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Open Access 2024 | Open Access | Buch

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Staatsbildung und Legitimation im Himalaya

Eine Verflechtungsgeschichte des Gorkhā-Staates im überlangen 19. Jahrhundert

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Über dieses Buch

Mit diesem Open-Access-Buch zeigt Stefan Lüder auf, dass die Geschichte der Himalaya-Region mit der übrigen Welt weitaus verflochtener ist als bisher angenommen wird.Die historische Legitimationsforschung ist bisher durch europa- und amerikazentrische Perspektiven geprägt. Auch wenn in den letzten Jahren vereinzelt auch die Zentren Asiens, insbesondere China und Indien, zunehmend in den Fokus genommen werden, bleibt die Himalaya-Region, trotz ihrer steigenden Bedeutung für Geopolitik und Klimawandel, in dieser Hinsicht bisher gänzlich unerforscht und wird in Medien, Politik und Wissenschaft weiterhin als unzugängliche Grenzregion wahrgenommen.

Dies ist ein Open-Access-Buch.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter

Open Access

Kapitel 1. Einleitung
Zusammenfassung
Seit Beginn der akademischen Institutionalisierung der Geschichtswissenschaften im Verlauf des 19. Jahrhunderts bildete der Nationalstaat und dessen Grenzen lange Zeit den grundlegenden Referenzrahmen historischer Forschung. Ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde die Dominanz der Nationalgeschichte und der sogenannte methodologische Nationalismus aber zunehmend infrage gestellt.
Stefan Lüder

Open Access

Kapitel 2. Aktueller Forschungsstand, Desiderate und das eigene Forschungsdesign
Zusammenfassung
Die Forschungsfragen und das Erkenntnisinteresse dieses Buchs erfordern eine Einführung in verschiedene relevante Forschungsgebiete und eine detaillierte Herausarbeitung der jeweiligen Desiderate. Zum Einstieg werden deshalb zunächst etymologischen und ideengeschichtliche Ursprünge von unterschiedlichen Legitimationsbegriffen thematisiert und in die Anfänge der wissenschaftlichen Legitimationsforschung in den Geistes- und Sozialwissenschaften einführend diskutiert. Im nächsten Schritt geht es dann etwas spezifischer um die Legitimationsforschung in den Geschichtswissenschaften mit einem besonderen Fokus auf den aktuellen Stand der Forschung im Kontext Asiens.
Stefan Lüder

Open Access

Kapitel 3. Dynamiken der Staatsbildung im überlangen 19. Jahrhundert des zentralen Himalayas
Zusammenfassung
Eine zusammenfassende Beschreibung der regionalen Dynamiken der Staatsbildungsprozesse im überlangen 19. Jahrhundert des zentralen Himalayas etabliert den notwendigen narrativen Rahmen für die nachfolgende Analyse der Strategien zur Herrschaftslegitimation. Zudem werden anschließend die spezifischen Legitimationsdefizite herausgearbeitet, mit denen die verschiedenen herrschenden Eliten während der unterschiedlichen Phasen der Staatsbildung konfrontiert waren.
Stefan Lüder

Open Access

Kapitel 4. Legitimation in der formativen und expansiven Phase der Staatsbildung
Zusammenfassung
Die bisherige Erforschung von Legitimationsstrategien der herrschenden Eliten der Gorkhālī während den Anfängen der staatsbildenden Prozesse und der anschließenden expansiven Phase fokussiert fast ausschließlich das Königtum. Als besonders einflussreich gelten anthropologische, ethnologische und indologische Forschungen in der zweiten Hälfte des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts, die hauptsächlich von Forschenden aus Europa und Nordamerika durchgeführt wurden.
Stefan Lüder

Open Access

Kapitel 5. Recht und Ordnung im Gorkhā-Staat
Zusammenfassung
Im historiografischen Narrativ der Rāṣṭrīya Itihās herrschte über Jahrzehnte der Konsens, die Zeit der Rāṇā-Dynastie zwischen 1846 und 1950 sei eine „dunkle Episode“ despotischer Willkürherrschaft illegitimer Usurpatoren. Erst ab den späten 1970er und vermehrt schließlich ab den 1980er Jahren wurden in den Geschichtswissenschaften vereinzelt Versuche unternommen, sich differenzierter und weniger wertend mit dieser Zeit auseinanderzusetzen. Dennoch beschränkten sich der Großteil der Publikationen auf Herrscherbiografien, eine deskriptive Ereignisgeschichte oder Themen wie Außen- und Innenpolitik, Verwaltung, Militär, Wirtschaft und Gesellschaft. In den folgenden Kapiteln steht daher die Frage im Fokus, ob sich die Rāṇā-Familie nach ihrer Machtübernahme auch einige Ideen und Praktiken der britischen Zivilisierungsmission aneigneten und für den eignen Machterhalt und -ausbau einsetzten.
Stefan Lüder

