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2023 | Buch

Wie halten Sie Ihre Gabel?

Von mentaler Programmierung zu innerer Freiheit

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Über dieses Buch

​Wer mentale Programmierungen erkennt und bei sich ändert, wird innerlich souverän und kann frei und selbst bestimmt gestalten. In der Regel ist uns nicht bewusst, dass sich bereits in frühester Kindheit und Jugend die Art und Weise unseres Denkens und Handelns manifestiert. Daran ändert sich meist während unseres ganzen Lebens recht wenig. Doch was, wenn Wirtschaft, Gesellschaft und Arbeitswelt sich jetzt so schnell und radikal wandeln wie nie zuvor – während wir unbewusst bei alten Programmierungen bleiben? Wir werden innerlich unsicher, agieren zaghaft und unsouverän. Es mangelt uns an mentaler Flexibilität und psychologischer Sicherheit, um den Wandel zu gestalten. Wir sind häufig im Widerstand und klammern uns an Hergebrachtes, ohne wirklich zu begreifen, warum. Wir verstehen die Programme dahinter nicht.Das Buch richtet sich an ein breites Publikum. Es spricht all diejenigen an, die das Gefühl haben, „festzustecken“ und die freier und selbst bestimmter leben möchten. Leistungsorientierte Menschen in verantwortungsvollen Positionen in Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Kultur etc., suchen in einer brüchigen, nicht-linearen Welt einen inneren Anker, um mutig und inspiriert Neues gestalten zu können.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Familie ist die Keimzelle mentaler Programmierungen
Zusammenfassung
Biologisch gesehen kommt jeder Mensch zu früh auf die Welt. Das ist keine These von mir, sondern seit Langem Stand der Wissenschaft. Rund 16 Monate müssten wir eigentlich im Mutterleib bleiben, um direkt nach der Geburt vergleichbar überlebensfähig zu sein wie ein Baby unserer engsten genetischen Verwandten, der Affen. Wenn wir nach nur neun Monaten Austragungszeit bereits auf die Welt kommen, sind wir im Gegensatz zu Affenbabys vollkommen hilflos. Ohne die Fürsorge der Eltern oder anderer Erwachsener droht ein menschliches Neugeborenes nach kurzer Zeit zu verhungern, zu verdursten oder an Unterkühlung zu sterben. Die körperliche Überlebensfähigkeit erwirbt ein Kind erst nach und nach, im Zusammenspiel mit seiner jeweiligen Umwelt. Der „Trick“ der frühen Geburt, den die Evolution beim Menschen angewendet hat, lässt uns also körperlich hilflos und mental formbar wie Wachs auf die Welt kommen. Dadurch ist der Mensch einerseits stark eingeschränkt. Andererseits sind wir so mental offen und innerlich frei wie kein zweites Lebewesen auf diesem Planeten. Unsere frühe Geburt bedeutet insofern Segen und Fluch zugleich. Wahrscheinlich braucht jeder Mensch einen Zündfunken, der ihn irgendwann erkennen lässt, dass er mehr ist als seine mentalen Programmierungen. Es ist diese Initialzündung, die uns aus der Unbewusstheit holt und uns zumindest ahnen lässt, dass es da einen Raum der Freiheit jenseits dessen gibt, was uns seit frühester Kindheit eingetrichtert wurde. Einige besitzen schon als Kind eine Art mentales Immunsystem, das sie zu viel Fremdbestimmung intuitiv abwehren lässt. Andere erleben zumindest einen positiven Anker, selbst wenn sie dessen Bedeutung erst viel später verstehen. Wieder andere wachen sehr spät aus der Unbewusstheit auf. Über Jahre und Jahrzehnte kommen sie nicht auf den Gedanken, dass da noch etwas sein könnte, das hinter all dem ist, was sie von außen übernommen haben. Was genau hinter allen unseren mentalen Programmen steht und unser wahres Selbst ausmacht, lässt sich mittels spiritueller Intelligenz mehr und mehr erfassen. Wir beginnen, unsere mentalen Programme zu beobachten und merken, dass wir in Wirklichkeit mehr der Beobachter sind als die Summe dieser Programme. Wäre das anders, dann wären wir den mentalen Programmen aus unserer Kindheit wohl bis ans Lebensende ausgeliefert. Wir hätten nie eine Chance, sie zu durchschauen und schließlich zu verändern. Denn nur das, was ich erkenne, kann ich auch ändern. Allein das Unbewusste wird zum Schicksal. Ein erster Schritt zur inneren Freiheit kann in diesem Sinn die bewusste, reflektierende Erinnerung an eigene biografische Prägungen sein. Es gilt, aus einer unbewussten Inkompetenz eine bewusste Inkompetenz werden zu lassen. Daraus wird eine bewusste Kompetenz, um schließlich zu einer unbewussten Kompetenz zu werden. Gern lassen wir unseren Forschergeist immer weiter in die Außenwelt wandern. Wie sieht es mit unserem Blick nach innen aus? Wie viel Mühe verwenden wir darauf, das Unsichtbare in unserem eigenen Inneren ans Licht zu bringen? Wohl die wenigsten Erwachsenen stellen sich jemals folgende einfache Fragen: warum denke ich, wie ich denke? Wo liegt der Ursprung meiner Überzeugungen? Wie kann ich sicherstellen, dass ich nicht lediglich etwas wiederhole, was andere mir erzählt haben? Oder positiv gewendet: Woran erkenne ich, dass ich selbstständig denken kann?
