Skip to main content

04.03.2024 | Liquidität | Im Fokus | Online-Artikel

Unternehmen gewähren wieder längere Zahlungsfristen

verfasst von: Sylvia Meier

2:30 Min. Lesedauer

Aktivieren Sie unsere intelligente Suche, um passende Fachinhalte oder Patente zu finden.

search-config
print
DRUCKEN
insite
SUCHEN
loading …

Die Risiken von Forderungsausfällen sind gestiegen. Das belegt eine aktuelle Creditreform-Studie. Mit längeren Zahlungsfristen kommen Unternehmen ihren Geschäftspartnern entgegen. Davon profitieren große Betriebe deutlich häufiger als kleine.

Begleichen Kunden ihre Rechnungen verspätet, schadet das der Liquidität. Das Formulieren von Zahlungszielen ist deshalb ein entscheidender Hebel, um die Eingänge zu steuern. Doch nicht immer geht der Plan auf: Geraten langjährige Geschäftspartner infolge wirtschaftlicher Herausforderungen in finanzielle Schwierigkeiten, müssen Unternehmen gut überlegen, ob sie diesen bei den Zahlungsbedingungen entgegenkommen. Denn sie dürfen die eigene Liquiditätsplanung nicht vernachlässigen.

So stellt der Creditreform Zahlungsindikator Winter 2023/2024 fest, dass zwar der Zahlungsverzug deutscher Unternehmen gesunken ist, gleichzeitig jedoch großzügigere Zahlungsziele vereinbart wurden. Für ihre Analyse griffen die Experten auf Daten von gut einer Million Unternehmen aus dem Debitorenregister Deutschland (DRD) zurück. Das gesamte Belegvolumen beträgt rund 86 Milliarden Euro. Monatlich werden rund 26 Millionen Informationen eingegeben. Die Zahlen beruhen auf überfälligen, aber ausgeglichenen Belegen.

Mehr Zeit zur Begleichung einer Rechnung

Das durchschnittliche Zahlungsziel von Unternehmen lag im zweiten Halbjahr 2023 bei 32,05 Tagen. Im ersten Halbjahr 2023 betrug es noch 29,93 Tage. Vor Beginn der Pandemie waren allerdings Zahlungsziele von rund 32 Tagen durchaus üblich. Während der Corona- und der Energiepreiskrise hatten die Lieferanten die Zahlungsfristen eingeschränkt, um mögliche Ausfallrisiken zu minimieren.

Viele Kreditgeber und Lieferanten geben nun ihren Geschäftskunden mehr Zeit, um Rechnungen zu begleichen. Der Zahlungsverzug verringerte sich hierdurch auf durchschnittlich 8,47 Tage (erstes Halbjahr 2023: 10,77 Tage). Insgesamt ergab sich im zweiten Halbjahr 2023 eine durchschnittliche Forderungslaufzeit von 40,52 Tagen. So lange warten Unternehmen auf einen Zahlungseingang.

KMU erhalten kürzere Zahlungsfristen

Branchenbezogen zeigen sich jedoch Unterschiede: So ist die Forderungslaufzeit in der Metall- und Elektrobranche mit durchschnittlich 45,35 Tagen deutlich länger als in der Konsumgüterbranche (33,69 Tage). Interessant ist außerdem, dass vor allem Großunternehmen von großzügigeren Fristen profitieren. Mehr als die Hälfte der Außenstände in Deutschland (59,4 Prozent) entsteht durch Großunternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern. Kleinunternehmen mit höchstens 50 Beschäftigten müssen Rechnungen deutlich schneller bezahlen. Sie waren für 27,1 Prozent des überfälligen Forderungsvolumens verantwortlich - das ist ein Plus von 1,3 Prozentpunkten.

"Große Firmen bekamen 1,76 Tage mehr Zeit zum Begleichen von Rechnungen als in der Vorperiode. Kleinunternehmen wurden nur 0,79 Tage zusätzlich gewährt", führt DRD-Leiterin Janine Stappen aus. Das könne Ausdruck von Marktmacht sein, sei aber auch betriebswirtschaftlich nachzuvollziehen, "da Großkunden meist ein niedrigeres Ausfallrisiko aufweisen". Insgesamt werde Großunternehmen derzeit ein Zahlungsziel von 34,25 Tagen eingeräumt, Kleinunternehmen erhalten 26,80 Tage.

Finanzierungs- und Zinskosten belasten Liquidität

"Jeder zusätzliche Tag, die eine Rechnung verspätet bezahlt wird, belastet die Liquidität des Lieferanten. Ohnehin ist der Druck durch die gestiegenen Finanzierungs- und Zinskosten signifikant höher als im vergangenen Jahr", kommentiert Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, das Ergebnis der Analyse. 

print
DRUCKEN

Weiterführende Themen

Die Hintergründe zu diesem Inhalt

2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

Liquiditätsplanung

Quelle:
Liquiditätsplanung

2023 | OriginalPaper | Buchkapitel

Unternehmensbewertung für Mittelstand, Klein- und Kleinstunternehmen

Eine ökonomische Analyse der Grundsätze zur Ermittlung von Unternehmenswerten für das deutsche Handwerk (AWH-Standard)
Quelle:
Unternehmensbewertung und ökonomische Analyse

Das könnte Sie auch interessieren

25.01.2024 | Forderungsmanagement | Gastbeitrag | Online-Artikel

Säumige Kunden durch Framing bewegen

13.09.2023 | Factoring | Kompakt erklärt | Online-Artikel

Wie sorgt Factoring für Liquidität?

04.10.2023 | Rechnungswesen | Kompakt erklärt | Online-Artikel

Warum elektronische Rechnungen die Zukunft sind