vorgestellt. Im Anschluss folgt eine vergleichende Deskription ausgewählter moralpolitischer Entwicklungen. Bevor der Beitrag mit einem kurzen Fazit endet, wird noch die Erklärungskraft unterschiedlicher Faktoren für diese – und andere – moralpolitische Entwicklungen diskutiert.

Christian Adam, Christoph Knill, Stephan Heichel
Außenpolitikanalyse

Seit dem Ende des II. Weltkrieges hat sich die vergleichende Außenpolitikanalyse als eigenständiger Forschungsbereich fest etabliert. Nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes hat sie wichtige Impulse durch die IB-Großtheorien sowie Anleihen aus anderen Disziplinen (Ökonomie, Geschichte, Psychologie) integriert, sodass sie theoretisch und methodisch stärker an die vergleichende Policyanalyse herangerückt ist. Diese Entwicklung zeigt sich im Vergleich des Außenverhaltens unterschiedlicher Regimetypen und Subtypen sowie der vermehrten Anwendung von traditionellen Policyansätzen in der Außenpolitikforschung. Der Beitrag plädiert für einen aktiven Dialog zwischen Policy- und Foreign-Policy Analyse, um die wachsende Verschränkung der Gegenstandsbereiche besser erfassen zu können.

Sebastian Harnisch, Kai Oppermann
Metadaten
Titel
Handbuch Policy-Forschung
herausgegeben von
Georg Wenzelburger
Reimut Zohlnhöfer
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-34560-0
Print ISBN
978-3-658-34559-4
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-34560-0

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