Gundolf R. Wende
2. Was das Bildungssystem wirklich fürs Leben lehrt
Zusammenfassung
Was haben Sie eigentlich in der Schule gelernt? Sicherlich den Satz des Thales aus der Geometrie, nach dem (vereinfacht ausgedrückt) sämtliche Dreiecke innerhalb eines Halbkreisbogens rechtwinklig sind. Oder dass Goethe und Schiller miteinander befreundet waren und zur selben Zeit in Weimar lebten. Das sind Beispiele für bewusst erworbenes, theoretisches Wissen. Den größten Teil davon haben Sie allerdings längst vergessen. Unser kognitiver Apparat sortiert überflüssiges Wissen allmählich aus – sofern es nicht mit starken Emotionen verknüpft ist. Doch ist das bereits alles? Hat das Bildungssystem Ihnen ausschließlich vermittelt, was in Lehrplänen stand? Nein, denn in Wirklichkeit findet auch in der Schule eine unbewusste mentale Programmierung statt. Sie haben in der Schule eine bestimmte Denkweise verinnerlicht, ein Mindset, das Sie für sich akzeptieren mussten, um Ihre Schulzeit unbeschadet überstehen zu können. Über dieses mentale Programm denken wir als Kinder und Jugendliche so gut wie nie nach. Dabei beeinflusst es unser späteres Leben deutlich mehr als der Satz des Thales oder Goethes und Schillers Freundschaft. Zu diesem Programm gehört beispielsweise, dass Leistung objektiv vergleichbar erscheint, um uns mit anderen zu vergleichen und mit ihnen um die vorteilhafteste Bewertung von außen zu konkurrieren. Genau wie Unternehmen im Wettbewerb stehen und um die Gunst der Kunden konkurrieren. Die Schule ist ein Spiegel der Gesellschaft. Sie ist in den allermeisten Fällen kein Ort, an dem junge Menschen sich ausprobieren und Schritt für Schritt entdecken, was in ihnen steckt. Sondern der Platz, an dem die Spielregeln der Gesellschaft eingeübt werden. Dieses Einüben läuft jedoch weitgehend unbewusst ab! Die Regeln werden in der Schule allgemein weder hinterfragt noch kritisch diskutiert. Natürlich soll im Schulunterricht auch kritisch-analytisches Denken geübt werden. Allerdings ausschließlich in dem vorgegebenen Rahmen und auf der Grundlage einer sozialen Konditionierung, die als solche nicht zur Debatte steht. Das kritische, analytische und in Ansätzen selbstständige Denken darf anhand von Aufgaben demonstriert werden – und auch dafür gibt es am Ende eine Schulnote. Dabei existiert so etwas wie ein mentales Metaprogramm, das lautet: Halte dich an die Regeln! Wir haben auch gelernt und verinnerlicht, dass hohe Leistung auf hoher Intelligenz basiert. Und diese Intelligenz ist als eine rein logische, rationale Intelligenz definiert. Wenn wir allein diese Intelligenz bei Kindern und Jugendlichen fördern und trainieren, dann ist das so, als wollten wir sie dazu bringen, die besseren Computer zu sein. Das ist weder möglich noch im Zeitalter von Digitalisierung, Automatisierung und Künstlicher Intelligenz sinnvoll. Wir brauchen zukünftig vielmehr menschliche Intelligenzen, wie zum Beispiel Empathie, Intuition, Fähigkeit zur Selbstreflexion, Fähigkeit zu selbständigem und vernetztem Denken, Kooperationsfähigkeit mit vielen unterschiedlichen Menschen und Kreativität. Die Angst, dass Automatisierung und Künstliche Intelligenz die meisten unserer Arbeitsplätze vernichten könnten, entsteht nur, weil wir meinen, mit Maschinen auf dem Gebiet der logischen Intelligenz konkurrieren zu müssen. In Wirklichkeit kommt es aber darauf an, uns auf unsere eigentlich menschlichen Stärken zu besinnen. Das muss in der Schule beginnen – oder noch besser bereits in der Kita – und später an den Fachhochschulen und Universitäten fortgeführt werden! Wir müssen uns dazu die alten, unbewussten Programme bewusst machen, um sie danach durch neue ersetzen zu können.