Open Access

Kapitel 6. Herrschaftslegitimation durch Gesundheitswesen und Bildungsinstitutionen
Zusammenfassung
In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde in der Forschung zu europäischen Zivilisierungsmissionen herausgearbeitet, dass die Schaffung eines Gesundheitswesens, medizinische Wissens- und Methodenkanons sowie Bildungsinstitutionen und -inhalte in der Hochphase der europäischen Hegemonie im 19. Jahrhundert oft als Merkmal für den Grad der Zivilisiertheit von Gesellschaften verstanden wurden. Im Folgenden Kapitel geht es um die Frage, welche Rolle die selektive Aneignung von Wissen und Institutionen in der Entstehung eines Bildungssystems und Gesundheitswesens im Gorkhā-Staat spielte und inwieweit diese zur Herrschaftslegitimation von den herrschenden Eliten instrumentalisiert worden sind.
Stefan Lüder

Open Access

Kapitel 7. Technologie zur Herrschaftslegitimation
Zusammenfassung
Mit der perspektivischen Erweiterung der historischen Wissenschaften im Laufe der 1980er Jahre wurden auch verschiedene Aspekte materieller Kultur wie Technologien in der Imperialismus- und Kolonialismus-Forschung auf ihre ideologischen Implikationen hin untersucht und zum Gegenstand wissenschaftlicher Debatten. Dabei befasst man sich mit der Frage, wie Technologien als Maßeinheit zur Bestimmung des Zivilisierungsgrades von Gesellschaften herangezogen, zur Herrschaftslegitimation instrumentalisiert worden und Ansprüche auf Macht, Autorität und zivilisatorische Überlegenheit implizierten wurden. Aber während es zahlreiche Publikationen gibt, die sich mit den Zusammenhängen von Herrschaftslegitimation und Technologie in der südasiatischen Geschichte auseinandergesetzt haben, bleibt die Region des zentralen Himalayas in der Empirie dieser Forschungen bis heute gänzlich außen vor. Deshalb wird in diesem Kapitel der Frage nachgegangen, inwieweit Technologien im Verlauf des überlangen 19. Jahrhunderts als Ausdruck der materiellen Dimension von Selbstzivilisierung der Gesellschaft des Gorkhā-Staates und daher als Manifestation sich gegenseitig ergänzender Elemente von Legitimationsdiskurse und -praktiken verstanden werden können.
Stefan Lüder

Open Access

Kapitel 8. Das Erbe der Selbstzivilisierung im Himalaya
Zusammenfassung
In diesem Buch wurden wichtige Strategien zur Herrschaftslegitimation im überlangen 19. Jahrhundert des Gorkhā-Staates herausgearbeitet. Dabei wurde detailliert dargelegt, auf welch vielschichtige und komplexe Art und Weise die Geschichte des Gorkhā-Staates mit der Geschichte Asiens, Europas und der weiteren Welt verwoben ist. Anhand der exemplarischen Untersuchung der legitimatorischen Diskurse und Praktiken wurde hinreichend belegt und gezeigt, wie sich ändernde lokale, regionale und globale Dynamiken der Staatsbildung zu neuen Formen der Herrschaftslegitimation führen. Es konnte dargelegt werden, wie es den herrschenden Eliten des Gorkhā-Staates im Verlauf des überlangen 19. Jahrhunderts durch die sukzessive Selbstzivilisierung gleichermaßen gelungen war, den internen Machterhalt weitestgehend sicherzustellen und einer potenziell drohenden Fremdbestimmung durch die britische Kolonialmacht zuvorzukommen und dadurch die Souveränität und territoriale Integrität des Gorkhā-Staates zu bewahren. Durch das eigens entwickelte Forschungsdesign wurde in der Praxis demonstriert, wie Global-, Regional- und sogar Nationalgeschichte in der historischen Forschung im Zusammenhang gedacht und auch umgesetzt werden kann, um Tendenzen zu methodologischem Globalismus, Regionalismus und Nationalismus entgegenzuwirken.
Stefan Lüder
Backmatter
Metadaten
Titel
Staatsbildung und Legitimation im Himalaya
verfasst von
Stefan Lüder
Copyright-Jahr
2024
Electronic ISBN
978-3-658-44422-8
Print ISBN
978-3-658-44421-1
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-44422-8