Gundolf R. Wende
3. Kultur und Religion programmieren unsere Träume
Zusammenfassung
Individuelle mentale Programmierungen geschehen auf der Basis der jeweiligen sozialen und kulturellen Konditionierung. Wir leben in miteinander vernetzten Großgruppen und bewegen uns in einem kulturellen Rahmen, der für unser Überleben und die Entfaltung unseres Menschseins notwendig ist. Das bringt es mit sich, Regeln kennenzulernen, zu akzeptieren, zu beherrschen und auch immer wieder Neues von der Gesellschaft zu übernehmen. Wir müssen mental offen und flexibel bleiben, denn sonst verlieren wir den Anschluss an eine Gesellschaft und eine Wirtschaft, die innovativ und von permanentem Wandel geprägt sind. Kinder werden in aller Regel nicht nach ihren Bedürfnissen gefragt, sondern es wird ihnen ein bestimmtes Verhalten, eine bestimmte Denkweise beigebracht, man könnte sogar sagen: aufgezwungen. Nicht die Bedürfnisse der Kinder, sondern die Spielregeln der Familie und der Gesellschaft als Ganzes stehen im Mittelpunkt. Damit wird bereits die Grundlage gelegt für die späteren Wünsche und Träume der Erwachsenen. Wer zum Beispiel in einem streng religiösen Umfeld aufwächst, dem wird nahegelegt, dass es im Leben vor allem darauf ankommt, nach den Wertvorstellungen und Normen dieser Religion zu leben. Verurteilt die Religion beispielsweise Scheidungen und sieht sie Kinderlosigkeit als einen Makel an, so werden sich viele Menschen eine lebenslange, kinderreiche Ehe wünschen. Wächst ein Kind in einem stark konsummaterialistischen Umfeld auf, so wird es früh lernen, materielle Dinge für seine Emotionsregulation einzusetzen und dementsprechend später von einem Leben träumen, in dem ihm möglichst unbegrenzte materielle Ressourcen zur Verfügung stehen. Wenn wir nicht wollen, dass die Träume unserer Kinder maßgeblich von Konsum, Religion und dem jeweiligen Gruppenzwang einer Peer Group bestimmt werden, so scheint mir die einzige Lösung zu sein, mit Kindern möglichst früh in einen Austausch zu gehen. Wir sollten sie nach ihren Bedürfnissen fragen – jeweils angepasst an ihr Alter – und diese dann auch so gut es geht berücksichtigen. Denn Kinder wissen sehr wohl, was für sie gut und richtig ist!
Gundolf R. Wende
4. Wir sind nicht mit Menschen, sondern mit Überzeugungen verheiratet
Zusammenfassung
Abgesehen von Geld gibt es wahrscheinlich wenig, woran Menschen überall auf der Welt so fest glauben wie an die auf Dauer angelegte Zweierbeziehung. Zu einem erfüllten Leben gehört offensichtlich, sich dauerhaft an einen Lebenspartner zu binden. Priester, Mönche, Asketen oder Einsiedlerinnen, die aus spirituellen Motiven auf Ehe und Zweisamkeit verzichten, gab es noch vor ein paar hundert Jahren auch bei uns massenhaft. In der modernen westlichen Gesellschaft existieren sie kaum noch. Wo es sie weiterhin gibt, da sind sie Exoten, die bestaunt oder belächelt werden. Die große Mehrheit beginnt früh im Leben und wie selbstverständlich mit der Partnersuche. Dabei ist die Zweierbeziehung so selbstverständlich gar nicht, wenn man Anthropologen und Historiker fragt: Unsere frühen Vorfahren lebten sehr wahrscheinlich über Jahrzehntausende in kleinen Gruppen, kannten möglicherweise überhaupt keine exklusiven Zweierbeziehungen im heutigen Sinn und erzogen ihre Kinder gemeinschaftlich. Erst durch die landwirtschaftliche Revolution in den frühen Hochkulturen kam mit dem Privatbesitz auch die Ehe ins Spiel. Anders als in früheren Zeiten ist eine Ehe längst nicht mehr primär die Voraussetzung, um eine Familie zu gründen und seinen Besitz an die nächste Generation zu vererben. Die Ehe oder romantische Beziehung soll uns vielmehr glücklich machen. Das Lebensglück steht jetzt im Mittelpunkt, wenn es um Beziehung, Ehe, Familie und sogar um eigene Kinder geht. Wir kämpfen heute nicht mehr so sehr im Außen ums Überleben und können es uns deshalb leisten, nach innen zu schauen und uns zu fragen, wie glücklich oder unglücklich wir uns fühlen. Haben wir gerade keinen Partner, fühlen wir uns schnell einsam. Beziehungssehnsucht ist ein Grundgefühl, das praktisch alle seit ihrer Jugend kennen. Klappt es nicht so richtig mit dem Flirt am Arbeitsplatz, beim Sport oder in der Kneipe, helfen Dating-Apps, Partnervermittlungen und Kuppelshows im Fernsehen. Es scheint, als lebten wir in goldenen Zeiten für unser Lebensglück zu zweit. Aber das täuscht. Denn zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine riesige Lücke! Im Hinblick auf eine Zweierbeziehung schleppt fast jeder Mensch einen Berg an Illusionen mit sich herum. Es gibt eine Riesenerwartung an den perfekten Partner, die erfüllte Beziehung und die glückliche Ehe. Dabei ist es zunächst fast egal, wo diese Programme herkommen. Die geweckten Erwartungen sind überall gigantisch! Meist ohne zu reflektieren versuchen wir, diesen Erwartungen zu entsprechen. Kommt es zu einer Beziehungskrise, dann werden nicht die eigenen Wünsche und Erwartungen hinterfragt, sondern die Ursache beim jeweiligen Partner gesucht! Sie ist von ihm enttäuscht, nicht von sich selbst. Er ist von ihr enttäuscht, nicht von seinem eigenen Glauben an ein unerreichbares Ideal. Alle sind vom jeweils anderen enttäuscht, niemand von sich selbst, von seiner Erziehung oder von der Gesellschaft. Wir stellen also nicht die mentalen Programmierungen infrage, die wir im Hinblick auf die Zweierbeziehung übernommen haben. Sondern wir stellen die Fähigkeit des anderen infrage, uns glücklich zu machen. Denn genau das ist die unbewusste Erwartung: Die Ehe, die Liebesbeziehung – und damit eigentlich der oder die andere – soll uns glücklich und zufrieden machen! Damit suchen wir aber das Glück im Außen und nicht in uns selbst, wo allein wir es finden könnten.
Gundolf R. Wende
5. Männer, Frauen und diverse andere Programme im Kopf
Zusammenfassung
Was macht eine Frau zur Frau und einen Mann zum Mann? Biologisch lässt sich der Unterschied in wenigen Sätzen erklären: Zwei X-Chromosomen ergeben eine Frau; die Kombination aus einem X- und einem Y-Chromosom ergibt einen Mann. Daraus folgt fast nur eine einzige unverrückbare biologische Konsequenz: Die Fortpflanzung des Menschen benötigt die Kooperation beider Geschlechter. Frauen können Kinder gebären, aber nicht zeugen. Umgekehrt können Männer Kinder zeugen, aber nicht gebären. Nahezu sämtliche anderen physischen Geschlechtsunterschiede sind nicht unveränderlich. Frauen haben ein „weibliches“ Gehirn und Männer ein „männliches“? Heute wissen wir, dass sich das Gehirn aufgrund der sogenannten Neuroplastizität stets den Lebensbedingungen des Menschen anpasst. Unsere Gehirne sind (wie im Grunde jedes Organ des Körpers) ein Spiegel äußerer Bedingungen sowie unseres eigenen Umgangs mit diesem Organ. Wenn wir weibliche und männliche Exemplare des Homo sapiens ab frühester Kindheit verschieden behandeln, so muss sich das in einer unterschiedlichen Entwicklung der Gehirne widerspiegeln. Wir dürfen Ursache und Wirkung nicht verwechseln! Auch alle übrigen körperlichen Merkmale, die wir als weiblich beziehungsweise männlich wahrnehmen, lassen sich grundsätzlich verändern. Die moderne Medizin braucht dazu bloß genügend Zeit, mehrere Operationen und größere Mengen an Hormonpräparaten. So macht sie aus einer Frau einen Mann oder aus einem Mann eine Frau. Je jünger die Patientin oder der Patient, desto überzeugender das Ergebnis. Allein bei der Fortpflanzung bleibt es – vorerst vielleicht – bei dem durch X- und Y-Chromosomen festgelegten Unterschied. Jedoch in kaum einem anderen Lebensbereich sind mentale Programmierungen so mächtig und so allgegenwärtig wie in Bezug auf den Geschlechterunterschied. Aber wie konnte es überhaupt zu einem kulturellen Programm kommen, das aus einem vergleichsweise winzigen biologischen Unterschied einen so tiefen mentalen und sozialen Graben macht?
Gundolf R. Wende
6. Wir sind so gesund und fit, wie wir glauben können
Zusammenfassung
„Der Glaube kann Berge versetzen“, lautet eine Redensart. Sie geht auf die Bibel, genauer den ersten Brief des Paulus an die Korinther zurück. Hier ist bildlich ausgedrückt, wie sehr die mentale Ebene die Materie beeinflussen kann. Es ist ein unmittelbarer und nahezu unermesslicher Einfluss. Einen Berg zu versetzen, ist ja eigentlich unmöglich! Die Macht der Gedanken über die materielle Ebene ist also so groß, dass es unser Vorstellungsvermögen schnell übersteigt. Viele Menschen haben das schon immer intuitiv verstanden, denn sonst wäre diese Redensart nicht überliefert worden. Doch die Mehrheit der Physiker, Biologen und Mediziner will von der Macht des Glaubens nicht viel wissen. Sie folgt seit langer Zeit dem sogenannten Cartesianismus, benannt nach dem Philosophen, Mathematiker und Naturforscher René Descartes, der von 1596 bis 1650 lebte. Er postulierte für jede exakte Wissenschaft die strikte Trennung der „gedanklichen Sache“ (lateinisch: res cogitans) von der „ausgedehnten Sache“ (res extensa). Materie (die „ausgedehnte Sache“) verhält sich demnach stets unabhängig davon, was wir über sie denken. Das gilt auch und gerade für den menschlichen Körper. Seit der Neuzeit stellte die Wissenschaft den menschlichen Körper als eine komplizierte Maschine dar, die gemäß den Naturgesetzen und deshalb absolut berechenbar funktioniert. Was wir Menschen als „Besitzer“ unseres Körpers an Gedanken und Gefühlen haben, sollte für dessen Funktionsweise keine Rolle spielen. Bis heute prägt der Cartesianismus weitestgehend das Denken über unseren Körper, unsere Gesundheit und die Möglichkeiten und Grenzen unserer körperlichen Leistungsfähigkeit. Dabei wurde dieses Paradigma bereits vor über 100 Jahren durch die Quantenphysik erschüttert. Sie zeigte nämlich, dass bestimmte physikalische Experimente einen unterschiedlichen Verlauf nehmen, je nachdem, welchen Ausgang ein Beobachter erwartet. Ein mentales Phänomen (die Erwartung des Beobachters) wirkt sich demnach unmittelbar auf Materie aus. Was wir denken und wie wir uns fühlen, wirkt sich unmittelbar darauf aus, wie gesund und fit wir sind und wo die Grenzen unserer körperlichen und mentalen Leistungsfähigkeit liegen. Grundsätzlich existieren immer drei persönliche Altersangaben: Das Alter laut Geburtsurkunde, wie sich jemand körperlich fühlt und wie er oder sie sich mental erlebt. Diese drei Altersangaben können durchaus Jahre bis Jahrzehnte voneinander abweichen.
Gundolf R. Wende
7. Miteinander arbeiten jenseits unserer Programmierungen
Zusammenfassung
Sie haben sich längst in unsere Köpfe eingebrannt: Bilder von menschenleeren Produktionshallen, in denen nur noch Roboter arbeiten. Wir sehen diese Bilder seit Jahren im Fernsehen, in Zeitungen und Zeitschriften und im Internet. In den meisten Fällen stammen sie aus der Automobilindustrie, aber unbewusst haben wir längst begonnen, uns die Wirtschaft der Zukunft so vorzustellen, wie sie uns auf diesen Bildern gezeigt wird. Deren Botschaft: Wir Menschen scheinen bald nicht mehr gebraucht zu werden. Robotik und Künstliche Intelligenz (KI) sind allem Anschein nach dabei, in der Arbeitswelt unsere Rolle zu übernehmen. Sie sind schneller, präziser und ausdauernder, als Menschen es je sein konnten. Und sie sind, nach zunächst hohen Investitionen, auf lange Sicht kostengünstiger. Die Bilder von menschenleeren Produktionshallen machen vielen Angst. Noch besteht die Zukunft der Arbeitswelt bloß aus Vorstellungen in unseren Köpfen. Doch von diesen Vorstellungen hängt ab, ob wir voller Sorge oder mit Optimismus in die Zukunft blicken. Es lohnt sich deshalb, zunächst einmal zu hinterfragen, welche Bilder von Arbeit uns überhaupt geprägt haben. Wir sollten uns klarmachen, dass es sich oftmals um kulturell konditionierte Bilder handelt, die mit der ökonomischen Realität nur wenig übereinstimmen. Mentale Programmierungen sind unvermeidlich, gleichzeitig schränken sie unsere Freiheit jedoch sehr stark ein. Sie verengen unseren Blick auf die Wirklichkeit und beschneiden unsere Fantasie, welche neuen Möglichkeiten uns tatsächlich offenstehen. Künstliche Intelligenz und Robotik sind wunderbare Hilfsmittel. Sie werden den Menschen jedoch noch lange nicht ersetzen können. Das menschliche Potential ist weitaus größer. Menschen sind und bleiben unverzichtbar. Es gilt zu erkennen, dass Künstliche Intelligenz nicht viel mit Intelligenz zu tun hat; es sind „lediglich“ Algorithmen. Intelligenz ist die Fähigkeit, das eigene Leben der eigenen Bedürfnisse entsprechend zu organisieren. Wenn wir wirklich den Menschen ins Zentrum stellen, dann können wir eine neue Arbeitswelt erschaffen, die unserem geistigen Potenzial, unserer Kreativität, unserer sozialen Natur und unserer Spirituellen Intelligenz entspricht.
Gundolf R. Wende
8. Das Unbewusste ist der größte Wirtschaftsfaktor
Zusammenfassung
Würden Sie zwölf Stunden vor einem Geschäft anstehen, um sich eine Armbanduhr zu kaufen? Vielleicht beantworten Sie diese Frage spontan mit nein. Dann ginge es Ihnen wie mir. Ich besitze nicht einmal eine Armbanduhr. Solch ein Accessoire war mir nie wichtig; die Zeit ablesen kann ich auch auf meinem Smartphone. Sehr vielen Menschen rund um den Globus geht es da jedoch anders. Klar, denken Sie jetzt vielleicht, das sind Menschen in den ärmsten Ländern, die sich bisher noch nie den Luxus einer Armbanduhr leisten konnten. Wenn es dann plötzlich einmal sehr günstig welche zu kaufen gibt, dann stellen sie sich dafür in eine Schlange. Aber was, wenn wir hier nicht von den Ärmsten der Armen sprechen, sondern von Menschen in den reichsten Städten der Welt – wie Düsseldorf, Abu Dhabi oder Zürich? Von Menschen, die bereits mehrere Armbanduhren besitzen? Würden diese für eine weitere Uhr stundenlang vor einem Geschäft warten? Sie würden es nicht nur, sie taten es tatsächlich, und das in Scharen. Armbanduhren sind ein kulturelles Phänomen und damit – wie alle Kultur – Teil unserer Konditionierung. Menschen erwerben „besondere“ Armbanduhren, um sich daran zu erfreuen, aber oft auch, um ihren sozialen Status zu demonstrieren und sich von Menschen abzugrenzen, die sich weniger leisten können. Unser Wirtschaftswachstum basiert schon seit Langem auf Produkten und Dienstleistungen, die wir nicht notwendigerweise brauchen. Wenn Sie zu Menschen heute sagen „Konsum macht nicht glücklich“, dann werden die meisten wahrscheinlich nicken. Auf der rationalen Ebene stimmen sie dem zu. Aber unbewusst läuft bei ihnen ein ganz anderer Film ab! Konsum aller Art ist im Alltag eben doch unsere bevorzugte Methode, innere Leere zu füllen und ein Gefühl des Mangels zu kompensieren. Wir sind auf der Suche nach etwas, das uns innerlich erfüllt. In letzter Konsequenz ist das eine spirituelle Suche. Weil die spirituelle Suche nach innerlich Erfülltem schwierig ist, oft ins Stocken gerät oder sogar zu scheitern droht, kompensieren wir den Mangel an innerer Erfüllung durch äußeren Konsum. Darüber sind die meisten Menschen nicht reflektiert. Einige verstricken sich sogar tiefer und tiefer in diese unbewussten Mechanismen. Sie scheinen den Kontakt zu sich selbst und zur Wirklichkeit bereits ein großes Stück verloren zu haben. Sie hungern nach Anerkennung, Akzeptanz und emotionaler Einbindung. Es braucht einen Anstoß, um hinter die Kulissen zu blicken, Bewusstheit zu entwickeln und sowohl eigene mentale Programme als auch kulturelle Konditionierungen zu erkennen und zu hinterfragen. Es braucht spirituelle Intelligenz, um diese Zusammenhänge zu erfassen.
Gundolf R. Wende
9. Staat und Gesellschaft ohne Grenzen in den Köpfen
Zusammenfassung
Wenn ich Sie frage, ob Sie in einem Staat leben, dann werden Sie höchstwahrscheinlich mit Ja antworten. Sie werden zum Beispiel sagen: „Ja, ich lebe in Deutschland.“ Oder: „Ich lebe die meiste Zeit in der Schweiz, teilweise in Spanien.“ Was ist jedoch überhaupt ein Staat? Was macht uns so sicher, überhaupt in einem Staat zu leben? Wir sind mental darauf programmiert, an den Staat zu glauben. Aber er ist nicht real. Der Staat ist vielmehr eine vom menschlichen Verstand erfundene Realität. Auch viele andere Realitäten des täglichen Lebens sind fiktiv: Ihr Kontostand ist bloß eine Zahl in einer Währung, die Menschen sich ausgedacht haben. Moderne Gesellschaften funktionieren nur, weil sie sich über fiktive Realitäten organisieren. Ihre Grundlagen sind jedoch nicht real. Gesellschaften aus Millionen von Menschen benötigen Fiktionen zur Orientierung, da sich nicht sämtliche Individuen persönlich kennen und ständig untereinander abstimmen können. Aber heißt das, dass wir über die Fiktion „Staat“ nie nachzudenken brauchen? Hinsichtlich mentaler Programmierung gibt es neben der Frage, was ein Staat überhaupt ist, noch eine Menge mehr, über das wir uns selten oder nie Gedanken machen. Zum Beispiel, wer die Macht hat und warum. Wer bestimmt eigentlich die Regeln innerhalb dieses fiktiven Gebildes namens Staat? Und wer profitiert von diesen Regeln? Gibt es Bürgerbeteiligung in einem Staat? Kann jeder und jede sich jederzeit einbringen? Ist der Staat grundsätzlich bürgerzentriert und dient seine Existenz dem Wohl aller? Oder dient er hauptsächlich einer kleinen Elite? Beruht der Staat auf Prinzipien des Friedens oder auf Gewaltanwendung? Geht es gerecht zu? Werden alle gleich behandelt oder gibt es Diskriminierung? Wir haben uns an Zerrbilder von Staat und Gesellschaft gewöhnt und legitimieren die Gräueltaten der Vergangenheit oft noch im Nachhinein. Seit der Entstehung der modernen Geschichtswissenschaft im 19. Jahrhundert werden wir darauf programmiert, die Geschichte der Menschheit als eine Geschichte der Mächtigen zu begreifen – und dies auch gutzuheißen. Wir hören in der Schule von Alexander dem „Großen“, Karl dem „Großen“ oder Friedrich dem „Großen“ – ohne dass wir lernen zu hinterfragen, was sie in den Augen von Historikern „groß“ macht. Würden wir das reflektieren, dann sähen wir, dass die „Großen“ der Geschichte fast immer diejenigen waren, welche die schlimmsten Kriege angezettelt, die meisten Menschen unterdrückt und ihre Macht am rücksichtslosesten ausgedehnt haben. In der Schule lernten wir etwas von der Demokratie im antiken Athen, die gerne als die eigentliche Keimzelle unseres heutigen demokratischen Staats hingestellt wird. Gab es bei dieser Demokratie wirkliche Bürgerbeteiligung? War das System gerecht? Die meisten Menschen identifizieren sich blind mit einem Staat und seinen oft fragwürdigen Traditionen, ohne diese jemals zu reflektieren. Zur Identifikation gehören sehr häufig auch Überlegenheitsgefühle. Die Rückkehr des Nationalismus in Europa sorgt dafür, dass viele Menschen „ihren“ Staat für den anderen überlegen halten. Würden sie darüber reflektieren, dass alle Staaten Fiktionen sind, und würden sie erkennen, wie sehr Machtkämpfe der Motor der Geschichte waren, könnten sie ihr Gefühl der Überlegenheit kaum aufrechterhalten. Menschen brauchen Identifikation. Wir identifizieren uns jedoch oft im Übermaß mit den Ergebnissen historischer Machtkämpfe und den daraus erwachsenen Grenzen. In der Politik sollte es nicht in erster Linie um Macht, sondern um gemeinsame Gestaltung gehen! Um dies zu erkennen, ist spirituelle Intelligenz nötig. Wie kann eine bürgerzentrierte Demokratie der Zukunft aussehen?
Gundolf R. Wende
10. Freiheit heißt, seine eigenen Programme zu schreiben
Zusammenfassung
Wir häufen immer mehr akademisches Wissen an, werden immer intellektueller, können aber praktisch oft nur wenig mit unserem Wissen anfangen. Entscheidend ist nicht, auf einer theoretischen Ebene zu verstehen, was Bewusstsein ist, sondern die Konsequenzen aus der Tatsache zu ziehen, dass wir in höchstem Maße bewusste Wesen sind. Bewusstheit setzt Bewusstsein voraus, meint aber noch einmal etwas Anderes. Synonyme für Bewusstheit sind Präsenz, Wachheit, Gewahrsein oder Achtsamkeit. Ich besitze Bewusstheit, wenn ich in diesem Augenblick mit allen Sinnen bei dem bin, was ich tue. Bewusstheit meint außerdem auch ein klares Bewusstsein über das, was geschieht – sowohl im Außen als auch im Innen. Wenn ich zum Beispiel erkenne, dass mein Verhalten in einem bestimmten Moment gar nicht meiner wirklichen Absicht entspricht, sondern eher einer mentalen Programmierung aus meiner Kindheit folgt, dann besitze ich in diesem Moment Bewusstheit. Viele Menschen laufen heute unbewusst, unreflektiert und damit in letzter Konsequenz auch unfrei durch die Welt. Sie sind sich ihrer Unbewusstheit jedoch nicht bewusst! Zwischen Bewusstheit und Freiheit besteht ein untrennbarer Zusammenhang. Unbewusste Menschen können nicht frei sein. Wer unbewusst durchs Leben geht, ist den Umständen ausgeliefert. Von Kindern wird in der Schule erwartet, dass sie zahllose Überzeugungen unhinterfragt übernehmen, obwohl sie Bewusstsein besitzen und durchaus schon zu einem gewissen Maß an Bewusstheit fähig sind. Das demonstrieren zum Beispiel Schulen nach der Montessori- Pädagogik, die Kindern bereits sehr viel mehr Reflexionsfähigkeit und Entscheidungsfreiheit zugesteht als anderswo üblich. Der typische Erwachsene ist irgendwann quasi „fertig programmiert“ und lebt sein Leben dann weitgehend wie von einem Autopiloten gesteuert. Er meint zwar vielleicht, freie Entscheidungen zu treffen. Solange er sich jedoch die hinter dem Entscheidungsprozess liegenden mentalen Programmierungen nicht bewusst macht, handelt es sich lediglich um eine vordergründige Freiheit; es handelt sich lediglich um Multiple Choice. Wenn wir bewusst sind, dann sind wir uns auch der Freiheit bewusst, die wir besitzen. Wir sind frei, wir selbst zu sein – also das zu sein, was wir wirklich sind und schon immer waren. Und das ist nach der östlichen Tradition reines Bewusstsein. Alle unsere mentalen Programmierungen sind am Ende bloße Illusionen, an die wir in der „schwarzen Nacht“ der Unbewusstheit begonnen haben zu glauben. Deshalb können wir uns von mentalen Programmierungen im Prinzip auch ganz einfach lösen. Wir brauchen uns ihrer lediglich voll und ganz bewusst zu werden - mittels Meditation. Indem wir unsere Konditionierungen in einem meditativen Zustand beobachten, verlieren sie ihre Macht über uns. Es geht bei Meditationstechniken weniger darum, Erkenntnisse zu gewinnen, sondern Abstand zu gewinnen zu dem, was Sie mental und emotional erleben. Indem Sie Ihre eigenen mentalen und emotionalen Vorgänge zu beobachten beginnen, gewinnen Sie an Bewusstheit und kommen in Kontakt mit der Freiheit, die Sie wirklich sind. Freiheit heißt, sich zu öffnen und aus nahezu unbegrenzten Möglichkeiten zu schöpfen – ohne sich durch das äußere Umfeld irritieren zu lassen.
Gundolf R. Wende
Backmatter
Metadaten
Titel
Wie halten Sie Ihre Gabel?
verfasst von
Gundolf R. Wende
Copyright-Jahr
2023
Electronic ISBN
978-3-658-40045-3
Print ISBN
978-3-658-40044-6
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-658-40045-3

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